04.03.2021

Coronakrise trifft Frauen am Arbeitsmarkt 9 mal so hart

Eine Umfrage von Deloitte und WoMentor zeigt: Die Coronakrise bremst Frauen in ihren Karrierechancen viel stärker als Männer.
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Karrierechancen von Frauen in der Coronakrise
WoMentor-Gründerin Désirée Jonek | (c) Jana Mack

Rechtzeitig vor dem Weltfrauentag am 8. März erhoben Deloitte Österreich und das Mentoring Startup WoMentor in einer gemeinsamen Umfrage, wie es in der Coronakrise um das Thema Gleichstellung und Karrierechancen von Frauen in Unternehmen bestellt ist. 626 Personen – sowohl Führungskräfte als auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden dazu befragt. Das Ergebnis zeigt erhebliche Probleme auf.

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Karrierechancen von Frauen deutlich stärker betroffen

Demnach hat sich die Krise auf die (in Österreich ohnehin schon deutlich schlechteren) Karrierechancen von Frauen bislang fatal ausgewirkt. Die befragten Führungskräfte gehen siebenmal häufiger davon aus, dass sich die Karrierechancen für Frauen durch die Coronakrise verschlechtert haben (14 Prozent) als dies bei Männer (2 Prozent) der Fall ist. Die befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehen es noch einmal deutlich negativer: Nachteilhafte Auswirkungen von Covid-19 auf Frauenkarrieren (27 Prozent) sogar neunmal häufiger genannt als bei Männerkarrieren (3 Prozent).

Deloitte Österreich Partner Elisa Aichinger über alternative Arbeitsformen
(c) feelimage: Deloitte Österreich Partner Elisa Aichinger

Das führen Deloitte und WoMentor vorwiegend auf die schwache Ausprägung des Themas Gleichstellung in den Unternehmen zurück, die sich in der Umfrage deutlich widerspiegelt. Nur knapp die Hälfte der Befragten sieht eine strategische Verankerung in den Unternehmenszielen. Ein Viertel gibt an, nur ein bloßes Lippenbekenntnis oder überhaupt keine Bedeutung des Themas wahrzunehmen. “Die Gleichstellung der Geschlechter hat bei vielen Unternehmen auch im Jahr 2021 eine nachrangige Bedeutung. Zusätzlich hinterlässt Covid-19 seine Spuren – vor allem bei den Karriereperspektiven von Frauen. In der aktuellen Situation braucht es deshalb umso mehr einen Fokus auf gleiche Chancen von Frauen und Männern”, sagt dazu Elisa Aichinger, Partnerin bei Deloitte Österreich.

Hinzu kommt, dass  76 Prozent der betreuungspflichtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den gestiegenen Aufwand in der Kinderbetreuung als große Belastung wahrnehmen – auch hier sind Frauen bekanntlich deutlich stärker betroffen.

Wer auf Gleichstellung achtet ist optimistischer

Dabei ist Désirée Jonek, Gründerin und Geschäftsführerin von WoMentor, sicher: “Unternehmen, die jetzt in ein vielfältiges Team investieren, werden gestärkt aus der Krise hervorgehen”. Und sie beegt das mit Zahlen. So zeigt die Umfrage: In Unternehmen, die das Thema Geschlechtergleichstellung strategisch verankert und umgesetzt haben, sind die Führungskräfte, was den Weg aus der Krise betrifft, deutlich positiver gestimmt. Bei ihnen ist die Mehrheit von 71 Prozent davon überzeugt, dass ihr Betrieb gestärkt aus der Krise hervorgehen wird. Mit abnehmender Bedeutung von Gleichstellung in den Unternehmen sinkt auch der Anteil jener Personen, die hoffnungsvoll in die Zukunft blicken.

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

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Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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