11.01.2021

Bitpanda-Gründer Klanschek: “Haben heute stärksten Tag aller Zeiten”

Bitpanda-Co-Founder Paul Klanschek spricht im Interview über den neuen Bitcoin-Hype und die Auswirkung der Kursbewegungen auf das Geschäft.
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Bitpanda: Co-Founder Paul Klanschek über den Bitcoin-Kurs
Bitpanda: Co-Founder Paul Klanschek | (c) Bitpanda

Der Bitcoin-Hype kommt schrittweise wieder zurück. Der Kurs der Kryptowährung bewegte sich innerhalb weniger Tage um rund 10.000 US-Dollar auf- und wieder abwärts. Was der neuerliche Boom und die extreme Volatilität für sein Business bedeutet, erzählte uns Bitpanda-Mitgründer Paul Klanschek im Interview.


Wie wirkt sich die aktuelle Bitcoin-Kurs-Achterbahn auf euch bei Bitpanda aus?

Wir haben die letzten Jahre damit verbracht, uns auf diesen Moment vorzubereiten. Wir haben sehr viele Leute geholt und wurden immer wieder gefragt: “Wofür braucht ihr 300 Mitarbeiter? Das ist ja eh alles automatisiert”. Aber diese Woche hat wieder gezeigt, wie schnell im Krypto-Bereich Volumen in den Markt kommen können. Wir hatten in den letzten sieben Tagen für unsere operativen Mitarbeiter in Support, Compliance und Operations ein Arbeitspensum wie sonst in einem ganzen Monat.

Es gab also rund das Vierfache an Tickets, Transaktionen und so weiter. Das ist zwar natürlcih extrem spontan gekommen. Aber überrascht waren wir nicht. Es ist alles im Plan. Aber das beruht auch auf einer unglaublichen Leistung unserer Leute, damit alles so reibungslos läuft.

Eigentlich reagiert Bitcoin ja schon seit Monaten positiv auf die Corona-Krise. Wann war für euch klar, dass jetzt wieder ein richtiger Hype kommt?

Es ist bei Bitcoin schon lange zu beobachten, dass es längere Zeit lang wenig öffentliches Interesse gibt, wenn der Kurs sinkt oder sich seitwärts bewegt. Wir haben im vergangenen Jahr gesehen, dass der Kurs von unter 6000 US-Dollar im März bis auf 20.000 Dollar angestiegen ist, ohne dass es richtiges Medieninteresse gab. Das Thema war eine Randerscheinung. Unsere Kunden haben trotzdem weiter getradet und wir hatten auch viele Neukunden, aber über die Mainstream-Medien ist kaum ein neuer Kunde zu uns gekommen.

Im vergangenen Monat hat sich das komplett gedreht. Du kannst auf orf.at gehen und dort wird prominent über den Bitcoin-Kurs berichtet. Und dieser Unterschied hat in den letzten vier Wochen dazu geführt, dass das öffentliche Interesse stark gestiegen ist – und dementsprechend die Investitionsvolumina.

Kannst du mir auch Zahlen zu diesem Anstieg nennen?

Was ich sagen kann ist: Wir sind jetzt bei 1,6 Millionen Usern und momentan kommen täglich zwischen 5000 und 10.000 Registrierungen dazu. Wir haben jetzt höhere Zahlen als 2017. Und ich glaube, dass das Kursfeuerwerk jetzt erst losgehen wird. Also wenn sich wiederholt, was es schon sehr oft bei Bitcoin gegeben hat, dann reden wir von ganz anderen “Situationen”.

Willst du dich da noch präzisieren? Hat die Korrektur der letzten Tage nichts zu bedeuten? Wo geht es hin?

Wenn es stark steigt hat man immer hohes Korrektur-Potenzial. Die Volatilität ist jetzt wieder zurückgekehrt, nachdem der Anstieg vergangenes Jahr ja relativ ruhig war. Es gibt wieder Menschen mit Profit durch Bitcoin – auch solche, die 2017 gekauft haben. Es ist jetzt eine ganz andere Marktsituation.

Was wir beobachten: Es werden Rekordsummen auf die Seitenlinie gestellt. Die Leute warten auf Einstiegskurse. Es sind nie dagewesene Werte, die bei uns darauf warten, investiert zu werden. Ich denke, die kommenden Monate werden sehr spannend. Meiner Meinung nach – das ist jetzt kein Finanz-Tipp – haben wir noch nicht den Höchststand gesehen.

Wie wirkt es sich auf Bitpanda aus, wenn der Kurs stark fällt?

Wir sind grundsätzlich sehr neutral, was den tatsächlichen Stand der Kurse anbelangt. Volatilität ist sehr gut für uns. Was wir schon gemerkt haben ist, dass das Handelsinteresse am stärksten ist, wenn Kurse stark fallen. Da haben dann sehr viele Leute Interesse, wieder einzusteigen. Es gibt Leute, die denken: “Wenn ich jetzt verkaufe, kann ich später noch billiger nachkaufen”. Und zweitens regen auch sehr schnell steigende Kurse das Interesse stark an.

Wenn der heutige Tag so volatil bleibt, wird es der beste Tag, den wir jemals hatten. Das ist natürlich schön für das Team zu sehen, dass man selbst am stärksten Tag bislang online bleibt, die Leute ihre Tickets in Rekordzeit beantwortet bekommen, die Transaktionen ankommen und die Euro-Einzahlungen schnell gutgeschrieben werden – das ist das wichtigste für uns.

Ich freue mich so gesehen besonders, am wahrscheinlich besten Tag für Bitpanda aller Zeiten ein Gründer-Interview zu bekommen. Wann war der bislang beste Tag?

(Lacht) Das war vor zwei Tagen. Aber davor im Jahr 2017. Es ist zurzeit wirklich verrückt. Bitpanda ist natürlich kein Indikator für den gesamten Markt. Aber das Retail-Interesse ist sehr stark gestiegen. Da wir genau darauf fokussiert sind, denken wir, das wir in den kommenden Monaten noch sehr viele Rekordtage haben werden. Es wird ein ziemlich krasses Jahr für uns werden.

Zum Abschluss meine Standard-Frage: Wie sieht es mit dem Unicorn-Status aus?

Die letzte Finanzierungsrunde ist ja erst ein paar Monate her. Da waren wir es nicht. Und wir sind derzeit mit niemandem im Gespräch bezüglich Finanzierung. Wenn, dann reden wir über strategische Partnerschaften. Aber auch da ist momentan nichts am Laufen.


Disclaimer: Die Bitpanda GmbH ist zu 3,9849 % an der Brutkasten Media GmbH beteiligt.

Disclaimer II: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information und geben ausschließlich die Meinung des Interviewpartners wieder. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von derbrutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Fermify, veganer Käse, GRAS, FDA
(c) Dani-Ella-Photography - Christoph Herwig und Eva Sommer von Fermify.

Das Wiener Vegan-Käse-Startup Fermify konnte im letzten Jahr im Mai eine 5-Mio.-Dollar Funding-Runde aufstellen – brutkasten berichtete. Dem folgte im Juli 2023 die Erweiterung der Seed-Runde auf sechs Millionen Euro. In der Mai-Ausgabe des brutkasten-Magazins erzählte zudem Founderin und CEO Eva Sommer ihre persönliche Geschichte über ihren Schulabbruch mit 15, ihre Mutterschaft mit 18 und einen Millionen-Exit. Nun gibt es Neuigkeiten, die die Eignung ihrer Produktionstechnologie im US-Amerikanischen Markt befeuern.

Fermify: Kasein nun “Generally Recognized As Safe”

Zur Erklärung: GRAS st ein Akronym für die Formulierung “Generally Recognized As Safe” (Allgemein als sicher anerkannt). Gemäß den Abschnitten 201(s) und 409 des Federal Food, Drug, and Cosmetic Act der US-Lebensmittelbehörde FDA (Food and Drug Administration) ist jede Substanz, die Lebensmitteln absichtlich zugesetzt wird, ein Lebensmittelzusatzstoff, der der Überprüfung vor dem Inverkehrbringen und der Zulassung durch die FDA unterliegt.

Damit ein Stoff als GRAS eingestuft werden kann, müssen die wissenschaftlichen Daten und Informationen über die Verwendung eines Stoffes allgemein bekannt sein. Zudem muss ein Konsens unter qualifizierten Experten darüber bestehen, dass diese Daten und Informationen belegen, der Stoff sei unter den Bedingungen seiner vorgesehenen Verwendung sicher.

GRAS-Bestimmungen, die auf diese Weise getroffen werden, werden als wissenschaftliche Verfahren bezeichnet. Bei einem Lebensmittelzusatzstoff werden “private Daten und Informationen” über die Verwendung des Stoffes an die FDA übermittelt, die alles auswertet, um festzustellen, ob der Stoff unter den Bedingungen seiner vorgesehenen Verwendung sicher ist.

Anders gesagt: bei einem Lebensmittelzusatzstoff bestimmt also die FDA die Sicherheit des Inhaltsstoffs, während die Feststellung, dass ein Inhaltsstoff GRAS ist, von qualifizierten Experten außerhalb der Regierung getroffen werden kann.

Bei Fermify geht es hierbei um das tierfreie Kasein (größter Eiweißbestandteil des Milcheiweißes): “Fermify, ein weltweit führendes Unternehmen in der Entwicklung von tierfreien Milchproteinen, hat als eines der ersten Unternehmen der Welt unabhängig festgestellt (selbst bestätigt), dass sein tierfreies Kasein allgemein als sicher anerkannt ist (GRAS). Gleichzeitig hat das Unternehmen seine GRAS-Schlussfolgerung der FDA (Food and Drug Administration) mitgeteilt. Dies ist ein wichtiger Meilenstein für die breite Markteinführung von tierfreien Käse- und Molkereiprodukten.”, heißt es per Aussendung.

Wichtige Entwicklung für Präzisionsfermentation

Dies sei eine wichtige Entwicklung für Fermify und den gesamten Sektor der Präzisionsfermentation, erklärt Sommer. “Wir sind eines der ersten Unternehmen, die ihre Kaseinproteine in den USA verkaufen. Wir arbeiten intensiv mit unseren B2B-Kunden an der Produktentwicklung. Wir haben eine lange Warteliste für unser tierfreies Kasein. Das Erreichen dieses Meilensteins ist eine wichtige Bestätigung für die Qualität und Sicherheit der Fermify-Technologie. Im vergangenen Jahr haben wir mit Milchproduzenten zusammengearbeitet, um die Funktionalität unseres Proteins für verschiedene Arten von Milchprodukten wie Käse, Cremes, Schäume und Getränke zu testen. Jetzt können unsere Kunden auch sensorische Experimente durchführen.”

Fermify: Konferenz mit FDA

Vor der Einreichung des Lebensmitteldossiers hat Fermify eine umfassende Sicherheitsstudie durchgeführt, die von einem externen akkreditierten Lebensmittelsicherheitslabor bewertet wurde. Dabei erfüllte man die Anforderungen der US-Behörde.

“Die FDA hat sich bei der Erstellung des Lebensmittelsicherheitsdossiers sehr kooperativ gezeigt”, erzählt Sommer. “Wir haben unser Verfahren und unsere Produktspezifikation in einer Telefonkonferenz vor der Einreichung mit Experten der FDA besprochen. Diese einmalige Gelegenheit war für Fermify sehr hilfreich, um die Eignung der Kaseinproduktionstechnologie für den US-amerikanischen Markt zu beurteilen, und wir sind sehr dankbar für ihre Unterstützung.”

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