19.10.2022

Bird: US-E-Scooter-Anbieter verlässt mehrere europäische Märkte, darunter Deutschland

Das einstmals "schnellste Unicorn der Welt" baut weiter zurück und will sich selbst erhalten können. In Österreich wird keine Reduktion erfolgen.
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Bird schluckt Circ - Sieg des Kapitals bei der E-Scooter-Konsolidierung
(c) Adobe Stock - steheap

Die Zeit des E-Scooter-Hypes, in der die Startups in der Branche nur so aus dem Boden schossen, ist schon länger vorbei. Und eines jener Unternehmen, die damals am höchsten auf der Hype-Welle surften, sieht sich immer stärker dazu gezwungen, zurückzubauen. Bird brauchte 2017/2018 gerade einmal 13 Monate von der Gründung zur Milliardenbewertung, und galt damit als “schnellstes Unicorn aller Zeiten” (worüber sich jedoch hervorragend streiten lässt). Schon 2019 agierten die Investoren wieder etwas verhaltener. Wegen der Coronakrise folgte dann 2020 erstmals eine Massenkündigung, in der mehr als 400 Personen via Zoom rausgeworfen wurden. Diesen Sommer gab es wegen der VC-Krise neuerlich eine Massenkündigung.

Komplett-Rückzug aus 3 Märkten, Reduktion in “mehreren Dutzend” weiteren

Nun gab Bird in einer Aussendung bekannt, sich aus den drei Märkten Deutschland, Schweden und Norwegen komplett zurückziehen zu wollen. Zudem wolle man “den Betrieb in mehreren Dutzend weiteren, hauptsächlich kleinen bis mittelgroßen Märkten in den USA und der EMEA-Region zurückschrauben”. Auch Mitarbeiter:innen und Vetragspartner in Europa seien von der Kürzung betroffen, heißt es vom Unternehmen.

Österreich nicht von Bird-Rückzug betroffen

Österreich bzw. Wien sind von dieser Reduktion nicht betroffen, wie Bird in einem Statement mitteilte: “Wir möchten unser Engagement und unseren Fokus auf den Betrieb und die Aufrechterhaltung nachhaltiger, sicherer und moderner Mikromobilitätsdienste in Österreich bekräftigen”, heißt es vom E-Scooter-Unternehmen.

Bird will kurzfristig “vollständig selbsttragenden Betrieb” erreichen

Die Erklärung für den Schritt in der Aussendung: “Kurzfristig haben die derzeitigen makroökonomischen Bedingungen jedoch ein Umfeld geschaffen, das uns dazu zwingt, unsere finanzielle Disziplin zu erhöhen und klar zu unterscheiden zwischen Märkten, in denen wir kurzfristig einen Weg zu einem vollständig selbsttragenden Betrieb sehen, und solchen, die uns als längerfristige, risikoreichere Investitionen erscheinen”. Langfristig erwarte man weiterhin, dass sich der Weltmarkt für E-Scooter-Verleih noch vervielfachen werde.

Indirekte Kritik an Ländern und Städten

Zudem äußert Bird indirekt Kritik an einigen Ländern und Städten: “Diese Entscheidung wird es uns ermöglichen, uns verstärkt auf Städte und Länder zu konzentrieren, die in Europa, den USA und dem Rest der Welt den richtigen Rechtsrahmen und das richtige Geschäftsumfeld geschaffen haben. Unser Engagement für diese mehreren hundert Städte und die Millionen von Fahrgästen, die wir bedienen, wird dadurch nur noch verstärkt”.

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N26-Founder Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf Onlinebank neobank n26
N26-Founder Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf (v.li.) (c) N26

Elf Jahre nach ihrer Gründung gelingt es der Neobank N26, über einen längeren Zeitraum profitabel zu wirtschaften. Im dritten Quartal dieses Jahres erzielte das Unternehmen zum ersten Mal ein operatives Ergebnis von 2,8 Millionen Euro im Plus. Bereits im Juni konnte die Neobank ihren ersten monatlichen Gewinn verbuchen – brutkasten berichtete.

2024: 440 Mio. Euro Umsatz

Mitte des Jahres äußerte CEO Valentin Stalf die Hoffnung, dass das gesamte Jahr profitabel ausfallen könnte. Fünf Monate später steht N26 jedoch vor einem (unbereinigten) operativen Jahresminus von etwa 20 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag das Minus noch bei 78,3 Millionen Euro.

Die aktuellen Zahlen verdeutlichen, dass es für die Neobank N26 in diesem Jahr deutlich bergauf geht. Der Umsatz wird voraussichtlich rund 440 Millionen Euro erreichen, was einem Wachstum von etwa 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Nahezu die Hälfte davon soll aus Zinserträgen stammen, ergänzt durch Erträge aus der Veranlagung von Kundengeldern und einem wachsenden Anteil aus dem Kreditgeschäft. Der Rest resultiert aus Gebühren und Provisionen.

N26: Transaktionsvolumen von 140 Milliarden Euro

Erstmals überschritt der Betrag der Kundeneinlagen in diesem Jahr die zehn Milliarden Euro. Das Transaktionsvolumen soll 2024 zudem 140 Milliarden Euro erreichen.

Nach der Aufhebung der Wachstumsbeschränkung im Juni, die von der deutschen Finanzaufsicht Bafin aufgrund von Mängeln in der Geldwäsche- und Betrugsbekämpfung verhängt wurde, verzeichnet N26 aktuell mehr als 200.000 Neuanmeldungen pro Monat, wie Stalf verkündet.


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