23.11.2023

“Brutale Konfliktvermeidung führt zu ‘low performance'”

Streit unter der Belegschaft kann zu vielerlei Problemen führen und etwa eine hohe Fluktuation bewirken oder gröbere Probleme auslösen. Wie man Konflikte erkennt und damit umgeht, erklären Franz Tretter, Gründer von Hello Again und Lisa Smith, Founderin von Prewave.
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Konflikte, wie Konflikte lösen, Konflikte in Unternehmen, Konflikte in Startups
(c) Prewave, Hello Again - Lisa Smith, Founderin Prewave und Franz Tretter, Founder Hello Again.

Es ist ein heikles Thema. Eine der goldenen Regeln der Startup-Szene ist, dass man als Founder:in ein Team zusammenstellt, das zusammenpasst. Damit sind nicht nur technische und Organisations-Skills gemeint, die die einzelnen Mitglieder:innen in den Arbeitsalltag einbringen sollen, sondern das Verständnis untereinander, auch die Kommunikationsfähigkeiten und, rundum, die sozialen Talente im Umgang miteinander, sind wichtige Faktoren. Denn, Konflikte unter Angestellten können nicht nur ein Team oder diverse Abteilungen im Unternehmen auseinanderreißen, wie früher der Wrestler Otto Wanz Telefonbücher, sondern die Firma als Ganzes gefährden.

Wie bemerkt man Konflikte?

Doch wie geht man damit um? Und wie bemerkt man schwellende Konflikte unter der Oberfläche und kann präventiv eingreifen? Wir haben bei Franz Tretter, Founder von Hello Again und Lisa Smith, Gründerin von Prewave nachgefragt und unter anderem herausgefunden, dass Harmonie auch manchmal hinderlich sein kann.

“Überall wo Menschen zusammenarbeiten, gibt es Reibereien”, sagt Tretter. “Mit starken Level-Unterschieden. Zuerst gilt es einzuordnen, wie gravierend der Konflikt ist. Es gibt Kleinigkeiten, die man gar nicht anspricht, sonst macht man ein riesen Thema auf. Oder das Gegenteil davon, wo die Leute nicht mehr zusammenarbeiten können.”

Auch Smith sieht es als normal an, dass – egal ob in der Firma, in einem Dorf, in der Partei oder einer Gruppe – Konflikte entstehen. Sie selbst sind mit Prewave im Vorjahr in ein größeres Office gezogen und mussten mit ihrem Flex-Desk-System über 100 Leute unter einem Hut bringen. “Da sind ein paar Sachen aufgekommen und wir haben versucht aufeinander zuzugehen”, sagt sie.

Gespräche und Lösungen

Für Smith war es in diesen Konfliktsituationen wichtig, das Gespräch zu suchen und als ersten Schritt herauszufinden, was überhaupt passiert ist. “In größeren Firmen wird das aber immer schwieriger. Wichtig ist, das Gegenüber zu verstehen, damit man konstruktiv zusammenarbeiten kann. Um den gemeinsam Blick auf den Weg in die Zukunft zu richten und den Konflikt zu begraben.”

Prewave hat in der Vergangenheit bei Streitfällen konkret die HR-Abteilung involviert und die Parteien zu direkten Gesprächen geladen. “So direkt wie möglich und nicht über die Team-Leads”, betont Smith. “Wir überlegen uns immer, was eine rasche, pragmatische Lösung sein kann.”

Zwischen den Zeilen zur Konfliktlösung

Auch für Tretter ist es wichtig, Probleme direkt im persönlichen Gespräch anzugehen und ja nicht schriftlich. Im äußersten Fall ginge auch ein Video-Call, sagt er. “Oft entspringen Konflikte aus dem Klassiker der schlechten Kommunikation heraus. Wenn man allerdings dann die verschiedenen Perspektiven übersetzt, hat man schon viel gelöst.”

Für den Hello Again-Gründer ist es für die Konfliktvermeidung oder den Umgang mit Streit wichtig, zwischen den Zeilen zu lesen: “Es geht nicht nur um KPIs; ich empfehle jedem Junior-Founder in ‘Leadership-Skills’ zu investieren. Oder auch Mitarbeiterumfragen durchzuführen.” Er und sein Team machen deshalb zweimal im Leadership-Trainings und laufende Weiterbildungen.

Klarheit vor Harmonie

Allerdings betont Tretter, dass ein übertriebenes Harmoniebedürfnis auch einem Unternehmen im Weg stehen kann. “Klarheit steht vor Harmonie”, sagt er. “Man muss aber eine offene und wertfreie Basis schaffen, aus der man direkt sein kann, ohne Schnickschnack drumherum. Weg von persönlichem und mit einer Wertschätzung zueinander. Da kann man ganz anders kommunizieren. Die Einstellung, wir dürfen keinen Konflikt haben, ist ein Problem. Denn, eine brutale Konfliktvermeidung kann auch zu ‘low performance’ führen.”

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Remitly, ein US-Online-Anbieter für Finanzdienstleistungen, hat 4.200 erwerbstätige Erwachsene aus 22 Ländern in einer Studie rund um das Thema Work-Life-Balance befragt. Im Zuge dessen ging es um tägliche Arbeitsstunden, die Länge des Arbeitsweges, die Schlafdauer vor einem Arbeitstag und und die Länge der täglichen Pausen. Auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsleben fand Einklang in die Studie. Nach Erhebung der Daten wurden die einzelnen Faktoren bewertet. Das Ziel: Herauszufinden, welche Länder weltweit die “beste Work-Life-Balance bieten”. Erfasst wurden die Daten diesen September.

Der Norden ist am Balance-freundlichsten

Nach dem Ranking des US-Finanzdienstleisters steht Österreich gar nicht so schlecht da: Platz 11 erreichten wir im Rahmen der Studie. Wenig überraschend gingen Platz eins und zwei wieder in den Norden – konkret an Finnland (Platz eins) und Dänemark (Platz zwei). An dritter Stelle im Work-Life-Ranking steht die Schweiz.

Finnland ist laut Remitly mit 73 von 100 Punkten im Index das Land mit den besten Rahmenbedingungen für eine Work-Life-Balance. Der Studie zufolge soll Finnland seinen Erwerbstätigen schon seit fast 30 Jahren flexible Arbeitsbedingungen bieten.

Dänemark auf Platz zwei erreichte 70 von 100 Punkten. Die Durchschnittsarbeitszeit pro Tag belief sich hier auf sieben Minuten und 25 Stunden. Auch laut OECD Better Life Index liegt die Zufriedenheit im Beruf sowie die allgemeine Lebenszufriedenheit in Dänemark über dem weltweiten Durchschnitt.

Trotz längerer täglicher Arbeitszeit und längerer Pendelzeit als Platz 1 und 2 landet die Schweiz auf Platz drei, was Remitly unter anderem mit den vier bis fünf bezahlten Urlaubswochen begründet. Auch die Pausenzeiten umfassen mit 56 Minuten täglich ein Maximum unter den befragten Ländern.

Platz vier ergattert Frankreich – unter anderem auch deshalb, da die Normalarbeitszeit in Frankreich bei 35 Wochenstunden liegt. Alles darüber wird als Überstunde gerechnet und dementsprechend in Zeitausgleich oder Bezahlung vergolten.

Für Work Life Balance wird umgezogen

Neun der zehn führenden Länder befinden sich in Europa. Der einzige Ausreißer: Neuseeland auf Platz 5. Außerdem gaben vier von zehn (42 Prozent) Befragten an, dass sie in den nächsten fünf Jahren auf der Suche nach besseren Arbeitsbedingungen ins Ausland ziehen möchten.

In den Top zehn befinden sich nach den ersten vier Platzierten – nach Rangliste Finnland, Dänemark, Schweiz und Frankreich – schließlich Neuseeland (Platz 5), Schweden (Platz 6), die Niederlande (Platz 7), Portugal (Platz 8), Belgien (Platz 9) und Tschechien (Platz 10).

Österreich belegt Platz 11, gefolgt von Deutschland (Platz 12), Spanien (Platz 13), Italien (Platz 14) und Kanada (Platz 15).

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