12.04.2023

Nobelpreisträger: Warum ChatGPT zur 4-Tage-Woche führen wird

Christopher Pissarides ist Professor an der London School of Economics und hat 2010 für seine Forschung zum Arbeitsmarkt den Wirtschaftsnobelpreis erhalten. Mit künstlicher Intelligenz (KI) sei ein Umstieg auf eine 4-Tage-Woche "problemlos" möglich, sagte er nun auf einer Konferenz.
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Christopher Pissarides vor dem Hintergrund von ChatGPT
Foto: Nigel Stead/Ascannio - stock.adobe.com (Hintergrund)

Künstliche Intelligenz (KI) wird zu steigender Arbeitslosigkeit führen – das ist seit jeher eine weitverbreitete Befürchtung. Einer kürzlich veröffentlichten Umfrage zufolge erwarten fast zwei Drittel aller Österreicher:innen, dass mit dem Aufstieg von KI Arbeitsplätze wegfallen werden.

Eine deutlich positivere Sichtweise auf die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt hat Christopher Pissarides. Und er sollte es wissen: Pissarides ist Professor an der London School of Economics und spezialisiert auf die Auswirkungen von Automatisierung auf den Arbeitsmarkt. 2010 erhielt er für seine Forschung den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften, häufig als Wirtschaftsnobelpreis bezeichnet.

Laut Pissarides könnten KI-basierte Chatbots wie ChatGPT sogar den Grundstein für eine allgemeine Vier-Tage-Woche legen. “Ich bin sehr optimistisch, dass wir die Produktivität steigern können”, sagte der Wirtschaftsforscher laut Bloomberg kürzlich auf einer Konferenz in Glasgow. “Wir könnten unser allgemeines Wohlbefinden bei der Arbeit steigern und uns mehr Freizeit gönnen. Wir könnten problemlos zu einer 4-Tage-Woche übergehen.”

KI kann Menschen “langweilige Dinge” abnehmen

Passarides geht davon aus, dass KI bei der Arbeit den Menschen “viele langweilige Dinge” abnehmen könnte. Die interessanteren Tätigkeiten könnten dann Menschen übernehmen. Der Wirtschaftsforscher sieht zwar auch Risiken – etwa, dass KI-Technologien zur Überwachung eingesetzt werden und die Privatsphäre gefährden könnten. Richtig eingesetzt könnte KI aber einen “großen Unterschied” bei der Produktivität machen.

Der Arbeitsmarkt könne sich an den Aufstieg von KI anpassen, sagte Passarides weiter. Es werde lange dauern, bis KI wirklich starke Auswirkungen habe. “Während dieser Zeit werden sich die Leute anpassen”, erwartet der Wirtschaftsforscher. In dieser Anpassungsphase brauche es “Upskilling”, also Weiterbildung in Richtung neuer benötiger Fähigkeiten.

Diskussion um 4-Tage-Woche auch in Österreich

Unabhängig von den Auswirkungen von KI-Anwendungen auf den Arbeitsmarkt wird das Konzept der 4-Tage-Woche aktuell immer wieder diskutiert. Wirtschaftsminister Martin Kocher sagte kürzlich in einem brutkasten Talk, dass sie “in gewissen Bereichen” die Norm werden würde. Es brauche jedoch branchenspezifische Lösungen. Kritisch gegenüber der 4-Tage-Woche äußerten sich unter anderem Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer und ÖVP-Wirtschaftsbund-Generalsekretär Kurt Egger.

In der österreichischen Startup-Szene haben unter anderem Tractive und Team Echo eine 4-Tage-Woche eingeführt. Tractive-Founder Michael Hurnaus berichtete kürzlich in einem brutkasten-Gastbeitrag, Team-Echo-Gründer Markus Koblmüller in einem Interview über die Erfahrungen ihrer jeweiligen Unternehmen mit der 4-Tage-Woche.

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Benefits, Home-Office
(c) GrECo - Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits GrECo.

Es herrscht eine Zeit im Arbeitswesen, in der sich sehr viele Personen mit der Zukunft und davon ausgehend mit Benefits von Unternehmen beschäftigen. Dabei steht vor allem die betriebliche Vorsorge hoch im Kurs. Neun von zehn Befragte finden eine Pensionsvorsorge (91 Prozent), eine private Krankenversicherung (90 Prozent) oder steuerfreie Zukunftsleistungen wie lohnsteuerfreie betriebliche Vorsorge (89 Prozent) bei der Jobsuche besonders attraktiv. Das zeigt die aktuelle “Health & Benefits Studie” des Versicherungsunternehmens GrECo, die sowohl die Arbeitnehmer:innen- als auch die Arbeitgeberseite befragt hat.

Benefits: Anforderungen an Jobs steigen

Die unternehmenseigene Befragung unter österreichischen Unternehmen wurde im Juli und August 2024 durchgeführt, um die Sichtweisen und Strategien der Arbeitgeber zu beleuchten. Diese Umfrage richtete sich an heimische Entscheidungsträger:innen aus den Bereichen “Human Resources” und “Benefits-Management”. Insgesamt nahmen 274 Unternehmensrepräsentant:innen an der Befragung teil. Dabei lag der Fokus auf den geplanten Benefits-Maßnahmen der nächsten zwei Jahre.

“Die Anforderungen an den Job steigen weiter. Viele Arbeitnehmer:innen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Auch eine zusätzliche Pensions- und Krankenvorsorge, die deutlich über die staatliche Grundversorgung hinausgeht, wird zunehmend geschätzt. Lösungen, die Mitarbeiter:innen auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste”, erklärt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo.

Für Unternehmen gilt es, sich bewusst zu machen, dass Benefits, die zeitgemäß und besonders relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor darstellen und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben.

Langfristig vs. kurzfristig

Vor allem langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen hätten laut der Umfrage für acht von zehn Befragten (83 Prozent) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie Fitnessangebote. Ein Unterschied zeigt sich jedoch bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere gerichtet ist.

“Das liegt nicht daran, dass die Gen Z Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung nicht schätzt. Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health-Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken“, erklärt Schuller. “Es geht hier um ein abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann.”

Bemerkenswert ist, dass trotz aller Bemühungen aktuell 67 Prozent der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen noch nicht ausschöpfen. Dabei bieten steuerfreie Zukunftssicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Pensionszusagen gerade die finanzielle Sicherheit, die sich die Mitarbeiter:innen wünschen würden, so die Studie.

Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen Arbeitnehmer:innen (25 Prozent) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig sind und nur vier Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben.

“Diese Lücke wird aber nach wie vor auch in der Praxis von nur rund 17 Prozent der Unternehmen abgedeckt. Auch eine “Pensionszusage” bieten nur 27 Prozent an und das, obwohl sie angesichts der steigenden Lebenserwartung ein wichtiges Angebot wäre, um die Erhaltung des Lebensstandards im Alter sicherzustellen”, liest man im Bericht.

Benefits kein Obstkorb

Im Kampf um die besten Talente steigt der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35 Prozent) der heimischen Arbeitnehmer:innen ist sogar bereit, auf zehn Prozent des Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür wichtige Benefits erhalten – in der Gen Z ist es sogar jede:r Zweite (46 Prozent).

Benefits wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten, zählen jedoch nicht dazu. Sie werden viel mehr als selbstverständliche Voraussetzung betrachtet und sind wie der Obstkorb, den nur mehr 24 Prozent als sehr ansprechend bewerten, seit langem kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

“Eine ‚One-size-fits-all-Lösung‘ bei Benefits ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen erkennen und entsprechend handeln, sind für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser gerüstet und langfristig erfolgreicher”, so Schuller weiter.

Kommunikation mangelhaft

Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56 Prozent der Mitarbeiter:innen kennen auch alle angebotenen Benefits. Auf Seite der Arbeitgeber gilt es dringend, eine zugängliche Übersicht der angebotenen Benefits zu schaffen und diese laufend zu kommunizieren. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen gibt zudem an, keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme für Benefits aufgewendet werden.

“Das zeigt deutlich, dass Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie für bestehende Mitarbeiter:innen dringend verbessern müssen, denn 88 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der sich um sie kümmert”, fasst Schuller abschließend zusammen. “Nur wer langfristige Absicherung und moderne Arbeitsmodelle kombiniert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können – erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels.”

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