04.07.2021

Warum markta-Gründerin Theresa Imre Sebastian Kurz am Austrian World Summit kritisierte

Am Donnerstag fand in der Spanischen Hofreitschule der von Arnold Schwarzenegger initiierte Austrian World Summit statt. Brutkasten Earth war live vor Ort und hat mit Theresa Imre ein Interview über den Outcome des Klimagipfels und aktuelle Entwicklungen rund um den digitalen Bauernmarkt markta geführt. Zudem erläutert Imre im Interview, warum sie in ihrem Panel Sebastian Kurz kritisierte.
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Austrian World Summit
Theresa Imre war Speakerin am Austrian World Summit | (c) martin pacher / der brutkasten

“Healthy Planet – Heatlhy People” war das Motto des fünften Austrian World Summit, der am Donnerstag in den altehrwürdigen Mauern der Spanischen Hofreitschule über die Bühne ging. Schirmherr des Klimagipfels Arnold Schwarzenegger appellierte in seiner Eröffnungsrede, dass es im Kampf gegen die Klimakrise einfach verständliche Botschaften brauche und Medien verstärkt über Erfolge berichten sollten.

markta Gründerin sprach vor internationalem Publikum

Neben Wirtschaftsmagnaten, Politikern und Klimaaktivisten waren unter anderem auch heimische und internationale Startup-Gründer am Summit vertreten. Unter ihnen auch Theresa Imre, die den digitalen Bauernmarkt markta gegründet hat. In der Coronakrise hat sich das Bestellvolumen der Plattform mehr als verzwanzigfacht. 2020 erzielte das Startup einen Umsatz von mehr als 2,3 Millionen Euro und konnte im Frühjahr 2021 ein Millionen-Investment an Land ziehen.

Mich hat die Tonalität seiner Rede genervt und der Ansatz, dass wir nur mit Innovation den Klimawandel bekämpfen können. Alles was in Richtung „Reduktion“ geht, wird von ihm abgelehnt.

Theresa Imre

Imre, die an einem Panel zum globalen Konsumverhalten teilnahm, sprach sich vor internationalem Publikum für eine Stärkung von kleinbäuerlichen Strukturen aus und kritisierte zugleich die EU-Agrarförderungen. Kritik von ihrer Seite gab es allerdings auch an einer zuvor von Bundeskanzler Sebastian Kurz gehaltenen Rede, in der er davor warnte, dass Klimaschutzmaßnahmen Europas Wettbewerbsfähigkeit am globalen Markt nicht in Gefahr bringen dürfen. “Wenn wir Emissionen reduzieren wollen, dann wird dies nicht über eine Politik des erhobenen Zeigefingers und eine Zurück-in-die-Steinzeit Mentalität gelingen”, so Kurz in seiner Rede.

Brutkasten Earth war live am Austrian World Summit vor Ort und hat mit Theresa Imre in der Spanischen Hofreitschule über die Outcomes des Klimagipfels und aktuelle Entwicklungen rund um den digitalen Bauernmarkt markta gesprochen.

Theresa Imre nahm an einem Panel zum Thema “The Power of Consumers” teil | (c) martin pacher / brutkasten

In deinem Panel hast du scharfe Kritik an der Rede von Sebastian Kurz geübt. Was hat dich konkret gestört?

Mich hat die Tonalität seiner Rede genervt und der Ansatz, dass wir nur mit Innovation den Klimawandel bekämpfen können. Alles was in Richtung “Reduktion” geht, wird von ihm abgelehnt. Das ist für mich eine schlechte Wortwahl. Es polarisiert und stellt seinen Zugang als den einzig richtigen Zugang dar. Ich denke aber, dass wir uns in der Klima-Debatte auch Gedanken über “Degrowth” machen müssen und uns prinzipiell die Frage stellen können, wie Wirtschaftssysteme gesund schrumpfen können – beispielsweise wenn wir qualitätsvoller einkaufen. Ich finde es sehr schade, dass er in seiner Anfangsrede so eine Wortwahl gewählt hat und somit bewusst auf andere Meinungen hinaufhaut. In so einer Konferenz, wie dem Austrian World Summit, geht es allerdings darum, die Kräfte zu bündeln und dazu gehört auch, dass man andere Meinungen zulässt, um in weiterer Folge darüber diskutieren zu können.

Neben der Kritik an Sebastian Kurz hast du auch Kritik an den EU-Agrarförderungen geübt. Welche Punkte kritisierst du konkret?

Ich glaube, dass viele Konsumenten und Bürger nicht wissen, dass 40 Prozent des gesamten EU-Budgets in die Agrarindustrie fließt. Und ja, ich sage bewusst Industrie, weil die Förderungen per Hektar bemessen werden. Das heißt, dass die Großbetriebe am meisten EU-Fördergelder bekommen. Die Förderungen dienen allerdings nur dafür, dass wir möglichst günstige Lebensmittel haben. Nirgends auf der Welt, nicht mal in Afrika, haben wir so günstige Lebensmittel wie in Europa. Natürlich geht der Green-Deal in eine andere Richtung und versucht dies sinnvoller zu fördern, aber ich glaube, dass wir hier noch radikalere Entscheidungen treffen müssen, damit es eine Trendwende gibt.

Wenn man bei markta einkauft, unterstützt man ein anderes System.

Theresa Imre

In deinem Panel hast du gleich zu Beginn eine klare Ansage gemacht: Nulltoleranz gegenüber Greenwashing. Wie stellst du sicher, dass es auch bei markta kein Greenwashing gibt?

Das wichtigste ist, dass ich mir alle Entscheidungen und deren Konsequenzen gut durchüberlege. Wir sind so konsequent, dass wir unsere Visitenkarten sogar auf nachhaltigen mit Mais eingefärbten Papier produziert haben. Das ist aber nur ein Aspekt. Beispielsweise besteht unsere Büroausstattung nur aus gebrauchten Büromöbeln. Im Bereich der Nachhaltigkeit gibt es viele Aspekte, wo man nicht nur Geld spart, sondern wirklich einen Impact erzielen kann. Natürlich ist es so, dass wir mit markta auch Punkte haben, die noch nicht umgesetzt wurden. Gerne würden wir unsere Lebensmittel nur mit Fahrrädern ausliefern, um die “Last mile” noch ökologischer zu gestalten. Dies funktioniert allerdings erst ab einer gewissen Menge an Produkten und Lebensmittel, die wir pro Bezirk ausliefern. Dessen sind wir uns auch bewusst.

Müsst ihr mit markta CO2 kompensieren, um C02-neutral zu sein?

Alleine, dass wir bäuerliche Betriebe unterstützen, die mit ihrer biologischen Landwirtschaft die Biodiversität fördern, schaffen wir mit markta noch einen viel positiveren Effekt für die Umwelt anstatt nur zu kompensieren.

markta hat von der Coronakrise stark profitiert. Hält dieser Boom nach dem Ende des Lockdowns noch an?

Das ganze letzte Jahr war sehr schwankend. Es gab immer wieder starke saisonale Unterschiede. Wir merken, dass im Sommer etwas weniger Menschen bestellen. Die Schwankungen stehen bei uns aber nicht so stark in Zusammenhang mit dem Lockdown bzw. Lockup. Unsere größte Challenge war es, unsere Kunden zum allerersten Mal zum Bestellen zu bewegen.

Für mich ist ein aktivistischer Zugang die Basis dafür, dass wir schlussendlich Lösungen schaffen können.

Theresa Imre

Das menschliche Verhalten zu ändern, ist für uns das schwierigste. Der Gang in den Supermarkt ist für uns Konsumenten so in unserem Alltag verankert, wie kaum etwas anderes im Leben. Das wichtigste für markta ist es daher, dass wir es bei unseren Kunden das erste Mal mit unseren markta Boxen über ihre Türschwelle schaffen. Anschließend stellen sie fest, dass es ein bequemerer Weg ist und wir noch dazu eine spannendere Auswahl an Lebensmittel haben. Wenn man bei markta einkauft, unterstützt man ein anderes System.

Wie sehen die aktuellen Wachstumspläne von markta aus? Stichwort: Expansion nach Deutschland.

Wir konnten erst unlängst unsere Investmentrunde abschließen. Als Investoren sind fünf großartige Personen mit an Bord gekommen, die markta wirklich verstehen und bewusst nicht auf die ganz schnelle Expansion setzen. Zuerst wollen wir eine Struktur für Wien aufbauen, die so solide funktioniert, damit wir sie ohne Probleme an anderen Standorten replizieren können. Wir nehmen uns jetzt einfach ausreichend Zeit, um die Plattform aufzubauen. Daher ist die Deutschland-Expansion für mich ein Thema, das wir erst nächstes Jahr angehen.

Was ist dein Fazit des Austrian World Summit?

Grundsätzlich finde ich es schön, dass sich beim Austrian World Summit viele Personen mit unterschiedlichen Backgrounds versammeln und dennoch annährend die gleiche Message sprechen. Für mich ist ein aktivistischer Zugang die Basis dafür, dass wir schlussendlich Lösungen schaffen können. Wenn ich nur über “Lösungen” spreche und das Aufzeigen von Problemen schon vorab verneine, dann handelt es sich definitiv um einen einseitigen Zugang. Umgekehrt bringt es natürlich nicht viel, nur zu kritisieren.


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Mit der Unterzeichnung eines „Memorandum of Understanding“ zwischen den Startup- und Innovations-Ökosystemen aus Wien und Rio de Janeiro sollen eine wirtschaftliche Brückenbau-Funktion in Gang gesetzt und interkontinentale Perspektiven zwischen Europa und Südamerika ermöglicht werden.

Erstes “Memorandum of Understanding” außerhalb portugiesischsprachiger Welt

“Dies ist das erste von Rio de Janeiro unterfertigte ‘Memorandum of Understanding’ außerhalb der portugiesischsprachigen Welt. Wir öffnen damit eine wirtschaftliche Pforte in die größte Volkswirtschaft Lateinamerikas. Eine Marktchance, von der die zahlreichen innovativen Wiener Startups und Technologieunternehmen in ihrem Wachstumsbestreben nur profitieren können”, erklärt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke.

Die Idee zu dieser Allianz startete vor rund vier Wochen während eines Besuchs einer Expert:innendelegation der Wirtschaftsagentur Wien in Rio de Janeiro: “Wien und Rio de Janeiro verbindet nun offiziell der Wille, die wirtschaftliche Zusammenarbeit auszubauen und den Dialog zu vertiefen”, sagt Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien. “Ähnlich wie bei uns sind auch in Rio de Janeiro die Kreativwirtschaft und die Biotech-Branche von großer Bedeutung für den Standort und wir erwarten uns hier einen regen wirtschaftlichen Austausch.”

ViennaUp und WebSummit

Zu einem der künftigen Schwerpunkte zählt die Zusammenarbeit der internationalen Startup-Festivals der beiden Städte: Konkret geht es um die von der Wirtschaftsagentur Wien initiierte ViennaUP und um den WebSummit in Rio.

“Wir sehen auch hinsichtlich einer engeren Kooperation während unserer Festivals großes Potential. Diese Veranstaltungen bieten aufstrebenden Jung-Unternehmer:innen beider Städte die internationale Bühne, die sie für eine Weiterentwicklung ihrer Ideen und Produkte benötigen”, glaubt Hanke.

Das zwischen Wien und Rio de Janeiro abgeschlossene “Memorandum of Understanding” ist bereits die vierte Vereinbarung in den letzten zwölf Monaten, die die Hauptstadt getroffen hat. Ähnliche Übereinkommen wurden zuvor bereits mit Bangkok, Shanghai und Shenzhen vereinbart.

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