anodu: Mattersburger Startup präsentiert Wachstumszahlen und holt Innovationspreis
Das burgenländische Startup anodu hat ein neues System zur Einkaufsfinanzierung entwickelt und konnte sich zuletzt stark steigern. Dazu holte sich das Unternehmen auch den Innovationspreis Burgenland in der Kategorie "Innovative Dienstleistungen".
Egal wie hoch de Nachfrage nach einem physischen Produkt ist – bedienen kann man diese nur, wenn man ausreichend Geld hat, um die Waren vorzufinanzieren. Das Startup anodu (cal GmbH) aus Mattersburg im Burgenland hat ein neues System zur Einkaufsfinanzierung für KMU – zusätzlich zu bestehenden Banklinien – entwickelt (brutkasten berichtete bereits).
Zweiseitiger Marktplatz bringt Unternehmen und Investor:innen zusammen
Das Startup agiert dabei als eine Art zweiseitiger Marktplatz. Unternehmen, die ein geringes Kreditausfallsrisiko vorweisen können, können ihre Rechnungen auf die anodu-Plattform stellen. Investor:innen können diese dann mittels Budget, dass sie zuvor auf ein Treuhandkonto eingezahlt haben, übernehmen, wobei sie konkret jene Rechnungen auswählen können, die sie bezahlen wollen. Je nach festgelegten Konditionen kommt das Geld dann nach relativ kurzer Laufzeit mit relativ hoher Rendite – laut Startup aktuell im Schnitt zwölf Prozent – zu den Anleger:innen zurück.
Bislang vier Millionen Euro Einkaufsvolumen, davon drei Millionen dieses Jahr
Und das Konzept geht für anodu auf. Das Startup machte nun aktuelle Zahlen publik. Seit dem Launch im Juli 2023 (die formelle Gründung erfolgte bereits 2022) wurden laut Startup rund vier Millionen Euro Einkaufsvolumen über die Plattform abgewickelt – davon drei Millionen Euro allein dieses Jahr. Rund 1.000 Investments wurden dabei getätigt, um insgesamt etwa 100 Rechnungen zwischen 1.100 und 119.000 Euro zu bezahlen.
Investor:innen habe man mittlerweile im gesamten DACH-Raum. Aktuell würden 30 davon regelmäßig investieren, heißt es von anodu. Und derzeit befänden sich mehr als 900.000 Euro an Rechnungen von Unternehmen aus Österreich auf der Plattform, wobei seitens des Startups betont wird, dass man eine Vollausnutzung habe: “Sobald Unternehmen Rechnungen auf anodu hochladen, finden sich sofort Investoren, die diese übernehmen.”
Innovationspreis Burgenland in für anodu
Mit dieser Entwicklung konnte anodu nun auch beim Innovationspreis Burgenland von Wirtschaftsagentur Burgenland und Wirtschaftskammer Burgenland überzeugen. Das Startup holte sich den Preis in der Kategorie “Innovative Dienstleistungen” und setzte sich damit gegen 25 weitere Einreichungen durch.
“Diese Auszeichnung ist ein Zeichen der Wertschätzung für unser Engagement, österreichische Unternehmen und Investoren miteinander zu vernetzen. Es motiviert uns, weiter innovative Wege zu gehen und anodu als führende Plattform für Einkaufsfinanzierung in Österreich zu etablieren”, kommentieren die beiden Gründer Christoph Igler und Alexander Körner in einer Aussendung.
Den “Traum vom großen Exit” teilen vielleicht nicht alle in der Startup-Szene, aber er gehört jedenfalls zur Startup-Welt dazu. Dieses Jahr gab es eine ganze Reihe von Startup-Verkäufen in Österreich – brutkasten berichtete über rund 25 und es dürften noch ein paar mehr gewesen sein. Doch bei weitem nicht jede dieser Übernahmen ist so ein Traum-Exit.
“2024 wird ein Jahr der Opportunities: Ich glaube, dass viele Startups bzw. Assets günstig zu haben sein werden”, sagte Business Angel Hansi Hansmann im brutkasten-Jahresrück- und Ausblick 2023 – und er sollte Recht behalten. Bei einigen der Startup-Verkäufe, über die brutkasten dieses Jahr berichtete, liegt die Annahme nahe, dass es Notverkäufe waren – in einzelnen Fällen ist das bestätigt. Andere waren zwar keine Notverkäufe, aber in ihrem (vermutlichen) Volumen ziemlich unspektakulär. Anders als etwa im ebenfalls Exit-starken Boom-Jahr 2021, als viel Kapital für den Aufkauf kleinerer Konkurrenten in den Markt gespült wurde, passiert der Verkauf in der anhaltenden Rezession häufig eher unfreiwillig.
Das waren die größten und/oder aufsehenerregendsten Exits des Jahres
Doch dann gab es auch einige Fälle, auf die der Begriff Traum-Exit doch zutrifft, oder die aus einem anderen Grund Aufsehen erregt haben – sei es wegen der Summe oder anderer Umstände. Das waren die größten und/oder aufsehenerregendsten Exits des Jahres:
Single Use Support
Es war kein Exit im eigentlichen Sinn, denn es wurden nur 60 Prozent des Unternehmens übernommen. Und auch die Summe wurde nicht genannt. Dennoch kann man mit einer gewissen Bestimmtheit davon ausgehen, dass die Mehrheitsübernahme des Tiroler BioTech-Scaleups Single Use Support im Mai der spektakulärste Deal in Österreich im Jahr 2024 war. Denn wenige Monate zuvor, im Dezember 2023, hatte es unter anderem im deutschen Handelsblatt Medienberichte über einen möglichen Exit in Milliarden-Höhe gegeben. Auf Basis dieser kolportierten Firmenbewertung kann man also von einem beachtlichen neunstelligen Deal ausgehen – selbst falls die Bewertung nicht ganz erreicht wurde.
ecosio
180 Millionen US-Dollar legte der US-Softwareanbieter Vertex im August dieses Jahrs für die Übernahme des 2013 gegründeten auf elektronischen Datenaustausch (EDI) und elektronische Rechnungsstellung (E-Invoicing) spezialisierten Wiener Unternehmens ecosio hin. Es ist damit der größte Exit-Deal des Jahres mit bekannter Summe in Österreich. Ausgezahlt wurden zunächst allerdings “nur” 69 Millionen US-Dollar sowie 35 Millionen US-Dollar in Form von Vertex-Aktien. Der Rest der Summe ist als Gewinnbeteiligung noch an Bedingungen geknüpft.
Apeiron
Nach allen gängigen Definitionen kann Apeiron aus Wien zwar definitiv nicht mehr als Startup bezeichnet werden. Doch weil die Zyklen im BioTech-Bereich bekanntlich erheblich länger dauern und auch wegen seines Volumens, sei der Deal hier erwähnt. 100 Millionen US-Dollar ließ sich das US-Pharma-Unternehmen Ligand Pharmaceuticals das Wiener Krebstherapie-Scaleup kosten. Für das Team ging es danach gleich mit dem nächsten Startup, invIOs, das an einer weiteren Krebstherapie arbeitet, weiter.
myClubs
Ein zweistelliger Millionenbetrag, der “nicht bei zehn, aber auch nicht bei 99 Millionen Euro” liege – diese Angabe machte der deutsche Käufer Urban Sports Clubs zum Übernahmedeal des Wiener Fitness-Scaleup myClubs. Damit lässt sich der im August verkündete Exit auf jeden Fall unter die größten Übernahmen in Österreich in diesem Jahr einreihen. Am Unternehmen waren unter anderen Speedinvest, Hansi Hansmann und mySugr-Gründer Frank Westermann beteiligt gewesen. Kapitalgeber des Käufers Urban Sports Clubs war übrigens der europäische Growth Investor Verdane.
Eversports
Und noch einen Exit eines Wiener Sport-Scaleups gab es dieses Jahr. Im Oktober gab Eversports bekannt, mehrheitlich vom bereits erwähnten europäischen Growth-Investor Verdane übernommen worden zu sein. Über die Summe wurde zwar Stillschweigen vereinbart, der für die Transaktion genutzte Fonds “Edda III” investiert aber in der Regel zwischen 50 und 150 Millionen Euro. Entsprechend ist auch von einem Volumen von mindestens 50 Millionen Euro bei diesem Deal auszugehen.
Cropster
Und noch einmal Verdane. Ebenfalls im Oktober wurde auch das Innsbrucker Kaffee-Scaleup Cropster, das unter anderem Starbucks zu seinen Kunden zählt, mehrheitlich vom europäischen Growth-Investor Verdane übernommen. Hier wurde ebenfalls über die Höhe des Deals stillschweigen vereinbart. Auch in diesem Fall gilt: Auf Basis des üblichen Investment-Volumens ist von einem Deal im zumindest achtstelligen Bereich auszugehen.
hokify
Für Aufsehen in der brutkasten-Community sorgte auch der Exit des Job-Plattform-Startups hokify, der bereits im Jänner verkündet wurde. Mit 40 Millionen Euro wurde eine genaue Summe für die Unternehmensbewertung genannt. Der Käufer, karriere.at, besaß jedoch bereits zuvor 85 Prozent des Unternehmens. Nach Adam Riese legte der heimische Jobplattform-Riese also zum Abschluss des bereits seit Jahren schrittweise laufenden Übernahme-Prozesses noch einmal sechs Millionen Euro auf den Tisch.
New Fluence
Im nicht genau bezifferten Millionenbereich liegt der Exit des Wiener Startups New Fluence. Für viel Aufsehen in der Community sorgte er nicht aufgrund seines Volumens, sondern wegen seiner Geschichte. Co-Founder des Startups ist Österreichs ehemals jüngster Gründer Moritz Lechner, der 2017 mit 14 Jahren sein erstes Startup gründete. Etwas mehr als sieben Jahre später zählte er mit nunmehr 21 Jahren im November gewiss auch zu den jüngsten Gründer:innen, denen hierzulande jemals ein Millionenexit gelungen ist.
Lernsieg
Definitiv nicht zu den größten Exits des Jahres zählt die Mehrheitsübernahme von Lernsieg im Mai. Auch sie sei hier aber wegen ihrer besonderen Geschichte erwähnt. Mit 17 Jahren hatte Benjamin Hadrigan die Lehrerbewertungsapp 2019 gestartet und damit eine massive öffentliche Diskussion vom Zaun gebrochen sowie zahlreiche Klagen auf sich gezogen. Rund 70 gewonnene Verfahren und etwa 500.000 Euro Anwaltskosten später verkaufte er die Mehrheit des Unternehmens dieses Jahr bei 740.000 Euro Firmenbewertung an die erst 21-jährige Gründerin Katharina Lang.
Weitere Exits 2024 – kein Anspruch auf Vollständigkeit
Diese Liste erhebt freilich keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Bei zwei weiteren Exits, über die brutkasten berichtete, ist ein Millionenbetrag als Volumen bestätigt: Mokker.ai und ShareVision. Bei anderen ist von einem Millionenbetrag auszugehen. Wieder anderen ging eine Insolvenz voraus, namentlich Zizoo und goUrban (wobei zweiteres nach der Insolvenz bereits wieder ein Millioneninvestment zur Sanierung geholt hatte).
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