05.09.2018

Bergfürst: Berliner Immo-Crowdinvesting-Startup will Ö-Markt aufmischen

Das Berliner Startup Bergfürst macht sich daran, den ÖsterreicherInnen ein neues Sparprodukt schmackhaft zu machen: die Klein-Veranlagung in Immobilienprojekten. Im Interview klärt Guido Sandler, CEO und Gründer von Bergfürst, über Chancen und Risiko des Crowdinvesting für den "kleinen Sparer" auf.
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Crowdinvesting - Bergfürst-Gründer Guido Sandler im Interview
(c) Bergfürst: Guido Sandler über Chancen und Risiko von Crowdinvesting für den „kleinen Sparer".

In relativ kurzer Zeit konnte die Bergfürst AG über drei Millionen Euro an Bau-Finanzierungen via Crowdinvesting in Österreich realisieren. Das sind gute zehn Prozent des gesamten auf der Plattform eingenommenen Volumens, wie Guido Sandler darlegt, der das Startup zusammen mit Dennis Bemmann, dem Gründer von StudiVZ, aufgebaut hat. Bergfürst, das bis 2015 auch eine Banklizenz besaß, erleichtere die Mezzanine-Finanzierung – eine Mischform aus Eigen- und Fremdkapital – von Immobilienprojekten und ermögliche Investments bereits ab zehn Euro.

+++ Crowdfunding-Statistik: 2017 kein Startup unter Top 15 Projekten +++


Wen genau sprechen Sie mit der Veranlagungsform an?

Zum einen wenden wir uns mit der Bergfürst-Crowdinvesting-Plattform an Kleinanleger, für die Einlagen ab zehn Euro kostenfrei möglich sind. In der Vergangenheit waren Mezzanine-Finanzierungen als Veranlagungsformen nur vermögenden Menschen bzw. juristischen Personen zugänglich. Gleichzeitig wenden wir uns weiterhin auch an institutionelle Investoren.

Unseren Emittenten haben wir gezeigt, dass das Geschäftsmodell funktioniert. Sie kommen wieder, schließen bei uns nicht nur eines sondern mehrere Projekte ab. Damit haben sie einen standardisierte Lösung für die Finanzierung des Mezzanine-Kapitals in ihren Projekten.

Welche Immobilien sind als Anlageobjekt beim Crowdinvesting besonders beliebt?

Unsere derzeit gut 28.000 Investoren haben sehr unterschiedliche Interessen. Die einen wollen nur in großen, andere nur mittelgroßen Städten investieren. Die einen nur in gewerbliche Objekte, andere nur in Wohnimmobilien oder in die Grundstücksentwicklung. Das sehen wir wertfrei – jeder soll das finden, was ihn interessiert. Zuletzt wurde etwa auch eine touristische Immobilie im Salzburger Land finanziert – ein völlig anderes Projekt als z.B. eine Aufstockung in Wien. Das Geschäft hier entwickelt sich gut, aber wir sehen Österreich nicht als einzigen logischen Schritt unserer Reichweitenvergrößerung. Auch die Schweiz steht dabei im Fokus – ein eher schwieriger Markt – sowie z.B. Folgeprojekte in Spanien und weitere Projekte im Ausland.

“Wenn jemand vor Ablauf der Finanzierungslaufzeit aussteigen will, kann er seine Einlage zum Verkauf anbieten – oder auch weiteres Volumen mit nur noch kurzer Restlaufzeit zukaufen.”

Ihre Anleger sind zwei Jahre gebunden und erhalten dann ihr Geld mit 6,75 Prozent Verzinsung zurück. Das ist attraktiv, wenn man es mit klassischen Sparformen wie dem Sparbuch vergleicht, aber auch risikoreicher…

Das stimmt, allerdings können wir im Gegensatz zu anderen Crowdinvesting-Plattformen auch Sicherheiten stellen, da unser Finanzierungsinstrument kein “qualifiziert nachrangiges Darlehen” sondern ein klassischer Bankkredit ist. Wir treten als Treuhänder auf, dem gegenüber der Emittent wie bei einem Bankkredit verpflichtet ist. Er kann nach der vereinbarten Einlage-Laufzeit nicht sagen: “Oje, ich bin mit dem Projekt noch nicht fertig”. Wir als Treuhänder würden dann beispielsweise auch die Verwertung der Sicherheiten des Bankkredits für die Investoren in Gang setzen, damit die Rückzahlung vertragskonform erfolgt.

Darüber hinaus bieten wir unseren Kunden auch einen Sekundärmarkt an, auf dem sie ihr Investment laufzeitunabhängig kaufen und verkaufen und so flexibel bei ihrer Anlagestrategie bleiben können. Das heißt, wenn jemand vor Ablauf der Finanzierungslaufzeit aussteigen will, kann er seine Einlage zum Verkauf anbieten – oder auch weiteres Volumen mit nur noch kurzer Restlaufzeit zukaufen. Es gibt dabei auch eine gewisse Marktentwicklung – bislang sind etwa 2.800 Transaktionen abgewickelt worden, bei denen zu 102 bis 103 Prozent vom Einlagewert verkauft wurde. Aber natürlich können wir in diesem Fall keine Gewinngarantie abgeben.

Wie wird dabei einer ungewollten Kumulierung vorgebeugt?

Nach deutschem Recht dürfen wir in einem Projekt ohnehin maximal 10.000 Euro pro Anleger zulassen, da sind keine ungewollten Gewichtungen möglich. Zudem sind ja die Investoren nicht im Grundbuch vermerkt. Dort ist die Bergfürst Service GmbH als Treuhänder vermerkt – eine Einflussnahme auf den Bau oder die Vermarktung wäre in keiner Hinsicht möglich. Außerdem sind sich diese Kunden auch darüber im Klaren, dass es beim Crowdinvesting in der Bauwirtschaft ein gewisses Ausfallrisiko gibt – das ist der Preis für die gut siebenprozentige Verzinsung. Insofern streben sie auch eine breite Streuung ihrer Anlage auf verschiedene Projekte an.

Aber sind sich diese Leute auch des Risikos bewusst, dass sie z.B. bei einem Totalausfall des Bauträgers an einer eventuellen Konkursmasse nicht beteiligt sind?

Unsere Kunden sind in dieser Hinsicht sogar hochsensibel – aber eine Immobilie ist für die “kleinen Sparer” relativ unkompliziert zu verstehen. Man weiß einfach, wie so etwas funktioniert, im Gegensatz etwa zum Handel mit hochkomplexen Finanzprodukten. Aber in Zeiten der Nullzinsen macht man mit der Inflation praktisch einen Verlust, und wir bieten in dieser Hinsicht eine attraktive Chance. Zudem kann man bei uns bereits mit kleinsten Investments starten – das geht bei uns ab zehn Euro. Auf diese Weise ist eine breite Streuung auch mit kleinem Budget möglich. Und wenn jemand seine Ersparnisse von 15.000 Euro anlegen möchte, soll er natürlich auch nicht alles auf eine Karte setzen, sondern nur einen Teil in unsere Angebote und diesen am besten verteilt auf fünf bis sechs Projekte.

“Nachdem wir die gesamte Infrastruktur der Bank schon hatten, nutzen wir diese auch, stehen dabei allerdings juristisch anders da.”

Mit Bergfürst hatten Sie sogar einmal eine Banklizenz – die wurde aber 2015 wieder abgegeben. Warum eigentlich? Und war das die richtige Entscheidung?

Dazu muss man sehen, dass wir auf drei Säulen stehen: Wir haben das Emissionshaus, über das wir neue Projekte anbieten bzw. die Beteiligungen auflegen. Wir haben die Anlegerverwaltung, mit der wir z.B. die Kapitalertragsteuer abführen und Steuerbescheinigungen ausstellen – wie man es von den Banken kennt – und wir haben den Handelsplatz. Auf dieser Basis haben wir auch die Banklizenz bekommen.

Allerdings kam damals recht bald die Börsenaufsicht und meinte, dass wir auch noch eine Börsenerlaubnis benötigen. Und das ist nochmal etwas völlig anderes, gerade auch vom Aufwand her. Das wollten wir nicht – und gaben die Banklizenz wieder ab. Nachdem wir die gesamte Infrastruktur der Bank aber schon hatten, nutzen wir diese auch, stehen dabei allerdings juristisch anders da. Was im Hintergrund läuft, ist für die Kunden aber nicht so wichtig – solange es sich für sie wie eine Bank anfühlt. Und eben auch Vorteile bringt, wie etwa, dass wir eben die KESt. gleich einbehalten und an die Finanzbehörden abführen, womit wir den Einlegern Aufwand und Verantwortung abnehmen.

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Archiv: Conda-Founder Daniel Horak im Video-Interview zu Crowdinvesting u.a.

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Benefits, Home-Office
(c) GrECo - Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits GrECo.

Es herrscht eine Zeit im Arbeitswesen, in der sich sehr viele Personen mit der Zukunft und davon ausgehend mit Benefits von Unternehmen beschäftigen. Dabei steht vor allem die betriebliche Vorsorge hoch im Kurs. Neun von zehn Befragte finden eine Pensionsvorsorge (91 Prozent), eine private Krankenversicherung (90 Prozent) oder steuerfreie Zukunftsleistungen wie lohnsteuerfreie betriebliche Vorsorge (89 Prozent) bei der Jobsuche besonders attraktiv. Das zeigt die aktuelle “Health & Benefits Studie” des Versicherungsunternehmens GrECo, die sowohl die Arbeitnehmer:innen- als auch die Arbeitgeberseite befragt hat.

Benefits: Anforderungen an Jobs steigen

Die unternehmenseigene Befragung unter österreichischen Unternehmen wurde im Juli und August 2024 durchgeführt, um die Sichtweisen und Strategien der Arbeitgeber zu beleuchten. Diese Umfrage richtete sich an heimische Entscheidungsträger:innen aus den Bereichen “Human Resources” und “Benefits-Management”. Insgesamt nahmen 274 Unternehmensrepräsentant:innen an der Befragung teil. Dabei lag der Fokus auf den geplanten Benefits-Maßnahmen der nächsten zwei Jahre.

“Die Anforderungen an den Job steigen weiter. Viele Arbeitnehmer:innen wünschen sich, dass ihr Arbeitgeber sie bei den alltäglichen Herausforderungen unterstützt. Auch eine zusätzliche Pensions- und Krankenvorsorge, die deutlich über die staatliche Grundversorgung hinausgeht, wird zunehmend geschätzt. Lösungen, die Mitarbeiter:innen auch in Zukunft gut absichern, stehen insgesamt an oberster Stelle der Wunschliste”, erklärt Joachim Schuller, Competence Center Manager Health and Benefits bei GrECo.

Für Unternehmen gilt es, sich bewusst zu machen, dass Benefits, die zeitgemäß und besonders relevant für die Lebensqualität der Mitarbeitenden sind, den besten Pull-Faktor darstellen und einen direkten Einfluss auf die Loyalität haben.

Langfristig vs. kurzfristig

Vor allem langfristige Benefits wie Vorsorgelösungen hätten laut der Umfrage für acht von zehn Befragten (83 Prozent) eine höhere Priorität als kurzfristige Vorteile wie Fitnessangebote. Ein Unterschied zeigt sich jedoch bei der Gen Z, deren Fokus auf anderen Herausforderungen wie beispielsweise mentaler Gesundheit und der Vereinbarkeit von Familie und Karriere gerichtet ist.

“Das liegt nicht daran, dass die Gen Z Pensionsvorsorge oder Krankenversicherung nicht schätzt. Untersuchungen zeigen, dass die Gen Z anfälliger für Burnout und Stress ist. Der Mental Health-Aspekt wird somit immer wichtiger, um Fluktuation und geringer Produktivität entgegenzuwirken“, erklärt Schuller. “Es geht hier um ein abgestimmtes Paket, das sowohl Prävention als auch die entsprechende Absicherung im Bedarfsfall sicherstellen kann.”

Bemerkenswert ist, dass trotz aller Bemühungen aktuell 67 Prozent der Unternehmen die Vorteile betrieblicher Vorsorgeleistungen noch nicht ausschöpfen. Dabei bieten steuerfreie Zukunftssicherungen, Berufsunfähigkeitsversicherung und Pensionszusagen gerade die finanzielle Sicherheit, die sich die Mitarbeiter:innen wünschen würden, so die Studie.

Der Jahresbericht der Pensionsversicherung Österreich zeigt, dass ein Viertel der österreichischen Arbeitnehmer:innen (25 Prozent) noch vor dem Ruhestand berufsunfähig sind und nur vier Prozent der Erwerbstätigen in Österreich eine private Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen haben.

“Diese Lücke wird aber nach wie vor auch in der Praxis von nur rund 17 Prozent der Unternehmen abgedeckt. Auch eine “Pensionszusage” bieten nur 27 Prozent an und das, obwohl sie angesichts der steigenden Lebenserwartung ein wichtiges Angebot wäre, um die Erhaltung des Lebensstandards im Alter sicherzustellen”, liest man im Bericht.

Benefits kein Obstkorb

Im Kampf um die besten Talente steigt der Druck auf die Arbeitgeber, über das Gehalt hinaus ansprechende Sozialleistungen anzubieten. Über ein Drittel (35 Prozent) der heimischen Arbeitnehmer:innen ist sogar bereit, auf zehn Prozent des Gehalts zu verzichten, wenn sie dafür wichtige Benefits erhalten – in der Gen Z ist es sogar jede:r Zweite (46 Prozent).

Benefits wie Home-Office oder flexible Arbeitszeiten, zählen jedoch nicht dazu. Sie werden viel mehr als selbstverständliche Voraussetzung betrachtet und sind wie der Obstkorb, den nur mehr 24 Prozent als sehr ansprechend bewerten, seit langem kein Alleinstellungsmerkmal mehr.

“Eine ‚One-size-fits-all-Lösung‘ bei Benefits ist nicht mehr zeitgemäß. Unternehmen, die die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter:innen erkennen und entsprechend handeln, sind für die Herausforderungen der modernen Arbeitswelt besser gerüstet und langfristig erfolgreicher”, so Schuller weiter.

Kommunikation mangelhaft

Aufholbedarf gibt es auch in der Kommunikation: Nur 56 Prozent der Mitarbeiter:innen kennen auch alle angebotenen Benefits. Auf Seite der Arbeitgeber gilt es dringend, eine zugängliche Übersicht der angebotenen Benefits zu schaffen und diese laufend zu kommunizieren. Etwa ein Drittel (32 Prozent) der befragten Unternehmen gibt zudem an, keine genaue Kenntnis darüber zu haben, wie viel Prozent der Lohnsumme für Benefits aufgewendet werden.

“Das zeigt deutlich, dass Unternehmen ihre Kommunikationsstrategie für bestehende Mitarbeiter:innen dringend verbessern müssen, denn 88 Prozent wünschen sich einen Arbeitgeber, der sich um sie kümmert”, fasst Schuller abschließend zusammen. “Nur wer langfristige Absicherung und moderne Arbeitsmodelle kombiniert, wird im Wettbewerb um die besten Talente bestehen können – erst recht in Zeiten des Fachkräftemangels.”

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