01.09.2016

Die Zukunft des Bankings in den Händen der Fintechs

In naher Zukunft sollen Fintech-Startups zu den wichtigsten Playern im Finanzsektor werden. International investieren große Banken darum in die Jungunternehmen - ein Trend, der sich bald auch in Österreich bemerkbar machen könnte.
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(c) yurolaitsalbert - fotolia.com: Fintechs als neue Investitionspartner für Banken

Den Fintechs gehört die Zukunft des Bankings – zumindest ein Teil davon. Davon sind sogar die Banken selbst überzeugt. Laut einer weltweiten Studie des Beratungsunternehmens PWC befürchten 83 Prozent der Finanzdienstleister und konkret 95 Prozent der Banken, dass sie Geschäft an Fintechs verlieren werden. Dennoch setzen sich 25 Prozent der Institute überhaupt nicht mit Fintechs auseinander. Richtig offensiv geht nur eine Minderheit das Thema an: 14 Prozent der befragten 432 Finanzinstitute sagen, dass sie Venture Fonds (Wagniskapitalfonds) schaffen, um Fintechs zu finanzieren. Und nur neun Prozent kaufen Start-ups zu. Die häufigste Form, Fintechs zu integrieren, ist bisher die Kooperation (32 Prozent). „Auch in Österreich kooperieren Banken statt zu kaufen oder Anteile zu erwerben“, sagt PWC-Finanzexperte Simon El Dib. Gleichwohl stehen hier Änderungen bevor.

Österreichische Banken wollen investieren

Heimische Banken prüfen „mit Hochdruck“ Möglichkeiten, Risikokapital in Fintechs zu investieren, meinten mehrere vom WirtschaftsBlatt befragte Branchenkenner. „Man wird sehr bald etwas nach internationalem Vorbild sehen. Darunter Beteiligungen und Accelerator-Programme“, sagt Berthold Baurek-Karlic, CEO der Beratungs- und Beteiligungsfirma Venionaire Capital. Konkrete Namen wollte er, wie die meisten anderen, Insider nicht nennen.

Auch die Banken selbst halten sich zurück, sobald die Sprache auf Venture-Capital-Pläne kommt. „Wir machen ein Fintech-Screening und schauen, welche Lösungen für uns passen. Aber wir haben derzeit kein Venture-Capital-Engagement“, sagt Hannes Cizek, Leiter Digital Banking in der Raiffeisen Zentralbank (RZB). Allerdings: Was ist, wenn eine Art Runtastic für den Finanzbereich daherkommt (Adidas kaufte 2015 die Austro-Fitness-App für 220 Millionen €), müsste man da als Bank nicht einfach zuschlagen? Cizek verneint nicht, äußert sich zu dem Gedankenexperiment aber allgemein: „Eindeutig wird es in der Branche zu Zukäufen kommen. In den vergangenen sechs bis zwölf Monaten ist das Thema in Österreich stark gewachsen. Auch wir arbeiten daran, wie man Lösungen finden kann.“

Summen spielen keine Rolle

Und wie schwer wäre es, innerhalb der Bank Unterstützer für den Kauf eines aussichtsreichen, aber teuren Fintech zu finden? „Um Summen geht es primär gar nicht“, sagt Cizek. „Man muss sich mit dem Thema auseinandersetzen, und findet man eine Lösung, die für das Geschäftsmodell passt, dann muss man eine fundierte Entscheidung treffen.“ Die Raiffeisen Bankengruppe startete 2016 das mit 70 Millionen € kapitalisierte Programm Digitale Regionalbank: Innert drei Jahren sollen zwölf Projekte entwickelt werden. Laut Cizek kauft man derzeit nur wenige digitale Einzellösungen zu. Der Löwenanteil des Geldes fließe in die Entwicklung von Anwendungen durch die hauseigenen IT-Experten. Bis jetzt.

Dass hauseigene IT-Lösungen künftig nicht jeden Trend in der rasanten digitalen Welt bedienen können, damit rechnet man auch in der Bawag P.S.K. Die Bank habe „insgesamt 100 Millionen € für Partnerschaften und Investitionen in Fintechs vorgesehen“, sagt Digital-Banking-Leiter Marcus Kapun. Es gibt kein Minimum-Investment und keine maximale Zahl von Kooperationen. „Wir sehen tief greifende Veränderungen in der Bankenbranche, auch durch den Eintritt von Fintechs“, so Kapun. Darüber hinaus bleiben aber alle Angaben vage: Es ist die Rede von „strategischen Investitionen und Finanzierungen sowie die gemeinsame Expansion in neue (auch geografische) Regionen“ und von „vielversprechenden Kooperationen“ in den kommenden Monaten.

Redaktionstipps

Analysen als Börsentrend

Laut dem Raiffeisen-Digitalexperten Cizek ist eines der größten Technologiefelder bei der Bankendigitalisierung die Datenanalyse und die Nutzung von Metadaten: „Das steht hinter allen Einzellösungen vom mobilen Bezahlen bis zum persönlichen Finanzmanager. Analytische Lösungen sind ein großer Branchentrend“, so Cizek.

In dieses Segment fällt etwa das Algorithmus- und Prognose-Start-up PredictR, mit dem die Erste Group eine Kooperation geschlossen hat. Die Erste zählt zu den aktiven Austro-Banken punkto Digitalisierung (u. a. Erste Hub). Sie hat unlängst ihr Onlinebanking („George“) in das Zeitalter bequemer Benutzeroberflächen und mitdenkender Technologien à la Google und Amazon geführt. Zu Venture-Capital-Aktionen, wo bei Insidern auch die Erste ins Gespräch kommt, erfährt man aber nichts.

Ein zweischneidiges Schwert

Während sich alle angesprochenen Fachleute einig sind, dass die großen Austro-Banken Risikokapitalinitiativen oder Zukäufe vorbereiten, dürften die Fintechs selbst weniger Eile haben: Häufig stünden diese einer direkten Investition kritisch gegenüber, „da das besonders auf einem kleinen Markt wie Österreich die Kooperation mit weiteren Banken eher verhindert als befruchtet“, sagt etwa PWC-Fachman Simon El Dib. Venionaire-Chef Berthold Baurek-Karlic relativiert das: „Es ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sind die Fintechs bestrebt, eine Nische zu finden und sich darin zu entwickeln. Ihr Produkt braucht da nicht von Anfang an komplett zu sein, sondern kann sich schrittweise entfalten, während eine Bank mit halben Lösungen nichts anfangen kann. Auf der anderen Seite sind Start-ups gerade im Finanzsektor angewiesen auf Lizenzen, Marktzugang, die Glaubwürdigkeit auf dem Markt. International hat sich gezeigt, dass von einer Zusammenarbeit beide profitieren können.“

Risikokapitalgeber haben die Fintechs jedenfalls für sich entdeckt: Gemäß einer Studie von KPMG und CB Insights erhielten globale Finanz-Start-ups allein im ersten Quartal 2016 4,9 Milliarden US-$ – nach nur 1,9 Milliarden $ im Vergleichsquartal des Vorjahres. Das ist ein Zuwachs von rund 158 Prozent.

Venionaire-Partner Sasan Hashemi hat für das WirtschaftsBlatt die globalen Topbanken bei den Fintech-Investitionen recherchiert: Ein Finanz-Start-up, das in den USA von einer der drei Banken Wells Fargo, JP Morgan oder Citi Bank in ein Accelerator-Programm aufgenommen wird, kann mit einer Kapitalspritze von durchschnittlich 250.000 $ rechnen (s. Grafik). In Europa investieren Barclays, BNP Paribas und ING Group als Top-Acceleratoren durchschnittlich 100.000 €. Geht es um Wagniskapital, waren 2015 Caixa (Caixa Capital), Citi (Citi Ventures) und Santander (InnoVentures Fonds) die drei aktivsten Banken. Einen Österreich-Eintrag für Accelerator-Programme oder Venture Capital findet man in einschlägigen Datenbanken nicht.

Prognosen noch unbekannt

Gesamtmarktzahlen oder eine Schätzung, geschweige denn eine Prognose zum Fintech-Engagement heimischer Banken, konnte weder bei der Wirtschaftskammer noch bei Beratungsunternehmen in Erfahrung gebracht werden. Bei manch einem Branchen-Gremium weckte die Anfrage mit dem Schlagwort Fintech überhaupt Erklärungsbedarf. Und ein interessantes Recherchedetail verdeutlicht möglicherweise, warum das so ist: In der Online-Datenbank der Nachrichten Agenture APA, in den auch internationele Agentur-Meldungen von dpa, AFP oder Reuters einfließen, taucht der erste Bericht über Fintechs erst im April 2015 auf.

Quelle

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Das Cubilog-Founderteam (c) Cubilog

Das EduTech-Startup Cubilog hat eine Lernwürfel-App-Kombination entwickelt, mit der Kindern im Alter von fünf bis acht Jahren interaktiv, analog und digital-unterstützt lernen können.

Bei Cubilog handelt es sich also um eine Kombination aus Soft- und Hardware: Interaktive eBooks können über die Cubilog-App für Android und iOS heruntergeladen und an mobilen Endgeräten verwendet werden.

Würfel-App-Kombi aus dem Burgenland

Gegründet wird Cubilog als FlexCo von Andreas Gradinger, Daniel Stojnic und Carina Fröhlich. Aktuell sitzt das Startup im burgenländischen Neufeld an der Leitha. Co-Founderin Fröhlich ist die Elementarpädagogin im Team, während sich Gradinger und Stojnic um die Software- und Firmenentwicklung kümmern.

Hinzu kommt eine Hardware-Lösung, der sogenannte Sense-Cube – ein mit Sensoren ausgestatteter Würfe. Dieser kann via Bluetooth mit der Cubilog-App verbunden werden und ermöglicht es Kindern, über verschiedene Sensoren spielerisch zu interagieren. Auf dem Würfel finden sich unter anderem ein Drehknopf, ein Mikrofon, ein Bewegungssensor und Taster.

Wissen, Geschicklichkeit, Grob- und Feinmotorik

Fördern will man mit den interaktiven Elementen sowohl die Grob- und Feinmotorik, als auch die Geschicklichkeit und Visuomotorik der Kinder. Durch die Taster sollen auch das Navigieren und Begreifen von Raumrichtungen unterstützt werden. Über das Mikrofon sei es Kindern zudem möglich, durch Sprechen und Pusten Zunge und Mundmuskulatur zu stärken.

“Der Sense-Cube ermöglicht Kindern eine neue Form der Interaktivität, da sie in den eBooks Aufgaben erhalten, die sie durch das bewusste Bedienen der Sensoren lösen können”, heißt es von Carina Fröhlich, Co-Gründerin von Cubilog.

Die in der App erhältlichen eBooks werden vom Gründerteam selbst geschrieben. Mittlerweile arbeitet man bereits mit einer Volksschule zusammen, in der sich das Team mit Absprache von Lehrer:innen inhaltliche Inputs holt. Aktuell sei beispielsweise eine Geschichte mit Fokus auf Sachunterrichtsthemen in Arbeit. Im Zuge der Geschichten werden regelmäßig interaktive Aufgaben an die Kinder gestellt, die sie am Sense-Cube motorisch lösen können.

Multisensorisches Lernen für MINKT

Das Gründerteam verfolgt mit der App-Würfel-Kombi das Ziel, multisensorisches Lernen zu fördern und durch die Inhalte der bereitgestellten eBooks Inklusion erlebbar zu machen.

“Die Kinder sammeln durch Cubilog auf spielerische und interaktive Art und Weise neue Erfahrungen und Erkenntnisse. Inhaltlich richten wir unseren Fokus primär auf den MINKT-Bereich, also in der Mathematik, Informatik, in den Naturwissenschaften sowie in der Kunst und Technik.”

Kindergarten und Volksschule im Visier

Vorerst richtet sich Cubilog mit seinen Inhalten an Kinder im letzten verpflichtenden Kindergartenjahr als Vorbereitung auf die Schule sowie an die erste und zweite Volksschulklasse. In puncto Vertrieb will man sich primär an Eltern richten und den privaten Gebrauch des Sense-Cubes fördern. Aber auch weitere Kooperationen mit Bildungseinrichtungen seien in Arbeit.

Bis dato erhält sich das EduTech-Startup aus der aws First Incubator Förderung sowie aus Eigenmitteln. Mittlerweile sei man auch auf Investorensuche. Auch ein eigener Webshop sei aktuell im Aufbau. Und die Geschichten soll es bald nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Englisch geben.

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