22.01.2021

Wo Bitcoin und Wall Street zusammenwachsen

Paypal, Square, Goldman und Blackrock: Immer mehr bekannte Namen drängen auf den Bitcoin-Markt. Ein Überblick.
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Nikolaus Jilch: Wo Bitcoin und Wall Street zusammen kommen
Nikolaus Jilch | Hintergrund (c) Adobe Stock - Richard

Die Zahlen sind eindeutig: Im direkten Vergleich hat die Kryptowährung alle anderen Assets in den vergangenen Jahren alt aussehen lassen. Freilich, es gibt viele gute Gründe, sich von Bitcoin fern zu halten. Es ist ein sehr risikoreiches Investment. Aber in einem Umfeld ohne Zinsen suchen Anleger eben auch verstärkt nach solchen Risikowetten – um ihre Portfolioperformance zu verbessern. Auch traditionelle Anleger, die sonst Aktien, Anleihen, Fonds oder Derivative kaufen, werden auf Bitcoin aufmerksam. Vor allem in den USA haben wir im vergangenen Jahr einen großen Push gesehen. Sehen wir uns heute an, wo Bitcoin und Wall Street zusammenwachsen.

1) PayPal und Square

Der Einstieg der Zahlungs-Dienstleister PayPal und Square hat nicht nur Bitcoin einen Boost gegeben – sondern auch den Aktien der Firmen. Besonders interssant ist der Fall von PayPal, das seinen Kunden schrittweise den Zugang zum Kryptomarkt ermöglicht. Die Firma hat mehr als 360 Millionen Kunden und 28 Millionen Händler weltweit nützen PayPal. Bald wird es möglich sein, bei diesen mit Bitcoin, Litecoin und Ethereum zu bezahlen. PayPal profitiert doppelt. Der Verkauf von Coins an die Kunden ist ein neues Geschäftsmodell. Die Nutzerschaft von Bitcoin wird erhöht, was tendenziell den Preis treibt – und wiederum den Wert der Firma erhöht, was den Aktienkurs hebt. Dazu kommt, dass viele Fondsmanager, die strengen Regeln unterworfen sind, nach einem indirekten Weg suchen, um in Bitcoin zu investieren. Da kommt die PayPal-Aktie gerade recht.

Ganz ählich sieht es beim kleineren Konkurrenten Square aus, hinter dem Twitter-Gründer Jack Dorsey steht, selbst ein großer Bitcoin-Fan. Die Firma hat sogar ein Prozent ihres Cashbestands in Bitcoin umgewandelt und hat im Oktober etwa 4700 Bitcoin für rund 50 Millionen Dollar gekauft.

2) Michael Saylor und Microstrategy

Viel weiter geht der Techunternehmer Michael Saylor. Er konnte den Aufsichtsrat seiner Firma Microstrategy davon überzeugen, ihren gesamten Cashbestand in Bitcoin zu stecken. Er hat inzwischen fast 70.500 Bitcoin eingekauft und dafür 1,125 Milliarden Dollar ausgegeben. Die Aktie des Techunternehmens, das Unternehmenssoftware anbietet, explodierte daraufhin – weil Aktienanleger auch hier eine Möglichkeit sehen, indirekt in Bitcoin zu investieren.

Saylor ist der extremste unter den Bitcoin-Fans zwischen Wall Street und Silicon Valley. Er hat in den vergangenen Monaten hunderte Interviews gegeben, in denen er den US-Dollar als de facto wertlos bezeichnet – und Bitcoin als die Zukunft des Geldes gepriesen hat. Saylor ist aufgrund seiner enormen Überzeugung sicher mit Vorsicht zu genießen. Aber solange Bitcoin nicht in der Bedeutungslosigkeit verschwindet, werden wir von ihm noch viel hören.

3) Grayscale Bitcoin Trust

Zu den größten regelmäßigen Käufern von Bitcoin gehört der Grayscale Bitcoin Trust. Das ist im Grunde ein Fonds, der Bitcoin kauft – und Anleger können Anteile am Fonds kaufen. Man kann es mit einem Bitcoin-ETF vergleichen, aber wer bei Grayscale kauft, zahlt ordentlich drauf. Die Gebühren sind hoch und der Fonds handelt weit über dem eigentlichen Bitcoin-Preis, weil die Nachfrage so hoch ist. Das Anlagevolumen des Fonds ist im vergangenen Jahr von rund zwei auf mehr als 20 Mrd. Dollar explodiert. Um das Anlegerinteresse zu befriedigen, muss Grayscale immer mehr Bitcoin aufkaufen.

Die konkrete Struktur von Grayscale ist aber sehr kompliziert (hier eine ausführliche Erklärung). Ungewiss ist vor allem, was aus dem Fonds wird, wenn es einmal einen wirklichen ETF gibt. Dass mit Blackrock der größte Assetmanager der Welt seine bisher negative Meinung zu Bitcoin revidiert hat und in den Markt einsteigen will, wird von vielen als Zeichen in diese Richtung interpretiert. Der CIO von Blackrock hat in einem TV-Interview sogar erklärt, dass Bitcoin Gold als Wertspeicher ablösen könnte. Eine These, die man vor wenigen Monaten nur von Hardcore-Bitcoin-Fans gehört hat. Auch andere Anbieter wie VanEck haben Pläne für einen Bitcoin-ETF. Aber es könnte noch Jahre dauern, bis es den wirklich gibt. Bis dahin wird Grayscale eine beliebte Option bleiben. Auch die sehr erfolgreiche Fondsfamilie von Ark, die vor allem in technische Innovationen investiert, ist Kunde. Und zwar schon seit 2015.

4) Banken und Versicherungen

JP Morgan gibt inzwischen ein eigenes Preisziel zu Bitcoin aus, das bei mehr als 140.000 Dollar liegt. Auch Goldman Sachs hat offenbar seine Meinung geändert und bereitet sich auf den Markteinstieg vor. Die 170 Jahre alte Versicherung MassMutual hat 100 Millionen in Bitcoin gesteckt. Auch Hedgefonds-Gurus wie Paul Tudor Jones oder Stanley Druckenmiller sind dabei. Und: Fidelity. Selbst einer der größten Vermögensverwalter Amerikas und ein sehr bekannter Name. Die Firma hat schon vor Jahren damit angefangen, einen eigenen Bitcoin-Flügel aufzubauen und bietet bisher Bitcoin-Investments für besonders betuchte Kunden an.

Weiterhin warnende Stimmen – nicht nur an der Wall Street

Aber man muss laut sagen: Noch gibt es sehr viele Stimmen, die vor Bitcoin warnen und es weiterhin nicht als Assetklasse ernst nehmen. Oft widersprechen sich die Analysten in den Banken gegenseitig. Etwa bei JP Morgan. Auch haben sich sowohl die neue US-Finanzministerin Janet Yellen als auch die EZB-Chefin Christine Lagarde erst kürzlich kritisch zu Bitcoin geäußert und vor Geldwäsche gewarnt.


Zum Autor

Niko Jilch ist Finanzjournalist, Podcaster und Speaker. Website: www.nikolausjilch.com Twitter: @nikojilch


Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Benefits, Home-Office
(c) GrECo - Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits GrECo.

Es herrscht eine Zeit im Arbeitswesen, in der sich sehr viele Personen mit der Zukunft und davon ausgehend mit Benefits von Unternehmen beschäftigen. Dabei steht vor allem die betriebliche Vorsorge hoch im Kurs. Neun von zehn Befragte finden eine Pensionsvorsorge (91 Prozent), eine private Krankenversicherung (90 Prozent) oder steuerfreie Zukunftsleistungen wie lohnsteuerfreie betriebliche Vorsorge (89 Prozent) bei der Jobsuche besonders attraktiv. Das zeigt die aktuelle “Health & Benefits Studie” des Versicherungsunternehmens GrECo, die sowohl die Arbeitnehmer:innen- als auch die Arbeitgeberseite befragt hat.

Benefits: Anforderungen an Jobs steigen

Die unternehmenseigene Befragung unter österreichischen Unternehmen wurde im Juli und August 2024 durchgeführt, um die Sichtweisen und Strategien der Arbeitgeber zu beleuchten. Diese Umfrage richtete sich an heimische Entscheidungsträger:innen aus den Bereichen “Human Resources” und “Benefits-Management”. Insgesamt nahmen 274 Unternehmensrepräsentant:innen an der Befragung teil. Dabei lag der Fokus auf den geplanten Benefits-Maßnahmen der nächsten zwei Jahre.

“Die Anforderungen an den Job steigen weiter. Viele Arbeitnehmer:innen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Auch eine zusätzliche Pensions- und Krankenvorsorge, die deutlich über die staatliche Grundversorgung hinausgeht, wird zunehmend geschätzt. Lösungen, die Mitarbeiter:innen auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste”, erklärt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo.

Für Unternehmen gilt es, sich bewusst zu machen, dass Benefits, die zeitgemäß und besonders relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor darstellen und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben.

Langfristig vs. kurzfristig

Vor allem langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen hätten laut der Umfrage für acht von zehn Befragten (83 Prozent) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie Fitnessangebote. Ein Unterschied zeigt sich jedoch bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere gerichtet ist.

“Das liegt nicht daran, dass die Gen Z Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung nicht schätzt. Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health-Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken“, erklärt Schuller. “Es geht hier um ein abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann.”

Bemerkenswert ist, dass trotz aller Bemühungen aktuell 67 Prozent der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen noch nicht ausschöpfen. Dabei bieten steuerfreie Zukunftssicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Pensionszusagen gerade die finanzielle Sicherheit, die sich die Mitarbeiter:innen wünschen würden, so die Studie.

Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen Arbeitnehmer:innen (25 Prozent) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig sind und nur vier Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben.

“Diese Lücke wird aber nach wie vor auch in der Praxis von nur rund 17 Prozent der Unternehmen abgedeckt. Auch eine “Pensionszusage” bieten nur 27 Prozent an und das, obwohl sie angesichts der steigenden Lebenserwartung ein wichtiges Angebot wäre, um die Erhaltung des Lebensstandards im Alter sicherzustellen”, liest man im Bericht.

Benefits kein Obstkorb

Im Kampf um die besten Talente steigt der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35 Prozent) der heimischen Arbeitnehmer:innen ist sogar bereit, auf zehn Prozent des Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür wichtige Benefits erhalten – in der Gen Z ist es sogar jede:r Zweite (46 Prozent).

Benefits wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten, zählen jedoch nicht dazu. Sie werden viel mehr als selbstverständliche Voraussetzung betrachtet und sind wie der Obstkorb, den nur mehr 24 Prozent als sehr ansprechend bewerten, seit langem kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

“Eine ‚One-size-fits-all-Lösung‘ bei Benefits ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen erkennen und entsprechend handeln, sind für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser gerüstet und langfristig erfolgreicher”, so Schuller weiter.

Kommunikation mangelhaft

Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56 Prozent der Mitarbeiter:innen kennen auch alle angebotenen Benefits. Auf Seite der Arbeitgeber gilt es dringend, eine zugängliche Übersicht der angebotenen Benefits zu schaffen und diese laufend zu kommunizieren. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen gibt zudem an, keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme für Benefits aufgewendet werden.

“Das zeigt deutlich, dass Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie für bestehende Mitarbeiter:innen dringend verbessern müssen, denn 88 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der sich um sie kümmert”, fasst Schuller abschließend zusammen. “Nur wer langfristige Absicherung und moderne Arbeitsmodelle kombiniert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können – erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels.”

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