01.09.2021

Aisthisi: NFT-Projekt aus Wien kombiniert digitale Kunst mit physischem Olivenöl

Der österreichische Blockchain-Entwickler Thomas Wiesner hat mit einem Partner in Kalifornien ein Projekt gestartet, das eine Brücke zwischen NFTs und physischer Welt schlagen will. Mögliche wirtschaftliche Anwendungsgebiete dafür gibt es zahlreiche.
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Aisthisi kombiniert NFTs mit Olivenöl.
Aisthisi kombiniert NFTs mit Olivenöl. | Foto: Aisthisi

Non Fungible Token (NFT) boomen – zuletzt hat sogar der US-Kreditkartenriese Visa in einen NFT investiert. Vereinfacht gesagt wird mit NFTs über eine Blockchain nachgewiesen, dass digitale Werke tatsächlich Einzelstücke sind – was etwa in der digitalen Kunst von Bedeutung ist. Bei den allermeisten NFT-Anwendungen geht es auch tatsächlich um digitale Objekte. Ein neues NFT-Projekt will nun aber die Brücke zur physischen Welt schlagen: Unter dem Namen Aisthisi kombinieren zwei Blockchain-Entwickler digitale Kunstwerke mit physischem Olivenöl. Einer der beiden, der Österreicher Thomas Wiesner, sitzt in Wien. Sein US-Kollege Martin Sterlicchi arbeitet von Kalifornien aus an dem Projekt.

“Olivenöl ist eines der ältesten Produkte, das verarbeitet wird, und Blockchain eine der neuesten Technologien, die es gibt”, erläutert Wiesner die ungewöhnliche Kombination im Gespräch mit dem brutkasten. Und so funktioniert das Projekt genau: 10 Künstler haben jeweils ein digitales Werk erstellt – entweder ein Bild, eine Animation oder ein Audiofile. Unter den teilnehmenden Künstlern befinden sich sowohl vergleichsweise große Namen – wie etwa Will Benedict – als auch noch unbekanntere Künstler. Die für Aitishi erstellte Werke werden derzeit Woche für Woche auf der Plattform rarible als NFT versteigert, vier sind bereits verkauft.

Das Besondere daran: Diese NFTs sind nicht nur mit dem digitalen Werk verknüpft – man erhält mit dem Kauf des Tokens auch das Anrecht auf ein physisches Produkt. Und zwar eine Flasche Olivenöl, die dann ab Oktober ausgeliefert wird.

NFT wird beim Verschicken von Olivenöl gesperrt

die Blockchain-Entwickler und Aisthisi-Gründer Martin Sterlicchi (links) und Thomas Wiesner | Foto: Aisthisi

Auf diesen Flaschen befinden sich von den Künstlern erstellte gedruckte Labels – im Fall von Bildern diese selbst, bei Videos ist ein Frame daraus und im Fall von Audiodateien zusätzlich erstellte Bilder. Außerdem befindet sich ein QR-Code auf dem Label. Und der ist wichtig: Denn wenn im Oktober das Olivenöl produziert wird, wird der Transfer des Tokens gesperrt. “Der Grund dafür ist, dass wir das physische Objekt dann zum NFT-Holder verschicken und sichergehen wollen, dass dieser den NFT noch besitzt”, erläutert Wiesner. Dies geschieht mittels einer kryptografischen Signatur. Sobald der Besitzer des NFTs die Flasche Olivenöl erhalten hat, kann er über den QR-Code die Sperre aufheben – der Token wird dann wieder transferierbar und kann beispielsweise weiterverkauft werden.

Der technische Hintergrund: Für NFTs werden üblicherweise sogenannte ERC-721-Token verwendet. Dabei handelt es sich eine standardisierte Art von Token auf der Ethereum-Blockchain. Wiesner und Sterlicchi verwenden nun einen ERC-721-Token, der um den Sperrmechanismus erweitert wurde. “Es ist technisch gesehen ein normaler ERC-721-Token mit einem Lockin-Mechanismus, der mit dem QR-Code entsprerrt werden kann, was gleichzeitig dazuführt, dass auf der Blockchain niedergeschrieben wird, wann das Objekt versendet und empfangen wurde sowie dass das Siegel gebrochen wurde”, erläutert Wiesner. Damit ist auch auf der Blockchain ersichtlich, dass ab diesem Zeitpunkt kein physisches Objekt mehr mit dem Token verbunden ist.

Eben die Verknüpfung zwischen digitalen und physischen Objekten ist das Besondere an dem Projekt – weil eine solche Verbindung mit herkömmlichen ERC-721-Token nicht umsetzbar ist. “Ich kann im Moment mit einem ERC-721-Token keine physischen Objekte verknüpfen. Das Ding kann das einfach nicht”, sagt Wiesner. Möchte man nun eine Lösung entwickeln, die etwa den Supply-Chain-Aspekt abdecken soll, müsse diese so in den ERC-721-Token eingebracht werden, dass dieser noch immer transferierbar sei – aber in einer Art und Weise, dass klar sei, ob er noch mit einem physischen Objekt verbunden ist oder nicht.

Zahlreiche potenzielle Anwendungsbereiche

Die potenziellen Anwendungsbereiche für eine solche Lösung gehen weit über den aktuellen Use Case des Projekts hinaus: “Das könnte man für praktisch alles verwenden, von Autos über Fleisch und alle möglichen Rohstoffe, sowohl im Groß- als auch im Einzelhandel”, sagt Wiesner. Das Team habe auch bereits einige Anfragen bekommen – etwa aus der Luxus- und Diamantenbranche.

Sollten sich Wiesner und Sterlicchi dazu entscheiden, diese weiterzuverfolgen, würde dazu auch ein Unternehmen gegründet. Aktuell ist das Projekt dafür aber noch zu klein. Die ersten vier NFTs wurden für rund 0,11 Ether (ETH) versteigert – also etwas über 300 Euro. Aisthisi wird daher derzeit als Nebenprojekt betrieben. Hauptberuflich ist Wiesner Chief Technology Officer (CTO) beim Wiener Blockchain-Trading-Startup Morpher. Mit seinem Aisthisi-Partner Sterlicchi hat er gemeinsam Online-Kurse zu Ethereum abgehalten. Persönlich getroffen haben sich die beiden übrigens noch nie.

Die mit den jeweiligen NFTs erzielten Umsätze werden zwischen den Künstlern und den beiden Aisthisi-Initiatoren aufgeteilt. “Über diese Einnahmen werden wir hoffentlich die Kosten decken, sodass wir das Proof-of-Concept break-even hergetellt haben. Unsere Arbeitszeit ist dabei mit 0 Dollar beziffert. Die Einnahmen werden die Kosten für den Flug nach Griechenland zum Olivenernten und den Druck der Labels für die Flaschen decken, aber sonst wahrscheinlich nicht viel”, sagt Wiesner. “Reich werden wir damit also nicht”. Was aber in Zukunft aber noch aus dem Projekt entstehen könnte, ist derzeit offen.

Kurzdoku zum Projekt:

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Vizzard360, Peter Pane
(c) zVg - Das Vizzard360-Team mit Founderin Jana Sabel (2.v.l.).

Jana Sabel ist einmal im Monat in Wien. Sie pendelt zwischen Hamburg und der österreichischen Hauptstadt hin und her, um zu netzwerken, wichtige Events zu besuchen und sich um den Wiener Standort ihres Startups Vizzard zu widmen. Wie sie Kind und Karriere unter einen Hut bringt, hat sie bereits berichtet – hier nachzulesen.

Dieses Mal erzählt sie von einem großen Deal ihres Startups, der zugleich den Eintritt in den deutschen Markt bedeutet. Und weitere Vorteile bietet.

Vizzard erstellt digitale Zwillinge

Vizzard ist spezialisiert auf die Erstellung von virtuellen Rundgängen. Jeder, der in oder mit Immobilien arbeitet, könne mit VR-Erlebnissen des Startups Prozesse vereinfachen, Mitarbeiter:innen einschulen, Gäste begeistern oder den aktuellen Bestand einer Immobilie erfassen. Dafür erstellt das Startup digitale Zwillinge, die “zeitlos sind”, wie Sabel erklärt. Die Gründerin hat bereits Investitionsangebote ausgeschlagen und konnte dennoch mit Vizzard seit 2021 jedes Jahr den Umsatz verdoppeln.

Dem offiziellen Eintritt in Deutschland am ersten Jänner 2024 folgte kurz danach ein Großauftrag von der Restaurantkette Peter Pane. Es handelte sich um einen sechsstelligen Auftrag um 60 Restaurant-Filialen aufzunehmen und in 3D zu erfassen.

“Besser als jeder Kredit”

“Das ist besser als jeder Kredit oder Investor”, meint Sabel. “So kann man das Team wachsen lassen. Ich habe viel über Skalierung gelernt, wie man Mitarbeiter schult, wie man Konzepte aufsetzt. Und wir haben viel mehr unseren eigenen USP erkannt. Dadurch, dass wir Wissen über die Hotellerie und Tourismus besitzen, haben wir ein gutes Auge für Details.”

Genau aus diesem Know-how entstand schlussendlich das Konzept für den Großauftrag aus Deutschland. Es wurde etwa jedes Detail im Restaurant derart verarbeitet, sodass es im gleichen Licht dasteht, wie das nächste. Zudem wurde jeder Tisch wurde gleichsam hergerichtet. Bis dato konnte Vizzard bereits über 50 Restaurants von Peter Pane scannen.

Vizzard360, Peter Pane
(c) zVg – 3D-Erfassung von Peter Pane in Osnabrück.

Der Effekt von diesem Deal war neben dem Durchstarten im deutschen Markt die Entwicklung einer internen Organisationsroutine, “um größer rauszukommen” in den Branchen, die das Startup als Zielgruppen ausgemacht hat: Immobilien, “Short und Long Stays”, Alters- und Studentenheime.

Bei Peter Pane war vorrangig das Dogma die Gemütlichkeit zu transportieren und auf Google Maps die Sichtbarkeit zu steigern bzw. ihre Website zu pushen. Denn: “Die Verweildauer bei 3D-Rundgängen ist länger”, weiß Sabel zu berichten.

3-fach längere Verweildauer

Die US-All-in-One-Plattform für die 3D-Raumerfassung Matteport zeigt in diesem Sinne ein Beispiel eines Immobilienhändlers, bei dem es eine deutliche Steigerung der Buchungen gab: “Fast 90 Prozent der Vacasa-Immobilienangebote sind mit Matterport verknüpft. Und die Ergebnisse sprechen für sich: Bei Angeboten mit digitalen Zwillingen von Matterport haben wir unsere Buchungsrate um fast zwölf Prozent gesteigert. Die Gäste verbringen auch dreimal so viel Zeit damit, sich diese Häuser anzusehen”, heißt es dort.

Glaube an Österreich

Sabel selbst erwähnt, dass ihr Startup nun stärker in Deutschland tätig ist, da der österreichische Immobilienmarkt schwieriger sei. In der Republik würden “alle das Geld noch zusammenhalten”. In der Bundesrepublik erkenne man bereits die Möglichkeiten, sich durch 3D-Rundgängen zu positionieren.

“Wir glauben weiter an Österreich”, so Sabel, “und wollen auch hier große Kunden erreichen. Wir befinden uns in Gesprächen zu virtuellen Ausstelllungen, wo man weiter Tickets verkaufen könnte, auch wenn sie in der realen Welt nicht mehr da sind. So könnte man andere Märkte erreichen. Zum Beispiel mit einer Seite für US-Kunstliebhaber, die ihre 20 US-Dollar zahlen, um virtuell durch Ausstellungen zu laufen, als wären sie vor Ort. Es hat ja nicht jeder hat die Möglichkeit zu reisen.”

Vizzard mit Zukunftsideen

Zwar noch Zukunftsmusik, aber bereits in den Köpfen des Vizzard-Teams sind zudem Ideen, wie Tisch-Reservierungen im virtuellen Raum zu ermöglichen, bei dem sich User:innen ganz genau umsehen und den Wunsch-Tisch reservieren können.

“So etwas hat den Vorteil, dass im Vergleich ein Promo-Video irgendwann endet. Nach wenigen Sekunden vielleicht. Der virtuelle 3D-Rundgang endet erst, wenn das Interesse vorbei ist”, sagt Sabel.

Sie selbst möchte im nächsten Jahr weiterhin den Umsatz ihres Startups verdoppeln und weiter Akquise betreiben.

“Wir haben monatlichen Cash-Flow und die Ausgaben sind gedeckt”, so die Gründerin. “Wenn man nur ‘bootstrapped’ ist, hat man normalerweise nicht die Zeit, mit jenen Kunden zu sprechen, die man haben möchte. Wir aber haben jetzt einen langen Atem.”

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