20.03.2015

Brutkasten.Interview mit Hansi Hansmann über Mindset und Erfolg

/artikel/brutkasten-interview-mit-hansi-hansmann-ueber-mindset-und-erfolg
Hansi Hansmann macht Sport zum Ausgleich. Er ist auch begeisterter Radfahrer. Das Foto wude auf 5.300m Höhe im Basecamp vom Mount Everest aufgenommen...

Was haben die erfolgreichsten, österreichischen Startups wie runtastic, shpock, busuu, durchblicker oder whatchado gemeinsam? Johann „Hansi“ Hansmann! Er ist wohl der bekannteste Business Angel Österreichs, der anstatt seine Rente zu genießen, sein Vermögen lieber in Startups investiert. Dem brutkasten erzählt er, was sein Erfolgsgeheimnis ist, warum ihm ein Businessplan nicht so wichtig ist und welche Eigenschaften das Gründerteam mitbringen muss.

Zugegeben, bevor man auf Hansi Hansmann trifft, wird man schon ein wenig nervös – auch wenn man unzählige Interviews bereits geführt hat. Immerhin, ist man in der heimischen Startup Szene aktiv, gibt es ein paar Namen, um die man nicht herum kommt. Seiner zählt jedenfalls dazu.

Es ist neun Uhr an einem Montag. Schauplatz ist das Café Freiraum auf der Mariahilferstraße im siebten Bezirk in Wien. Ein Tisch ist dort auf den Namen Johann Hansmann reserviert. Sechs junge Menschen versammeln sich dort, eine Studentin und fünf Entrepreneure, die ebenfalls leicht angespannt auf sein Erscheinen warten. Und dann kommt er. Er wirkt etwas kleiner, als man es sich vielleicht erwarten würde und jünger, als man sich jemanden vorstellt, der so viel schon erreicht hat. Ein sympathischer Mann, 63 Jahre alt, der in die Runde lacht, alle begrüßt und dann meint „Ich weiß eigentlich nicht, wie das ganze nun ablaufen soll“ Bis elf Uhr ist das gemeinsame Frühstück anberaumt, dauern wird es bis Mittag. Denn er erzählt von seinem bewegten Leben (Übrigens: Auf unserem Foto befindet er sich im Basecamp vom Mount Everest auf 5.300m Höhe), nimmt sich die Zeit, auf alle Fragen einzugehen, sagt ehrlich seine Meinung. „In dein Startup würde ich nie investieren!“, fällt zum Beispiel einmal und zerstört vielleicht den Traum der Jungunternehmerin.

Die folgenden Stunden bringen mehr, als ein ganzer Kurs auf der Uni. Wenn er redet, sind alle still. Notizblöcke liegen auf den Tischen, um hin und wieder etwas aufzuschreiben. Phrasen wie „das richtige Mindset“ oder „dein Bierfreund muss nicht unbedingt der richtige Partner sein“, bleiben in Erinnerung.

Aber zurück zum Anfang. Hansi Hansmanns schließt eine HTL ab und studiert dann Wirtschaftswissenschaften. „Ich beneide euch um die Möglichkeiten, die es damals bei mir noch nicht gegeben hat“, meint er wehmütig. Alles ist inzwischen viel internationaler. Die Möglichkeit ins Ausland zu gehen, die hatte er in diesem Ausmaß nicht. „Hätte ich Kinder, ich würde sie ab 15 Jahren in regelmäßigen Abständen aus dem Haus treten. Nicht nur einmal, denn andere Sprachen, Kulturkreise, Auslandserfahrungen generell erweitern den Horizont. Und das geht heute viel einfacher“.

Die Idee selbstständig zu werden hatte Hansi Hansmann lange nicht. Damals, als er sich erstmals nach einem Job umgeschaut hat, hätte man auch viel mehr Kapital gebraucht um sich selbstständig zu machen. Seine Karriere begann mit einer Annonce im Kurier, die ungefähr so geklungen haben musste: „Junger, dynamischer Managertyp, HTL und WU, sucht Herausforderung“ 200 Antworten, einige hat er gar nie gelesen hat. Die Zeit war eben eine andere. Er entschied sich gegen einen großen Konzern und ging nach Vorarlberg in eine kleine Firma („Heute würde man Startup sagen“), die sich mit Elektronik beschäftigt hat. Vielleicht eine der wichtigsten Zeiten in seinem Leben, denn dies sollte die einzige Zeit bleiben, in der er direkte Verkaufserfahrung gemacht hat. Man muss sich das so vorstellen: Von Fremdenverkehrsort zu Fremdenverkehrsort ist er gefahren und hat versucht, möglichst viele für sich einzunehmen. „Das ganze Leben besteht aus Verkauf, egal ob als Unternehmensgründer oder Manager oder als Angestellter. Verkaufen heißt überzeugen. Die Mitarbeiter oder den Chef. Der ganze Job besteht in einem unglaublich großen Ausmaß darin zu überzeugen. Daran scheitern die meisten bei einem Verkaufsgespräch“

Nach zwei Jahren blättert er Zeitungsannoncen durch, um erneut einen Job zu finden. Schließlich landet er durch einen Zufall in der Finanzleitung eines Unternehmens. Und das ist genau seines. „Ich bin ein extremer Zahlenmensch. Ich habe immer schon alles im Kopf abgeschätzt, kann schnell ein Business in Zahlen umrechnen“ Auch nach ein paar Jahren in der Firma, dachte er noch nicht daran selbstständig zu werden, aber er wusste, er wollte wechseln. Irgendwohin, wo viel gezahlt wird. Und die Branche, die am meisten zahlt, ist die pharmazeutische. Der Rest ist Geschichte.

Hansi Hansmann baut seinen eigenen Pharmakonzern auf, den er im Jahr 2003 verkauft. Danach geht er ein Jahr Radfahren, bevor er „den größten Fehler begeht“, der ihm immer noch, so viele Jahre später zusetzt. Er investiert in einen Restaurant-Clubbetrieb in Madrid. Und verliert viel Geld. Sehr viel Geld. Millionen, um es zu beziffern.

Wieso er nicht früher die Notbremse gezogen hat? „Ich neige dazu, Dinge durchzuziehen. Im Nachhinein hätte ich das nicht machen sollen“, meint er und man sieht ihm an, dass ihm dieser Verlust immer noch nahe geht.

Danach beginnt er in Startups zu investieren. Busuu und Renesim sind die ersten zwei. Und dieses Mal lässt ihn seine Nase nicht mehr im Stich. Beim Zuhören merkt man, dass es ihm nicht um Geld geht. Man sieht förmlich, wie eine, nein, mehrere Flammen in ihm zu brennen beginnen, sobald er anfängt, von „seinen“ Startups zu erzählen. Man erfährt schnell, dass er nicht in Startups investiert im herkömmlichen Sinne, er adoptiert sie. „Ich wollte meine Erfahrung einbringen und mit jungen Leuten zusammen arbeiten. Ich kann jungen Gründern eines bieten“ – mehr Wert als jede Summe – „nämlich Erfahrung. Erfahrung, die sie gar nicht haben können. Ich habe zu allen kein Investoren- sondern ein Freundschaftsverhältnis“.

Man sollte erwähnen, dass alle Startups, die er unterstützt, noch leben.
Aber, was ist Dein Erfolgsrezept?
(er hat uns das Du Wort angeboten)

Noch bevor ich das Projekt kenne, geht es mir um die Personen die beteiligt sind. Natürlich muss ich sie mögen und sie müssen das richtige Mindset haben. Wichtig ist mir auch, dass es einen klaren Leader gibt. Einer, der nicht gleich aufgibt. Vor allem in den Anfangsjahren hat man meist mehr Krisen als Erfolge, daher muss er stark genug sein. Und es muss auch nicht unbedingt der sein, der mit der Idee aufgekommen ist. Ich bin gut darin, Leute einschätzen zu können. Und um die geht es mir. Bei der ersten Krise sieht man meist, ob es passt.

Ich wüsste es auch schon bei euch, wer das wäre! Eine meiner Stärken ist es, Menschen einzuschätzen und mir die richtigen auszusuchen, die ich an meiner Seite haben will. (Unmerklich blicken sich alle in der Runde gegenseitig an. Wer von uns wäre es?) Das ist ein Teil meines Erfolgsrezeptes. Natürlich muss das Projekt darüber hinaus sexy sein.

Das Projekt muss sexy sein.

Keine 08:15 Sache, sondern eben ein Startup mit großem Innovationsgrad und der Möglichkeit, es skalieren zu können. Deswegen würde ich zum Beispiel bei dir (Anmerkung: Er wendet sich zu einer Jungunternehmerin, die ihm Infomaterial zu ihrem Startup gleich zu Beginn in die Hand gedrückt hat) nicht investieren, weil es working capital intensiv ist, Produktionslastig. Ich hatte eine Pharmafirma, die rein auf Produktion ausgelegt war und die enorm stark gewachsen ist – ich musste pausenlos überlegen, wo ich das Geld auftreibe, um das Wachstum zu finanzieren.

Was bringt ein Business Angel ein?

Notwendigerweise weniger das Geld, als wie seine Erfahrung. Man hört immer die politischen Schlagwörter, wir brauchen mehr Millionäre, die in Startups investieren. Nicht nur! Natürlich brauchen wir auch – und zwar viel – Risikokapital. Aber wir brauchen vor allem Busines Angels, die ihre Erfahrung und ihr Netzwerk einbringen. Der Business Angel agiert oft als Coach oder Mentor.

Damit ein Startup erfolgreich wird, was braucht es da?

Unglaublich viele Erfolgsfaktoren treffen da aufeinander: Ein gutes Team, eine gute Idee, man muss beinhart arbeiten, man braucht eine entsprechende Finanzierung und auch ein bisserl Glück. Du kannst super hart arbeiten und trotzdem hast du das Pech, dass zwei Monate vor dir ein anderer die gleiche Idee auf den Markt bringt… Obwohl der internationale Markt meist groß genug, dass er mehrere verträgt.

Welches Kriterium muss ein Team haben, damit es für dich interessant ist?

Diese und andere Fragen, löst der Brutkasten demnächst auf. Dranbleiben! 

Deine ungelesenen Artikel:
21.11.2024

Tractive-Gründer Hurnaus: “Wir haben nicht die faulen Mitarbeiter bekommen”

Das auf Haustier-Tracking spezialisierte oberösterreichische Startup Tractive vermeldete kürzlich 100 Millionen Euro ARR (Annual Recurring Revenue). Gründer Michael Hurnaus erklärt die Gründe dafür, erläutert was für eine Rolle die 4-Tage-Woche dabei spielte und erzählt von weiteren Übersee-Expansionsplänen.
/artikel/tractive-gruender-hurnaus-wir-haben-nicht-die-faulen-mitarbeiter-bekommen
21.11.2024

Tractive-Gründer Hurnaus: “Wir haben nicht die faulen Mitarbeiter bekommen”

Das auf Haustier-Tracking spezialisierte oberösterreichische Startup Tractive vermeldete kürzlich 100 Millionen Euro ARR (Annual Recurring Revenue). Gründer Michael Hurnaus erklärt die Gründe dafür, erläutert was für eine Rolle die 4-Tage-Woche dabei spielte und erzählt von weiteren Übersee-Expansionsplänen.
/artikel/tractive-gruender-hurnaus-wir-haben-nicht-die-faulen-mitarbeiter-bekommen
Tractive, Hauster Versicherung, Insurance, Pet Cover
(c) Tractive - Michael Hurnaus, CEO von Tractive.

Er hat es bereits im Mai angekündigt und nun erreicht. Beim Pet-Tracking-Scaleup Tractive stehen aktuell 100 Millionen Euro jährlich wiederkehrender Umsatz zu Buche. Gründer Michael Hurnaus sieht mehrere Aspekte, die dem Erfolg zugrundeliegen.

Tractive: “Mitarbeiterwachstum kein Indikator”

“Wir hatten immer schon 40 bis 50 Prozent Wachstum, haben aber dabei immer im Vordergrund gehabt, nicht das Mitarbeiterwachstum als Indikator zu sehen, sondern nachhaltig zu wachsen”, sagt er. “Wir bewegen uns mit dem Haustiermarkt in einem dankbaren Markt, ja. Aber unsere gute Arbeitsleistung kommt nun zurück. Da hat uns die 4-Tage-Woche sehr geholfen. Wir haben nicht die faulen Mitarbeiter bekommen, die nur vier Tage arbeiten wollen, sondern gute Leute, die sich mit der Firma identifizieren.”

Das Paschinger Startup wagte erst vor rund dreieinhalb Jahren den Sprung in die USA, der auch gut vorbereitet war. “Wir haben acht Jahre lang gewartet, diesen Schritt zu gehen”, erklärt Hurnaus. “Wir wussten, wenn wir ‘in Europa gewinnen’, dann wird es leichter für uns, als für einen US-Amerikaner, der nach Europa will. Wir haben hier verschiedenen Länder, mehr Sprachen und unterschiedliche Währungen. Für uns war es die richtige Entscheidung.”

USA überholt Deutschland

Mittlerweile hat der US-Markt den bisherigen Spitzenreiter Deutschland überholt. Schätzungsweise 66 Prozent der US-Haushalte oder etwa 86,9 Millionen Familien besitzen in den Vereinigten Staaten ein Haustier. Dies geht aus der National Pet Owners Survey 2023–2024 der American Pet Products Association (APPA) hervor.

“Unsere Marktpenetration ist wesentlich geringer als in Deutschland”, sagt Hurnaus. “Wir werden im ersten Quartal 2025 auch in Mexiko launchen, in den nächsten beiden Jahren aber keine weitere Erweiterung anstreben. Der Fokus bleibt auf diesen Märkten.”

Tractive bald in Mexiko

Tractive hat in der Zeit seines Bestehens eine Wandlung erfahren. Jedes zweite Jahr hat man bisher ein Produkt für Hund und Katze herausgebracht – vor wenige Wochen den neusten Tracker. Dabei aber “sehr stark eine Transformation durchlaufen”, wie der Founder erklärt. Weg vom einfachen GPS-Tracker hin zum Gesundheitstracker.

“Es ist ein Frühwarnsystem und soll nicht den Tierarzt ersetzen. Wir sagen nur, dass wir etwas bemerkt haben, eine Veränderung im Verhalten oder bei der Bewegung, etc…”, erklärt Hurnaus. “Da steckt viel Potential darin. Denn wir haben erkannt, dass Leute den Bedarf haben, zu wissen, wie es dem eigenen Haustier wirklich geht.”

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Brutkasten.Interview mit Hansi Hansmann über Mindset und Erfolg

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Brutkasten.Interview mit Hansi Hansmann über Mindset und Erfolg

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Brutkasten.Interview mit Hansi Hansmann über Mindset und Erfolg

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Brutkasten.Interview mit Hansi Hansmann über Mindset und Erfolg

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Brutkasten.Interview mit Hansi Hansmann über Mindset und Erfolg

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Brutkasten.Interview mit Hansi Hansmann über Mindset und Erfolg

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Brutkasten.Interview mit Hansi Hansmann über Mindset und Erfolg

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Brutkasten.Interview mit Hansi Hansmann über Mindset und Erfolg

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Brutkasten.Interview mit Hansi Hansmann über Mindset und Erfolg