04.09.2023

Hilfe, es ist Revolution!

Leitartikel. Wegen des Arbeitskräftemangels halten nun die Arbeitnehmer:innen am Arbeitsmarkt das Heft in der Hand, die junge Generation kommt mit völlig neuen Vorstellungen und die AI dreht das Feld derweil von hinten um. Eine explosive Mischung.
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Revolution am Arbeitsmarkt - Dominik Perlaki
Vordergrund: brutkasten-Redakteur Dominik Perlaki | (c) brutkasten | Hintergrund (c) Miguel Bruna via Unsplash

Sie ist laut, nicht zu überhören. Die Diskussion um eine mögliche Arbeitszeitverkürzung – im Klartext: um die Vier-Tage-Woche – steht stellvertretend für eine Phase des Umbruchs. “Phase des Umbruchs” ist eigentlich noch eine Untertreibung. Wenn man will, ein Euphemismus. Was aktuell am Arbeitsmarkt passiert, ist eine Revolution. Es wird rhetorisch scharf geschossen und der Ausgang ist ungewiss.

Destabilisierung der Machtverhältnisse

Wie jede Revolution nimmt auch diese ihren Ausgang in einer Destabilisierung der Machtverhältnisse. Wie es dazu gekommen ist, ist nicht so schwer nachzuvollziehen. Der niemals gestillte Durst nach Wachstum in der Wirtschaft führte zum Arbeitskräftemangel. Und der führt dazu, dass Arbeitnehmer:innen erstmals nach langer Zeit am Arbeitsmarkt das Heft in der Hand halten. Vor allem die junge Generation, die mit Burnout als Volkskrankheit und Selbstbestimmung als oberste Maxime aufgewachsen ist, will neue Regeln schaffen. Doch die Wünsche sind diffus, die Reihen der “Aufständischen” keineswegs geschlossen. Eben so, wie bei jeder Revolution.

Das Unternehmen als Traumprinz:essin

Es geht nicht nur um “harte” Themen wie die Arbeitszeit und die damit verbundene Frage der Work-Life-Balance. Es geht um ein ernst genommen werden, um ein sich wohl fühlen, um ein sich selbst verwirklichen in der Arbeit. Und natürlich muss die Firma dabei klimafreundlich sein. Ein Job ist nicht mehr nur zum Geld verdienen da – wohlgemerkt haben die Jungen meist auch in diesem Bereich selbstbewusste Vorstellungen.

Die Ansprüche an Arbeitgeber:innen sind in den 2020ern etwa so, wie jene der Generationen davor an den zukünftigen Ehepartner. Zumindest in der ersten Phase muss wirklich alles passen, bevor man langsam auch die Schwächen kennenlernen kann. Und wenn diese zu stark in den Vordergrund treten, geht es mit der Scheidung sehr schnell.

“Alles passen” heißt, die Arbeitgeber:innen können die Regeln nicht, wie noch vor nicht allzu langer Zeit, alleine schreiben. Sie müssen sich auf die Wünsche der Bewerber:innen einstellen. Und diese Wünsche werden immer größer. So groß, dass ihre Erfüllung Unternehmen mit knappen Margen zusehends schwer fällt.

Absurde Absolut-Setzungen

Und spätestens an diesem Punkt wird die parallel verlaufende politische Debatte zumindest ein wenig absurd. Denn sie arbeitet mit Generalisierungen und Absolut-Setzungen. Die einen fordern die Vier-Tage-Woche bei voller Bezahlung für alle Arbeitnehmer:innen von allen Arbeitgeber:innen – was vielen Unternehmen, bei denen es finanziell ohnehin schon knapp ist, das Genick brechen könnte.

Die anderen sehen in der Arbeitszeitverkürzung einen Wahnsinn, der den Arbeitskräftemangel zusätzlich verstärkt – und ignorieren dabei, dass Angebot und Nachfrage in vielen Unternehmen längst unabhängig von politischen Entscheidungen neue Verhältnisse schaffen. Fest steht: Egal ob der Markt oder die Politik die Sache Regeln – die Revolution wird Opfer fordern.

Eine zweite Revolution mit ungewissem Ausgang

Und als ob das alles nicht genug Herausforderung wäre, kommt zu der gesellschaftspolitischen noch eine technologische Revolution am Arbeitsmarkt dazu. Und die hat es in sich: Künstliche Intelligenz. Die durch sie ausgelöste Automatisierungswelle wird gerne mit jenen der vorangegangenen industriellen Revolutionen seit dem 18. Jahrhundert verglichen.

Doch sie ist anders. Denn bislang ermöglichten es technologische Innovationen den Menschen stets, in dem, was sie bereits machen, schneller und effizienter zu werden. Künstliche Intelligenz schaltet den Faktor Mensch in der Wertschöpfung aber ganz aus. Denn sie dringt immer weiter in jenes Kompetenzfeld ein, das bislang die menschliche USP schlechthin war: das Denken. Auch der Ausgang dieser Revolution ist ungewiss.

Und jetzt? Die Revolutionen sind bereits in vollem Gange und werden sich nicht von selbst im Sand verlaufen. Wenn sie nicht (politisch) gewaltsam niedergeschlagen werden, wird es gravierende Änderungen geben. Dass am Ende der erhoffte Idealzustand steht, ist sehr unwahrscheinlich – das weiß jeder, der sich schon einmal etwas eingehender mit Revolutionen beschäftigt hat. Jedenfalls aber werden die Karten neu gemischt.

Der brutkasten widmet diesen und weiteren Entwicklungen im Arbeitsmarkt und im HR-Bereich den Themenschwerpunkt beyond9to5. Dabei legen wir wie immer einen besonderen Fokus auf innovative Lösungen für die behandelten Herausforderungen.

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Andreas Bierwirth, AVCON, neuer Job, magenta,
(c) Marlena König

Erst im Sommer letzten Jahres gab Andreas Bierwirth bekannt, dass er nach nur acht Monaten die Erste Group verlassen möchte, um einen neuen Job als CEO von Avcon Jet zu werden. Bierwirth war zudem seit über zehn Jahren Pilot und Aufsichratsmitglied im Unternehmen (brutkasten berichtete).

Am Dienstag veröffentlichte der Top-Manager dann das überraschende Posting über seinen privaten LinkedIn-Account: “Ich habe den Aufsichtsrat der Avcon Jet AG gebeten, meine Funktion als CEO der Avcon Jet AG niederzulegen”. Auf die näheren Hintergründe geht Bierwirth nicht ein. Dazu schreibt er lediglich: “Meine private Passion als Pilot der Business Aviation mit einer Managementfunktion zu verbinden, war eine sehr besondere Erfahrung.”

Management-Stationen von Andreas Bierwirth

Bierwirth hat bereits zahlreiche Management-Stationen hinter sich. Von 2002 bis 2006 war Geschäftsführer von Germanwings und später unter anderem als CFO bei Austrian Airlines tätig. Einer breiteren Öffentlichkeit in Österreich wurde der gebürtige Deutsche über seine Postion als CEO von Magenta Telekom bekannt. Dazu schreibt er in seinem LinkedIn-Posting über seine berufliche Zukunft auch: “Meine Leidenschaft für transformatorische und komplexe Managementthemen wie bei Magenta, Germanwings und der Austrian werden sicherlich wieder im Fokus stehen”.

Fokus auf Aufsichtsratchef von Do&Co und private Investitionen

Zunächst möchte sich Bierwirth auf die Aufgabe als Aufsichtsratsvorsitzender der Do&Co AG konzentrieren sowie auf den “Erfolg einiger privater Investitionen.” Laut wirtschaft.at hält der Manager aktuell Beteiligungen an mehreren Unternehmen. Dazu zählt beispielsweise das Aviation-Startup Aeromond sowie SchuBu-Systems.


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