19.09.2023

Warum für mehr Chancengleichheit, Männer mehr Geld vom Staat bekommen müssen

"Was, wenn er Vater wird?" - diese Frage stellen sich die meisten Arbeitgeber:innen zurecht nicht, wenn sie junge Männer einstellen. Aber das könnte man ändern.
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Dominik Perlaki Väter Papas Papamonat Kindergeld
brutkasten-Redakteur Dominik Perlaki | (c) brutkasten / Hintergrund (c) Kelly Sikkema via Unsplash
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Es gibt Dinge, die lassen sich bei allem politischen Willen nicht ändern. Etwa, dass Männer keine Kinder gebären können. Womit wir beim Thema wären. Die meisten Frauen (und nicht binäre Personen mit weiblichen Geschlechtsorganen) in einer gewissen Alterspanne können Kinder gebären. Und das wird für sie bekanntermaßen und statistisch leicht belegbar zum Nachteil im Job.

“Was, wenn sie schwanger wird?” bleibt auch 2023 eine oft gestellte Frage von Arbeitgeber:innen, wenn es um die Einstellung junger Frauen geht. Man mag diesen Arbeitgeber:innen chauvinistische Boshaftigkeit vorwerfen, aber erstens kann man die Frage – leider – tatsächlich betriebswirtschaftlich rechtfertigen und zweitens führt der Vorwurf per se zu nichts.

Jungen Männern zu ihren Lasten mehr Geld geben

Wohl aber würde es etwas bringen, an der Schraube der erwähnten betriebswirtschaftlichen Rechtfertigung zu drehen. Und zwar zulasten der jungen Männer. Und zwar, in dem der Staat ihnen mehr Geld gibt.

Bitte was?

Nochmal etwas ausführlicher. Ein entscheidender Grund, warum junge Frauen gegenüber jungen Männern im Bewerbungsprozess statistisch gesehen benachteiligt sind, ist die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft. Durch eine solche entstehen Arbeitgeber:innen zwar nur in geringem Maße direkte zusätzliche Kosten, etwa durch Krankenstände. Doch eine Karenzvertretung zu finden und neu einzuschulen ist mitunter schwierig und schlägt sich auf die Effizienz. Dass die Mutter später wieder eingestellt werden muss, macht die Sache nicht leichter, weil dann wieder einer ineffiziente Rückübergabe erfolgen muss. Sogar gestandene Feminist:innen erwischen sich, wenn sie selbst ein Unternehmen gründen, plötzlich bei der Frage “Was, wenn sie schwanger wird?” – und schämen sich dann wohl ein bisschen.

Wer nicht bis zur Ursache vordringt, kann das Problem nicht lösen

Antidiskriminierungsgesetze und Awareness haben die Benachteiligung junger Frauen am Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren gemildert. Doch es ist wie bei jeder Symptombekämpfung – wer nicht bis zur Ursache vordringt, kann das Problem nicht lösen. Womit wir argumentativ wieder am Anfang stehen würden: Frauen können Kinder gebären, Männer nicht.

Aber halt! Das Gebären selbst ist Arbeitgeber:innen nämlich egal. Es geht um die Wahrscheinlichkeit, für zumindest mehrere Monate auszufallen. Und diese Option, mehrere Monate auszufallen, gibt es zwar auch für Männer. Sie ist aber finanziell so unattraktiv, dass es nur wenige machen.

741,21 Euro

Das beginnt beim Papamonat, auf den – quasi parallel zum Mutterschutz – ein gesetzlicher Anspruch besteht (wenn man gewisse Fristen bei der Meldung einhält). 741,21 Euro bekommt man dafür vom Staat. Die Differenz zum üblichen Gehalt müssen Papas bzw. Partnerinnen sich erst einmal leisten können.

Schon etwas attraktiver ist vielleicht das einkommensabhängige Kindergeld. Dieses beträgt für bis zu ein Jahr lang 80 Prozent des Letztbezugs – allerdings höchstens rund 2.100 Euro im Monat. Für Gutverdiener ist das kein guter Anreiz, die meist ambitionierten Karrierepläne zu unterbrechen.

Insgesamt gehen im Schnitt der vergangenen Jahre rund 20 Prozent der heimischen Väter in Karenz – viele davon aber nicht länger als das gesetzliche Minimum von zwei Monaten, die aller wenigsten gleich lang oder gar länger als die Kindsmutter. Auch hierfür ist der wichtigste Grund wirtschaftlicher Natur: Die Papas verdienen im Durchschnitt mehr als ihre Partnerinnen. Finanziell geht es sich so herum also in den meisten Fällen besser aus.

Und damit wären wir wieder zurück: Wenn für Arbeitgeber:innen die Frage “Was, wenn er Vater wird?” ebenso wichtig werden soll, wie die Frage “Was, wenn sie schwanger wird?”, dann muss die Väterkarenz finanziell attraktiver werden. Das würde junge Männer dann am Arbeitsmarkt weniger attraktiv machen. (Manche Unternehmen, zuletzt etwa SAP, regulieren sich diesbezüglich übrigens bis zu einem gewissen Grad selbst.)

Ein konkreter Vorschlag:

Das soll natürlich nicht heißen, dass Männer im Verhältnis mehr Kinderbetreuungsgeld bekommen sollen als Frauen – das wäre in Sachen Gleichberechtigung absurd. Ein allgemein höherer Prozentsatz des Letztbezugs und eine höhere Obergrenze beim einkommensabhängigen Kindergeld könnten wohl schon einiges bewirken. Wenn das dann erst ab sechs Monaten Karenzzeit gelten würde, gäbe es plötzlich gigantisch viel mehr Fälle, in denen Mamas und Papas bei der Karenz halbe-halbe machen würden. Und gigantisch viel mehr Fälle von Personaler:innen, die nicht mehr wissen, wen sie diskriminieren sollen.

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(c) martin pacher / brutkasten

Anfang Juli findet in Kitzbühel traditionsgemäß der Business Angel Summit statt, der in der Szene als eine Art “Klassentreffen” für Business Angels sowie Startup-Investor:innen gilt. Heuer feiert die zweitägige Netzwerkveranstaltung ihr zehnjähriges Bestehen.

Wie bereits in den Vorjahren erhalten auch in diesem Jahr wieder zwölf Startups über die Veranstalter Austria Wirtschaftsservice (aws) und Standortagentur Tirol die Chance, teilzunehmen. Mit Pitches können sie ihre Geschäftsmodelle vor über 130 teilnehmenden Business Angels präsentieren.

Bewerbung für Business Angel Summit

Für die Teilnahme mussten sich die Startups im Vorfeld bewerben. Ingesamt gab es in diesem Jahr über 150 Bewerbungen. Damit erzielte man laut Dusan Todorovic von aws i2 Business Angels einen neuen Rekord.

Für ihren Pitch auf der Hauptbühne im Rasmushof in Kitzbühel haben die Startups fünf Minuten Zeit, gefolgt von einem dreiminütigen Q&A. Die zwölf Startups kommen aus ganz Österreich und decken eine Reihe unterschiedlichster Bereiche ab – angefangen von Software-SaaS-Lösungen bis hin zu Deep-Tech.

Hier ein Überblick über die Startups:

21energy GmbH

21energy bietet Energie- und Heizlösungen mit Bitcoin-Mining-Integration an, die leise, Plug-and-Play-Systeme für den Wohn- und Gewerbebereich bereitstellen. Ebenfalls wird “heating as a service” für Industriekunden angeboten.

Biomotion Technologies – 3D Bioprinting Systems

Das Startup arbeitet mit 3D-Bioprinting-Systemen, die standardisierte und wiederholbare Herstellung von menschlichen Geweben und Implantaten gewährleisten. Unter anderem konnte das Startup in diesem Jahr den Pitch-Wettbewerb des Connect Day für sich entscheiden (brutkasten berichtete).

GMD GmbH

GMD entwickelt eine KI-IoT-Lösung für die frühzeitige Erkennung von Naturgefahren. Für ein Projekt gemeinsam mit der Uni Innsbruck und der Innsbrucker FH MCI bekam das Unternehmen im Mai eine Digitalisierungsförderung des Landes Tirol (brutkasten berichtete).

ParaStruct

Das Tiroler Startup entwickelt eine Materialplattform, die biogene und mineralische Reststoffe oder Abfallstoffe der Bauindustrie aufbereitet und durch digitale Fertigungsverfahren (3D-Druck) wiederverwertet (brukasten berichtete).

royos joining solutions GmbH

Royos joining solutions wurde 2021 gegründet und beschäftigt sich mit der Erforschung und Entwicklung eines Kunststoff-Metall-Rührschweißverfahrens. Das Startup fokussiert sich damit auf Nachhaltigkeit durch modernen Leichtbau und ein Fügeverfahren für Metall und Kunststoff (brutkasten berichtete).

SchuBu Systems GmbH

Das Wiener EduTech SchuBu Systems wurde im März 2020 gegründet und hat sich zur Aufgabe gemacht Lehrplaninhalte ab der ersten Sekundarstufe digital aufzubereiten. Unter anderem konnte das Unternehmen 2020 ein sechsstelliges Investment an Land ziehen (brutkasten berichtete).

Smiling Food

Smiling Food entwickelt eine Plattformtechnologie, die Zuckeralternativen anwendungsbasiert ermöglicht – angefangen von Schokolade über Backwaren bis hin zu Marmelade. Das Unternehmen bietet so Lebensmittelherstellern eine Option zur Süßung ohne die negativen Eigenschaften von Zucker.

Twenty40

Twenty40 bietet ein Baukasten-System für den Gebäudesektor für den Umstieg auf erneuerbare Energie. Dieses soll eine Standardisierung und Automatisierung des Gesamtprozesses bieten, der einen Systemkonfigurator, serielle Vorfertigung sowie eine Plug&Play-Installation vor Ort umfasst. Unter anderem zählt das Unternehmen zu den 10 Finalisten von Greenstart 2024 (brutkasten berichtete).

Txture.io

Das Innsbrucker Startup Txture.io entwickelt Software-Produkte für Cloud-Migrations- und Modernisierungsprojekte. Zielgruppe sind dabei Cloud-Architekten und -Berater, die an “großen und komplexen Cloud-Transformationsprojekten” arbeiten. Unter den Partnern sind globale Beratungs-Unternehmen wie Accenture, GFT und Deloitte. 2021 gab das Unternehmen den Abschluss einer Finanzierungsrunde in Millionenhöhe bekannt (brutkasten berichtete).

Upstrive GmbH

Das Mental-Health-Startup Upstrive entwickelt eine App zur Förderung der mentalen Stärke von Kindern und Jugendlichen. Das Unternehmen zählt derzeit über 35.000 Nutzer:innen. Unter anderem gewann Upstrive dafür den Startup-Preis des Skinnovation Festivals 2024 (brutkasten berichtete).

Vienna Textile Lab (VTL GmbH)

Das Vienna Textile Lab (VTL) entwickelt und produziert mikrobielle Farbstoffe und Pigmente für die Textilindustrie als umweltfreundliche Alternative zu synthetischen Farbstoffen. Die Lösung stammt aus biobasierten Quellen, bietet biologische Abbaubarkeit und verursacht im Vergleich zu synthetischen Textilfarbstoffen reduzierte Umweltauswirkungen. Unter anderem wurde das Startup bereits mit dem Gründungspreis Phönix 2022 ausgezeichnet (brutkasten berichtete).

Wastics

Bei Wastics können Unternehmen sämtliche abfallrelevante Tätigkeiten digital abwickeln. Dabei werden Umweltauswirkungen sowie Verwertungspotenziale identifiziert, sodass Abfälle als Wertstoff zurück in den Kreislauf fließen können. Das Unternehmen zählte zu den Top-10 Finalisten von greenstart 2022 (brutkasten berichtete).

Anders Indset als Top-Speaker

Neben den Startup-Pitches bietet der Business Angel Summit auch ein inhaltliches Rahmenprogramm. Als Top-Speaker ist in diesem Jahr der norwegische Wirtschaftsphilosoph Anders Indset vor Ort und wird am Freitag eine Keynote zum Thema “Wetten, die Zukunft kommt?” halten. Indset berät internationale Unternehmen und politische Entscheidungsträger zu Technologiefragen und liefert Vorschläge für den politischen und gesellschaftlichen Umgang mit neuen Technologien – unter anderem der Quantentechnologie.


*Disclaimer: Reisekosten und Unterkunft wurden vom Veranstalter übernommen.

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