16.04.2018

Commitly: Der “Hosentaschen-CFO”

Das niederösterreichische Startup Commitly hat sich der Digitalisierung des Cashflow-Managements verschrieben. Dazu hat es einen Chatbot entwickelt, der CFOs via Slack-Integration entlasten soll.
/artikel/commitly-der-westentaschen-cfo
commitly: CEO Jürgen Faè
(c) commitly: CEO Jürgen Faè

“Im Finanzbereich ist es immer dasselbe”, sagt Jürgen Faè, Geschäftsführer des Startups Commitly mit Sitz in Perchtoldsdorf/NÖ: “Du kommst in ein Unternehmen und übernimmst Verantwortung. Zentral ist dann nicht zuvorderst, ob Steuern und Buchhaltung ordentlich gemacht werden, sondern wie viel Geld am Konto liegt und wie lange das Unternehmen damit seine Rechnungen bezahlen kann”. Das Gründerteam, bestehend aus Wolfgang Pones, Hannes Kieberger und Faè, sah das “Sorgenkind” Cash Flow, der ständig im Auge zu halten ist, als Herausforderung. “Manche vertrauen vielleicht einfach auf ihr Bauchgefühl, andere haben den Rücklagen-Luxus, einfach nicht unter 500.000 Euro zu gehen, wieder andere arbeiten mit Excel-Listen. Aber so ein richtig praktisches Tool für Unternehmer gab es nicht”.

+++ CFOs: die neuen Unternehmensstrategen? +++

Gesamter Bankensektor an Commitly angebunden

Im Gegensatz zu anderen Anwendungen benötige der Commitly-Kunde keine Buchhaltungs- bzw. Accounting-Software. Das System integriere sämtliche Bankkonten und sichere so die völlige Transparenz für alle Entscheider. Die Anbindung nehme nicht mehr als fünf Minuten in Anspruch, wonach das Cash-Flow-Management losgehen kann. Aktuell habe man über 3.700 Banken in Österreich und Deutschland mit an Bord, was nach Faè praktisch einer vollständigen Marktabdeckung entspricht. Als Basis dafür dient die EU-Richtlinie über Zahlungsdienste samt der darin geregelten Konto-Informationsdienstleistung.

Transparente Zahlungsflüsse

Commitly stellt somit den gesamten Cash Flow dar, macht Ein- und Ausgaben über verschiedene Konten transparent und ermöglicht deren Kategorisierung nach individueller Vorgabe. Diese Transparenz, so Faè, sei die relevante Basis für jeden Unternehmer: “Du siehst, wie sich die Ausgaben und Einnahmen in der Vergangenheit entwickelt haben, und damit schaust du dir die Zukunft an”. Wiederkehrende Zahlungen sind auf den Zeitpunkt X kalkuliert, womit sich ein tagesaktueller Plan ablesen lässt, was die finanziellen Möglichkeiten und die Entwicklung des Kontostands betrifft.

Ressourcen für den CFO frei machen

Trotzdem das Startup mit dem Slogan wirbt, “Commitly ist dein CFO”, ist Faè der Meinung, dass die Digitalisierung keine Bedrohung für Arbeitsplätze ist. Weder sei der Steuerberater bedroht, “der die Vergangenheit covert”, noch die Bankbetreuerin, “die sich um die Gegenwart kümmert”. Selbst der Finanzmanager, in dessen Händen die Zukunft liegt, werde nicht obsolet, im Gegenteil: “Wir machen Ressourcen frei und ermöglichen es dem CFO, sich um anderes zu kümmern”.

Absage an Freemium-Dienste

Commitly habe übrigens nur einen Lesezugriff auf die Bankkonten, wie Faè betont, es sind keinerlei Transaktionen möglich. Die ausgelesenen Daten werden über die Cloud-Lösung von AWS (Amazon Web Service) gespeichert, wobei sichergestellt sei, dass alles in Deutschland und gemäß der DSGVO gehostet wird. Man speichere zudem auch keinerlei Zugangsdaten. Die Datenschutzthematik ist Faè auch insofern ein Anliegen, dass er Kunden kein Freemium-Angebot macht. Das Produkt habe einen Wert, den man sich abgelten lasse – in der Basisversion 35 Euro pro Monat, wobei aktuell mit einem Rabatt von 50 Prozent auf Lebenszeit geworben wird. Dementsprechend sei jedenfalls nicht zu befürchten, dass bei Commitly Kundendaten zum Handelsgut würden.

+++ Die DSGVO zwischen reeller Gefahr und “Panikmache” +++

Neuer Commitly-Chat-Bot für Slack

Start des Services war Ende 2017. Innerhalb von eineinhalb Jahren wolle man mindestens 6.000 Kunden in Österreich und Deutschland gewinnen. Diese interessiere man auch mit einem neuen, virtuellen Finanzassistenten für sich. Der “Commitly-Bot” wird in die Teamworking-Plattform Slack integriert, wonach die wichtigsten Punkte zum Cash Flow schnell und ohne viele Klicks abgefragt werden können. Etwa, wann oder wie oft eine bestimmte Abbuchung erfolgt ist. Nutzer können so in ihrem Slack-Team über einen eigenen, sicheren Kanal Kontostände und Planungsstatus bequem über die Slack-App abfragen. Womit das Versprechen, dass Commitly zum CFO für Unternehmer wird – der mit dem Smartphone quasi in der Hosentasche sitzt -, in Erfüllung gehe.

⇒ zur Page des Startups

Deine ungelesenen Artikel:
16.12.2024

“Die Zeit des Zuwartens ist vorbei”

Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
/artikel/no-hype-ki-folge-1-nachlese
16.12.2024

“Die Zeit des Zuwartens ist vorbei”

Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
/artikel/no-hype-ki-folge-1-nachlese
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

Du willst bei "No Hype KI" am Laufenden bleiben?

Trag dich hier ein und du bekommst jede Folge direkt in die Inbox!

„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

Die Partner von No Hype KI
Die Partner von No Hype KI
Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Commitly: Der “Hosentaschen-CFO”

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Commitly: Der “Hosentaschen-CFO”

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Commitly: Der “Hosentaschen-CFO”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Commitly: Der “Hosentaschen-CFO”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Commitly: Der “Hosentaschen-CFO”

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Commitly: Der “Hosentaschen-CFO”

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Commitly: Der “Hosentaschen-CFO”

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Commitly: Der “Hosentaschen-CFO”

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Commitly: Der “Hosentaschen-CFO”