Amabrush-Konkurs: Fast 30.000 Gläubiger verlieren wohl rund 4,5 Mio. Euro
Heute findet am Handelsgericht Wien die Berichts- und Prüfungstagsatzung zum Amabrush-Konkursverfahren statt. Der KSV1870 geht von einem Totalausfall für jene Gläubiger aus, die ihre Ansprüche überhaupt angemeldet haben.
4,5 Millionen Euro – so bezifferte Amabrush im Insolvenzantrag seine Passiva, also die offenen Forderungen von Gläubigern. Tatsächlich angemeldet wurden im Amabrush-Konkurs-Verfahren bislang aber nur Forderungen im Umfang von rund 800.000 Euro. Denn der Großteil der rund 21.000 Crowdfunding-Backer und etwa 8.000 Webshop-Käufer, die prinzipiell Gläubiger-Status genießen, habe seine Forderungen “aufgrund wirtschaftlicher Aussichtslosigkeit” wohl nicht angemeldet, heißt es vom Kreditschutzverband KSV1870. Hier ginge es meist um Beträge zwischen 100 und 200 Euro.
Beim KSV1870 geht man vor der heute stattfindenden Berichts- und Prüfungstagsatzung am Handelsgericht Wien ohnehin von einem Totalausfall für die Gläubiger aus. Sie werden am Ende des Verfahrens voraussichtlich keine Quotenzahlung erhalten. Der Insolvenzverwalter werde nun die Aktiva verwerten. Diese wurden im Insolvenzantrag noch mit 524.000 Euro beziffert. Wie die Situation der vorhandenen Mittel tatsächlich aussieht, ist vorerst nicht bekannt.
Amabrush-Konkurs: Vom Kickstarter-Hype zum PR-Desaster
Amabrush hatte mit einer Kickstarter-Kampagne rund drei Millionen und mit einer darauf folgenden Indiegogo-Kampagne rund vier Millionen Euro aufgestellt. Bei vielen Bestellern kam es aber nie zur bereits mehrmals verschobenen Auslieferung, wodurch sich die große Zahl an Gläubigern ergibt. Unter anderem war zuvor die mangelnde Qualität des Produkts von zahlreichen Testern kritisiert worden, was beim Startup zu zusätzlichen Kosten führte. Im Mai wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft gegen Amabrush ermittelt, nachdem Peter Kolba, Obmann des Verbraucherschutzvereins (VSV), rechtliche Schritte angekündigt hatte. Die daraus resultierenden Anwalts- und PR-Kosten hätte es nicht mehr möglich gemacht, eine positive Prognose für die Existenz des Unternehmens abzugeben, hieß es von Amabrush im Juni.
Plasmateria: Hermann und Niki Futter investieren in Wiener Beschichtungs-Startup
Auch Karl Büche, Markus Ertler und Michael Edtmayer beteiligen sich an Plasmateria, die sich auf die Beschichtung von Bauteil-Innenflächen spezialisiert haben.
Plasmateria: Hermann und Niki Futter investieren in Wiener Beschichtungs-Startup
Auch Karl Büche, Markus Ertler und Michael Edtmayer beteiligen sich an Plasmateria, die sich auf die Beschichtung von Bauteil-Innenflächen spezialisiert haben.
Die Investmentgruppe Angels United von Karl Büche, Markus Ertler, Niki Futter, Hermann Futter und Michael Edtmayer hat einen mittleren sechsstelligen Euro-Betrag in das Wiener Startup Plasmateria investiert. Das Investment der Business Angels wird von aws Start-up Invest gehebelt.
Plasmateria: Alternative für bisherige Verfahren
Plasmateria wurde von Bernhard Kohlhauser und Martin Jaros gegründet und hat etwas geschafft, was man in der Branche nicht für möglich gehalten hat. Das Startup fokussiert auf eine Entwicklung innerhalb der PVD (Physical Vapor Deposition)-Technologie. Finanziert mit Unterstützung von aws Preseed sowie aws Seedfinancing konnten die Founder beweisen, dass auch Bauteil-Innenflächen bis zu einem Durchmesser von nur vier Millimetern mit PVD beschichtet werden können.
Konkret entwickelt Plasmateria neuartige Beschichtungstechnologien für Innenflächen als eine umweltfreundliche Alternative zu bisherigen Verfahren, welche größtenteils durch das Verbot von hexavalentem Chrom durch die EU betroffen sind.
Die Oberflächentechnologie der Wiener biete dementsprechend nicht nur eine grüne Alternative zur galvanischen Verchromung von Innenflächen, sondern könne auch die Lebensdauer von Bauteilen durch moderne keramische Beschichtungen verbessern. Klassische Verchromungsprozesse sind umweltgefährdend und dürfen in der EU nur mit Ausnahmegenehmigungen weiter eingesetzt werden. Plasmateria setzt daher auf ihr Plasma-basiertes PVD-Verfahren, das in der Lage ist, vergleichbare Chrombeschichtungen gänzlich ohne die Verwendung von problematischen Chemikalien abzuscheiden, wie es heißt.
“Game Changer”
“Plasmateria ist ein echter Game-Changer in der Beschichtungsindustrie”, sagt Karl Büche, der bei diesem Investment den Lead der Angels United innehat. “In den letzten Jahrzehnten war hier technologischer Stillstand. Es gab weder grundlegende Innovation bei den Verfahren noch merkliche Bewegungen bei den Anbietern und in der gesamten Struktur dieser Industrie. Das Gründerteam besteht aus ausgewiesenen Experten, die viel Erfahrung in der Industrie gesammelt haben und motiviert sind, ihr Wissen für eine nachhaltigere Zukunft einzusetzen. Das Timing von Plasmateria ist, nicht zuletzt durch das EU-Verbot bestehender Verfahren, hervorragend.”
Die Beschichtungstechnologien von Plasmateria zielen, wie betont wird, nicht darauf ab, Marktteilnehmer zu verdrängen, sondern neue Anwendungsgebiete zu eröffnen. Besonders spannend sei vor allem der Einsatz der IDC-Technologie im Bereich der wasserstoffbasierten Energie- und Mobilitätslösungen. Hier könnten keramische Beschichtungen dazu beitragen, Leitungen und andere Innenflächen mit Diffusionsbarrieren zu versiegeln, um Materialversprödung und den Verlust von Wasserstoff zu minimieren.
Zu den potenziellen Anwendungsbereichen der neuen Beschichtungsverfahren gehören unter anderem Formwerkzeuge, Extruder, Stoßdämpfer, Aktuatoren, Gleit- oder Wälzlager und Wärmetauscher. Durch den Einsatz der IDC-Technologie können auch Bauteile beschichtet werden, die bislang nicht für solche Verfahren geeignet waren.
Plasmateria mit dreiphasigem Markteintritt
Das Startup plant seinen gestaffelten Markteintritt in drei Phasen. In der ersten Phase wird eine umweltfreundliche Alternative zur Chrombeschichtung angeboten, die bis hinunter auf fünf Millimeter Innendurchmesser angewendet werden kann. In weiteren Schritten sollen keramische Beschichtungen sowie spezielle Lösungen wie Wasserstoffdiffusions-Barrieren und Schichten für größere Bauteile folgen.
“Mit Angels United holen wir uns ein Team aus erfahrenen Unternehmern mit exzellentem Netzwerk und viel Erfahrung beim Company Building ins Boot”, sagt Co-Founder Kohlhauser. “Zusammen werden wir mit Plasmateria ein Unternehmen bauen, welches für frischen Wind in der Beschichtungsindustrie sorgen wird. Wir haben ehrgeizige Pläne für nachhaltige Oberflächentechniken – auch über die Innenbeschichtungen hinaus.”
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