15.10.2020

Anyline: Projekt mit AI-Pionier Hochreiter und halbe Mio. Euro FFG-Förderung

Das Wiener Scaleup Anyline startet ein Forschungsprojekt mit dem Machine Learning-Institut der JKU Linz im Bereich "few shot learning".
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Anyline - few shot learning Kooperation mit Sepp Hochreiter und JKU Linz
(c) Anyline vlnr.: David Dengg, Entwickler, Daniel Albertini, CTO, Lukas Kinigadner, CEO, und Jakob Hofer, CMO

Machine Learning ist derzeit noch ein durchaus aufwändiger Prozess. Die AI muss, um etwas neues zu lernen, Unmengen Beispiele dafür “gesehen” haben. Doch das soll bald der Vergangenheit angehören. Der nächste Evolutionsschritt ist “few shot learning”. “Es ist ein Bereich des Meta-Learnings. Wir bringen dabei neuronalen Netzen das Trainieren besser bei. Sie brauchen dann nicht mehr hunderte Beispiele, sondern nur mehr ein oder zwei”, erklärt Daniel Albertini, Co-Founder und Technical Director des auf Smartphone-basierte AI-Bilderkennung spezialisierten Wiener Scaleups Anyline.

few shot learning soll Anyline-Geschäft ankurbeln

Dieses “few shot learning” wird nun Gegenstand einer dreijährigen Forschungskooperation zwischen dem Unternehmen und dem Institut für Machine Learning der JKU Linz, das von AI-Pionier Sepp Hochreiter geleitet wird. Dieser streicht die Bedeutung nicht nur für die Forschung, sondern auch für das Geschäft von Anyline heraus: “Bislang musste die Software bei jedem neuen Kunden von vorne anfangen zu lernen, obwohl es bereits sehr ähnliche Produkte gibt. Mit few shot learning geht es praktisch sofort”, so der AI-Pionier.

Hochreiter: “Das kennt man sonst nur von Google und Facebook”

Anyline lobt der Wissenschafter in den höchsten Tönen: “Sie sind in der Forschung ganz vorne und setzen das auch ein. Das kennt man sonst nur von Google und Facebook. Die meisten Unternehmen im DACH-Raum sind ein halbes Jahr, Jahr oder sogar zehn Jahre hinten nach”. Dabei stellt der Professor bezüglich “few shot learning” klar: “Unternehmen wie Samsung und Google wollen das auch machen – die schlafen nicht”. Anyline könne aber zum Marktführer werden. Und er wolle mit seinem Institut auch anderen österreichischen Unternehmen dabei helfen, dort hinzukommen.

Wie zeitgleich kommuniziert wurde, holt sich Anyline für ein anderes, aber thematisch verwandtes Projekt eine 500.000 Euro-Förderung durch die FFG. Diese Mittel werden in die Entwicklung einer so genannten “Trainer-Plattform” investiert, die den Zeitaufwand für die Entwicklung neuer Scan-Lösungen von mehreren Wochen auf einige Stunden reduzieren soll. FFG-Geschäftsführer Klaus Pseiner bezeichnet Anyline als “Gazelle” in Sachen Wachstum und Forschung & Entwicklung.

FFG-Pseiner: Anyline und Hochreiter als “Bomben-Liaison”

Zudem betont er die Qualität der Forschung des Scaleups. “An die FFG kann man nicht einfach ein Ansuchen stellen und dann wird Geld zugeteilt. Jede Finanzierung muss im Wettbewerb gewonnen werden und dieser Wettbewerb ist ein harter”, so Pseiner, der auch die Kooperation mit der JKU kommentiert: “Ein Forschungsprojekt mit einer wissenschaftlichen Kapazität wie Sepp Hochreiter aufzubauen, ist eine Bomben-Liaison”. Dabei zeuge es von besonderer Stärke, so nahe an der Grundlagenforschung zu bleiben. “Man will nicht nur heute und morgen ein Geschäft machen, sondern sich international als ganz starker Partner positionieren”, so der FFG-Geschäftsführer.

Dem widerspricht Sepp Hochreiter ein Stück weit: “Wir haben heute keine Zeit mehr, etwas zu entwickeln und dann lange herumzuprobieren. Es vergehen nur Wochen von der Grundlagenforschung bis jemand Geld damit macht”. Kürzlich habe ihn etwa ein Google-Mitarbeiter einige Wochen nach einer Forschungspublikation angerufen, dass er die Ergebnisse bereits umgesetzt habe. “Und Amazon hat ein halbes Jahr nach einer Erfindung an der JKU eine Milliarde mehr Umsatz damit gemacht. Ich habe damals einen Mojito dafür bekommen“.

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Der Blick in die Tech-Glaskugel | (c) Mitya Ivanov via Unsplash

Die Zeit um den Jahreswechsel ist bekanntlich auch jene der Trendprognosen der großen Beratungsunternehmen. Deloitte präsentierte nun seine “TMT Predictions”, mit denen man die Trends der Telekommunikations-, Technologie- und Medienbranche identifizieren will. So richtig vermögen die Tech-Trends 2025 aber nicht zu überraschen. In den vier von Deloitte Österreich aus dem Paper herausgegriffenen Vorhersagen dominiert der seit mittlerweile etwas mehr als zwei Jahren anhaltende Generative AI (GenAI)-Hype weiterhin. Nicht weniger als drei von vier Trends beziehen sich direkt auf die Technologie.

Auch in der deutlich umfangreicheren – international veröffentlichten – gesamten Studie geht es vorwiegend um Tech-Trends mit GenAI-Bezug. Dazu heißt es von Deloitte Österreich in einer Aussendung: “Auch wenn der erste mediale Hype vorbei ist, wird vor allem das Thema Generative Artificial Intelligence (GenAI) den Markt in den kommenden Monaten aufmischen. Die Branche muss sich auf einen Umbruch einstellen, der neben Chancen und Potenzialen auch einige Herausforderungen bringen wird.” Das sind die vier großen Trends laut Deloitte Österreich:

Trend 1: GenAI verdoppelt Energieverbrauch von Rechenzentren

Der weltweite Stromverbrauch von Rechenzentren könnte sich laut Deloitte-Analyse bis 2030 auf 1.065 Terrawattstunden (TWh) verdoppeln – das sind vier Prozent des gesamten weltweiten Energieverbrauchs. Der Anstieg ist vor allem auf das schnelle und große Wachstum von GenAI-Anwendungen und -Applikationen zurückzuführen.

“Der enorme Stromverbrauch durch GenAI und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf das Klima setzen viele Technologieunternehmen unter Druck. Umso wichtiger ist es in diesem Zusammenhang die Umstellung hin zu sauberer Energie voranzutreiben – mit den entsprechenden finanziellen Mitteln”, kommentiert Florian Brence, Partner bei Deloitte Österreich.

Trend 2: GenAI kurbelt Smartphone-Markt an

GenAI-gestützte Smartphones werden laut Deloitte-Prognose den Verkauf von Mobiltelefonen weiter vorantreiben. Das Beratungsunternehmen geht davon aus, dass GenAI-fähige Smartphones 2025 mehr als 30 Prozent der gesamt verkauften Smartphones ausmachen werden. “Vor allem Anwendungen wie Live-Übersetzungen oder automatische Texterzeugung könnten den nächsten großen Kaufimpuls auslösen”, schätzt man bei Deloitte.

“Die Smartphone-Hersteller sind auf den GenAI-Zug bereits aufgesprungen und erhoffen sich durch das Upgrade entsprechende Umsatzsteigerungen. Wie hoch diese 2025 ausfallen werden, hängt vor allem davon ab, wie schnell die Verbraucherinnen und Verbraucher die innovativen Funktionen annehmen werden”, meint dazu Florian Brence.

Trend 3: Immer mehr Unternehmen setzen auf KI-Agenten

Mit der zunehmenden Verwendung von GenAI im Unternehmenskontext steige auch der Einsatz von KI-Agenten, analysiert Deloitte. So prognostiziert das Beratungsunternehmen, dass 25 Prozent jener Unternehmen, die bereits auf GenAI setzen, kommendes Jahr auch mit solchen autonomen intelligenten Systemen, die bestimmte Aufgaben ohne menschliches Eingreifen ausführen, arbeiten werden.

“Die aktuellen KI-Agenten werden in den kommenden Monaten erhebliche Verbesserungen erfahren und so künftig noch größere Flexibilität und eine breitere Anwendungspalette bereitstellen. Für Unternehmen lohnt es sich also, die Einführung solcher Systeme vorzubereiten, denn es ist unbestritten, dass sie mit ihren vielen Anwendungsfällen nützliche Werkzeuge zur Steigerung der Produktivität und Effizienz darstellen”, so Florian Brence.

Trend 4: Konsolidierung in der Telekommunikation verändert globale Märkte

Die Konsolidierung im Bereich der drahtlosen Telekommunikation, insbesondere in Europa, werde sich ab 2025 fortsetzen und beschleunigen, erwartet man bei Deloitte. Dadurch entstehe ein tragfähigeres und nachhaltigeres drahtloses Ökosystem, insbesondere in kleineren Märkten.

“Unseren Berechnungen zufolge, wird die Gesamtzahl der Fusionen und Übernahmen mit etwa 400 konstant bleiben. Der Schwerpunkt wird sich aber vor allem auf die Konsolidierung auf Marktebene verlagern, wobei kleinere Telekommunikationsunternehmen von größeren Unternehmen ins Visier genommen werden. Die globalen Märkte werden sich künftig dadurch maßgeblich verändern”, prognostiziert Florian Brence.

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  • Der nächste Evolutionsschritt im Machine Learning ist “few shot learning”
  • Programme brauchen dann nicht mehr hunderte Beispiele, sondern nur mehr ein oder zwei, um etwas neues zu lernen.
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  • Dabei stellt der Professor bezüglich “few shot learning” klar: “Unternehmen wie Samsung und Google wollen das auch machen – die schlafen nicht”.
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