17.10.2019

Bei byrd nimmt kein Mitarbeiter mehr selbst ein Paket in die Hand

Vom B2C-Paketservice-Konzept, mit dem das Wiener Startup byrd 2016 an den Start ging, ist schon lange nichts mehr übrig. Schon 2017 erfolgte der erste Geschäftsmodell-Wechsel. Wir sprachen mit Co-Gründerin und CCO Petra Dobrocka über einen neuerlichen Pivot im Laufe der vergangenen Monate.
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byrd: Das Management-Team
(c) byrd: Das Management-Team

“Mit dem ursprünglichen Geschäftsmodell hat das, was wir jetzt tun, tatsächlich sehr wenig zu tun”, sagt Petra Dobrocka, Co-Founderin und CCO des Wiener Startups byrd, im Gespräch mit dem brutkasten. Immerhin, es geht nach wie vor um Paketversand. Doch bot man nach der Gründung 2016 noch B2C-Kunden an, zu verschickende Gegenstände direkt bei ihnen abzuholen, sie zu verpacken und versenden, stellte man schon 2017 auf reinen B2B-Betrieb um. Dieses Jahr folgte nun mit der Schließung der zwei eigenen Logistik-Zentren in Wien und Berlin ein weiterer Pivot. Für das neue Geschäftsmodell hatte man sich bereits im Herbst 2018 ein Millioneninvestment geholt.

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byrd: Pivot zum all-in-one-Logisitkanbieter im E-Commerce

“Jetzt ist keiner unserer Mitarbeiter mehr operativ mit einem Paket in Kontakt”, sagt Dobrocka. Zu Spitzenzeiten hatte man rund 50 Mitarbeiter beschäftigt – etwa die Hälfte davon in den Lagern in Wien und Berlin. “Jetzt haben wir 40 Mitarbeiter, die alle im Büro arbeiten. Den größten Teil machen Developer und Sales-Kräfte aus”, sagt die Gründerin. Der Fokus liegt inzwischen also klar auf Software. Konkret positioniert sich byrd derzeit als all-in-one-Logisitkanbieter im E-Commerce. Fulfillment und Versand werden dabei von Partner-Unternehmen des Wiener Startups übernommen.

Weitere Expansion 2020: Frankreich und UK “auf der Liste”

“Wir haben im August 2018 das erste externe Lager und damit den ersten Fulfillment-Partner angeschlossen. Inzwischen haben wir sieben extern betriebene Fulfillment-Standorte im DACH-Raum – bis Ende des Jahres höchstwahrscheinlich zehn”, erzählt Dobrocka. Einhergehend damit habe man im Jänner 2019 den Wiener Standort schließen und im März 2019 den Berliner Standort direkt samt Mitarbeitern an einen Partner übergeben können. Viel dichter will byrd das Standort-Netz im DACH-Raum aber nicht mehr spinnen. “Wir wollen nun in weitere Länder gehen, in denen unsere Kunden besonders viele Kunden haben, um auch dort bessere Preise anbieten zu können”, sagt die Gründerin. Konkrete Pläne gebe es noch nicht, “auf der Liste” würden aber etwa Frankreich und das Vereinigte Königreich stehen. Dennoch könne es schon im ersten Quartal 2020 soweit sein.

“Wir werden nun versuchen, nicht mehr so viel zu pivotieren”

Als Grund für die neuerliche Umstellung des Geschäftsmodells nennt Dobrocka eine “enorme Nachfrage” – das neue Modell funktioniere inzwischen “sehr gut”. Unter den Referenzkunden sind etwa Zeus Proteinsoda und 1000things. Für dieses Jahr rechne man mit einer Verdreifachung des Umsatzes im Vergleich zum Vorjahr. “Wir sind Meister des Pivotierens”, sagt die Gründerin scherzhaft – und fügt später im Gespräch an: “Wir werden nun versuchen, nicht mehr so viel zu pivotieren”. Denn die Entwicklung sei sehr positiv. Schwarze Zahlen zu erreichen stehe aber derzeit noch nicht im Fokus. “Wir sind sehr zufrieden mit dem Deckungsbeitrag im Paketversand. Insgesamt sind wir aber sehr auf Wachstum ausgerichtet und leisten uns deswegen etwa auch ein großes Entwicklerteam”, sagt Dobrocka.

Finanzkräftige Investoren im Hintergrund

Kapital für diese Strategie ist nach der siebenstelligen Finanzierungsrunde vor einem Jahr noch vorhanden. Und die Runde der Bestandsinvestoren des Wiener Startups lässt wenig Zweifel aufkommen, dass nötigenfalls weiteres Kapital da wäre. An Bord sind unter anderem Speedinvest (Pre-Seed-Fonds, SI II und der E-Commerce-Spezialfonds Speedinvest x), Herman Hauser und die tschechische Reflex Capital.

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(c) youbee

Die Varroamilbe ist einer der größten Feinde der Honigbienen. Diese winzigen Parasiten befallen sowohl ausgewachsene Bienen als auch die Brut. Sie saugen die Körpersäfte der Bienen aus und schwächen sie dadurch erheblich. Im schlimmsten Fall kann dies zum Zusammenbruch eines gesamten Bienenvolks führen. Besonders problematisch ist, dass die herkömmlichen Behandlungsmethoden oft chemische Mittel erfordern, die Rückstände im Honig hinterlassen. Mit einem völlig anderen Ansatz wollte das steirische Startup youbee punkten.

youbee entwickelte eine chemiefreie Lösung

Das Unternehmen ging 2019 mit einem chemiefreien System zur Bekämpfung der Varroamilbe bei Honigbienen an den Start. Dabei werden die Brutwaben mithilfe einer speziellen Heizschicht auf 42 Grad erwärmt. Diese Wärme schädigt oder tötet die Varroamilben ab einer Temperatur von 39 Grad ab, während die Bienen und ihre Brut Temperaturen bis zu 43 Grad problemlos vertragen.

Für die komplette Montage einer Heizfolie wird laut youbee außer einem Schraubendreher so gut wie kein Werkzeug benötigt. Der Montageaufwand für eine Mittelwand liegt unter einer Minute. Durch die mögliche Vollautomatisierung des youbee Systems soll zudem der Zeitaufwand für die Behandlung der Bienen auf ein Minimum reduziert werden (brutkasten berichtete über die Technologie).

Konkursantrag gestellt

Wie über KSV1870 und AKV am Donnerstag bekannt wurde, kann die youbee GmbH ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Vom zuständigen Landesgericht Graz wurde nun ein Konkursverfahren eröffnet. Zur Höhe der Passiva oder weiteren Hintergründen liegen vorerst keine Informationen vor. Für eine Stellungnahme gegenüber brutkasten war das Unternehmen bislang nicht erreichbar.

Erst im Jahr 2021 und 2022 wurden drei Patente und ein Gebrauchsmuster zuerkannt. Diese sollten die Grundlage für die internationale Expansion bilden. Als die Hauptabsatzmärkte nannte das Startup damals neben der EU auch den nordamerikanischen Markt. Bereits im Jahr 2020 wurde dafür “youbee“ als Marke in der EU, USA und Kanada registriert. Zudem folgte laut “youbee” im August eine Kooperationsvereinbarung mit einem der “größten Imker in den USA”. 


* Sofern eine Stellungnahme des Unternehmens erfolgt, wird diese hier ergänzt.

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