03.03.2015

Alternative Finanzierungen: Österreich muss international aufholen

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Österreich hinkt bei den alternativen Finanzierungen hinterher.

Am Anfang der Unternehmensgründung stehen Jungunternehmer vor einer schwierigen Frage: Wie soll man seine Idee finanzieren? Das eigene Kapital ist oft schnell erschöpft. Familie, Freunde und Bekannte haben meist nicht die nötigen Kapazitäten und die Innenfinanzierung über Cashflows liegt noch in weiter Ferne. Auch über Banken an ausreichend Geld zu kommen, ist meist schwer möglich. Es scheitert hier meist schon an den Sicherheiten, die der junge Unternehmer dem Bankinstitut nicht garantieren kann. Dies wird zusätzlich durch die Problematik erschwert, dass diese strengen Vorschriften im Eigenkapital-Bereich unterliegen, weswegen sie riskante Kredite nicht vergeben dürfen.

Zu alternativen Finanzierungsmöglichkeiten zählen Crowdfunding, auch Schwarmfinanzierung genannt, oder etwa Peer-to-Peer-Kredite. Letztere werden direkt von Privatpersonen vergeben. Eine Bank steht hier als Vermittler nicht dazwischen.

Während diese Finanzierungsformen eher immer in einer Nische gesehen wurden, spielen sie inzwischen eine wichtige Rolle wenn es zu Startups und Mittelstandsunternehmen kommt – zumindest in einigen Ländern in Europa.

Eine Studie zu diesem Thema von der internationalen Beratungs- und Prüfungsorganisation EY zusammen mit dem “Cambridge Centre for for Alternative Finance” hat nun ergeben, dass der Markt für alternative Finanzierungen über Online-Plattformen europaweit um 144 Prozent auf fast drei Milliarden Euro gewachsen ist. Im Jahr 2015 soll es erneut einen Anstieg auf über sieben Milliarden Euro geben.

Aber Achtung: Trotzdem alternative Finanzierungsformen in einigen Ländern Europas rasante Wachstumsraten verzeichnen, müsse man das Ergebnis vor dem Hintergrund des niedrigen Ausgangslevels betrachten: “Das Gesamtvolumen ist immer noch gering und wird es trotz des erwarteten Anstiegs in vielen Ländern Europas auch in den kommenden Jahren bleiben“, meint zumindest Georg von Pföstl, Geschäftsführer Financial Services Advisory bei EY Österreich.

Großer Vorreiter in Europa ist UK. Alleine im Vereinigten Königreich wurden letztes Jahr rund 2,3 Milliarden Euro lukriert – also 80 Prozent des europäischen Gesamtvolumens. Pro Kopf sind das 36 Euro pro Einwohner. Dahinter folgen Frankreich, Deutschland und weit abgeschlagen Österreich.

In Österreich wurden über Online-Plattformen letztes Jahr 3,6 Millionen Euro Kapital eingesammelt. Das sind 0,4 Euro pro Kopf. Im Durchschnitt hat der Europäer immerhin 5,1 Euro ausgegeben. „In Österreich sind alternative Finanzierungsformen abseits von Einzelfällen momentan nicht mehr als ein kleiner Nischenmarkt. Österreich hinkt im internationalen Vergleich hinterher und das wird sich in absehbarer Zeit auch nicht ändern”, meint Pföstl. „Alternative Finanzierungsmodelle können klassische Bankkredite nicht ersetzen, aber unter den richtigen Rahmenbedingungen sinnvoll ergänzen, vor allem für Start-up-Unternehmen oder KMUs. Hierfür braucht es eine ausgewogene Balance zwischen unbürokratischem Investitionsspielraum und ausreichendem Schutz für die Anleger.“

 

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Freundeskreis: Wiener Startup plant Pilotfabrik für veganen Käse

Der vegane „Camembert“ des Wiener Startups Freundeskreis ist seit Juni dieses Jahres in ausgewählten veganen Supermärkten erhältlich. Co-Gründerin Mona Heiß gibt im Interview mit brutkasten einen Einblick in die nächsten Schritte des Unternehmens.
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Das „Kernteam“: Leo Sulzmann, Mona Heiß und Markus Korn. (c) Freundeskreis

Käsealternativen aus Cashewnüssen, Mandeln, Soja oder Erbsenprotein: Der Markt für Käseersatzprodukte erlebt derzeit eine Hochphase. Auch das Startup Freundeskreis hat es sich zur Mission gemacht, mit seinem pflanzlichen „Cam-mhh-berta“ die Käsewelt zu transformieren. Anstelle von Milchkulturen, die in herkömmlichem Camembert verwendet werden, setzt das Unternehmen auf eine untypische Zutat: Marillenkerne – ein Nebenprodukt der heimischen Obstindustrie.

Ende letzten Jahres konnte Freundeskreis eine Förderung von 400.000 Euro von der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) sichern – brutkasten berichtete. Mit dieser Förderung bauten sie nicht nur ihre Produktion aus, sondern brachten auch ihren veganen „Cam-mhh-berta“ erfolgreich auf den Markt. Im Interview mit brutkasten berichtet Co-Gründerin Mona Heiß über die Fortschritte des Startups und die Pläne für die Zukunft.

Freundeskreis wird mit weiteren 97.000 Euro gefördert

Seit Juni dieses Jahres ist der pflanzliche “Cam-mhh-berta” in ausgewählten Bio-Supermärkten in Wien erhältlich: Pepper & Ginny (1010), Maran Vegan (1060) und Markta (1090). Das Feedback ist vielversprechend: Nach Unternehmensangaben wurden in den ersten vier Monaten bereits rund 1.000 Stück verkauft.

Nur wenige Monate nach der aws-Förderung konnte sich Freundeskreis eine weitere finanzielle Unterstützung sichern: Die Wirtschaftsagentur Wien stellte über die Förderschiene “Produktion” dem Startup rund 97.000 Euro zur Verfügung. Wie Co-Gründerin Mona Heiß im Interview mit brutkasten verrät, soll das Geld in eine neue Pilot-Käsefabrik in Wien-Penzing fließen, die zugleich als zukünftiger Firmenstandort dienen wird.

Bisher finanziert sich Freundeskreis ausschließlich über Fördermittel. Für die kommenden Monate plant das Team jedoch eine Finanzierungsrunde im Frühjahr, um Investor:innen zu gewinnen und das Wachstum des Startups weiter voranzutreiben.

Marillenkerne liefert Cremigkeit und gesunde Nährstoffe

Freundeskreis entwickelte eine pflanzliche Käsealternative, die primär aus Marillenkernen besteht: den „Cam-mhh-berta“. Laut dem Unternehmen ist dieser geschmacklich und in der Konsistenz kaum von herkömmlichem Camembert zu unterscheiden. Der Grund liege in den Eigenschaften der Marillenkerne, die reich an Proteinen und ungesättigten Fettsäuren sind. Diese Nährstoffe sorgen demnach nicht nur für gesundheitliche Vorteile, sondern tragen auch maßgeblich zur cremigen Textur bei, erklärt Heiß.

Die Produktion des „Cam-mhh-berta“ erfolgt in „traditioneller Handarbeit“ auf einem Bauernhof im Wienerwald, in einer ehemaligen Käserei. Dabei setzt Freundeskreis auf dasselbe Verfahren, das auch bei der Herstellung von Kuhmilchkäse Anwendung findet. Das Ergebnis sei ein Käse, der sich durch “Cremigkeit, Nachhaltigkeit und Tradition” auszeichnet.

“Cam-mhh-berta” besteht nur aus vier Zutaten

Das Besondere an der Käsealternative sind die Marillenkerne, die als Hauptzutat dienen. Diese fallen normalerweise als Abfall- oder Nebenprodukt der Saft- und Marmeladenproduktion an. Freundeskreis bezieht die Kerne von regionalen Lieferanten, darunter das niederösterreichische Scaleup Kern Tec – brutkasten berichtete. Aus den Marillenkernen wird durch ein speziell entwickeltes Verfahren eine milchige Flüssigkeit gewonnen, die mithilfe von Reifekulturen, veganen Enzymen und Mikroorganismen zum „Cam-mhh-berta“ verarbeitet wird. Die Käsealternative kommt mit nur vier Zutaten aus: Marillenkerne, Salz, Wasser und vegane Reifekulturen.

Ein kritischer Punkt bei der Verarbeitung von Marillenkernen ist die darin enthaltene Blausäure, die gesundheitsschädlich sein kann. Hier hat Gründer und Forscher Leo Sulzmann ein spezielles Verfahren entwickelt, um die Blausäure auf natürliche Weise abzubauen.

Freundeskreis-Team wächst

Hinter dem Food-Startup Freundeskreis stehen Forscher und Geschäftsführer Leonhard Sulzmann sowie Co-Gründerin Mona Heiß. Während Sulzmann sich auf die wissenschaftlichen und technologischen Aspekte konzentriert, verantwortet Heiß die Kreativdirektion und den Markenaufbau. Zum Kernteam gehört außerdem Sales- und Operations-Verantwortliche Markus Korn. Mittlerweile zählt das Team sechs Mitglieder, die gemeinsam am weiteren Ausbau der Marke Freundeskreis arbeiten.

Zukünftig sollen mehr vegane Käsealternativen auf den Markt kommen

Freundeskreis arbeitet aktuell an der Entwicklung weiterer veganer Käsealternativen. Bereits Anfang nächsten Jahres soll eine vegane „Frischkäsevariante“ auf Basis der Marillenkerne auf den Markt kommen. Doch das ist nicht alles: Eine weitere Produktreihe ist bereits in Planung. Co-Gründerin Mona Heiß verrät, dass es sich dabei voraussichtlich um ein Produkt handeln werde, das speziell zum Backen geeignet sei. Langfristig will das Startup außerdem auch einen veganen „Hartkäse“ anbieten. Die Herstellung dieses Produkts ist jedoch komplexer, da es aufgrund des verwendeten Verfahrens eine bestimmte Zeit für die Reifung benötigt.

In den kommenden Wochen soll außerdem ein Online-Shop live gehen, über den die Produkte von Freundeskreis direkt bestellt werden können. Diese Plattform wird zunächst als Testversion betrieben, um herauszufinden, wie gut sich die Produkte für den Direktvertrieb eignen. Geplant ist dabei ein Modell, bei dem die Käsealternativen erst auf Bestellung und nicht auf Vorrat produziert werden. Weiter in die Zukunft gedacht, kann sich das Startup auch den Vertrieb in Supermärkten vorstellen.

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