27.05.2015

Business Angel Philipp Kinsky: “Die teuerste Währung eines Gründers sind Anteile”

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Rechtsanwalt Philipp Kinsky spricht mit dem Brutkasten zum Thema Recht und Finanzierung.

Rechtsanwalt und Business Angel Philipp Kinsky weiß wovon er spricht: Seit bereits zehn Jahren berät er Startups. Über 80 Finanzierungsrunden hat er abgehandelt. Auf diese Weise sind über 250 Millionen Euro in die von ihm betreuten Start-ups geflossen. Startup Recht ist sein Fachgebiet. Die Wirtschaftsrechtskanzlei Herbst Kinsky, bei der er Partner ist, startete überdies erst letztes Jahr mit HK Incube einen Inkubator und sind seitdem noch näher an Startups dran.

Mit dem Brutkasten spricht er über die häufigsten Fragen, die ihm Gründer stellen, welche Finanzierungsmöglichkeiten es gibt, ob man Ideen schützen kann und formuliert seine Wünsche für die Startup-Landschaft Österreichs. Außerdem verrät er, ob er nicht selbst Lust aufs Gründen hat.

Wenn man sich erst einmal dazu entschließt, ein Startup zu gründen, schießen einem hundert Fragen durch den Kopf. Das beginnt bei der Gründung an sich und hört bei Finanzierungsfragen auf. Philipp Kinsky kennt das. Längst bietet er nicht nur reine Rechtsberatung an, sondern ist auch Anlaufstelle für Finanzierungsfragen geworden. Immerhin ist eine der zentralen Fragen, die sich der Gründer stellt, folgende: Wie komme ich zu Geld?

Aber, das ist doch eigentlich nicht die klassische Frage, die man einem Rechtsanwalt stellt? 

Stimmt. Inzwischen steht der Rechtsbedarf gar nicht mehr so stark an erster Stelle, wenn ein junger Gründer zu uns kommt. Die meisten wissen inzwischen, dass wir ein großes Netzwerk an Investoren haben bzw. ich im Einzelfall selbst investiere.

Daher kommen viele mit Fragen zu uns, die weniger rechtlicher als wirtschaftlicher Natur sind, wie: Sind meine Forderungen an den Investor völlig “out of the box”? Wir haben in den letzten Jahren viel Erfahrung gewonnen und können Startups in der Anfangsphase, aber auch im späteren Stadium insbesondere bei wirtschaftlichen Fragestellungen unterstützen.

Was sind denn die meist gestellten Fragen im wirtschaftlichen Bereich?

  1. Zugang zu Investoren: Kennst Du wen, der Interesse haben könnte?
  2. Was ist meine Idee wert?
  3. Wie viel Geld brauche ich für die Umsetzung?

Viele Gründer wissen gar nicht, wie viel Geld sie brauchen, weil sie keine Liquiditäts- bzw. Finanzplanung gemacht haben. Ich rate, so viel Geld einzusammeln, dass das Startup zumindest die nächsten 18 Monate nicht auf eine neue Finanzierungsrunde angewiesen ist. Der Funding-Prozess ist langwierig und dann ist da die Gefahr, dass operativ zu wenig weiter geht.

Das Startup sollte bei Finanzierungsrunden so viel Geld aufnehmen, dass es zumindest die nächsten 18 Monate über die Runden kommt.

Welche Möglichkeiten hat man denn?

Anfangs nehmen die Gründer primär eigenes Geld in die Hand. Sollte das eigene Geld nicht ausreichen, werden oft Friends & Family angesprochen, um sich interne Finanzierung zu holen. (Ich rede hier auch nicht vom Unternehmer, der schon zwei erfolgreiche Exits hinter sich hat) Die Bank gibt dem Gründer in der Regel auch keinen Kredit. Die fragt natürlich nach Sicherheiten, die der junge Gründer zumeist nicht hat.

Die Lücke der Bankenfinanzierung wird in Österreich zunehmend von den Business Angels geschlossen, die mit den Gründern gemeinsam ins Riskio gehen und zudem Know-how und Netzwerke einbringen. Neben ihnen gibt es dann noch zahlreiche Förderprogramme, die bereits im Vorgründungsstadium interessant sind und bei denen man 100% seines Unternehmens behält, bevor Anteile an Investoren abgeben werden müssen. Das ist schließlich die teuerste Währung, die der Gründer hat.

Übrigens, ich erkenn Startups, die bereit sind, schnell zu wachsen, an ihrer Bereitschaft, Anteile abzugeben.

Wieso?

Es geht oft um schnelle Umsetzung und den richtigen Zeitpunkt. Nur dann, wenn du in frühen Phasen bereit bist, Unternehmensanteile an Investoren abzugeben, schaffst du es auch, das Momentum zu wahren. Wenn sich Gründer immer nur mit sehr kleinen Beträgen zur nächsten Finanzierungsrunde weiter hanteln, geht oft operativ nichts weiter.

Gibt es Eigenschaften, die alle erfolgreichen Gründer ausmachen?

Ja, ich denke schon. Das ist etwas ganz Persönliches: Die Begeisterungsfähigkeit des Gründers, die Überzeugung von seinem Projekt. Das sehen in einem nicht nur die Berater und Investoren, sondern auch die Kunden, User, Lieferanten etc. Es ist das Leuchten in den Augen des Gründers.

Zweitens, dass er ein guter Verkäufer ist. Oft haben Gründer geniale Ideen, scheitern dann aber am Vetrieb.

Drittens: Ist er Teamfähig? Gründer, die allein gründen, scheitern oft. Jeder Tag in einem Startup ist eine neue Challenge. Ständig hinterfragt man sich selbst und das Projekt, unterschiedliche Sichtweisen und die Bestätigung des Gründerteams, auf dem richtigen Weg zu sein, spielen eine große Rolle. Natürlich kannst du Externe fragen, aber die sind nie so involviert, wie das Gründerteam – und auch nicht immer verfügbar.

(Zwischenfrage: Wie viele sind ein gutes Team?)

3-4 Personen. Dann ist die Verantwortung auf den Schultern aller verteilt und es trifft einen nicht so sehr, wenn ein Partner wegfällt.

Viertens: Ist er ein neugieriger Mensch, der den Austausch mit anderen Gründern pflegt?

Wenn es um einen Bereich geht, bei dem es nicht ums Thema Patentschutz ja/nein geht, sondern um Ideen, die vielleicht nicht schutzwürdig sind und der Gründer kommt mit Geheimhaltungserklärungen daher, dann ist das schon der falsche Ansatz. Heutzutage funktioniert das anders. Erfolgreiche Co-Working Spaces bauen etwas genau auf diesem “sich untereinander vernetzen” auf.

Kann man eine Idee schützen?

Eine Idee kann man in keinem Register schützen lassen – anders als bei Patenten oder Marken. Wenn ein anderer sagt, er hatte die gleiche Idee, muss man beweisen, dass man mit gewissen Konzepten oder Papieren schon viel früher da war. Das ist in der Praxis nicht umsetzbar. In den meisten Fällen zählt daher die Umsetzungsfähigkeit und Schnelligkeit.

Eine Idee kann man nicht in Registern schützen lassen. Sie ist nicht schützbar.

Eine Erfindung hingegen kann man schützen lassen, wenn sie patentfähig ist. Und dann gibt es noch das Urheberrecht. Etwa den Schutz auf Software. Aber auch hier wird ein Gründer nicht ausreichend geschützt werden können, wenn andere etwas Ähnliches machen und dies ohne, dass das Urheberrecht des Gründers verletzt wurde, originär erarbeitet haben.

Ab wann ist ein Startup ein Startup?

Der Begriff “Startup” ist zwar kein eigener rechtlicher Begriff, de facto werden Gründer aber dann als Startup gesehen, wenn sie nach außen hin mit ihrer Idee in Geschäftsverkehr treten. Bei mehreren Personen zudem dann, wenn sie sich zusammenschließen und interne Regelungen vereinbaren, wie sie mit ihrer Geschäftsidee umgehen. Es gibt Gesellschaften, die entstehen, ohne dass sie im Firmenbuch eingetragen werden müssen. Etwa Interessensgemeinschaften bzw Gesellschaften bürgerlichen Rechts.

Zum Beispiel: Wir arbeiten gemeinsam an der Entwicklung einer App. Du entwickelst sie und ich bin für das Marketing verantwortlich. Damit bildet man bereits eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts, bei der klar ist, dass das, was entsteht, uns beiden zu gleichen Teilen gehören soll.

Die meisten Gesellschaften (zB GmbH, KG) entstehen allerdings erst mit der Eintragung ins Firmenbuch. Es gibt allerdings auch viele Einzelunternehmer – da muss man nicht zwangsweise im Firmenbuch eingetragen sein. Erst nach einer gewisser Umsatzschwelle.

In der Theorie könnte jeder etwas Programmieren und ins Internet hineinstellen. Auf der Website des Booking Systems, oder was auch immer ich erstellen möchte, steht dann im Impressum unter anderem: Inhaber ist Max Mustermann – damit trete ich nach außen in Erscheinung und darf mich auch als Startup bezeichnen.

Mit Startups im engeren Sinn werden heutzutage Unternehmensgründungen in gewissen Branchen bezeichnet. Wenn wir heute von Startups reden, reden wir von Gründungen in den Bereichen Hightech, Internet/Mobile, Greentec, Medtech oder Biotech. Wenn ich heute eine Fleischerei gründe, würde man mich als Jungunternehmer und nicht als Startup Gründer bezeichnen.

Wieso eigentlich?

Die Bezeichnung Startup als solches kommt aus dem angloamerikanischen Bereich und wird überwiegend für innovative Geschäftsideen in schnell wachsenden Branchen verwendet. Das Einzelhandelsunternehmen, das ein Modegeschäft aufmacht und das grundsätzlich ähnlichen Problemen hat (es muss gegründet werden, braucht eine Gewerbeberechtigung, muss Mitarbeiter anstellen, Kunden akquirieren etc), bezeichnet man im Sprachgebrauch üblicherweise nicht als Startup.

Als Investor und Berater muss man den ganzen Dschungel, den es mittlerweile gibt – und es werden noch viel mehr Ideen kommen, die auch einfach Copy/Paste sind – scannen und die außergewöhnlichen Technologien finden. Wo sind die neuen Produkte, die den Markt verändern werden und das Leben vereinfachen?

Gibst du Empfehlungen ab? Investiert man aufgrund deines Tipps?

Die meisten Deals funktionieren genau so. Es ist wie so vieles im Leben eine Vertrauenssache. Wenn du über Fachkenntnisse verfügst, dann werden dir andere eher vertrauen, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Darum ist es auch wichtig, als Meinungsmacher, selbst mitzuziehen und mit eigenem Geld zu investieren. Die Business Angel Szene erweitert sich momentan rasant, da kann es schon vorkommen, dass der ein oder andere mitzieht, weil er meiner Entscheidung vertraut.

Was sollten Startups bei der Suche nach Business Angels beachten?

Die Startups selbst tun sich leichter, wenn sie einen Business Angel für sich gewinnen können, der ein Netzwerk mitbringt und für sie Geld einwirbt. Dadurch wirbt man gemeinsam um neue Investoren, was einen ganz anderen Vertrauensbereich schafft und zudem authentischer wirkt. Es macht für mich einen Unterschied, wenn ein investierter Business Angel auf Co-Investorensuche geht als das Start-up selbst.

Thema Knowledge – Startups profitieren bekanntlicher Maße von der Erfahrung – und der Business Angel?

Startup kann für Business Angels lehrreich sein. Es gibt welche, die gehen nur in Bereiche, in denen sie sich auskennen, weil sie wissen, wie der Markt (auch in Hinblick auf Internationalisierung) funktioniert.

Natürlich muss man sich die Frage stellen, was einen interessiert. Es kann schon sein, dass man auch mit einem Leadinvestor mitzieht, obwohl man nicht die spezifischen Branchenkenntnisse mitbringt. So schaffen es Business Angels in neue Branchen hinein zu schnuppern – und lernen mit. Es funktioniert also auch umgekehrt mit dem Austausch. Nicht nur der Wissenstransfer vom Business Angel zum Startup.

Der Business Angel kann auch von einem Startup lernen. Der Wissenstransfer funktioniert daher auch umgekehrt. 

Muss der Lead Investor eigentlich der sein, der am meisten investiert?

Nicht zwangsweise, aber es ist meistens so. Der Lead Investor ist auf Investorenseite für die Abwicklung des Deals verantwortlich und verhandelt die Terms. Im Regelfall ist das der, der das meiste Geld hinein gibt und seine Wünsche demensprechend verhandelt haben möchte. Lead Investoren der ersten Runde übernehmen oft wesentliche Rollen bei Folgeinvestments, weil sie naturgemäß ein großes Interesse an der Weiterfinanzierung ihrer Projekte haben. Dies muss nicht unbedingt ein Follow-on Investment des Lead Investors der ersten Runde selbst sein. Da hat man dann zum Beispiel einen Hansi (Anm. Johann “Hansi” Hansmann), der die Koordination übernimmt, das Bindeglied zwischen Gesellschaft und Neuinvestoren darstellt und indirekt auch das Sprachrohr der Investoren wird. Der “matcht” die Wünsche des Unternehmens mit denen der neuen Investoren.

In wie vielen Startups bist Du selbst investiert? 
Momentan in 4. Mein Prozentsatz ist dabei aber stets gering.

Ich denke, dass Startups das zu schätzen wissen: Da gibt es jemanden, der aufgrund des Anteilsbesitzes an der Zukunft des Unternehmens interessiert ist, aber dessen Objektivität als Berater aufgrund des geringen Prozentsatzes nicht gefährdet ist. Irgendwann in der späteren Phase eines Unternehmens wird sich man sich in der Regel aber entscheiden müssen, ob man sich mit der Berater- oder Investorenrolle wohler fühlt.

Startup als Anlage – eine Möglichkeit?

Ich glaube, jeder der in ein Startup investiert, muss damit rechnen, dass das Geld weg ist. Es kann ein sinnvollvoller Weg sein im Hinblick auf Diversifizierung: Neben den klassischen Investments in Immobilien und Aktien sind Startups ein interessantes Alternativinvestment. Bei Aktien kann ich nicht beeinflussen, ob der Kurs runtergeht oder nicht, beim Startup bin ich vielleicht näher dran und hab dabei ein besseres Gefühl. Für den klassischen Business Angel ist dieses Geld, das er investiert, oft “Spielgeld”. Wenn nichts aus dem Startup wird, hat er auch damit gerechnet und freut sich aber, wenn es zu einem Exit kommt. Das unterscheidet den Business Angel vom Super Angel, der Startups als Anlage sieht und das auch professionell betreibt.

Wann ist ein Startup erfolgreich?

Der klassische Gründer hat nicht zwangsweise den Traum, viel Geld zu machen, sondern will etwas Eigenes aufbauen, etwas Außergewöhnliches schaffen. Das Geld ist dann ein angenehmer Nebeneffekt, der primäre Antrieb des Gründers ist es sicher nicht.

Finanzierungsrunden mit hohen Bewertungen sind im Übrigen keine Exits. Natürlich ist es ein Erfolg, Geld aufzustellen, erfolgreich ist ein Startup für mich aber erst dann, wenn es entweder Cashflow positiv ist, oder einen Exit hat.

Erfolgreich ist ein Startup nicht, nur weil es vier Finanzierungsrunden hinter sich hat.

Da muss ich manchmal schmunzeln, wenn ein Unternehmen als “erfolgreich” bezeichnet wird, nur weil es vier oder fünf Finanzierungsrunden hinter sich hat. Was auch super ist! Damit zeigt es auch, dass es am richtigen Weg ist – aber noch nicht am Ziel.

Ein Wunsch für Startups?

Wenn das Gründen leichter gemacht werden würde. Wenn etwa die Notariatsaktpflicht einer GmbH abgeschafft werden würde. Viele Gründer wollen dafür kein Geld ausgeben, für mich verständlich. Man könnte über eine neue Rechtsform für Startups nachdenken: eine Klein AG, die jene Vorteile einer AG und einer GmbH miteinander verknüpft. Dann wäre die Anteilsübertragung einfacher, auch in Hinblick auf Mitarbeiterbeteiligungen. Wir bräuchten eine Rechtsform, die den Standort Österreich attraktiver macht.

Außerdem: Es gibt es ein schwarzes Loch im Bereich zwischen Business Angel und VC Investments, also zwischen zwei und zehn Millionen Euro. Hier könnte man etwa durch steuerliche Anreize wie Freibeträge oder Abschreibungen von Angel Investments einen größeren Kreis an potentiellen Investoren ansprechen, um so die Lücke zu schließen.

Ist selber gründen eine Option?

Ja, irgendwann vielleicht. Aufgrund der vielen tollen Startups, mit denen ich mich täglich beschäftige, kokettiere ich schon damit, eine Geschäftsidee auch einmal selbst umzusetzen. Ich bin allerdings Partner eine Kanzlei mit über 30 hochmotivierten Mitarbeitern. Wir haben mit unserer Kanzlei ambitionierte Ziele, da bleibt im Moment nicht viel Zeit für neue Abenteuer.

 

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vlnr.: Verena Handler-Kunze. Peter Buchroithner, David Pflügl und Thomas Schranz | (c) Waffle
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Viele haben es versucht und nur die Allerwenigsten haben es geschafft: Ein neues soziales Medium zu etablieren ist wohl so etwas wie die Königsklasse im Startup-Bereich. Und das, obwohl das Lamento über die Riesen am Markt allgegenwärtig ist. Auch Peter Buchroithner, Thomas Schranz, David Pflügl und Verena Handler-Kunze sind mit dem bestehenden Angebot nicht zufrieden. Mit Rakun, das eine App für neurodivergente Menschen betreibt, haben die vier erst dieses Jahr ein neues Startup gegründet, wie brutkasten berichtete. Nun kommt mit Waffle ein weiteres dazu.

Waffle: “Back to the roots der sozialen Medien”

“Bei Waffle geht es sozusagen back to the roots der sozialen Medien. In den letzten Jahren habe ich das Gefühl, dass die Verbindung zu den Menschen, mit denen ich eigentlich Kontakt haben will, bei den gängigen Social-Media-Plattformen verloren gegangen ist. Facebook ist voller Werbung und Memes, auf Instagram sieht man Gelegentlich eine Hochzeit, aber es ist dominiert von Influencern, die dir etwas verkaufen wollen, und auf TikTok sind Leute, die tanzen und dich unterhalten”, sagt Peter Buchroithner im Gespräch mit brutkasten.

Auch auf Messaging-Apps wie WhatsApp und Telegram sei man zusehends mit Werbung konfrontiert und private und berufliche Kontakte würden sich mischen. “Jeder, der irgendwann einmal deine Nummer gehabt hat, kann dir einfach schreiben”, sagt Buchroithner. Das Team habe aber einen Ort schaffen wollen, wo man wirklich nur mit seinen besten Freund:innen kommuniziert.

Kein “Geschwafel” bei Waffle

Beziehungsweise “von ihnen hört”. Denn Waffle setzt auf Voice-Messages. “Man hat nicht immer Zeit, mit seinen Freunden zu telefonieren, aber es ist schön und man fühlt sich mehr verbunden, wenn man ihre Stimme hört. So sind wir auf das Thema Voicenotes gekommen”, sagt Buchroithner. Nicht nur im Namen setzt das Startup beim Social-Media-Trend “Wednesday Waffle” an, bei dem User:innen einer ausgewählten Gruppe an Leuten einmal in der Woche ein Update über sich geben.

(c) Waffle

Wer bei der Kombination aus “Social” und “Audio” also an die ebenso schnell aufgestiegene wie untergegangene “Social-Audio-App” Clubhouse gedacht hat, kann beruhigt sein – das Konzept ist ein völlig anderes. Bei Waffle sind die Voice-Messages auf eine Minute beschränkt und User:innen sind dazu aufgefordert, dazu jeweils ein Bild hochzuladen. Maximal drei dieser Nachrichten können pro Tag gesendet werden, um “Geschwafel” zu verhindern, wie man es aus überlangen WhatsApp-Voice-Messages kennt. Und nach 24 Stunden verschwinden diese wieder von selbst.

Ungefilterte Kommunikation mit Filtern

Doch das ist nicht die einzige bewusste Einschränkung. Wer sich bei der App, die aktuell nur für iOS verfügbar ist, registriert, kann genau acht Kontakte auswählen, um seine Messages mit diesen zu teilen. Weil man auch von anderen Menschen ausgewählt werden kann, kann man dennoch in mehreren solchen Neun-Personen-Kreisen sein. “Es geht darum, nur den Leuten Updates zu geben, denen man wirklich alles erzählen kann. Es geht um ungefilterte Kommunikation”, so Peter Buchroithner.

(c) Waffle

Wobei: Filter sind bei Waffle durchaus geplant, erzählt der Gründer. “So, wie man bei Snapchat Filter über Fotos und Videos legen kann, wird man das bei uns mit dem Ton machen können – also etwa mit Darth-Vader-Stimme sprechen.” Generell wolle man im Thema Voice noch “sehr, sehr vieles dazubauen”.

“Ich denke, das Produkt hat das Potenzial, dass es von 100 Millionen Menschen verwendet wird”

Neben der Produktentwicklung geht es in den kommenden Monaten aber natürlich vor allem auch darum, viele User:innen in die App zu bekommen. Eine Android-Version soll daher bald folgen und die Plattform Product Hunt soll für Aufmerksamkeit sorgen. Firmenseitig befindet sich Waffle gerade als GmbH in Wien in Gründung. “Und wir planen auch eine Investment-Runde”, verrät Buchroithner.

In Sachen Monetarisierung werde man, wie andere soziale Medien, auf Werbung setzen. “Das ist in diesem Fall natürlich ein sehr sensibles Thema. Die Leute werden bei Waffle wohl nicht so tolerant sein wie etwa auf Facebook. Wir werden also mit ausgewählten Marken über eine Zusammenarbeit sprechen”, räumt der Gründer ein. Das sei aber “aktuell nicht wirklich hoch in der Priorität”. Denn zuerst gelte es, viele User:innen zu bekommen. “Ich denke, das Produkt hat das Potenzial, dass es von 100 Millionen Menschen verwendet wird. Und wenn man sowas schafft, dann ist die Monetarisierung nie ein Problem.”

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