14.09.2021

Exit: US-Player übernimmt Linzer Mobility-Startup Carployee

Das Linzer Startup Carployee hat eine Mitfahr-App entwickelt, damit Mitarbeiter:innen von Unternehmen mit ihren Kollegen:innen einfacher Fahrgemeinschaften bilden können. Nun erfolgte der Exit an den US-amerikanischen Anbieter RideAmigos.
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Carployee
(vlnr: Florian Daniel (late co-founder und Head of Innovation & Research), Gernot Panholzer (CPO), Moritz Wenko (CTO) und Albert Vogl-Bader (CEO) | (c) Carployee

Das Team von Carployee rund um CEO Albert Vogl-Bader, CPO Gernot Panholzer und CTO Moritz Wenko bietet seit 2018 eine Mitfahr-App für Unternehmen, Businessparks und Universitäten an. Die Carpooling-Lösung setzt dabei auf Belohnungen, die entsprechend firmeninternen Regelungen individuell gestaltbar sind. Diese können beispielsweise Freistunden, Gutscheine oder gratis Mitarbeiterparkplätze umfassen. In den letzten Jahren konnte das Startup mit seiner Lösung zahlreiche Großkunden gewinnen, darunter beispielsweise Rosenbauer, LKW Walter, Stihl, Mercedes Benz Polen oder die Schweizer AMAG.

Carployee Exit an US-Anbieter

Wie das Startup am Dienstag bekannt gab, übernimmt nun der US-Anbieter RideAmigos das Linzer Startup. Dazu heißt es in einer Aussendung: “Das Linzer Startup wird zu 100 Prozent in den amerikanischen Player integriert, der bereits Größen wie LinkedIn unter Vertrag hat.” Über den Verkaufspreis wurde Stillschweigen vereinbart. “Als lokaler Pionier für nachhaltige Mobilitätsservices war das Angebot der perfect match und hat uns die Entscheidung zum Verkauf leicht gemacht“, so Albert Vogl-Bader CEO von Carployee.

Das Team von Carployee soll laut Aussendung erhalten bleiben und wird weiterhin von Linz aus agieren. Gemeinsam sollen neue Produkte im Mobilitätsmanagement und Carpooling entstehen. “Die Marke bleibt, aber wir werden gemeinsam ein neues Produkt auf den Markt bringen. In diesem Zuge wird ein Rebranding stattfinden”, so Vogl-Bader gegenüber dem brutkasten. Ein genauer Zeitpunkt für das Rebranding steht allerdings noch nicht fest.

RideAmigos expandiert nach Europa

Mit der Übernahme von Carployee fasst RideAmigos erstmals Fuß in Europa. In seiner Rolle als Hub organisiert und gamifiziert RideAmigos sämtliche Transportmöglichkeiten, Parklösungen, Anreize und Subventionen, um sie via App in die Unternehmen zu bringen.

Soren Eilertsen, CEO von RideAmigos, zur Übernahme: “Die Übernahme des Linzer Unternehmens ist gleichermaßen Key-Investment in die Shared Mobility als solche, als auch in den wichtigen europäischen Markt“ und ergänzt: „Die Bündelung der Kompetenzen stärkt beide Unternehmen, im Sinne innovativer Produktentwicklung.”

RideAmigos betont in der Aussendung insbesondere den beidseitig forschungsgetriebenen Ansatz: “Beide verfolgen die klare Mission Pendlerströme auf Basis von künstlicher Intelligenz und Verhaltensforschung zu optimieren.

Kambis Kohansal Vajargah und Markus Kainz als Business Angel der ersten Stunde

Zudem begleiten auch Mitgründer und Business Angels Kambis Kohansal Vajargah und Markus Kainz das Startup von Anbeginn. In einem ersten Statement gegenüber dem brutkasten kommentiert Kohansal Vajargah, der seit Ende 2020 WKÖ Head of Startup-Services ist, die Übernahme wie folgt: “Der Exit von Carployee gebührt dem Team und Gründungsmitgliedern mit all ihren harten Leistungen in den letzten Jahren. Ich nehme immer gerne das Beispiel von Dynatrace her, die internationale Eigentümer haben und gleichzeitig einen großen Teil ihrer Wertschöpfung in Österreich haben.”


*Disclaimer: Der Artikel wurde um Statements von Albert Vogl-Bader und Kambis Kohansal Vajargah ergänzt.

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Martin Madlo, Digital Realty
Martin Madlo, Managing Director Digital Realty Österreich | Foto: Digital Realty

Vor über einem Vierteljahrhundert begann ich, mich intensiv mit der Planung, Entwicklung und dem Betrieb von Rechenzentren auseinanderzusetzen. Jede Ära brachte ihre eigenen Herausforderungen mit sich. Doch stets ging es darum, den Blick nach vorne zu richten, für die Zukunft zu planen und diese möglichst präzise abzubilden. Damals war es nicht allzu schwer, Vorhersagen zu treffen – die Technologien waren bekannt, ihre Funktionsweise vertraut, und die kommenden Standards absehbar.

Planung im Zeitalter der Ungewissheit

Heute jedoch, im Zeitalter des rasanten Aufstiegs der Künstlichen Intelligenz (KI), hat sich vieles verändert. Wir planen unter vielen Unsicherheiten und betreten damit eine neue Ära: das Zeitalter der Ungewissheit. Bei der Planung unseres neuen Rechenzentrums lautet die Devise: „Best Guess“. Was wird High Performance Computing in Zukunft erfordern? Welche Standards werden maßgeblich sein? Wie viel traditionelle IT-Systeme werden noch benötigt? Die entscheidende Frage dabei: Wie kann ich heute ein Rechenzentrum bauen, das in zwei Jahren den geforderten Ansprüchen gerecht wird? Die Antwort ist simpel und doch anspruchsvoll: Flexibilität.

Eines ist sicher: Um uns auf die Unsicherheiten der Zukunft vorzubereiten, müssen wir größtmögliche Flexibilität schaffen. Doch Flexibilität hat ihren Preis. Und das in einer Zeit, in der uns zusätzliche Herausforderungen wie das Energieeffizienzgesetz auferlegt werden.

Wir müssen Rechenzentren sowohl extrem flexibel als auch maximal nachhaltig gestalten. Gleichzeitig stehen wir vor einem weiteren Problem: Es fehlen klare Standortkonzepte vonseiten der öffentlichen Hand für neue Rechenzentrums-Projekte.

Rechenzentren können stark von KI profitieren

Doch das soll kein düsteres Bild zeichnen. Es gibt auch gute Nachrichten: Rechenzentren können stark von der KI profitieren. Zum einen im Bereich der Kühlung und Energieeffizienz. Mit Hilfe von KI lassen sich Rechenzentren wie ein Smart Home intelligent steuern, um den Energieverbrauch zu optimieren.

Zum anderen kann KI die Wartungskosten erheblich senken. Viele Wartungsarbeiten der Vergangenheit waren reine Routineinspektionen. Obwohl diese sinnvoll sind, bedeutete das oft auch unnötigen Aufwand. Dank KI können Wartungen endlich bedarfsorientiert und nicht mehr kalendarisch durchgeführt werden. Das macht sie nicht nur kostengünstiger, sondern auch besser planbar. Für uns als Planer und Betreiber von Rechenzentren ist KI daher nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine enorme Erleichterung – ihr Nutzen ist deutlich spürbar.

In der Zukunft, diesem Zeitalter der Ungewissheit, wird Flexibilität nicht nur angeboten, sondern auch verlangt werden. Das betrifft sowohl ESG- und Nachhaltigkeitsanforderungen als auch die Standortplanung. Hier sind die Gesetzgeber in Brüssel und in Wien gefordert.


Über den Autor

Martin Madlo ist Managing Director von Digital Realty Österreich.


Teil 1 der Serie “Digital Realty – Digital Reality. Einblicke in die wahre Welt der Rechenzentren”.

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