02.03.2018

Brutkasten Meetup #2: Kritische Pitch-Jury und Exit-Tipps von Prescreen

Beim Brutkasten Meetup #2 präsentierten sich am 1. März 2018 drei Startups einer kritischen Jury. Das Publikum lauschte darüber hinaus dem Bericht der Prescreen-Founder über ihren 17-Millionen-Euro-Exit an Xing.
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Brutkasten Meetup #2
Brutkasten Meetup #2 vom 1.3.2018 im weXelerate Main Event Room. (c) Marko Kovic

“Ungeschminktes Feedback” versprach Brutkasten-CEO Dejan Jovicevic den Startups, die beim Brutkasten Meetup #2 zum Pitch antraten. Neben Ondewo und Mindcoach, die zwei sehr unterschiedliche Chatbots entwickelt haben, war auch die Studierenden-Vermittlungsplattform Unispotter auf der Bühne. Gut 140 Besucherinnen und Besucher kamen ins weXelerate in Wien und verfolgten die Einschätzung der hochkarätigen Jury: Die Prescreen-Co-Founder, Nicolas Vorsteher und Constantin Wintoniak, Daniel Keiper-Knorr, Co-Founder und Partner bei Speedinvest, Lisa-Marie Fassl, Managing Director der Austrian Angels Investor Association (AAIA) und Laurenz Simbruner, Partner bei PUSH Ventures. Sie wiesen die “Pitch-Trainierenden” auf Verbesserungspotenzial hin – sowohl den persönlichen Auftritt als auch die Vermittlung der Geschäftsidee betreffend.

+++ Brutkasten Meetup #1: Volles Haus beim Start ins Jahr 2018 +++

Ondewo: “Unter dem Wert verkauft”

Andreas Rath und Alexander Schult sind als Gründer von Ondewo sicher, dass Unternehmen ein 24/7-Service bieten müssen. Um dem Konversationsbedürfnis von Kunden entsprechen zu können, entwickelte Ondewo einen “smarten, digitalen Assistenten”. Basierend auf künstlicher Intelligenz wird dieser z.B. via Amazons Alexa oder den Facebook-Messenger aktiviert. Für Sprachübersetzungen und den Vertriebsaufbau benötigt das Startup 400.000 Euro. Die Jurymitglieder zeigten sich durchwegs beeindruckt. Lisa-Marie Fassl meinte sogar, die Gründer würden sich etwas unter ihrem Wert verkaufen.

Mindcoach: “Hoch emotionales Thema”

Mike Beer hat mit Mindcoach ebenfalls einen Chatbot im Angebot, spricht aber eine völlig andere Zielgruppe an. 95 Prozent der Menschen mit mentalen Problemen fänden keine Hilfe, für den Rest komme sie oft sehr spät. Mindcoach stellt sich als “virtueller Coach in der Cloud” dar, und dient Hilfesuchenden als erste Anlaufstelle. Dies nicht nur punktuell, sondern längerfristig, wie Gründer Beer mit der Vorstellung eines Abo-Modells für User erklärt. Für den Ausbau der Web-Applikation benötigt er eine halbe Million Euro. Ein “hoch emotionales Thema”, wie Juror Daniel Keiper-Knorr sagte, da wohl jeder selbst oder im persönlichen Umkreis schon mit mentalen Problemen zu tun hatte. Entsprechend könnte der Pitch, der durchwegs wohlwollend aufgenommen wurde, etwas weniger technisch sein und vertrage mehr Storytelling.

Unispotter: “Riesiges Marktpotenzial noch klarer vermitteln”

Unispotter will den Vermittler-Markt zwischen Studierenden und Universitäten aushebeln, wie Christoph Trost, einer der beiden Gründer, sagt. Wobei das Grundproblem – nämlich, dass sich Universitäten schwer tun, aus den Bewerbungsunterlagen internationaler Studierenden die besten auszuwählen, weniger ein österreichisches als ein internationales sei. Man habe schon 150 Uni-Partnerschaften aufgebaut, vorwiegend in den USA, Kanada, Australien und UK. Für die Vermittlung der ersten 400 Studierenden (v.a. aus Asien) an die dortigen Unis brauche man eine Million Euro. Trosts Auftritt begeisterte die Jury, wie u.a. Nicolas Vorsteher betonte. Dennoch könnte man das riesige Marktpotenzial noch klarer vermitteln.

Die Pitches beim Brutkasten Meetup #2 im Video

Die Prescreen-Story beim Brutkasten Meetup #2

Die Pitch-Juroren Constantin Wintoniak und Nicolas Vorsteher nahmen an diesem Abend noch eine weitere Rolle ein. Die beiden Co-Founder von Prescreen erzählten die Geschichte ihres Unternehmens, das sie im Juli 2017 – dreieinhalb Jahre nach der Gründung – für 17 Millionen Euro an die Karriere-Plattform Xing verkauften: Ein weiterer Höhepunkt des Brutkasten-Meetups. Mit seinem B2B-Bewerbermanagement-System konnte Prescreen bereits Unternehmen wie Jungheinrich und Runtastic überzeugen. Seit 2015 sei man jährlich im dreistelligen Bereich gewachsen – und strebe das auch 2018 an.

Der Weg zum Millionen-Exit

Eine der größten Herausforderungen bei den Verhandlungen mit Xing sei gewesen, die Wünsche und Ansichten aller sieben Prescreen-Gründer zu berücksichtigen, und einen aus ihrer Mitte mit dem Verhandlungsmandat auszustatten. Geredet habe man mit der nunmehrigen Muttergesellschaft schon Anfang 2014. Konkret wurde es ab Jänner 2017, und mit der Vertragsausarbeitung ab Mitte Juni habe sich alles unglaublich beschleunigt. Plötzlich hieß es: “Jetzt oder nie”. Und tatsächlich war es Anfang Juli 2017 so, dass die Gründer überraschend von heute auf morgen nach Hamburg bestellt wurde, um in Windeseile – unterstützt vom Anwalt der Prescreen-Gründer – die letzten Details auszuhandeln und den Deal abzuschließen. Mit dem Ergebnis seien alle Team-Mitglieder zufrieden, und auch die Investoren – mit denen es im Vorfeld auch zu durchaus emotionalen Debatten gekommen sei – zeigten sich am Ende überzeugt.

“Als erster eine Zahl nennen”

Dennoch, so Verhandlungsleiter Witoniak, sollte man bei Exit-Verhandlungen stets einen “Plan B” in der Tasche haben – “und einen Plan C, und einen Plan D”, sprich: “Egal, wie das Ganze ausgeht – man sollte alle Möglichkeiten bis zum Ende durchgedacht haben und wissen, wie es dann weitergehen kann”. Was die Bewertung des eigenen Unternehmens betrifft, seien natürlich bestimmte Werte zu berücksichtigen – im Fall von Prescreen u.a. über 400 Bestandskunden und Umsätze in Millionenhöhe. Schlussendlich sei aber auch wichtig, selbstbewusst eine Zahl zu nennen – “und zwar als erster”.

+++ Dejan Jovicevic beim Brutkasten Meetup #1 +++


Das Publikum widmete sich anschließend dem Networking. Mit Getränken und einem kleinen Snack wurden sie dabei von Helga, Unverschwendet und Red Bull versorgt. Das Brutkasten Meetup #2 wurde mit Unterstützung durch weXelerate, SVEA und die Notariatskammer ermöglicht.

Das dritte Brutkasten-Meetup wird am 5. April 2018 stattfinden.

Links:

www.ondewo.com
application.unispotter.com
www.mindcoa.ch
prescreen.io

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Ferry Fischer, Coach und Unternehmensberater (c) Ferry Fischer

Du siehst einen Golfprofi, wie er auf den letzten Löchern der finalen Runde ruhig und voller Konzentration den Fokus behält und das Turnier souverän gewinnt. Kann er das, weil er so talentiert ist oder weil er geheime Tricks kennt? Nein, er kann das, weil er sich selbst kennt und kontinuierlich seine mentale Fähigkeiten, die jede:r besitzt, entwickelt hat.

Selbstvertrauen kommt von Selbstbewusstsein. Je bewusster ich mir über meine Fähigkeiten und meine Schwachstellen bin (und natürlich auch, wie ich damit gut umgehen kann), desto mehr entwickle ich Vertrauen in mich selbst. Das ist ein Prozess stetiger Reflexion und Entwicklung.

Ich selbst halte mich für einen durchschnittlich talentierten Sportler und habe jeden Sport, den ich ausgeübt immer erst sehr spät begonnen. Dennoch war ich ehrgeizig und wollte was erreichen, also habe ich einen wichtigen Aspekt des Erfolges mehr entwickelt als die anderen. Die mentale Stärke. Und damit ist mir sowohl im Sport als auch im Beruf weit Überdurchschnittliches gelungen.

Hier stelle ich dir nun meine „Best Of Mental-Stärken“, bzw. Techniken vor, damit du auch davon profitieren kannst.

1. Resilienz: Der Umgang mit Rückschlägen

Im Sport ist Scheitern unvermeidbar – Golfer:innen, Tennisspieler:innen, etc. verlieren die allermeisten Turniere und gewinnen nur wenige. Mental starke Athlet:innen wissen: Eine Niederlage macht sie nicht zum Versager oder zur Versagerin, sondern gibt ihnen die Chance, zu lernen und zu wachsen.

Wichtig ist, dass ich weiß, dass ich es schaffen kann und von jeder Niederlage lerne. Unbeirrbar gehe ich meinen Weg, aber ich hinterfrage mich ständig und passe mich durch die Erfahrung des temporären Scheiterns an.

Wenn du im Golf den ersten Schlag gleich mal in den Wald schlägst und die Nerven bewahrst, mit dem Mindset „das braucht jetzt genau mich, um doch noch erfolgreich das Loch zu Ende zu spielen“, dann gibst du dem Erfolg eine gute Chance. Wenn du es dann schaffst, ist das Erfolgserlebnis umso größer. Schaffst du es nicht, dann nimmst du deine Learnings, gehst zum nächsten Loch und bist um ein Stück erfahrener, um mit einer ähnlichen Situation nun besser umzugehen (wie du das noch zwischen zwei Löchern schaffen kannst, zeige ich dir im Punkt 3).

Umsetzung für Founder:innen:

Lernperspektive einnehmen: Nach jedem Rückschlag bewusst analysieren: „Was lief gut? Was lief schlecht? Was lerne ich daraus?“ (am besten schriftlich, das verstärkt es noch) Fehlerkultur etablieren: Im Team kommunizieren, dass Fehler und Misserfolge ein natürlicher Teil des Wachstumsprozesses sind und Lessons Learned nach jedem Projekt etc. einfordern.

2. Klare Zielsetzung: Der Kompass zum Erfolg

Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, dann habe ich nie aufgegeben (und schon gar nicht aus Frust oder Enttäuschung), war jedoch stets bereit, mich aufgrund der Erfahrungen anzupassen. Das heißt, entweder habe ich mein Tun angepasst, um das Ziel zu erreichen oder ich habe das Ziel nach einer strukturierten Analyse der Fakten verändert oder verworfen (das ist für mich kein Aufgeben, sondern eine wohl durchdachte und selbstreflektierte neue Entscheidung).

Manchmal öffnen sich Möglichkeiten, die du nie für möglich gehalten hast und die sich erst ergeben, weil du dran geblieben bist. Solange ich an meine Vision glaube und bereit bin, mich, den Weg und die Rahmenbedingungen stets zu hinterfragen, kann mich nichts aufhalten. Das Ziel ist das Ziel, der Weg muss sich dem Ziel anpassen und ich mich auch.

Umsetzung für Founder:innen:

Sei dir klar, was du mit deinem Unternehmen erreicht haben willst: Setze dir nun (Zwischen-)Ziele, die dich dorthin bringen werden, und verfolge sie. Wenn du diese Ziele nicht erreichst, dann passe an (Schritte, Methoden, Zwischenziele). Aber verliere nicht das visionäre Ziel aus den Augen! OKR als Methode hilft da besonders gut!

Miss es oder vergiss es: Damit wir uns den Fortschritt nicht schönreden, was sehr leicht geschieht, müssen wir messen und laufend anpassen. Aber nie das große Ziel aus den Augen verlieren. Was leicht geht: genießen und dann mehr davon. Was schwer geht, noch einmal probieren und dann hinterfragen! Mein Motto dabei: „Face the brutal facts!“

3. Mentale Visualisierung: Erfolg beginnt im Kopf

Dabei gibt es zwei Ausrichtungen:

1. Mentales Vorerleben: Du siehst das Erreichen des Ziels vor Augen. Oder den erfolgreichen Abschluss mit Investor:innen.

Es zahlt sich aus, im Unterbewusstsein das Erfolgserlebnis im Vorhinein auszulösen, um dein Selbstbewusstsein zu stärken und den Fokus auf Erfolg zu lenken. Kein:e Slalomläufer:in der Welt würde den Slalom in Angriff nehmen, ohne vorher den erfolgreichen Lauf visualisiert zu haben. Würde er/sie das nicht machen, wäre ein Ausscheiden wohl das sichere Ergebnis.

Ich stelle mir vor schwierigen Gesprächen immer vor, wie das Gespräch zur Zufriedenheit beider gut endet. Nicht, wie es verläuft, denn das ist egal, Hauptsache es endet gut. Wenn dann das Gespräch oder die Verhandlung eine komische Richtung einnimmt, dann sage ich mir: „Interessant, wie sich das gerade entwickelt. Gut dass ich weiß, wie es ausgeht!“. Mit dieser Technik ist ein Erfolg nicht garantiert, aber die Erfolgswahrscheinlichkeit steigt enorm.

2. Mentales Umerleben: Das Gehirn unterscheidet nicht zwischen real und imaginär Erlebtem. Es speichert beides als Erfahrung ab. Das können wir uns zu Nutze machen.

Wenn also etwas schief gelaufen ist, dann setze dich hin und erlebe die Situation so, wie sie optimal hätte verlaufen sollen. Spiele die Situation ideal durch und speichere so einen Erfolg ein, an den sich dein Unterbewusstsein dann in der nächsten ähnlichen Situation erinnern wird.

Umsetzung für Founder:innen:
Vorbereitung durch Visualisierung: Stelle dir vor einem Pitch oder einem schwierigen Gespräch vor, wie du souverän auftrittst und dein Ziel erreichst. Mentales Umerleben durchspielen: Nimm jeden Misserfolg her, analysiere, was schief gelaufen ist und wie du es hättest besser oder ideal machen können und spiele dann die Situation mit der Idealversion durch. Nimm die Erfolgsgefühle dabei war, das steigert noch den Effekt.

4. Selbstdisziplin: Die Kunst der konstanten Umsetzung flexibler Planung

Erfolg ist immer das Ergebnis des Tuns. Du kannst daher den Erfolg nicht machen, sondern nur ermöglichen. Machen kannst du aber deinen täglichen Beitrag. Daher überlege dir, was du jeden Tag ganz konkret tun kannst, um deinen gewünschten Erfolg zu schaffen. Setze dir Zwischenziele, um zu überprüfen, ob du den erwünschten Fortschritt erreichst. Erreichst du den Fortschritt nicht, dann überlege, ob das Ziel richtig gewählt ist und/oder ob das tägliche Tun ausreicht und passe bei Bedarf an.

Jetzt ist es wichtig, den täglichen Zweifel auszuschalten. Einmal in der Woche oder alle zwei Wochen darf angepasst werden. Täglich wird getan und abgehakt. Das funktioniert! Alleine durch das tägliche Abarbeiten des Plans deines eigenen Beitrags entsteht ein Erfolgserlebnis, das dich vorantreibt.

Wie ich mit Hockey im Alter von 21 Jahren begonnen habe und mir zum Ziel gesetzt habe, es in die erste österreichische Liga zu schaffen, war mir klar, dass mir technisch nahezu jeder Hockeyspieler, der von Kindheit an trainiert hat, überlegen sein wird. Was ich aber tun kann, war meine mentale Stärke und meine körperliche Kondition mehr zu entwickeln, als die anderen. Ich hatte einen genauen Plan für beides und nach 10 Jahren hatte ich es geschafft. Um die Zeit war ich sogar den österreichischen Nationalspielern, mit denen ich einmal trainiert habe, konditionell und mental überlegen. Ich habe in dieser Zeit jede Woche nach einem Plan trainiert und diese Pläne laufend nach meinen Fortschritten und Rückschritten angepasst. Heute würde man sagen, ich habe nach OKR trainiert. Das gab es damals aber noch nicht als Begriff.

Umsetzung für Founder:innen:
Routinen etablieren: Plane deinen täglichen Beitrag zum Erfolg und halte dich an diese Struktur. Überlegt anpassen: Passe deinen Plan nur in ruhigen Momenten an, nicht wenn unter der Woche Frust oder Zweifel aufkommen. Alles braucht seine Zeit, sich zu entwickeln und daher ist es wichtig, Pläne in Ruhe und überlegt zu erstellen und anzupassen. Wenn es aber keine messbare Entwicklung gibt, dann ist es auf jeden Fall Zeit, anzupassen.

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