09.12.2016

ChillBill: “Gleichzeitig Steuerberater und Firmen als Kunden gewinnen”

Das Wiener Fintech-Startup ChillBill will Unternehmen die Buchhaltung erleichtern. Co-Founder Wendelin Amtmann erzählt dem Brutkasten, warum er lieber Partner als Konkurrenten hat und wie man gleichzeitig Steuerberater und Unternehmen als Kunden gewinnt.
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ChillBill möchte Unternehmen die Buchhaltung abnehmen. (c) chillbill

Wenn man sich durch die Startup-Szene fragt, wird man – unabhängig vom Tätigkeitsfeld – definitiv auf einen gemeinsamen Nenner stoßen. Niemand befasst sich gerne mit Buchhaltung. ChillBill will diesem Problem Abhilfe schaffen.

+++ Dossier: FinTech +++

Ihr bezeichnet euch als die digitale Schuhschachtel, was heißt das genau?

Clemens Helm, CTO und Wendelin Amtmann, CEO von ChillBill. © ChillBill
Clemens Helm, CEO und Wendelin Amtmann, CEO von ChillBill. © ChillBill

Wendelin Amtmann: Wer schon einmal selbstständig tätig war, weiß, dass die Buchhaltung ein wahrer Graus sein kann. Wir möchten Unternehmen dieses “necessary evil” erleichtern, indem wir ihre Rechnungen sortieren und archivieren – jedoch ausschließlich digital. Sobald Unternehmer ihre Rechnungen per E-Mail an uns geschickt haben, ist die Buchhaltung für sie erledigt. “Nicht-Denk-Arbeit” wie abtippen, ordnen und archivieren fällt dadurch weg – eine Schuhschachtel für Rechnungen sozusagen.

Wie genau funktioniert das?

Die Rechnungen (der Großteil kommt ohnehin digital) gehen auf unserem Server ein. Eine eigens entwickelte intelligente Rechnungserkennungs-Software liest das Dokument wie das menschliche Auge und extrahiert alle relevanten Daten: Netto- und Bruttobeträge, UID-Nummer, Rechnungsnummer usw. Die Daten werden anschließend perfekt geordnet an den Unternehmer zurückgeschickt. Ein Steuerberater kann auf den indiviudellen Firmen-Account zugreifen und muss die Daten lediglich als Aufwand verbuchen bzw in die bestehenden System einfügen – zum Beispiel BMD.

“Wir möchten keine Konkurrenten, sondern Partner.”

Wie sieht eure Kunden-Akquise aus?

Wir betreiben ansich klassisches Content-Marketing, jedoch mit einem Fokus auf unsere gelisteten Steuerberater. Firmen können ChillBill mittlerweile kostenfrei nutzen, wenn sie den entsprechenden Steuerberater haben. Jene Steuerberater, die bereits mit uns zusammenarbeiten, bieten den Service ebenfalls gratis an.

Der springende Punkt sind also die Steuerberater?

(c) Chillbill
(c) Chillbill

Genau, denn es liegt natürlich auch im Interesse eines Unternehmers, einen derartigen Service kostenlos zu nutzen. Bringt der Unternehmer seinen Steuerberater dazu, ChillBill “ins Programm aufzunehmen”, erweitert sich im besten Fall der Kundenstamm automatisch. Steuerberater haben in der Regel mehrere Kunden, welchen sie diesen Service dann auch anbieten werden. Deshalb verkaufen wir in erster Linie an Steuerberater.

Ist es schwierig Steuerberater von ChillBill zu überzeugen?

Den Ersten zu überzeugen war fast unmöglich. Ab dann wird es unkomplizierter. Denn je mehr Kanzleien ChillBill verwenden, desto einfacher waren andere davon zu überzeugen. Was natürlich geholfen hat, war “Startup LeitnerLeitner” für uns zu gewinnen. Derart große Kanzleien übernehmen ein bisschen die Rolle des Zugpferdes. Aktuell arbeiten wir mit sieben Steuerberater-Kanzleien zusammen.

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Diesbezüglich habt ihr euer Businessmodell geändert, richtig?

Ja, das stimmt. Anfänglich wollten wir ein Konkurrenzprodukt für Steuerberater auf den Markt bringen. Wir haben jedoch festgestellt, es ist besser, viele Partner anstatt vieler Konkurrenten zu haben. Außerdem sind sich auch Steuerberater (vor allem die großen Kanzleien) bewusst, wenn sie mit der Digitalisierung nicht mitziehen, sind sie in fünf Jahren nicht mehr konkurrenzfähig.

+++ Blue Code: Auch an der Tankstelle mit dem Smartphone zahlen +++

Wie sieht euer Bezahlmodell aus?

Wir verlangen für jede Rechnung ein Fixum plus eine monatliche Pauschale. Aber wie bereits oben erwähnt, nur von Steuerberatern. Diese können theoretisch weiterverrechnen so viel sie möchten.

Wer sind eure Kunden?

Zu unseren Kunden zählen klarerweise Startups wie z.B. Anyline, Wikitude oder MySugr. Aber auch Medien- Werbe und IT-Agenturen und sogar ein Autohändler sind dabei.

Bringt der Unternehmer seinen Steuerberater ins Spiel, erweitert sich der Kundenstamm automatisch.

Habt ihr vor, die Steuererklärungen irgendwann selbst zu machen?

Geplant ist es momentan nicht, wir lassen uns diese Option aber offen. Ich denke, über kurz oder lang wird es möglich sein, auch diesen Service zu automatisieren. Aber das ist Zukunftsmusik.

Was sind eure nächsten Ziele?

Wir arbeiten an einer Bankintegration. Es soll möglich sein, mittels ChillBill Rechnungen zu bezahlen. Daten wie den zu bezahlenden Betrag und den IBAN extrahieren wir ohnehin. Wir loggen uns anschließend bei der Bank ein und übernehmen auch den Zahlungsprozess – vorausgesetzt der Kunde gibt das OK dafür. Im Sommer 2017 möchten wir diesen Service launchen.

Danke für das Gespräch

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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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