10.11.2022

Businessplan: So wird aus der Eintagsfliege die Story of Strategy

Ein Businessplan ist keine Eintagsfliege, sondern das wichtigste lebendige Manifest eurer Strategie. Wie zeigen euch, wie ihr euren Businessplan erstellen und immer up to date halten könnt.
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Businessplan: So kannst du deinen Businessplan erstellen und immer up to date halten. (c) Adobe Stock I olly

„Habt ihr einen Businessplan?“ Diese Bingo-Frage wird den meisten Startups von potenziellen Investoren und Fördergeber regelmäßig gestellt. Kein Wunder also, dass die Erstellung eines Businessplans für viele Startups eine lästige Einmalaufgabe ist, die bei der Gründung erledigt werden muss, um Finanzmittel zu lukrieren. Nach erfolgter Finanzierung landen die meisten Businesspläne im Archiv und stauben vor sich hin.

Damit verschwendet ihr nicht nur (zugegeben geringen) Speicherplatz, vielmehr lässt ihr ein großartiges Tool eures strategischen Managements liegen. Der Businessplan ist nämlich keinesfalls eine Eintagsfliege, sondern ein lebendes Manifest, in dem euer Geschäftsmodell zusammengefasst und deren Umsetzung festgehalten ist. So wie sich euer Geschäftsmodell als auch dessen Umsetzung laufend ändern, sollte auch euer Businessplan laufend up to date gehalten werden und eure Story of strategy abbilden. 

Schritt 1: Bringt die Vision zu Papier

Der Businessplan ist das zentrale Dokument für die Dokumentation eurer Gründungsidee oder eines neuen Geschäftsmodells. Das Schöne dabei: der Businessplan erlaubt Kreativität, da es keinen standardisierten Aufbau und Form gibt. Typischerweise enthält ein Businessplan die folgenden Punkte:

  • Idee / Geschäftsmodell: Welche Produkte bzw. Dienstleistungen bietet ihr an?
  • Team und Kompetenzen: Wer sind die Mitglieder in eurem Team und welche Rollen übernehmen sie?
  • Markt- und Wettbewerbsanalyse: Welche Märkte sind für euch relevant? Welche Wettbewerber gibt es und was unterscheidet euch?
  • Marketing und Vertriebskanäle: Welche Strategien und Kanäle wendet ihr an, um möglichst erfolgreich euer Produkt zu verkaufen?
  • Unternehmerische Chancen und Risiken: Welche Chancen und Risiken gibt es für euer Vorhaben und wie begegnet ihr diesen?
  • Finanzplanung: Wann und wie sich euer Vorhaben finanziell rechnet und welche Mittel benötigt ihr dazu?

Das Ergebnis muss kein 100-seitiges Word Dokument voller Referenzen und Fußnoten sein. Ihr gestaltet Form und Detailtiefe, so wie es für euch und die anderen Leser – vor allem euer Team, Gesellschafter und Investoren – des Businessplans passt. 

Wichtig dabei ist, dass der Businessplan empfängerorientiert aufgebaut ist, sodass bei den Leser:innen keine Fragen offen bleiben und euer Vorhaben umfassend erklärt wird. Außerdem solltet euer Businessplan optisch und inhaltlich Spaß machen und zu eurem Corporate Design sowie zu eurer unternehmenseigenen „Sprache“ passen.

Schritt 2: Gießt die Strategie in Zahlen

Die Schnittstelle zwischen dem Businessplan und dem Tagesgeschäft bildet die Finanzplanung. Darin stellt ihr dar, ob, wann und wie sich euer Unternehmen finanziell rechnet und welche Mittel ihr zur Ausführung des Unterfangens benötigt. Außerdem beschreibt ihr darin den Weg zu euren unternehmerischen Zielen.

Zweck der Finanzplanung ist die Festlegung eines Fahrplans für die Zukunft auf Basis der im Businessplan festgelegten Ziele. Der Finanzplan sollte daher einen Zeithorizont von 2 bis 5 Jahren in die Zukunft abdecken und mindestens die folgenden Bestandteile haben:

  • Profitabilität: Umsatz und direkte Kosten eurer Produkte oder Services, sonstige Kosten (Personal, Verwaltung etc.), Profitabilität ggf. inkl. Gewinnschwelle (“Break Even”)
  • Cashflow: Zahlungsfluss der Ein- und Auszahlungen, Burn Rate, Cash Reichweite
  • Liquidität: Investitionen, Working Capital (Lager, Forderungen, Verbindlichkeiten), Finanzierung über Eigen- und Fremdkapital

Der Übergang zum laufenden Controlling erfolgt dann über das Budget und die laufenden Forecasts, die sich an den Eckpfeilern der Finanzplanung orientieren.

  • Finanzplanung – Businessplan: Wesentliche Eckpfeiler für Profitabilität, Cashflow, Liquidität für die nächsten 2-5 Jahre
  • Budget: Detailplanung der Finanzergebnisse für das kommende Wirtschaftsjahr
  • Forecast: Detaillierte Prognose der Finanzergebnisse für das laufende Wirtschaftsjahr unter Berücksichtigung von vorhanden Ist-Daten

Wenn ihr also eure operative Planung konsequent aus der langfristigen Finanzplanung aus dem Businessplan ableitet, dann stellt ihr automatisch eine Brücke zwischen langfristiger Strategie und Tagesgeschäft her.

Schritt 3: Aktualisiert den Businessplan jedes Jahr und bei großen Änderungen

Wie oben schon angeführt, ist der Businessplan kein einmaliges Projekt, sondern eine Daueraufgabe im strategischen Management. Wir empfehlen daher, den Businessplan standardmäßig einmal pro Jahr im Zuge des Strategie-Updates zu aktualisieren. 

Integriert das Update eures Businessplans in euren Strategieprozess und verteilt das aktualisierte Dokument in eurem Team. So habt ihr ein transparentes „Manifest“ eurer Strategie und ein sinnstiftendes Weihnachtsgeschenk für euer Team.

Zusätzlich solltet ihr den Businessplan zu folgenden Gelegenheiten unabhängig vom Strategie-Update aktualisieren:

  • Entwicklung eines neuen Geschäftsmodells
  • Beendigung eines Geschäftsmodells
  • Erschließung neuer Märkte
  • Änderung der Preisstruktur
  • Änderung der Vertriebsstruktur
  • Änderungen im Kernteam und in der Unternehmensstruktur

Der Businessplan liefert dann die Grundlage für die Erstellung des Budgets und für die Forecasts.

Fazit: Der Businessplan ist die Brücke von der Strategie zum Controlling

Der Businessplan ist die story of strategy für jedes Unternehmen, da darin die Strategie und der Weg zu deren Erreichung festgeschrieben wird. Da weder Strategie noch der Weg dorthin starr sind, sollte der Businessplan auch mitwachsen und immer wieder neu erstellet werden. Diese Routine macht aus der lästigen Einmalaufgabe einen sinnvollen, motivierenden Prozess.

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vlnr.: Verena Handler-Kunze. Peter Buchroithner, David Pflügl und Thomas Schranz | (c) Waffle
vlnr.: Verena Handler-Kunze. Peter Buchroithner, David Pflügl und Thomas Schranz | (c) Waffle

Viele haben es versucht und nur die Allerwenigsten haben es geschafft: Ein neues soziales Medium zu etablieren ist wohl so etwas wie die Königsklasse im Startup-Bereich. Und das, obwohl das Lamento über die Riesen am Markt allgegenwärtig ist. Auch Peter Buchroithner, Thomas Schranz, David Pflügl und Verena Handler-Kunze sind mit dem bestehenden Angebot nicht zufrieden. Mit Rakun, das eine App für neurodivergente Menschen betreibt, haben die vier erst dieses Jahr ein neues Startup gegründet, wie brutkasten berichtete. Nun kommt mit Waffle ein weiteres dazu.

Waffle: “Back to the roots der sozialen Medien”

“Bei Waffle geht es sozusagen back to the roots der sozialen Medien. In den letzten Jahren habe ich das Gefühl, dass die Verbindung zu den Menschen, mit denen ich eigentlich Kontakt haben will, bei den gängigen Social-Media-Plattformen verloren gegangen ist. Facebook ist voller Werbung und Memes, auf Instagram sieht man Gelegentlich eine Hochzeit, aber es ist dominiert von Influencern, die dir etwas verkaufen wollen, und auf TikTok sind Leute, die tanzen und dich unterhalten”, sagt Peter Buchroithner im Gespräch mit brutkasten.

Auch auf Messaging-Apps wie WhatsApp und Telegram sei man zusehends mit Werbung konfrontiert und private und berufliche Kontakte würden sich mischen. “Jeder, der irgendwann einmal deine Nummer gehabt hat, kann dir einfach schreiben”, sagt Buchroithner. Das Team habe aber einen Ort schaffen wollen, wo man wirklich nur mit seinen besten Freund:innen kommuniziert.

Kein “Geschwafel” bei Waffle

Beziehungsweise “von ihnen hört”. Denn Waffle setzt auf Voice-Messages. “Man hat nicht immer Zeit, mit seinen Freunden zu telefonieren, aber es ist schön und man fühlt sich mehr verbunden, wenn man ihre Stimme hört. So sind wir auf das Thema Voicenotes gekommen”, sagt Buchroithner. Nicht nur im Namen setzt das Startup beim Social-Media-Trend “Wednesday Waffle” an, bei dem User:innen einer ausgewählten Gruppe an Leuten einmal in der Woche ein Update über sich geben.

(c) Waffle

Wer bei der Kombination aus “Social” und “Audio” also an die ebenso schnell aufgestiegene wie untergegangene “Social-Audio-App” Clubhouse gedacht hat, kann beruhigt sein – das Konzept ist ein völlig anderes. Bei Waffle sind die Voice-Messages auf eine Minute beschränkt und User:innen sind dazu aufgefordert, dazu jeweils ein Bild hochzuladen. Maximal drei dieser Nachrichten können pro Tag gesendet werden, um “Geschwafel” zu verhindern, wie man es aus überlangen WhatsApp-Voice-Messages kennt. Und nach 24 Stunden verschwinden diese wieder von selbst.

Ungefilterte Kommunikation mit Filtern

Doch das ist nicht die einzige bewusste Einschränkung. Wer sich bei der App, die aktuell nur für iOS verfügbar ist, registriert, kann genau acht Kontakte auswählen, um seine Messages mit diesen zu teilen. Weil man auch von anderen Menschen ausgewählt werden kann, kann man dennoch in mehreren solchen Neun-Personen-Kreisen sein. “Es geht darum, nur den Leuten Updates zu geben, denen man wirklich alles erzählen kann. Es geht um ungefilterte Kommunikation”, so Peter Buchroithner.

(c) Waffle

Wobei: Filter sind bei Waffle durchaus geplant, erzählt der Gründer. “So, wie man bei Snapchat Filter über Fotos und Videos legen kann, wird man das bei uns mit dem Ton machen können – also etwa mit Darth-Vader-Stimme sprechen.” Generell wolle man im Thema Voice noch “sehr, sehr vieles dazubauen”.

“Ich denke, das Produkt hat das Potenzial, dass es von 100 Millionen Menschen verwendet wird”

Neben der Produktentwicklung geht es in den kommenden Monaten aber natürlich vor allem auch darum, viele User:innen in die App zu bekommen. Eine Android-Version soll daher bald folgen und die Plattform Product Hunt soll für Aufmerksamkeit sorgen. Firmenseitig befindet sich Waffle gerade als GmbH in Wien in Gründung. “Und wir planen auch eine Investment-Runde”, verrät Buchroithner.

In Sachen Monetarisierung werde man, wie andere soziale Medien, auf Werbung setzen. “Das ist in diesem Fall natürlich ein sehr sensibles Thema. Die Leute werden bei Waffle wohl nicht so tolerant sein wie etwa auf Facebook. Wir werden also mit ausgewählten Marken über eine Zusammenarbeit sprechen”, räumt der Gründer ein. Das sei aber “aktuell nicht wirklich hoch in der Priorität”. Denn zuerst gelte es, viele User:innen zu bekommen. “Ich denke, das Produkt hat das Potenzial, dass es von 100 Millionen Menschen verwendet wird. Und wenn man sowas schafft, dann ist die Monetarisierung nie ein Problem.”

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