13.10.2021

CK Venture Capital: “Frauen sind keine Nische”

Katja Ruhnke und Conny Hörl sind weibliche Business Angels und gehören damit einer sehr kleinen Gruppe an. Wäre sie größer, würde das viele Probleme lösen.
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Katja Ruhnke und Conny Hörl investieren mit CK Venture Capital in Startups © brutkasten/bittner
Katja Ruhnke und Conny Hörl investieren mit CK Venture Capital in Startups © brutkasten/bittner

Ende 2019 gründeten die beiden Schwestern Katja Ruhnke und Conny Hörl in Deutschland die Beteiligungsgesellschaft CK Venture Capital, mit der sie in Startups investieren. Sie gehören zu einer sehr kleinen Gruppe, denn nur etwa 8 Prozent der Business Angels in Europa sind weiblich. “Wir waren nach einem Monat zum Business Angel des Jahres in Deutschland nominiert, obwohl wir nur ein Investment hatten”, erzählt Hörl auf der Bühne des Business Angel Summits in Kitzbühel. 

Am selben Tag haben die Schwestern noch zwei weitere Auftritte – sie werden nicht müde, anderen Frauen Mut und Lust auf Startup-Investments zu machen. Mehr Investorinnen bedeute automatisch auch mehr Gründerinnen, sind sie überzeugt. Ruhnke hat die Zeit der Pandemie genutzt, um zwischen zwei Kleinkindern und einem ordentlichen Deal Flow ein Buch zu dem Thema zu schreiben: “Female Money. Wie Investorinnen die Start-up-Welt verwandeln”. Der brutkasten bat die zwei Business Angels zum Interview. 

Ihr habt 2019 CK Venture Capital gegründet …

Conny Hörl: Wir sind da frisch eingestiegen und hatten mit der Venture Capital Szene keine Erfahrung. Wir wollten uns zu unserer eigenen Firmengruppe abgrenzen und nicht Beteiligungen im Firmennamen haben, damit klar ist, dass es hier wirklich um Risikokapital geht. Später ist uns aufgefallen, dass bei dem Namen alle denken, wir sind ein Fonds, aber wir sind kein Fond. Wir sind zwei Schwestern die als Angels über dieses Vehikel in Startups investieren. 

Wie ist es dazu gekommen?

Conny Hörl: Das muss Katja erzählen.

Katja Ruhnke: Einer meiner längsten und ältesten Freunde hat selbst ein Startup im Bereich Energy, die machen ein Wellenkraftwerk. Irgendwann hat er mich mitgenommen auf eine Venture-Konferenz, aber nicht mit der Intention, dass ich investieren könnte. Ich saß da aber mit offenem Mund und habe es toll gefunden. Diese Energie! Morgens schlage ich die Zeitung auf und die Welt geht unter: Dürre, Hunger, Klimakrise, Kriege. Dann sitze ich am Nachmittag auf einer Startup-Konferenz und sehe lauter Lösungen. Ich dachte, diese Lösungen müssen auf den Markt, die muss ich mit Kapital versorgen, damit retten wir die Welt. Das nächste Mal habe ich Conny mitgenommen und sie war auch sofort dabei. Den zweiten Pitch, den ich in meinem Leben gesehen habe, in die haben wir gleich investiert und sind nach wie vor super happy damit. 

Ihr habt in eurer Keynote erzählt, dass ihr mit der Investoren-Szene einen fast reinen Männerclub betreten habt. Sehr ihr das problematisch?

Conny Hörl: Wenn wir in Startups und deren Boards kommen, bekommen wir von Gründern und anderen Investoren immer als Feedback: Es ist so gut, dass ihr da seid, denn ihr bringt andere Blickwinkel, Ideen und Ansätze herein. Frauen investieren auch in andere Themen und öfter auch in andere Frauen. Es geht auch darum, dass wir mehr weibliche Gründerinnen brauchen und die Quote von 18 Prozent Gründerinnen anheben wollen. 

Es gibt zu wenige Gründerinnen, aber auch zu wenige Investorinnen, die diese Gründerinnen fördern können. Wo ist aus eurer Sicht der stärkste Hebel, um das zu ändern?

Katja Ruhnke: Ich glaube, dass der Hebel ganz stark auf Seite der Investorinnen liegt. Es ist ja nicht so, dass wir nur Männer in den Pitch-Runden sehen und keine Startups, die uns gefallen. Wir haben auch viele rein männliche Teams in unserem Portfolio, denn unser Fokus liegt auf dem Thema Impact. Aber es geht auch darum, einerseits das weibliche Kapital zu heben und mehr Gründerinnen zu fördern. Es gibt das Buch “Die unsichtbaren Frauen” – dadurch, dass immer Männer Produkte entwickeln, wurden viele Dinge nie auf Frauen ausgerichtet, Sicherheitsgurte zum Beispiel. Frauen werden oft nicht mitgedacht in der Produktentwicklung. Deshalb brauchen wir bei neuen Produkten auch die Sichtweise von Frauen, weil Produkte dann besser werden. Frauen sind keine Nische. Da gibt es die verrücktesten Annahmen, was Nischenprodukte sind. Da sitzt man in Pitch-Veranstaltungen und Gründerinnen stellen ein Produkt für die Menopause vor. Ein Investor sagt, das sei aber eine ziemliche Nische. 

Conny Hörl: Für Männer schon.

Katja Ruhnke: Die Hälfte der Bevölkerung sind aber Frauen, das ist keine Nische. 

Conny Hörl: Wenn solche Produkte vorgestellt werden, sagen Männer auch oft, dass sie da mal ihre Frau fragen müssen, ob die das nutzt. Dabei gibt es viele andere Produkte, die wir nie benutzen würden und die trotzdem ein Investment-Case sind. 

Katja Ruhnke: Das Thema Pinky Gloves ist genau passiert, als ich gerade mein Buch geschrieben habe. Ich kenne die Gründerinnen von Ooia, der Periodenunterwäsche. Das ist ein sehr erfolgreiches Unternehmen. Die mussten aber bootstrappen, weil sie keine Investoren gefunden haben. Ich hätte sofort investiert, aber da wollten sie weiterhin bootstrappen und das Geschäft lief gut. Die waren aber in der Höhle der Löwen und haben dort kein Investment bekommen bzw. nur ein Angebot zu einer sehr bescheidenen Bewertung. Das ist ein wirklich gut gedachtes Produkt für Frauen. Dann gehen zwei Bundeswehr-Soldaten mit pinken Plastikhandschuhen in diese Show und bekommen von einem Mann ein Investment. Besser könnte man das nicht erfinden. Das hat ja niemand böse gemeint. Der Investor dachte sich, dass das doch super klingt. Die Gründer auch. Hätte da mal jemand eine Frau gefragt. Egal wie gut sie sind, es ist ein sehr großes Problem für Frauen, Geld für Startups einzusammeln. 

Wie kann man denn Frauen mehr Lust machen aufs Investieren in Startups und wie viele potenzielle Investorinnen gäbe es denn in Deutschland oder Österreich?

Conny Hörl: Die Zielgruppe gibt es definitiv – Frauen haben Geld. Es ist ja auch ein Vorurteil zu glauben, man muss gleich hunderttausende Euro investieren. Man kann schon mit 10.000 Euro wo einsteigen. Vielleicht beginnt man dann über ein Pooling, aber man kann anfangen. Ich glaube, man muss Frauen dazu mehr Mut machen. Ihr könnt das! Wir als weibliche Business Angels sind gefragt, als Rolemodels hinauszugehen. Es ist keine Rocket Science und für Unterstützung gibt es sehr gute Netzwerke. Und am Ende geht es genau um diese Sichtbarkeit. Wir müssen es unter Frauen bekannter machen, dass das eine Assetklasse ist, die ganz etwas anderes ist als Aktien oder Wohnungen. 

Katja Ruhnke: Frauen denken oft, sie können nicht genug geben. Was bringe ich da schon ein. Ging mir auch so: Jetzt kommt da die gelernte Musical-Darstellerin. Ich habe aber viele Skills, die andere Investoren ganz sicher nicht mitbringen. Ich komme von der Bühne, kann bei Pitch-Vorbereitungen helfen und habe eine gute Menschenkenntnis. Ich kann bei schwierigen Situationen mit Partnern oder Mitarbeitern helfen. Jeder hat etwas zu geben und man braucht ja nicht fünf Steuerberater. 

Business Angel sein darf auch Spaß machen.

Conny Hörl: Unbedingt. Ich glaube, das ist sogar das wichtigste. Es ist ja auch mit einem hohen Risiko behaftet. Das Charmante ist aber, dass ich einen Beitrag leisten kann. Ich kann dabei sein und einen Impact generieren und natürlich soll das auch Spaß machen. Deshalb sollte man auch nur in Startups investieren, wenn man einen guten Draht zu den Gründern hat. Man verheiratet sich ja ein bisschen mit den Gründern. 

Ihr habt CK Venture Capital Ende 2019 gegründet, dann kam die Pandemie. Wie habt ihr euer Portfolio aufgebaut und welchen Fokus setzt ihr?

Katja Ruhnke: Der Fokus ist Impact, aber wir sind sehr breit aufgestellt von Digital Health über Smart Farming, Schädlingsbekämpfung, Video Content, Algen bis hin zu Identity auf Blockchain-Basis. Wir haben die Firma gegründet, die ersten zwei Investments getätigt und dann kam Corona. Ich saß im ersten Lockdown mit zwei Kindern, die noch sehr klein sind, und einem Mann, der voll weiterarbeiten musste. Ich hatte zwei Finanzierungsrunden abzuschließen und war ja noch sehr neu in dem Geschäft. Das hat uns aber nicht gestoppt, ganz im Gegenteil. 

Conny Hörl: Ich glaube auch, dass die Pandemie das gepusht hat. Durch die Online-Pitches konnten wir viel mehr anschauen. Ich hätte nie in so viele Städte fahren können, aber online ist das gegangen und so konnten wir unser Portfolio sehr schnell aufbauen. Die Startups hatten auch kaum Einbrüche durch Corona, weil die ja in der Phase noch gar nicht am Markt waren. 

Wohin wollt ihr mit CK Ventures? Was ist die Vision?

Katja Ruhnke: Wir haben schon klar den Fokus, damit auch Geld verdienen zu wollen. Wir wollen das ja auch wieder reinvestieren. Es gibt so viel da draußen, das ich gerne unterstützen würde. Wir sind keine Investoren, die auf einen schnellen Exit aus sind. Wir haben auch Unternehmen im Portfolio, bei denen wir uns vorstellen können, in 30 Jahren noch immer investiert zu sein. Dann haben wir hoffentlich geholfen, ein solides mittelständisches Unternehmen aufzubauen. Der Untertitel meines Buches heißt ja auch: Die Zukunft gehört den Zebras. Wir suchen nach nachhaltigen Unternehmen. 

Buchtipp

Katja Ruhnke: Female Money. Wie Investorinnen die Start-up-Welt verwandeln. Beshu Books 2021. ISBN: 978-3-9821950-7-0

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“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.

Kollaborativ, transparent, frei zugänglich und nicht profit-orientiert – mit Open-Source-Software wird eine Reihe von Eigenschaften assoziiert. Und oftmals stehen bei der Nutzung ethische Überlegungen im Zentrum. Dabei gibt es auch ganz praktische Gründe, die für eine Verwendung durch Unternehmen sprechen – auch bei der Implementierung von KI-Anwendungen, ist Stephan Kraft, Community Advocate & Business Development OpenShift & Application Services bei Red Hat, überzeugt. In Folge fünf der Serie “No Hype KI” diskutierte er dieses und weitere Themen mit Florian Böttcher, Solution Architect bei CANCOM Austria, Natalie Ségur-Cabanac, Policy Lead bei Women in AI und Patrick Ratheiser, Gründer & CEO von Leftshift.One.

“Thema ein Stück weit aus dieser emotionalen, moralisierenden Ecke herausholen”

“Ich will das Thema ein Stück weit aus dieser emotionalen, moralisierenden Ecke herausholen”, sagt Stephan Kraft. Für Red Hat als weltweit führenden Anbieter für Open-Source-Lösungen für Unternehmen gehen die Argumente für eine Nutzung nämlich weit darüber hinaus. “Es geht nicht darum, Open Source als Selbstzweck zu sehen, um zu den Guten zu gehören”, so der Experte. Tatsächlich sei die Verwendung von Open Source gerade bei der Etablierung von KI im Unternehmen für Startups und KMU eine wichtige Weichenstellung.

Offenheit, um Diskriminierung entgegenzuwirken

Auch Natalie Ségur-Cabanac sieht Open Source als “Key Technology” im KI-Bereich. Für “Women in AI” spiele die Offenheit eine zentrale Rolle: “Diese Offenheit braucht es, um Diskriminierung entgegenzuwirken.” Open Source verbessere den Zugang für Frauen zur Technologie, die Abbildung von Frauen in den Daten und es vergrößere die Möglichkeiten in der Forschung. Man müsse aber auch aufpassen, ob Software wirklich so offen sei, wie behauptet, sagt sie bezogen auf die aktuellen Diskussionen rund um OpenAI, das sich – ursprünglich als offenes Projekt gestartet – zum profitorientierten Unternehmen entwickelte. Es brauche auch eine klare Definition, was “open” sei.

Masse an Möglichkeiten

Leftshift.One-Gründer Patrick Ratheiser betont auch die schiere Masse an Möglichkeiten, die Open Source bietet. “2021 hatten wir weltweit Zugriff auf circa 5.000 Open-Source-Modelle. Jetzt sind es bereits mehr als eine Million.” Die Nutzbarkeit sei also klar gegeben, zudem biete die Technologie eine gewisse Unabhängigkeit und werde über ihre Vielfalt zum Innovationstreiber.

Ist Open Source immer die beste Lösung?

Doch bedeutet das, dass Open Source immer die optimale Lösung ist? Ratheiser sieht das differenziert: “Es ist ganz wichtig zu erkennen, was der Kunde braucht und was in dem Fall gerade notwendig ist. Egal, ob es nun On-Premise, in der Cloud, Open Source oder Closed Source ist.” Florian Böttcher von CANCOM Austria pflichtet hier bei: “Wir setzen genau so auf hybrid.”

Datenstruktur im Hintergrund ist entscheidend

Ein Thema, bei dem bei Open Source Vorsicht geboten ist, spricht Natalie Ségur-Cabanac an. Besonders wichtig sei es bei KI-Anwendungen, eine gute Datenstruktur im Hintergrund zu haben. “Die Verantwortung, dass ein Modell mit sauberen Daten trainiert worden ist, liegt bei den Anbietern. Bei Open Source verschwimmt das ein bisschen. Wer ist wofür zuständig? Das ist eine Herausforderung für die Compliance zu schauen, wo man selbst verantwortlich ist und wo man sich auf einen Anbieter verlassen kann.”

Compliance: Großes Thema – mehr Sichereheit mit professioneller Unterstützung

Stephan Kraft hakt hier ein. Genau aus solchen Gründen gebe es Unternehmen wie Red Hat, die mit ihrem Enterprise-Support für Open-Source-Lösungen die Qualitätssicherung auch im rechtlichen Bereich übernehmen. “Das ist ein ganz wichtiger Teil unseres Versprechens gegenüber Kunden”, so Kraft. Unbedacht im Unternehmen mit Open Source zu arbeiten, könne dagegen in “Compliance-Fallen” führen, pflichtet er Ségur-Cabanac bei.

Das sieht auch Patrick Ratheiser als Thema bei Leftshift.One: “Unsere Lösung ist Closed Source, wir setzen aber im Hintergrund Open Source ein. Wichtig ist, dass wir dem Kunden Compliance garantieren können.” Stephan Kraft empfiehlt Unternehmen bei der Open-Source-Nutzung: “Man kann nicht immer gleich die neueste ‘bleeding edge’-Lösung nehmen sondern sollte etwas konservativer herangehen.”

Infrastruktur: Gut planen, was man wirklich braucht

Unabhängig davon, ob man nun Open Source oder Closed Source nutzt, braucht es für die Nutzung von KI die richtige Infrastruktur. “Es kommt natürlich auf den Use Case an, den ein Unternehmen umsetzen will. Da sind die Anforderungen an die Infrastruktur sehr unterschiedlich”, grenzt Florian Böttcher ein. CANCOM Austria unterstützt seine Kunden in genau der Frage. Anwendungen wie das Training von KI-Modellen würde aus gutem Grund kaum in Österreich umgesetzt. “KI ist sehr stromhungrig und entwickelt viel Hitze. Das ist schwierig für ein eigenes Data-Center im Unternehmen, gerade wenn man die Strompreise in Österreich ansieht”, so Böttcher.

“Rechenleistungs-Hunger” von KI könnte sich in Zukunft verringern

Wichtig sei es letztlich, sich als Unternehmen sehr klar darüber zu sein, was man umsetzen wolle. “Danach, welche Software-Lösung man für seinen Use Case einsetzen muss, richtet sich auch die Infrastruktur”, so Böttcher. Er erwarte aber auch, dass die KI-Modelle im nächsten Entwicklungsschritt effizienter werden und der “Rechenleistungs-Hunger” sich verringere.

Patrick Ratheiser ergänzt: “Es ist grundsätzlich eine Kostenfrage.” Unternehmen müssten sich sehr gut überlegen, ob sie ein eigenes LLM (Large Language Model) betreiben und dieses sogar selbst trainieren wollen, oder lieber doch eine Usage-basierte Lösung wählen. Er sehe bei österreichischen Unternehmen – auch bei größeren – eine klare Tendenz zur zweiten Variante. “Es lässt sich deutlich schneller einrichten, ist kalkulierbarer und auch viel schneller skalierbar”, erklärt Ratheiser.

Etwa im Forschungsbereich sei es jedoch wichtig und notwendig, auch eigene LLMs und die damit verbundene Infrastruktur zu betreiben. Doch auch die Möglichkeit von hybriden Lösungen biete sich an. “Man kann mittlerweile auch Teile in der Cloud lassen und Teile On-Premise. Man kann etwa nur ein datenschutzsicheres LLM selbst betreiben”, erklärt der Experte, der auch bei der Wahl der genutzten Modelle einen hybriden Ansatz empfiehlt: “Man braucht nicht für alle Use Cases das neueste Modell. Manchmal braucht man überhaupt kein LLM.”

Datenschutz: Einige Herausforderungen bei LLMs

Stichwort: Datenschutz. Hier schafft die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) im KI-Bereich besondere Herausforderungen, weiß Natalie Ségur-Cabanac, die vorab betont: “Ich persönlich halte die DSGVO für ein gutes Regulierungswerk, weil sie sehr viel Spielraum gibt. Ich sage immer: Datenschutz ist sehr komplex, aber nicht kompliziert.” Konkret seien etwa der Grundsatz der Zweckbezogenheit, also dass man Daten nur für konkrete Zwecke einsetzen darf, und dass man sie minimierend einsetzen muss, relevant für den KI-Bereich. “Da haben wir schon einen Konflikt, weil man ja [bei LLMs] erst einmal schaut, was man aus möglichst vielen Daten machen kann”, so die Expertin.

Ist KI rechtlich innerhalb der EU sogar per se in einem Graubereich?

Auch Transparenzbestimmungen – sowohl in der DSGVO als auch im AI-Act der EU – seien zu beachten. “Wenn ich KI verwende, muss ich auch wissen, was drinnen ist”, fasst Ségur-Cabanac zusammen. Ist KI also rechtlich innerhalb der EU sogar per se in einem Graubereich? “Nein, das glaube ich nicht. Aber man muss seine Hausaufgaben schon gut machen”, sagt die Expertin. Wichtig sei daher auch die im Rahmen des EU-AI-Acts eingeforderte KI-Kompetenz in Unternehmen – im technischen und rechtlichen Bereich.

KI-Kompetenz als zentrales Thema

Patrick Ratheiser stimmt zu: “Neben der Technologie selber sind bei unseren Kunden die Mitarbeiter ein Riesen-Thema. Man muss sie nicht nur wegen dem AI-Act fit bekommen, sondern es geht darum, sie wirklich auf die Anwendungen einzuschulen.” Wichtig seien dabei auch die Kolleg:innen, die sich bereits mit dem Thema auskennen – die “Pioniere” im Unternehmen. “AI Literacy ist sicherlich das Thema 2025 und in nächster Zeit. So, wie wir gelernt haben, mit dem Smartphone umzugehen, werden wir es auch mit generativer KI lernen”, so Ratheiser.

“Einfach einmal ausprobieren”

Stephan Kraft ergänzt: Neben einer soliden Datenbasis und der notwendigen Kompetenz brauche es bei KI – gerade auch im Bereich Open Source – noch etwas: “Einfach einmal ausprobieren. Es braucht auch Trial and Error. Das ist vielleicht oft das Schwierigste für CFOs und Geschäftsführer.” Dieses Ausprobieren sollte aber innerhalb eines festgelegten Rahmens passieren, damit die KI-Implementierung gelingt, meint Natalie Ségur-Cabanac: “Unternehmen brauchen eine KI-Strategie und müssen wissen, was sie mit der Technologie erreichen wollen.” Auch sich mit den zuvor angesprochenen rechtlichen Anforderungen – Stichwort Compliance – zu beschäftigen, komme zeitlich erst nach der Festlegung der Strategie.


Die gesamte Folge ansehen:

Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

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