07.06.2021

Diese Strategien verfolgten HealthTechs aus Österreich in der Coronakrise

Die Corona-Krise eröffnet neue Chancen und Möglichkeiten, um die Digitalisierung im österreichischen Gesundheitsbereich voranzutreiben. Der brutkasten hat bei fünf österreichischen HealthTechs nachgefragt, welche Veränderungen sie mehr als ein Jahr nach dem Ausbruch der Pandemie wahrnehmen und welchen Effekt diese auf das eigene Geschäft hat.
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Durch die Corona-Krise hat die Digitalisierung im Gesundheitsbereich an Dynamik gewonnen. Einer aktuellen Umfrage der Ärztekammer Wien zufolge, betreuen rund 68 Prozent der Ärzte heute mehr Patienten telemedizinisch als vor der Krise. Zudem gibt es auch im administrativen Bereich Bewegung. So soll das E-Rezept im kommenden Jahr in ganz Österreich ausgerollt werden und Ärzte, Apotheken sowie die Sozialversicherungen deutlich entlasten. Schätzungen des Dachverbands der Sozialversicherungsträger sollen so sechs Tonnen Papier im Monat eingespart werden.

Die Digitalisierung wird auch im Bereich der Life Sciences immer mehr das bestimmende Thema. So zeigt sich etwa bei der aws, die als Förderbank des Bundes eine wichtige Unterstützung für die Branche gibt, dass in den vergangenen drei Jahren etwa 35 Prozent aller geförderten Life Science Unternehmen Digitalisierungsprojekte umgesetzt haben. Die Digitalisierung hat dabei nicht nur positive Auswirkungen für die Unternehmen selbst, sondern auch für den österreichischen Life Science Standort gesamt. Für Edeltraud Stiftinger, aws Geschäftsführerin zeigt sich „Die Digitalisierung vor allem in der Medizintechnik ist zu einem wichtigen Innovationstreiber geworden. Gerade im Medizintechnik-Bereich gibt es bereits einen regelrechten Boom bei e-Health und Telemedizin Anwendungen. Mehr als ein Drittel der österreichischen Medizintechnik Unternehmen sind bereits in diesem Feld tätig. Die Hälfte aller Neugründungen in den letzten Jahren geht auch auf den Digital Health Sektor zurück“. Diese Entwicklungen haben sich jetzt durch die Corona-Krise noch deutlich beschleunigt.

Neben strukturellen Veränderungen, die durch die Coronakrise vorangetrieben werden, tut sich auch in der heimischen HealthTech-Szene so einiges. Der brutkasten hat dies zum Anlass genommen und mit vier österreichischen Health-Techs über die Auswirkungen der Krise für den Gesundheitsbereich gesprochen. Zudem gaben die Gründer Auskunft, wie sich durch die Coronakrise ihr eigener Geschäftsbereich verändert. Teilweise wurden Covid-19 spezifische Produkte gelauncht oder aufgrund von Beschränkungen hinsichtlich des Vertriebs bereits bestehende R&D-Projekte vorgezogen.

Neue Möglichkeiten durch digitale Daten und Kollaboration

Das Wiener Startup contextflow, das KI-basierte Software für Radiologen entwickelt, hat 2020 seine Finanzierung auf einen siebenstelligen Betrag erhöht, um den Markteintritt zu beschleunigen und neue Funktionen im Zusammenhang mit Covid-19 zu entwickeln. Erst Anfang Juni diesen Jahres konnte sich das Startup in einer Series-A-Finanzierungsrunde ein zusätzliches Millioneninvestment für die weitere Internationalisierung sichern – unter anderem auch für die Zulassung der Lösung durch die U.S. Food and Drug Administration (FDA).

Bereits vor der Pandemie umfasste die Software des Unternehmens eine bildbasierte 3D-Suchmaschine, die Krankheitsbilder in Lungen-CTs erkennt. Dazu zählen auch Krankheitsbilder, die bei Covid-19-Patienten auftreten. Während Lungen-CT-Scans eine wichtige Rolle im Diagnoseprozess für häufige Lungenentzündungen spielen, wird ihre genaue Auswirkung auf die mit Covid-19 zusammenhängende Lungenentzündung noch von Radiologieexperten erforscht. Das Startup, das unter anderem im Rahmen von aws Seedfinancing der Austria Wirtschaftsservice unterstützt wurde, beteiligte sich aktiv an dieser Forschung und lieferte Radiologen bereits zu Beginn der Pandemie Covid-19-relevante Informationen bei der Auswertung von Scans potenzieller Covid-19-Patienten.

Die Software von contextflow ist bereits in Krankenhäusern in ganz Europa im Einsatz. Wie Georg Langs, Chief Scientist und Co-Founder von contextflow, erläutert, muss das Softwarepaket des HealhTechs vor Ort in den Spitälern installiert und das medizinische Personal eingeschult werden. Am Beginn der Krise gab es allerdings Schwierigkeiten in die Krankenanstalten zu kommen, da die Spitäler externen Personen den Zutritt verweigerten. “Das änderte sich aber sehr schnell, da die Krankenhäuser sehr offen waren, die für Lungen relevante Software in ihre Häuser zu bringen. Dadurch konnten wir auch neue Partnerschaften schließen”, so Langs. 

Allerdings fügt er hinzu: “Wir sehen, dass Digitalisierung und Cloud aktuell ein sehr großes Thema ist. Dennoch besteht in Europa noch ein gewisse Zögerlichkeit, die Gesundheitsdaten in die Cloud zu schicken.” Dementsprechend bleiben die Daten der Patienten onsite in den Spitälern. “Eine Voraussetzung dafür ist, dass es vertrauenswürdige Clouds gibt. Hier gibt es bereits spannende Projekte in Europa, wie die Schaffung einer europäischen Gesundheitscloud”. Die Zukunft liegt laut dem Gründer zudem in der Kollaboration. “Die Coronakrise hat uns klar vor Augen geführt, dass man Daten teilen muss, um effiziente Forschung betreiben zu können.” Daten müssten schlussendlich zusammengebracht werden, um Fortschritte in der Forschung zu machen, wobei hier die Bereitschaft durch die Coronakrise gestiegen ist, so Langs. 

Corona-Krise für R&D und Internationalisierung nutzen

Einen ähnliches Momentum für einen Digitalisierungsschub nimmt aktuell auch Gründer Tibor Zajki-Zechmeister vom Klagenfurter HealthTech Tremitas wahr. Das Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von Medizinprodukten spezialisiert, die im Bereich von Bewegungsstörungen zur Anwendung kommen.

“Die Pandemie hat weltweit die Möglichkeit geboten, dass beim Thema Digitalisierung die Uhr nochmals zurückgesetzt wird”, so Zajki-Zechmeister. Vorher hätten Länder nämlich verschiedene Herangehensweisen gehabt, wie schnell oder langsam sie Digitalisierung im Gesundheitsbereich implementieren. “Durch Corona wurden alle gezwungen nochmals an den Start zurückzugehen. Länder und Regierung, die dieses Momentum nicht nutzen, werden langfristig verlieren.”

Wie der Gründer erläutert, hatte die Corona-Krise allerdings auch auf das eigene Geschäft eine große Auswirkung. Die Tremitas GmbH wurde formal bereits 2015 gegründet. Ende 2019 erfolgte dann mit dem “Tremipen” der erste Product-Launch. Dabei handelt es sich um ein mobiles Messgerät in Stiftform, das die Stärke und Frequenz eines sogenannten Tremors – permanentes Zittern in den Händen – messen kann. Das Unternehmen konnte bereits erfolgreich Internationalisieren und ist aktuell mit Distributionspartnern in acht europäischen Ländern aktiv. 

“Am Beginn der Pandemie sind unsere Vertriebswege komplett kollabiert, da Distributionspartner nicht mehr in die Krankenhäuser hineingekommen sind”, so Zajki-Zechmeister. Den abrupten Einschnitt in den laufenden Vertrieb nutzte das Unternehmen allerdings für seine R&D-Aktivitäten und entwickelte den sogenannten Tremipen Home. Dabei handelt es sich um ein Messgerät, das nicht im klinischen Bereich zur Anwendung kommt, sondern telemedizinisch direkt bei den Patienten zu Hause. “Wir wollten unseren Patienten eine Home-Variante unseres Medizinproduktes zur Verfügung stellen, damit sie sich zu Hause messen können und mit einer App ihre Daten unkompliziert an die Ärzte schicken”. Wie Zajki-Zechmeister weiters ausführt, stand das Projekt schon länger in der Pipeline, wurde allerdings im April 2020 aufgrund der Corona-Krise vorgezogen. 

Die Corona-Krise beschleunigte jedoch nicht nur die Entwicklung des neuen Produktes, sondern ließ das Startup auch neue Märkte erschließen. “Aufgrund der Tatsache, dass Europa und die USA sehr stark von der Krise betroffen waren, haben wir unsere Fühler verstärkt nach Asien ausgestreckt”, so der Gründer. Erst unlängst erhielt das Startup für seinen “Tremipen”, die medizinische Zulassung in Japan und Australien.

Klassischer Mittelstand mit Fokus auf österreichischen Markt

Doch nicht nur HealthTech-Startups mit internationalen Skalierungsstrategien bekamen den Effekt der Coronakrise zu spüren, auch mittelständische Unternehmen wie das Tiroler MedTech MediPrime – obgleich sich die Auswirkungen in einer anderen Art und Weise äußerten. Das Unternehmen wurde 2014 gegründet und hat sich auf die Entwicklung von Software-Produkten für den Gesundheitsbereich spezialisiert. Neben der mediprime.app, die ein DSGVO-konformen Austausch sensibler medizinischer Daten zwischen Arztpraxen und deren Patienten ermöglicht, bietet das Unternehmen mit docsy eine cloudbasierte Komplettlösung für Wahlärzte zur Patientenverwaltung und klinischen Dokumentation sowie eine Online-Terminbuchung für Patienten an.  Wie Geschäftsführer Domenik Muigg erläutert, gab es im Vertrieb kaum Einschnitte, da das Unternehmen sich primär auf den österreichischen Markt konzentriert. Zudem sei die Wachstumsstrategie nicht auf eine internationale Skalierung und Neukundenakquise ausgelegt. “Wir zählen nicht als klassisches Startup, sondern finanzieren uns aus dem Cashflow. Zudem beschränken wir uns rein auf den österreichischen Markt”, so Muigg. Dennoch war auch MediPrime im Zuge des Lockdowns in der Einschulung der Software auf den Einsatz von Online-Demos angewiesen. Die digitalen Prozesse hätten sich laut Muigg allerdings so gut bewährt, dass diese auch nach dem Lockdown weiter praktiziert wurden und zu einer Effizienzsteigerung führten.

Die Frage der Supply-Chain 

Auswirkungen hatte die Corona-Krise auch auf den Tätigkeitsbereich des Wiener HealthTechs VivaBack GmbH. Das Unternehmen rund um Gründer und Geschäftsführer Valentin Rosegger hat ein Bewegungsmonitoring auf den Markt gebracht, das die Rückengesundheit mobil messbar macht. Über zwei flache Sensoren die am Brust- und Kreuzbein angebracht werden, können so Wirbelsäulenbewegungen überwacht werden. Im Anschluss werden die Daten analysiert und ein individuelles Bewegungskonzept erstellt, damit die Anwender präventive Maßnahmen ergreifen und so Rückenbeschwerden vorbeugen können.

Zur Anwendung kommt das System primär im Corporate-Health-Bereich. Das HealthTech setzt hierfür auf Coachings in Unternehmen vor Ort und konnte in der Vergangenheit bereits gemeinsam mit großen Corporates, wie A1, Uniqa oder dem Flughafen Wien, Projekte mit Mitarbeitern umsetzen.

Wie Rosegger erläutert, konnten die Coachings aufgrund des Lockdowns allerdings nicht mehr vor Ort in den Unternehmen umgesetzt werden. Die Not machte jedoch erfinderisch. “Wir haben innerhalb kürzester Zeit gemeinsam mit einem österreichischen Versicherungsträger ein Pilotprojekt gestartet, um unsere Coachings auch digital anbieten zu können”, so Rosegger. Die Erfahrungen, die aktuell gemacht werden, sollen zudem für die Weiterentwicklung des Produktes genutzt werden. In der Pipeline steht nämlich aktuell ein europaweiter Rollout für Endanwender im B2C-Bereich.

Rosegger fügt hinzu, dass die Coronakrise langfristig zu einem Digitalisierungsschub im Gesundheitssystem führen wird. Allerdings gab es in der Anfangsphase der Krise insbesondere für HealthTechs, die ihre eigene Hardware herstellen, große Hürden zu meistern. “Wir haben teilweise sechs Monate auf unsere Platinen gewartet, die wir für unsere Sensoren benötigen”, so Rosegger. 

Der Gründer, der gemeinsam mit seinem Team aktuell das Vertriebsnetzwerk ausbaut, blickt optimistisch in die Zukunft und sieht in der Krise auch Chancen für das Wachstums des Unternehmens. “Aufgrund der neuen Home-Office-Situation bekommen wir immer mehr Anfragen von Unternehmen aber auch von Privat-Anwendern, die Viva Back nutzen wollen, um ihre Rückengesundheit zu stärken.”

Die sozialen Aspekte der Krise berücksichtigen

Die Corona-Krise hat allerdings nicht nur medizinische, sondern auch eine Reihe an sozialen Auswirkungen zur Folge – angefangen von Kurzarbeit bis hin zur Vereinsamung. Der Studiengangsleiter für Digital Healthcare an der Fachhochschule St. Pölten, Jakob Doppler, verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass der Diskurs rund um die Digitalisierung des Gesundheitsbereichs künftig viel breiter geführt werden müsste. “Wenn wir von digitaler Gesundheit sprechen, müssen wir auch über soziale Bedürfnisse sprechen”, so Doppler. Im Zuge der Digitalisierung des Gesundheitswesens müsste zudem hinterfragt werden, ob alle Bevölkerungsschichten den gleichen Zugang zu digitalen Anwendungen, wie beispielsweise telemedizinische Services, haben. Dabei gehe es nicht nur um technische Aspekte, sondern auch um die Fähigkeit diese Services zu nutzen. Stichwort: Digital Literacy. “Die große Herausforderung besteht darin, dass die digitale Transformation an älteren Personen spurlos vorbeigeht”, so Doppler. 

In diesem Zusammenhang verweist er auf das Forschungsprojekt “Umbrello”, das 2017 an der Fachhochschule St. Pölten ins Leben gerufen wurde. Das Projekt umfasst eine Kommunikations- und Serviceplattform für ältere Mitmenschen im ländlichen Raum, die unterschiedliche Funktionen erfüllt und bestehende Dienste leicht zugänglich macht – angefangen Nah- oder Gesundheitsversorgung bis hin zu Behörden-Kontakten in der Gemeinde “Telemedizin & Co sind wichtige Errungenschaften, aber wir müssen wenn es um soziale Bedürfnisse geht viel niederschwelliger ansetzen”, so Doppler abschließend.


*Disclaimer: Der Artikel erscheint in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice

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AI Landscape 2024, Wasner, Hochreiter
(c) Stock.Adobe/GamePixel - Die AI Landscape 2024 ist da.

Die Austrian AI Landscape von Clemens Wasner (EnliteAI, AI Austria) zeigt AI-Startups und -Unternehmen aus der heimischen Startup-Szene. Das Branding dazu wurde von Andreas M. Keck, Kopf und Gründer von “beamr. brand consulting studio” pro-bono durchgeführt. Es ist bereits die insgesamt achte Ausgabe der österreichischen KI-Landschaft.

AI Landscape 2024 wird größer als ihre Vorgänger

“Heuer gibt es 70 neue Unternehmen, ein Novum in dieser Größenordnung. Es ist ein internationales Phänomen, denn die Eintrittsbarriere für die Gründung eines KI-Unternehmens ist gesunken. Ein Grund ist, dass viele Basistechnologien als ‘open source’ verfügbar sind und nicht mehr von Grund auf selbst entwickelt werden müssen”, erklärt Wasner die gestiegene Anzahl an KI-Unternehmen in Österreich.

Besonders im Bereich “Corporate Early Adopters” zeigt sich eine starke Steigerung. “Unternehmen, die teilweise 100 Jahre alt sind, haben eigene AI-Business-Units aufgebaut, eigene Teams zusammengestellt und sind Joint Ventures eingegangen. AI ist schlussendlich in der Realwirtschaft angekommen”, so der AI-Experte weiter.

Die AI Landscape Austria 2024

(c) EnliteAI, AI Austria, Andreas M. Keck (beamr) – Die gesamte Austrian AI Landscape.

Cybersecurity-Bereich steigt

Allgemein ist festzustellen, dass sich – entgegen der letzten Jahre – mehr Firmen mit “Cybersecurity & Defence” beschäftigen. Die Gründe dafür sind, dass es einerseits, wie erwähnt, mehr Open-Source-Modelle gibt, auf die man zurückgreifen kann, ohne selbst Basis-Modelle entwickeln zu müssen. Andererseits hat der Ukraine-Krieg ein Bewusstsein für diese Branche geschaffen.

Die EU hat etwa am 15. März 2024 das Arbeitsprogramm für den European Defence Fund veröffentlicht. Die offizielle Ausschreibung wurde am 20. Juni geöffnet, eine Einreichung war bis zum 5. November 2024 möglich. Diese Ausschreibung war mit 1,1 Milliarden Euro dotiert, wovon 40 Millionen Euro für disruptive Technologien und 67 Millionen Euro für KMU vorgesehen sind.

AI Landscape: GenAI als Treiber

Einen anderen Faktor für die Steigerung der Anzahl an KI-Firmen in Österreich sieht Wasner darin, dass viele Unternehmen in der Vergangenheit auf Automatisierung gesetzt hätten. Belege erkennen, den E-Mail-Posteingang lesen und ins CRM schieben – das sei mit der eigenen Technologie natürlich limitiert gewesen, durch Generative AI und LLMs (Large Language Models) wären nun sehr viele in diesem Bereich tätig. “Das ist etwas, das weltweit parallel passiert”, so Wasner. “Und Chatbots oder Dashboards beinhaltet.”

Auch bemerkenswert ist, dass im Bereich “Life Science” mittlerweile 30 Unternehmen aus Österreich vertreten sind. Für den KI-Experten “wenig verwunderlich”, da es hierzulande mit LISAvienna, INITS und mit dem Science Park Graz gleich drei Ökosysteme gibt, die in diesem Feld “Firmen produzieren”.

Zudem ist der Proptech-Bereich auffällig stark geworden, was wiederum an der Nutzung von LLMs liegt, zum Beispiel wenn es um die Auswertung von Dokumenten rund um Bauprojekte geht. Überall dort, wo man auf unstrukturierte Daten treffe – Baupläne, etc. – sei nun GenAI vermehrt einsatzbar und das ganze Proptech-Feld gehe “durch die Decke”. Insgesamt, so Wasner, gebe es heuer einfach mehrere große Themenfelder in der heimischen AI Landscape.

Beachtlich sei zudem, dass in der KI-Branche wenig Firmen pleite gegangen sind. “Dieses Jahr habe ich im Vergleich zum Vorjahr nur drei, vier Firmen herunternehmen müssen”, sagt er. “Davor waren es rund 30.”

Doch der KI-Experte warnt vor zu großer Euphorie. Er sieht den Moment jetzt als “Ruhe vor dem Sturm” und erwartet eine Konsolidierungswelle für das kommende Jahr. In diesem Sinne prognostiziert er einen Akquise-Trend, der uns bevorsteht. Größere Firmen würden, so seine Einschätzung, Unternehmen aus der Sparte “Operations & Search” aufkaufen, weil sich deren Angebot als replizierbares Business für Dienstleister auszeichne (Knowledge-Management, Bots, Suche mit LLMs).

Mehr Deregulierung, aber…

Was den europäischen Standort betrifft, wünscht sich Wasner mehr Deregulierung, allerdings nicht unbedingt auf der KI-Seite, wie er sagt. Europas KI-Problem liege vor allem im Umstand begründet, dass es hier schwieriger sei, zu gründen bzw. etwa Mitarbeiterbeteiligungen schwerer zu implementieren wären. “In Europa gibt es 27 Rechtsformen bei der Unternehmensgründung, das ist einfach nicht ‘investible'”, sagt er. Auch seien die Finanzierungen zu gering, vor allem dann, wenn man eine KI-Foundation baue. Mistral aus Frankreich wäre da der einzige Ausreißer, was europäische Top-KI-Firmen betreffe.

Als zweiten Punkt nennt Wasner, dass sich die “Compute-Infrastruktur” als zu klein für den europäischen Raum zeige und es von der EU-Seite Investitionen von mindestens 20 Milliarden Euro – wenn nicht mehr – bräuchte, um im KI-Konzert der Großen eine Chance zu haben. Der dritte und letzte Faktor, den Wasner in Sachen Wettbewerbsfähigkeit erwähnt, ist, auf “skilled immigration” zu setzen, um die besten Talente ins Land zu holen, wie er sagt: “Das allerdings geht nur, wenn man die ersten beiden Punkte löst.”

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