11.06.2021

brutkasten-Startup-EM 2020: Heute mit Türkei gegen Italien

Auch die Startup-Szene kommt an Fußball als die wichtigste Nebensache der Welt nicht vorbei. Nach der Verschiebung der Europameisterschaft im letzten Sommer startet sie heute mit dem Auftaktspiel Türkei gegen Italien. Der brutkasten hat das zum Anlass genommen, einen tiefen Blick in die jeweiligen Szenen zu werfen und neue Startups vor dem Vorhang zu holen.
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EM
(c) friend2hire/Lotus Yoga - Im Ramen des heutigen EM-Spiels Türkei gegen Italien ein Blick auf friends2hire und Lotus Yoga.

Leere Stadien, Fußball nicht mehr im Free-TV und dazu noch eine Pandemie, die den Fokus von Unterhaltung auf Organisation des Wesentlichen verschoben hat. Nun, da aber sommerliche Zeiten wieder eingekehrt sind, die Impfungsrate steigt und die Corona-Zahlen so niedrig sind, wie seit langer Zeit nimmer, kehrt auch die gesellschaftliche Lust auf Brot & Spiele wieder. Bei solch großen Turnieren wie der Fußballeuropameisterschaft interessieren sich auch Menschen für das Spiel der “elf gegen elf”, die sonst nicht viel mit dem runden Leder zu tun haben. Andere erfreuen sich an Toren, sind leidenschaftliche Fans diverser Länder oder lieben einfach Statistiken, die so eine europäische Meisterschaft hervorbringt. Weitere wiederum blicken mit Argusaugen auf die alten Weltstars wie Cristiano Ronaldo oder Robert Lewandowski, während manche auch ein Auge darauf haben, welche neuen Spieler bei der EM in die Sphären der Superstars aufsteigen.

Wir als brutkasten verstehen uns auch als Sprachrohr für Innovatives, für neue Gestalter der Branche und für junge Startups, die mit ihren Ideen neuartige digitale Wege schaffen. Aus diesem Grund holen wir den Startup-Nachwuchs-Kader der jeweiligen Länder vor den Vorhang und geben jenen Raum, die ihn bisher medial kaum hatten. So wie eine EM es mit aufstrebenden Spielern tut. Im heutigen Fall sind es Lotus Yoga aus Ankara und Friends2Hire aus Rom.

Lotus Yoga aus der Türkei

Fußball ist ein Massensport, der von der Masse von der Couch aus konsumiert wird. Damit während der EM die Fitness nicht leidet, haben wir aus der Türkei ein Startup gewählt, das Yoga im Wohnzimmer – etwa in den Halbzeitpausen – ermöglicht. Lotus Yoga ist eine Online-Plattform für Meditation, Fitness und Achtsamkeit, die sowohl Audio- als auch Videoinhalte für diverse Yoga-Übungen in verschiedenen Sprachen anbietet. Founder Gökhan Besler ermöglicht es App-Usern ein eigenes “Yoga-Studio” zu erstellen, egal wo man sich befindet. Freizuschaltende Videoklassen können auch ohne Internetverbindung genutzt und heruntergeladen werden. Die Übungen reichen dabei von Asana-Yoga über “Fat Burner” bis zu Einheiten für komplette Beginner. Ein Free-Trial ist auch möglich.

Friends2Hire aus Italien

Sollten sie sich als Gründer in den nächsten Wochen mit Fußballbanausen im Team herumplagen, so würde sich ein Unternehmen wie Friends2Hire gut anbieten. Das heuer gegründete Startup ist der Meinung, dass jeder Zugang zu tollen Kandidaten haben und jeder seinen Traumjob bekommen sollte. Auf der römischen Plattform können Arbeitgeber in Europa Jobs ausschreiben, ein Budget einrichten, eine Geldprämie auswählen und nur zahlen, wenn der empfohlene Kandidat eingestellt wird. Der “Online Recruitment Referral Marketplace” funktioniert in fünf Schritten. Zuerst schreibt ein Unternehmen eine Jobanzeige raus. Sogenannte “Referrers” durchleuchten ihr eigenes Netzwerk nach geeigneten Kandidaten. Sobald der- oder diejenige gefunden ist und Interesse bekundet hat, wird er oder sie verifiziert und empfohlen. Abschließend werden die “Quality-checked referrals” an das ausschreibende Unternehmen geschickt, das dann entscheiden kann, ob der Bewerber zum Unternehmen passt.

In diesem Sinne und unter Berücksichtigung wichtiger Faktoren, wie technischer Stärke, Spielwitz, Innovationsgrad und Kaderstimmung, kommt die brutkasten-Redaktion auf ein klares Ergebnis: Der heutige Sieg im Länder-Duell zwischen den beiden – in Österreich äußerst beliebten Reisezielen – geht an Italien. Der bk-EM-Tipp: Türkei-Italien: 0:1

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Parlai
(c) Parlai - Die beiden CoFounder von Parlai Nina Authried und Juan Herrera.

Man kennt dieses spezielle FOMO. Streaks sorgen bei Sprachlern-Apps dafür, dass man sich jeden Tag zumindest ein paar Minuten Zeit nimmt, um noch die eine Lektion zu schaffen, die die Strähne der täglichen Übung noch am Leben hält. Die Gründer von Parlai, Nina Authried und Juan Herrera, nennen diese Art der Sprachaneignung jedoch passives Üben.

Parlai: Sprache ohne Praxis bleibt Challenge

“Diese Methode bringt selten echten Fortschritt, da das aktive Sprechen – der wichtigste Schlüssel zur Sprachbeherrschung – fehlt”, sagt Authried. “Ohne regelmäßige Praxis in echten Gesprächen bleibt der Weg zur fließenden Kommunikation eine Herausforderung. Zusätzlich sind fremdsprachige Gesprächspartner, die gezielt beim Lernen unterstützen, oft teuer oder schwer zugänglich.”

Dies stelle insbesondere Immigranten, die sich integrieren möchten, und Berufstätige, die ihre Karrierechancen durch bessere Englischkenntnisse verbessern wollen, vor große Hürden. Hier möchte das Startup ansetzen und eine flexible Lösung bieten, um Sprachbarrieren effektiv abzubauen.

Mit WhatsApp kombiniert

Authried erkannte die Bedeutung aktiver Sprachpraxis während ihres internationalen Betriebswirtschaftsstudiums und eines Austauschsemesters in Lyon. Dort lebte die 26-Jährige in einer französischen WG und studierte Finanzen und Ingenieurwesen auf Französisch. Ihre beruflichen Erfahrungen in ihrem Gap Year in Mailand und Athen verstärkten folglich ihre Leidenschaft für Sprachen und Kulturen.

Co-Founder Herrera zog aus Kolumbien nach Graz, wo er die Herausforderungen des Deutschlernens im steirischen Dialekt hautnah erlebte. Die hohen Kosten für Tutoren und die begrenzte Verfügbarkeit alternativer Lernmethoden inspirierten den 31-Jährigen, über technologische Lösungen nachzudenken. Die Idee, WhatsApp mit KI zu kombinieren, entstand aus dem Wunsch, Sprachpraxis jederzeit und für alle zugänglich zu machen.

Parlai: KI übt und gibt Feedback

Bei Parlai können User:innen über Texte oder Sprachnachrichten mit einer KI-basierten Sprachpartnerin üben, die Fehler korrigiert, Feedback gibt und individuell angepasste Inhalte bereitstellt. Seit dem Start im März 2024 haben sich über 2.000 Nutzer registriert.

Die Gründer:innen sehen bei Parlai den Vorteil der Flexibilität: “Keine zusätzlichen Apps, keine festen Zeiten – einfach WhatsApp öffnen und direkt üben. Parlai ist besonders für Sprachlernende interessant, die flüssiger sprechen möchten, und für Gruppen, die von Sprachkenntnissen abhängen, wie Immigranten oder Berufstätige”, heißt es laut Aussendung. Die KI geht individuell auf die Bedürfnisse der Nutzer:innen ein und berücksichtigt das Sprachniveau und die Interessen. Künftig soll sie auch Sprachtelefonate unterstützen, um das Lernerlebnis noch realistischer zu machen.

Der Name selbst “Parlai” ist vielleicht manchen aus dem “Fluch der Karibik-Franchise” bekannt und stammt vom französischen Wort “parler” (sprechen). Für seine Idee erhielt das Startup eine AWS-Förderung in Höhe von 37.000 Euro.

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