19.11.2020

Cleanvest: Wiener Impact-FinTech-Startup startet in Deutschland

Das Wiener Startup ESG Plus bietet seine Fonds-Vergleichsplatform mit Nachhaltigkeitsfokus nun auch für deutsche Endverbraucher an.
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Armand Colard von Cleanvest
(c) der brutkasten: Cleanvest-Gründer Armand Colard

Seit etwas mehr als einem Jahr ist die Plattform Cleanvest des Startups ESG Plus in Österreich verfügbar. Über das Vegleichsportal kann man Publikumsfonds und ETFs nach neun sozialen und Umweltkriterien filtern. Konkret stehen dabei die “Positivkriterien” Investition in “grüne Technologien” und “Bildung und Gesundheit” und die Ausschluss-Kriterien “Kohle”, “Öl und Gas”, “Nuklearenergie”, “Waffenproduktion”, “Kinderarbeit”, “Artenschutz-Vergehen” und “Verletzung indigener Rechte” zur Auswahl – der brutkasten berichtete bereits.

Nun startete das Fonds-Vergleichsportal auch im Nachbarland Deutschland. Dort zeige sich ein deutlicher Aufholbedarf in Sachen Nachhaltigkeit, meint man bei ESG Plus. “Das Potenzial für eine positive Wirkung ist enorm, denn jeder vierte investierte Euro in Europa stammt aus Deutschland. Allerdings liegt der Anteil nachhaltiger Fonds laut Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) in Deutschland derzeit bei nur 5,4 Prozent”, heißt es in einer Aussendung. Im Vergleich dazu weise Österreich mit 15,9 Prozent einen dreimal so hohen Anteil nachhaltiger Veranlagung auf.

Cleanvest-Analyse: Fonds-Angebot in Deutschland mit großen Nachhaltigkeits-Defiziten

Dies zeige sich auch bei der Cleanvest-Analyse von mehr als 3300 in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Fonds. Diese würden im Vergleich zu 2500 in Österreich zugelassenen Fonds in der Gesamt-Nachhaltigkeit um 4,3 Prozent schlechter abschneiden. Zurückzuführen sei das vor allem auf die Kriterien “Atomenergie” (+34%), “Kohle” (+29%) und “Waffen” (+26%), wo deutsche Fonds im Vergleich zu österreichischen Fonds deutlich höhere Anteile aufweisen würden.

“Sechs von zehn Fonds in Deutschland investieren in Kohle, vier von fünf Fonds investieren in Öl und Gas, beinahe jeder zweite in Waffen und Atomenergie und zwei Drittel der Fonds sind in Kinderarbeitsvorfälle verwickelt. Das ist die ernüchternde Bilanz des deutschen Fondsangebots im Jahr 2020. Es gibt viel Luft nach oben”, kommentiert Gründer Armand Colard. Nun wolle man eine Bewegung in Richtung eines nachhaltigeren Fondsmarkts in Deutschland vorantreiben.

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“Analyser”: Konsortium entwickelt Tool, das bei CSRD und EU-Taxonomie helfen soll

In einem von der FFG geförderten Projekt unter der Leitung von Fraunhofer Austria wird ein Tool entwickelt, das Unternehmen beim Erfüllen der CSRD-Anforderungen unterstützen soll.
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Analyser, CSRD, EU-Taxonomie
(c) - PwC Österreich -Das Konsortium des Projekts "Analyser" beim Kick-Off.

Die Regeln der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), die in den kommenden Jahren sukzessive schlagend werden, bedeuten für zahlreiche österreichische Unternehmen eine Verpflichtung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Bei vielen von diesen – auch jene, die freiwillig schon früher als erforderlich mit der Umsetzung starten – werden Schwierigkeiten erwartet, die Anforderungen zu erfüllen, da insbesondere KMU nicht über ausreichend Kapazitäten für interne Nachhaltigkeitsabteilungen verfügen würden.

CSRD und Taxonomie

Dies gilt im Besonderen für die EU-Taxonomie, die ergänzend zur CSRD anzuwenden ist. Gemäß ihr müssen die wirtschaftlichen Aktivitäten eines Unternehmens als nachhaltig oder nicht-nachhaltig deklariert werden.

Die Verordnung umfasst umfangreiche und detaillierte Kriterien, die für Ungeübte nicht leicht zu verstehen sind. Deshalb will in einem kürzlich gestarteten Forschungsprojekt namens “AI Enabled Sustainability Jurisdiction Demonstrator” (Analyser) ein Forschungskonsortium KI-basierte Module entwickeln. Die sollen es auch ungeschulten Anwenderinnen und Anwendern ermöglichen, die gesetzlichen Meldepflichten zu erfüllen. So soll eine Erleichterung für Unternehmen erzielt werden.

“Das oberste Ziel unseres Projekts ist es, die Zahl der KMU zu erhöhen, die selbstständig in der Lage sind, die EU-Taxonomie in guter Qualität zu berichten”, erklärt Maximilian Nowak, der das Projekt bei Fraunhofer Austria leitet.

Das Konsortium

Das Konsortium, bestehend aus Fraunhofer Austria, Universität Innsbruck, Technischer Universität (TU) Wien, Leiwand AI, PwC Wirtschaftsprüfgesellschaft, der Wirtschaftsagentur Niederösterreich ecoplus, Murexin und Lithoz wird dafür Teile des Prozesses mithilfe von Künstlicher Intelligenz automatisieren. Ein Chatbot, der auf einem eigens kreierten Sprachmodell beruht, soll mit den Anwenderinnen und Anwendern im Dialog stehen und sicherstellen, dass alle benötigten Dokumente vorliegen.

Es sind nämlich viele Fragen im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung zu klären: Welche wirtschaftlichen Aktivitäten gibt es im Unternehmen? Wie umfangreich sind diese? Welche davon sind taxonomiefähig, können also überhaupt nach den Kriterien bewertet werden?

Josef Baumüller, der von Seiten der TU Wien an dem Projekt beteiligt ist, sagt: “Es ist vielen noch nicht bewusst, wie komplex die Anforderungen zunächst an die Datenerhebung und anschließend an die Klassifizierung sind. Die Prozesslandschaft im Unternehmen muss erfasst und auf die Vorgaben der EU-Taxonomie übergeleitet werden, darüber hinaus gilt es, relevante Datenbedarfe zu identifizieren und im Sinne der Effizienz v.a. bereits vorhandene Datenbestände zu nützen.”

CSRD-Berichterstattung eine Herausforderung

Dass eine Unterstützung der Unternehmen unumgänglich ist, sagt auch Stefan Merl von der PwC Österreich GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft: “Wir spüren bereits jetzt eine massive Zunahme in den Anfragen von Unternehmen, insbesondere von KMU, die sehen, dass die Erfüllung der CSRD-Berichterstattungspflichten eine große Herausforderung ist. Es führt kein Weg daran vorbei, eine automatisierte Lösung zu entwickeln, die weit über den Automatisierungsgrad bestehender Tools hinausgeht. Genau das wollen wir im Projekt ‘Analyser’ verwirklichen.”

Dabei ist essenziell, dass die im Tool eingesetzte KI fair, nachvollziehbar und korrekt arbeitet. Dafür soll Leiwand AI GmbH die nötige Expertise in das Projekt einbringen.

“In einer so kritischen Angelegenheit wie der Nachhaltigkeitsberichterstattung ist es besonders wichtig, dass auch Maßnahmen hinsichtlich einer zuverlässigen und fairen KI-Lösung getroffen werden. Durch den Einsatz verschiedener Methoden rund um nachhaltige und vertrauenswürdige KI werden wir dazu beitragen, dass der ‘Analyser’ gesicherte Informationen liefert, fair in Bezug auf Bias und Diskriminierung ist und im Einklang mit dem EU AI Act steht”, sagt Mira Reisinger, Data Scientist bei Leiwand AI.

Das Projekt ist im Herbst 2024 gestartet, läuft über drei Jahre und wird durch die FFG aus Mitteln des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie gefördert.

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