18.12.2020

Es riecht wieder nach Bubble

An den Märkten herrscht Euphorie. Vorsicht ist geboten. Aber es gibt auch gute Gründe für den Boom: Beschleunigte Digitalisierung und ungebremstes Gelddrucken.
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Junges Geld: Bitcoin & Börse - es riecht nach Bubble
Niko Jilch | Hintergrund (c) adobe stock / lpictures

Die vier gefährlichsten Wörter an der Börse? This time it’s different.Diesmal ist es anders. Denn es ist nie anders. Wenn den Spekulanten die Pferde durchgehen, wenn es nach einem “neuen Paradigma” riecht, steht meist das Gegenteil bevor: der Crash – oder zumindest ein kräftiger Abverkauf. Das war in den 1929 so, als der Yale-Ökonom Irving Fisher von einem “permanent hohen Plateau für die Aktienmärkte” sprach – vier Wochen vor dem Absturz in die Weltwirtschaftskrise. Es war im Jahr 2000 so, als die DotCom-Bubble eine wundervolle, digitale Zukunft versprach und jede Aktie mit einer Web-Adresse in den Himmel geschossen ist. Und es war 2007 so, als US-Notenbankchef Ben Bernanke sagte, es sei “nicht vorstellbar”, dass der US-Immobilienmarkt auf breiter Front einbrechen könne.

AirBnB, Doordash und Snowflake mit gewaltigen Börse-Starts

Aktuell riecht es wieder mal streng nach Bubble. Die Börsenkurse klettern in den Himmel. Nicht nur Bitcoin, auch der technologielastige US-Index Nasdaq steht auf einem neuen Allzeithoch. Die Katastrophenstimmung vom März ist vergessen. An Ihre stelle ist laut dem Stimnungs-Indikator von CNN die Gier getreten. Nicht mehr lange, dann kommt die extreme Gier. Und wir wissen vom großen Warren Buffet: “Sei ängstlich, wenn andere gierig sind. Und sei gierig, wenn andere ängstlich sind”.

Auch der durchschlagende Erfolg der jüngsten Börsengänge sollte zu Denken geben. Firmen wie AirBnB (Ferien-Vermietung), Snowflake (Cloud-Data-Warehouse) und Doordash (Essenslieferung) haben bombastische Debüts hingelegt. So ähnlich war das Ende der 1990er auch, als etwa das legendäre “Pets.com” an die Börse kam. Damals wurde viel Geld für luftige Träume eingesammelt. Kaum jemand wusste, worum es wirklich geht. Ein guter Domain-Name reichte schon. Bis die Blase platzte.

Die nächste Bubble: Wie lange kann das noch so weiter gehen?

Da ist es nicht schwer, Ähnlichkeiten zum Jahr 2020 zu entdecken. Auch heute sind es die Tech-Firmen, die den Boom ziehen. Das war schon vor Corona so, hat sich in der Pandemie aber nochmal beschleunigt. Namen wie Amazon, Apple oder zuletzt Zoom und Netflix kennen kein Halten mehr. Gute Nachrichten von der Impffront helfen zusätzlich.

Im kommenden Jahr werden wir sehen, ob die rosigen Erwartungen der Anleger erfüllt werden können. Ob die Techgiganten wirklich soviel Geld verdienen können, wie von ihnen erwartet wird. Oder ob auf die Euphorie eine (erwartbare) Enttäuschung folgt. Es ist auch diesmal nicht anders. Was parabolisch ansteigt, kommt wieder runter. Egal ob Bitcoin, Gold oder Aktien. Aber die aktuelle Frage ist: Wie lange kann das noch so weitergehen?

Genau werden wir es erst im Nachhinein wissen. Aber es gibt zumindest drei Faktoren, die heute tatsächlich anders sind als vor 20 Jahren.

Die Digitalisierung wird sich nicht verlangsamen, im Gegenteil

Erstens: Die damals versprochene technologische Revolution ist eingetreten. Computer arbeiten sich Schritt für Schritt in alle Lebensbereiche vor. Sie erleichtern unser Leben, verbessern es – und machen es oft auch billiger. Diese Computer werden auch stets schneller und besser, da die Prozessoren mehr Leistung entfalten können.

Erst kürzlich hat Apple seine eigenen Computer-Chips vorgestellt, die in Sachen Stromeffizienz alles bisher dagewesene in den Schatten stellen. Auch hat die Pandemie tatsächlich einen gewaltigen Schub gebracht, was die Digitalisierung der Arbeitswelt und des Konsumverhaltens betrifft. Da ist es wenig verwunderlich, wenn Amazons Aktie boomt – ist die Firma doch in praktisch alle digitalen Lebensbereiche involviert.

Zweitens: Die erwähnten Firmen, die Apples, Amazons und Facebooks dieser Welt, sind heute keine Traumgebilde mehr, sondern hochprofitable Unternehmen. Das Versprechen der Jahrhundertwende wurde tatsächlich eingelöst. Und niemand kann abschätzen, welche Services und Produkte sie in der Pipeline haben, um uns aufs nächste Level zu heben. Es klingt unglaublich, aber das iPhone gibt es erst seit 12 Jahren. Facebook ist genauso jung. Die größte Gefahr für ihren Erfolg sind die Firmen selbst. Wenn sie zu groß und zu mächtig werden, geraten sie ins Visier der Politik. Schon heute bemühen sich Politiker in den USA oder Europa, die Tech-Giganten zu zerschlagen.

Solange das Geld billig bleibt, wird der Markt gestützt

Drittens – und das ist der wichtigste Punkt: Die Notenbanken halten die Geldschleusen offen und die Zinsen niedrig. Dazu kommen haufenweise Konjunkturpakete von den Staaten. Der US-Notenbankchef Jay Powell hat erst diese Woche gesagt, dass die Aktienbewertungen angesichts des extrem niedrigen Zinslevels nicht übertrieben sein müssen. Vielleicht werden wir uns nach dem nächsten Crash lustig machen über Jay Powells Zuversicht. Vielleicht werden wir das Zitat aber auch vergessen haben, weil die Kurse weiter gestiegen sind. Eine nachhaltige Änderung der Marschroute wird aber offenbar auch von den Notenbanken erst beim nächsten Zinsschritt nach oben erwartet – und der liegt einige Jahre in der Zukunft. Wir sollten uns mit übertriebenen Warnungen also noch zurückhalten und abwarten, was das kommende Jahr bringt. Ja, es herrscht Gier – aber eine kleine Korrektur ändert das rasch. Ja, Vorsicht ist immer geboten. Und ja, es riecht nach Bubble. Aber es stinkt noch nicht.


Zum Autor

Niko Jilch ist Finanzjournalist, Podcaster und Speaker. Website: www.nikolausjilch.com Twitter: @nikojilch


Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Benefits, Home-Office
(c) GrECo - Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits GrECo.

Es herrscht eine Zeit im Arbeitswesen, in der sich sehr viele Personen mit der Zukunft und davon ausgehend mit Benefits von Unternehmen beschäftigen. Dabei steht vor allem die betriebliche Vorsorge hoch im Kurs. Neun von zehn Befragte finden eine Pensionsvorsorge (91 Prozent), eine private Krankenversicherung (90 Prozent) oder steuerfreie Zukunftsleistungen wie lohnsteuerfreie betriebliche Vorsorge (89 Prozent) bei der Jobsuche besonders attraktiv. Das zeigt die aktuelle “Health & Benefits Studie” des Versicherungsunternehmens GrECo, die sowohl die Arbeitnehmer:innen- als auch die Arbeitgeberseite befragt hat.

Benefits: Anforderungen an Jobs steigen

Die unternehmenseigene Befragung unter österreichischen Unternehmen wurde im Juli und August 2024 durchgeführt, um die Sichtweisen und Strategien der Arbeitgeber zu beleuchten. Diese Umfrage richtete sich an heimische Entscheidungsträger:innen aus den Bereichen “Human Resources” und “Benefits-Management”. Insgesamt nahmen 274 Unternehmensrepräsentant:innen an der Befragung teil. Dabei lag der Fokus auf den geplanten Benefits-Maßnahmen der nächsten zwei Jahre.

“Die Anforderungen an den Job steigen weiter. Viele Arbeitnehmer:innen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Auch eine zusätzliche Pensions- und Krankenvorsorge, die deutlich über die staatliche Grundversorgung hinausgeht, wird zunehmend geschätzt. Lösungen, die Mitarbeiter:innen auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste”, erklärt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo.

Für Unternehmen gilt es, sich bewusst zu machen, dass Benefits, die zeitgemäß und besonders relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor darstellen und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben.

Langfristig vs. kurzfristig

Vor allem langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen hätten laut der Umfrage für acht von zehn Befragten (83 Prozent) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie Fitnessangebote. Ein Unterschied zeigt sich jedoch bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere gerichtet ist.

“Das liegt nicht daran, dass die Gen Z Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung nicht schätzt. Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health-Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken“, erklärt Schuller. “Es geht hier um ein abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann.”

Bemerkenswert ist, dass trotz aller Bemühungen aktuell 67 Prozent der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen noch nicht ausschöpfen. Dabei bieten steuerfreie Zukunftssicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Pensionszusagen gerade die finanzielle Sicherheit, die sich die Mitarbeiter:innen wünschen würden, so die Studie.

Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen Arbeitnehmer:innen (25 Prozent) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig sind und nur vier Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben.

“Diese Lücke wird aber nach wie vor auch in der Praxis von nur rund 17 Prozent der Unternehmen abgedeckt. Auch eine “Pensionszusage” bieten nur 27 Prozent an und das, obwohl sie angesichts der steigenden Lebenserwartung ein wichtiges Angebot wäre, um die Erhaltung des Lebensstandards im Alter sicherzustellen”, liest man im Bericht.

Benefits kein Obstkorb

Im Kampf um die besten Talente steigt der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35 Prozent) der heimischen Arbeitnehmer:innen ist sogar bereit, auf zehn Prozent des Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür wichtige Benefits erhalten – in der Gen Z ist es sogar jede:r Zweite (46 Prozent).

Benefits wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten, zählen jedoch nicht dazu. Sie werden viel mehr als selbstverständliche Voraussetzung betrachtet und sind wie der Obstkorb, den nur mehr 24 Prozent als sehr ansprechend bewerten, seit langem kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

“Eine ‚One-size-fits-all-Lösung‘ bei Benefits ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen erkennen und entsprechend handeln, sind für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser gerüstet und langfristig erfolgreicher”, so Schuller weiter.

Kommunikation mangelhaft

Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56 Prozent der Mitarbeiter:innen kennen auch alle angebotenen Benefits. Auf Seite der Arbeitgeber gilt es dringend, eine zugängliche Übersicht der angebotenen Benefits zu schaffen und diese laufend zu kommunizieren. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen gibt zudem an, keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme für Benefits aufgewendet werden.

“Das zeigt deutlich, dass Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie für bestehende Mitarbeiter:innen dringend verbessern müssen, denn 88 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der sich um sie kümmert”, fasst Schuller abschließend zusammen. “Nur wer langfristige Absicherung und moderne Arbeitsmodelle kombiniert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können – erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels.”

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