27.01.2017

Banken-Videoidentifikation: Großer Schritt oder schon jetzt veraltet?

Seit Anfang des Jahres ist in Österreich die Videoidentifikation für Bankkunden erlaubt. Der Brutkasten hat dazu mehrere Banken und FinTechs befragt. Die Meinungen gehen stark auseinander.
/artikel/banken-videoidentifikation-grosser-schritt-oder-schon-jetzt-veraltet
(c) fotolia.com - pathdoc

„Die Entwicklung ist positiv für den ganzen Markt. Die Lösung ist perfekt für alle Player“, sagt Daniel Strieder, Founder des Dispo-Kredit-Startups Cashpresso. Seit 3. Jänner können Bankunden in Österreich ihre Identität einfach mit dem Smartphone über eine Videoschaltung nachweisen. Dazu müssen sie einen Lichtbildausweis in die Kamera zeigen. In Deutschland ist das schon länger möglich. Cashpresso, das die Deutsche Handelsbank im Hintergrund hat, hatte den Service daher in Deutschland bereits umgesetzt und wartete für den Österreich-Launch auf die neue Verordnung.

+++ Dossier: FinTech +++

Zauberwort: “Onboarding”

Nicht nur weil das Wiener Startup keine Filialen hat, ist es auf die Videoidentifikation angewiesen. Das ganze Konzept, innerhalb von wenigen Minuten online einen Dispo-Kredit zu bekommen, baut auf der Möglichkeit auf. Mit der erhöhten Geschwindigkeit und der einfachen Handhabung ist auch zu erklären, dass mehrere österreichische Großbanken das Service bereits gelauncht haben, oder gerade daran arbeiten. Das Zauberwort dabei ist “Onboarding” – Kunden sollen möglichst schnell und simpel hereingeholt werden. Sowohl die Bawag-PSK als auch die Erste Group verkündeten am 19. Jänner stolz, sie seien die ersten in Österreich, die die neue Identifikationsmöglichkeit anbieten.

Deutlich höhere Abschlussrate bei N26

Von der Raiffeisen Zentralbank (RZB) heißt es, man starte gerade Pilotprojekte und wolle den Service ab dem dritten Quartal 2017 flächendeckend anbieten. Eines „Tricks“ bediente sich N26, das Berliner FinTech-Startup mit Wiener Wurzeln: Als deutsche Bank (N26 hat seit einigen Monaten eine eigene Banklizenz) konnte es schon vor der Verordnung Videoidentifikation auch in Österreich anbieten. Nur gute Erfahrungen habe man damit gemacht, heißt es vom Startup. Die Möglichkeit erhöhe die Abschlussrate der Kontoeröffnungen wesentlich.

ING-DiBa wird Videoidentifikation nicht umsetzen

Es ist also ein großer Schritt für die Branche, würde man bei all der positiven Stimmung meinen. Doch nicht alle sehen in der Videoidentifikation eine passende Lösung für die erhöhte Geschwindigkeit von Bankgeschäften. Die ING-DiBa etwa, hat nicht vor, den Service in Österreich umzusetzen. Und das, obwohl er von der Bank in Deutschland bereits genutzt wird. Die Kosten für die Umsetzung seien sehr hoch, heißt es von der ING-DiBa, doch das sei nur ein Grund. Es gebe noch einige weitere Bedenken, was die Umsetzung der Verordnung angeht.

Redaktionstipps

Schwierigkeiten und Sicherheitsbedenken

Konkret sehe die Verordnung etwa vor, dass die Identifikation seitens der Bank in einem abgetrennten, mit einer Zugangskontrolle ausgestatteten Raum, erfolgen muss. Die entsprechende Infrastruktur müsse in vielen Fällen erst einmal geschaffen werden. Weiters müsse die Unversehrtheit des Lichtbildausweises kontrolliert werden (z.B. könnte das Foto ausgetauscht sein). Die Erfahrung aus Deutschland zeige, dass ein haptischer Test nötig ist, um hier wirklich sicher zu sein. Der optische Check über die Smartphonekamera sei dagegen nicht ausreichend, auch wenn er durch die Verordnung gedeckt ist. Zuletzt, heißt es von der ING-DiBa, sei auch die sichere Datenübermittlung eine große Herausforderung, zumal es sich dabei um ein „wesentliches Outsourcing“ handle, da wenige Banken den Service technisch selbst umsetzen würden.

Alternative Verfahren: Zeichenerkennung und Money Transfer

Doch was sind die Alternativen? Zwar räumt die ING-DiBa ein, dass sich die Methode prinzipiell für Kontoeröffnung und Kreditvergabe eigne. Allerdings wolle man schon bald “andere Identifikationsverfahren mit höherer Kundenakzeptanz und Sicherheit, besserer Verfügbarkeit des Services im Sinne von Servicelevel bzw. –zeiten, schnelleren Durchlaufzeiten und folglich besserer Customer Convenience implementieren.” Man arbeite bereits mit Verfahren, die auf der optischen Zeichenerkennung beruhen, und an der Optimierung der schon derzeit eingesetzten Identifikationsvariante mittels Money Transfer. Die Message der ING-DiBa ist also klar: Videoidentifikation ist jetzt, wenige Wochen nach der Zulassung in Österreich, bereits veraltet.

Banken und FinTechs sehen Wettbewerbsnachteile beseitigt

Bei aller Kritik bleibt das Verfahren freilich trotzdem ein Sprungbrett für FinTech-Startups in den österreichischen Markt. Auch die etablierten Banken signalisieren, dass sich ihre Möglichkeiten für Kooperationen mit Startups durch die neue Verordnung verbessern. Zugleich sieht man aber auch einen Wettbewerbsnachteil gegenüber FinTechs, die die Videoidentifikation schon vorher von Deutschland aus angeboten hatten, aus dem Weg geräumt. Daniel Strieder von Cashpresso sieht es umgekehrt: “Damit fällt für Startups eine große Hürde weg. Die etablierten Banken verlieren ihren Vorsprung, den sie durch ihr Filialnetz hatten.”

+++ Facebook und Google als Konkurrenz für Banken? +++

 

Deine ungelesenen Artikel:
15.10.2024

OroraTech: 25 Mio. Euro Investment für SpaceTech-Startup mit Kärntner Co-Founder

Das Anti-Waldbrand-Startup OroraTech mit Sitz in München schließt seine Series B-Finanzierungsrunde über 25 Millionen Euro ab.
/artikel/ororatech-25-mio-euro-series-b
15.10.2024

OroraTech: 25 Mio. Euro Investment für SpaceTech-Startup mit Kärntner Co-Founder

Das Anti-Waldbrand-Startup OroraTech mit Sitz in München schließt seine Series B-Finanzierungsrunde über 25 Millionen Euro ab.
/artikel/ororatech-25-mio-euro-series-b
Das OroraTech-Führungsteam mit dem Kärntner Co-Founder Thomas Grübler (3.v.l.) | (c) OroraTech
Das OroraTech-Führungsteam mit dem Kärntner Co-Founder Thomas Grübler (3.v.l.) | (c) OroraTech

“Satellitengestützte Thermalsensorik” ist der Fachausdruck dafür. Einfach erklärt: Mit der Nanosatelliten-Technologie des Münchner Startups OroraTech können Temperaturen auf der Erdoberfläche vom Weltall aus gemessen und erkannt werden. Das wird unter anderem zur Bekämpfung von Waldbränden genutzt, wie brutkasten bereits mehrfach berichtete. Unter anderem ist die Europäische Raumfahrtagentur ESA Kunde des Startups – brutkasten berichtete vergangenes Jahr über die Erteilung eines Millionenauftrags.

Schon 2022 schloss OroraTech seine Series A-Finanzierungsrunde über 15 Millionen Euro ab. Damals stand mit dem Kärntner Thomas Grübler ein Österreicher als CEO an der Spitze des Startups. 2023 gab der Mitgründer den Chefposten dann ab und wurde Chief Strategy Officer, wie brutkasten berichtete.

Series B-Runde für OroraTech mit Korys, Bayern Kapital und European Circular Bioeconomy Fund

Nun verkündete OroraTech den Abschluss seiner Series B-Finanzierungsrunde über 25 Millionen Euro. Den Lead dabei übernahm die belgische Beteiligungsgesellschaft Korys. Zudem investierten Bestandsinvestor Bayern Kapital des Freistaats Bayern mit dem “Wachstumsfonds Bayern 2”, der European Circular Bioeconomy Fund sowie weitere Bestandsinvestoren. “Die Mittel aus der aktuellen Finanzierungsrunde sollen weitere Satelliten-Starts, die Marktexpansion und die Weiterentwicklung der OroraTech-Technologien unterstützen, insbesondere in den Bereichen betriebliche Effizienz und prädiktive KI”, heißt es vom Unternehmen.

OroraTech hat aktuell zwei eigene funktionsfähige Satelliten im Weltall. Diese haben etwa die Größe einer Schuhschachtel. Man plane im nächsten Jahr, neun weitere Satelliten in den Orbit zu starten, so das Startup. Darüber hinaus aggregiert das Unternehmen 25 weitere öffentliche Satelliten und sonstige Datenquellen, die die Identifizierung und Vorhersagegenauigkeit von Waldbränden unterstützen. Mit der “Wildfire Intelligence Solution” werden aktuell weltweit mehr als 347 Millionen Hektar Wald auf sechs Kontinenten geschützt.

Visualisierung des Satelliten | (c) OroraTech
Visualisierung des Satelliten | (c) OroraTech

OroraTech plant zudem weitere Anwendungsmöglichkeiten für seine Technologie, “beispielsweise zur Überwachung von umweltschädlichen Gasfackeln und Abgasfahnen, für die Kartierung von Wärmeinseln in Städten zur besseren Vorhersage von Hitzewellen sowie für umfangreiche landwirtschaftliche Analysen für die Agrarindustrie”, heißt es vom Unternehmen.

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Banken-Videoidentifikation: Großer Schritt oder schon jetzt veraltet?

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Banken-Videoidentifikation: Großer Schritt oder schon jetzt veraltet?

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Banken-Videoidentifikation: Großer Schritt oder schon jetzt veraltet?

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Banken-Videoidentifikation: Großer Schritt oder schon jetzt veraltet?

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Banken-Videoidentifikation: Großer Schritt oder schon jetzt veraltet?

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Banken-Videoidentifikation: Großer Schritt oder schon jetzt veraltet?

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Banken-Videoidentifikation: Großer Schritt oder schon jetzt veraltet?

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Banken-Videoidentifikation: Großer Schritt oder schon jetzt veraltet?

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Banken-Videoidentifikation: Großer Schritt oder schon jetzt veraltet?