22.03.2021

Beat3: Wie aus einer Bierwette eine Klimaschutz-App für Kinder wurde

Mit der Smartphone-App Beat3 der beiden Wiener Gründer Alexander Ruzicka und Matthias Nell können Kinder und Jugendliche an "Klima-Challenges" teilnehmen und Punkte für Gewinnspiele sammeln. Die Klimaschutz-App zählt mittlerweile zahlreiche namhafte Unternehmen und Startups sowie Städte und Gemeinden als Kooperationspartner.
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Beat3
Aktuell läuft eine Spezial-Challenge mit dem Jane Goodall Institut - Austria | (c) Beat3

Die Idee zur Klima App Beat3 rund um die beiden Gründer Alexander Ruzicka und Matthias Nell ist vor rund zweieinhalb Jahren entstanden. “Angetrieben von Fridays for Future haben wir uns gedacht, dass wir unsere Lebensstile umkrempeln müssen. Wir haben sehr schnell erkannt, dass dies gar nicht so einfach ist, da es viel mit Verboten und Verzicht zu tun hat”, so Ruzicka.

Um mehr Spaß in die “ernste Sache” zu bringen, hat Ruzicka gemeinsam mit seinem damaligen Arbeitskollegen Matthias Nell angefangen, sich kleine “Challenges” auszudenken. Diese umfassten zu Beginn unter anderem den Verzicht auf Fleisch oder das eigene Auto. Wie Nell und Ruzicka erläutern, durfte natürlich eine Belohnung nicht fehlen: Der Sieger musste dem Verlierer nämlich eine Runde Bier ausgeben.

Die Entstehungsgeschichte von Beat3

Was anfangs zu zweit und mit ein paar Runden Bier begann, sollte weiter wachsen. Schnell folgten weitere Freunde und Bekannte, die sich an den Challenges beteiligten. Ruzicka und Nell erstellten für die Challenges einen eigenen E-mail-Verteiler.

Zunächst beteiligten sich rund 30 Personen an den Challenges. Im Zuge des ersten Lockdowns wuchs die Zahl der Teilnehmer auf rund 90 Erwachsene an. Aufgrund des gestiegenen Interesses wurde Ruzicka und Nell bald klar, dass ein einfacher E-Mail-Verteiler bald nicht mehr ausreichen würde. Eine eigene App musste programmiert werden.

Matthias Nell und Alexander Ruzicka | (c) Beat3

Gamefication & Kinder als Hauptzielgruppe

Neben den gestiegenen technischen Anforderungen sollte ein weiteres Learning die Entstehungsgeschichte von Beat3 maßgeblich prägen. “Was wir herausfanden: Es waren nicht so sehr die Erwachsenen, die an Beat3 Interesse hatten und die Challenges wirklich durchzogen, sondern auch immer mehr ihrer Kinder.”

Im Sommer 2020 wurde die App weiterentwickelt und Gamefication-Elemente und weitere Challenges integriert. So konnten die Nutzer im Rahmen von Challenges Punkte sammeln und diese wiederum bei Gewinnspielen einsetzen. Zu gewinnen gab es unter anderem ein Bio-Kisterl vom bekannten Biohof Adamah aus dem Marchfeld. Zudem sprangen weitere Partner, wie everdrop, heldengrün oder energy hero, mit auf.

“Der Klimawandel ist sehr schwer greifbar, Erfolge wird man so schnell nicht spüren. Über unsere App wollen wir, ähnlich wie bei Sport-Apps, die Erfolge greifbar machen und setzen daher auf Gamefication und Preise”, so Nell über die Zielsetzung von Beat3.

Spezial-Challenges und Nutzerwachstum

Im Oktober 2020 erfolgte schlussendlich gemeinsam mit weiteren großen Sponsoren der Launch der App. Als Kooperationspartner konnten beispielsweise die Uniqa, Wien Energie oder die Wiener Linien gewonnen werden. Die App umfasste zu diesem Zeitpunkt eine Vielzahl an Challenges und wurde zudem an Wiener Schulen getestet.

Im Rahmen der Pilotphase mit ausgewählten Schulen stieg die Anzahl der Downloads auf über 500, von denen rund 100 bis 150 aktive Nutzer geblieben sind. Wie Ruzicka erläutert, steigt die Zahl der Nutzer je nach Spezial-Challenge aktuell auf 200 bis 300 aktive Nutzer.

Derzeit läuft unter anderem eine Spezial-Challenge zum internationalen Tag des Waldes, der am 21. März stattfand. Dafür sind die beiden Beat3-Gründer eine Kooperation mit dem Jane Goodall Institut eingegangen, das beim Erreichen des Gemeinschaftsziels von einer Million Punkte 1000 Bäume in Uganda pflanzt. Die Challenge läuft übrigens noch bis 28. März.

Zusammenarbeit mit Städten, Gemeinden und Startups

Neben größeren Unternehmen, die als Kooperationspartner auftreten und die App mit ihren Spezial-Challenges und Featured-Content mitfinanzieren, beteiligen sich auch Städte und Gemeinden als Partner.

Zudem arbeiten Nell und Ruzicka auch mit österreichischen Startups zusammen. Rund um den Tag der Bienen, der am 20. Mai stattfindet, plant das Startup aktuell eine eigene Challenge mit dem Wiener Startup Hektar Nektar, das mit dem sogenannten Projekt 2028 eine eigene Bienenschutz-Initiative ins Leben gerufen hat.

Beat3 erlaubt kein Greenwashing

Und die beiden Gründer, die sich mittlerweile Vollzeit dem weiteren Wachstum von Beat3 widmen, haben noch viel vor: “Es gibt so viele Themen, die wir mit unserer App abdecken können”, so Nell. Dem fügt Ruzicka abschließend hinzu: “Unternehmen, die lediglich ein Greenwashing betreiben wollen, werden bei uns niemals eine Bühne bekommen. Darauf achten wir sehr genau.”

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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