06.05.2022

Wie Agrobiogel mit einem Hydrogel die Landwirtschaft klimaresilienter macht & in die Skalierung geht

Das Boku-Spin-off Agrobiogel entwickelt ein Hydrogel aus natürlichen Rohstoffen, das Feuchtigkeit länger im Boden hält, die Felder düngt und die Bodenqualität langfristig deutlich verbessert. Für 2022 plant das Startup gemeinsam mit Partnern erste Feldversuche.
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Agrobiogel, EIC, Capito
(c) Keith Nyanhongo - Das Agrobiogel-Gründer-Team.
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Wasser ist unabdingbar, um Nahrungsmittel für eine wachsende Weltbevölkerung zu produzieren. Aktuell werden laut Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen rund 70 Prozent des gesamten Wasserverbrauchs der Landwirtschaft zugeschrieben. Bis 2030 soll sich zudem der Wasserbedarf um weitere 14 Prozent erhöhen. Verschärft wird die Lage zudem durch den Klimawandel, der die Anzahl und Intensität von Dürren in vielen Regionen der Welt weiter verschärft. Über die nächsten Jahrzehnte ist daher damit zu rechnen, dass Wasserknappheit zum größten Risikofaktor für die Nahrungsmittelerzeugung wird.

Eine Innovation aus Österreich kann Abhilfe schaffen

Das Boku-Spin-off Agrobiogel, das mittlerweile in Tulln angesiedelt ist, hat sich zum Ziel gesetzt, genau diese negativen Folgen des Klimawandels für die Landwirtschaft abzumildern. Nach mehrjähriger Forschung ist dem Gründer von AgroBiogel Gibson Nyanhongo gelungen, ein auf Holz basierendes Hydrogel zur Marktreife zu bringen, das ein Vielfaches seines eigenen Gewichtes an Wasser speichert und es langsam an das umgebende Erdmaterial abgibt.

Mit diesem Hydrogel vermischte Böden können bis zu 95 Prozent des einsickernden Wassers aufnehmen und so bis zu 40 Prozent an Bewässerung sparen. Indem das Material das zugeführte Wasser speichert, kann Dürren entgegengewirkt und eine unregelmäßige bzw. geringere Wasserversorgung ausgeglichen werden. Selbst Sandböden werden mit dem Agrobiogel-Zusatz für die Landwirtschaft nutzbar. In ersten Anwendungsversuchen konnten Pflanzen bis zu 52 Tage ohne Gießen überleben. Das Biohydrogel steht dabei in Form von Granulat zur Verfügung und wird wie ein Düngemittel ausgebracht.

Agrobiogel setzt auf Kreislaufwirtschaft

Ausgangsbasis für das neuartige Produkt ist ein Reststoff aus Holz, wie er in großen Mengen als Nebenprodukt in der Holzindustrie anfällt. Mit Hilfe von biologischen Prozessen kann er „quervernetzt“ werden und somit entsteht Agrobiogel. Der Herstellungsprozess ist biologisch, benötigt weder Chemikalien noch hohe Energieströme und verursacht keine Abfälle.

Unternehmen in der Holzindustrie, bei denen der Reststoff anfällt, können durch die Weiterverarbeitung des Reststoffes zu einem Hydrogel ihren ökologischen Fußabdruck verbessern. Dadurch ist der Herstellungsprozess von Agrobiogel ein perfektes Beispiel für die Kreislaufwirtschaft. Zusätzlich ist das Produkt vollständig biologisch abbaubar und braucht daher nicht kostenintensiv entsorgt zu werden.

Mehrfach ausgezeichnet

Das erst im Frühjahr 2021 gegründete Startup konnte in seiner noch recht jungen Unternehmensgeschichte bereits zahlreiche Erfolge feiern. Erst Ende April entschied es den Phönix Gründerpreis in der Kategorie “Spinoff” für sich. Zudem konnte sich Agrobiogel auch den riz up GENIUS Ideen- und Gründerpreis sowie die Teilnahme an der international renommierten Falling Walls Conference in Berlin sichern, bei der Agrobiogel als nationaler Sieger Österreich vertreten hat.

Für die Entwicklung des Produktes konnte Agrobiogel zudem zahlreiche Förderungen lukrieren. Unter anderem wurde das Spin-off im Rahmen des aws Innovationsschutzes und von aws Green Preseed & aws Green Seed gefördert. Sie bildeten die Grundlage für das weitere Wachstum des Startups. Für Aufsehen sorgte zudem eine Förderung in der Höhe von 3,4 Millionen Euro, die im Zuge des EIC Accelerator des EU-Forschungsprogramms Horizon Europe an AgroBiogel vergeben wurde.

Die nächsten Schritte von Agrobiogel

Mit Hilfe der EIC-Förderung soll in den nächsten 24 Monaten nun die Produktion weiter skaliert werden. “Hierfür planen wir eine Kapazität von 10.000 Tonnen Hydrogel pro Jahr auf die Beine zu stellen”, so Co-Founder Johannes Paul Schwarz gegenüber brutkasten earth. Zudem sollen nun international Feldversuche gestartet werden. Mittelfristig soll das Modell zur Produktion, das derzeit in Tulln gemeinsam mit Partner:innen und potentiellen Kund:innen erprobt wird, in andere Regionen exportiert werden. In den nächsten fünf Jahren ist laut Schwarz die Errichtung von fünf Produktionsstätten geplant, die auch teilweise außerhalb von Europa entstehen sollen.

*Disclaimer: Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice.


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Lisa-Marie Schiffner gründet eigenes Tech-Startup Lmwy. (c) Lmwy

Über vier Millionen Menschen folgen ihr auf Social Media, sie wurde in die “Forbes 30 under 30” aufgenommen und gründete mit Anfang 20 ihr eigenes Startup. Die Rede ist von Lisa-Marie Schiffner: Sie gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten in Österreichs Social-Media-Landschaft. Die heute 23-Jährige startete 2013 ihre Reise als Content Creatorin und zählt mittlerweile zu den erfolgreichsten des Landes. Mit ihrer Leidenschaft für Fotografie und Videografie begeistert sie seit rund elf Jahren ihre Community, die insgesamt auf über vier Millionen Follower:innen angewachsen ist.

Was viele nicht wissen: Schon lange vor ihrem Social-Media-Erfolg verfolgte Schiffner den Traum, eine eigene App zu entwickeln. Ende letzten Jahres setzte sie diese Vision in die Realität um und gründete das Tech-Startup Lmwy. Kurz darauf brachte sie ihre Editing-App auf den Markt. Die Idee entstand aus ihrer Frustration, ständig mehrere Apps für die Bildbearbeitung nutzen zu müssen. Ihre Lösung: eine einzige App, die all die Anforderungen und Bedürfnisse eines Content Creators erfüllen soll.

Lmwy als “All-in-One”-Creator-App

Nach fünf Jahren Optimierungszeit war es dieses Jahr endlich so weit: Am 15. April launchte Schiffner ihre Lmwy-App. Die Plattform positioniert sich als die erste „All-in-One“-Creator-App, die laut Produktversprechen sämtliche Werkzeuge für die Content-Produktion in einer Anwendung vereint. Dazu gehören ein Bildbearbeitungstool mit Vorlagen und Filtern sowie ein Video-Tool, das als mobiles Schnittprogramm fungiert. Mit diesen Funktionen soll Lmwy alle notwendigen Features an einem Ort bündeln und das laut Schiffner zu einem vergleichsweise günstigen Preis.

Gegenüber brutkasten betont Schiffner: „Damals musste ich mir alles selbst beibringen und das Problem war, ich musste mir alles zusammen suchen. Ich möchte anderen die Möglichkeit geben, an einem einzigen Ort kreieren zu können – und das nicht nur für professionelle Creator, sondern für alle, die einfach Lust darauf haben”.

Eine weitere Besonderheit der App ist das integrierte Community-Forum, das als Plattform für Austausch und Unterstützung dienen soll. Dort teilt Schiffner ihre Erfahrungen und Tipps als erfolgreiche Content Creatorin. Nutzer:innen erhalten Tutorials zu den neuesten Content-Trends und Inspiration für eigene Projekte. Außerdem verriet Schiffner im Interview, dass bereits die ersten Community-Events in Planung seien. Diese sollen die Möglichkeit bieten, sich persönlich zu vernetzen und gemeinsam Ideen rund um Content Creation auszutauschen.

50.000 iOS-Downloads in einem halben Jahr

Das Unternehmen Lmwy wurde von Beginn an durch Schiffners Personal Brand finanziert. Sie berichtet, dass sie während der Entwicklungsphase „immer wieder viel an der Personal Brand arbeiten musste, um das Startup überhaupt hochziehen zu können”. Die Einnahmen stammen aus den Abonnements der App sowie einem eigenen Online-Shop, bei dem ein speziell für die Content-Produktion entwickelter Kalender angeboten wird. Nach eigenen Angaben verzeichnete die App im ersten Halbjahr bereits 50.000 iOS-Downloads und erzielte einen Umsatz von über 100.000 Euro.

Um die Vision zu verwirklichen, holte sie zwei App-Entwickler ins Team – jeweils für iOS und Google Play. Abgesehen davon sei Lmwy aus einer reinen „One-Woman-Show“ entstanden, wie sie im Interview erklärt. Bis heute übernimmt Schiffner einen Großteil der Aufgaben selbst: von Designentscheidungen bis hin zum Marketing. Zusätzlich greift sie bei Bedarf auf die Unterstützung von Freelancer:innen im Grafikbereich zurück.

Schiffner über Lmwy: “Ich bin auf viel Ablehnung gestoßen”

Der Arbeitsaufwand, besonders in der Anfangsphase, sei zwar oft überwältigend gewesen, doch ihre Vision und ihr Durchhaltevermögen hätten überwogen, erzählt Schiffner im Interview. „Ich habe mir einen Bereich ausgesucht, der mich challenged. Nach elf Jahren als Creator habe ich für mich eine neue Herausforderung gebraucht. Es fühlt sich gerade an wie damals am Anfang von meiner Social Media Karriere, wo sich alles so schwer angefühlt hat. Aber ich habe Bock drauf, ich will dazu lernen und mich weiterentwickeln“.

Schiffner begann ihre Social Media-Karriere zwar rein aus Leidenschaft für die Fotografie, erkannte jedoch bald das enorme Potenzial, das die Plattformen im Bereich Marketing bieten. Dennoch stößt sie des Öfteren auf die Skepsis, die ihrem Berufsfeld entgegengebracht wird. Im Interview erzählt sie: „Ich bin auf viel Ablehnung gestoßen, weil meine App halt darauf ausgerichtet ist, mit Social Media zu interagieren. Dann präsentierst du das eingesessenen Business-Menschen, meistens Männern, die dann letztendlich erstens dich für zu jung empfinden und zweitens dann die Idee scheiße finden, was auch völlig in Ordnung ist”.

Als Frau erlebte sie zusätzlich, dass ihr oft weniger zugetraut wird. „Es ist eine Zusatz-Challenge“, sagt Schiffner, „es gibt immer noch sehr viele Vorurteile, dass eine Frau nicht fähig ist, ein Team zu führen oder irgendwie krass Karriere zu machen“. Anstatt dass Schiffner sich davon demotivieren lässt, lernte sie, an der Kritik und ihren Fehlern zu wachsen. „Ich ecke gerne an, ganz ehrlich. Mittlerweile finde ich es sogar lustig”.

Schiffner mache “Business mit Herz”

Die Lmwy-App ist mit ihren sechs Monaten noch in einer frühen Entwicklungsphase und befindet sich weiterhin in der Optimierung. Für das Team bedeute das Learning by Doing, da die technischen Herausforderungen einer Bildbearbeitungsapp laut Schiffner sehr komplex seien. In Zukunft plant sie, verstärkt auf Fotomanipulation durch Künstliche Intelligenz zu setzen und den Community-Bereich der App weiter auszubauen.

Langfristig schließt Schiffner die Gründung eines weiteren Unternehmens aus. Ihr Terminkalender lasse dafür neben Lmwy und ihrer Personal Brand keinen Raum. Außerdem sei sie sehr familiengebunden und will zukünftig in “Richtung Family gehen und auch eine andere Seite des Erfolgs, den im Personal Life, dann auch genießen”, sagt die 23-jährige Steierin. „Also ich muss nicht mehr die Welt zerreißen. Ich habe voll Bock auf das, was ich gerade mache und ich bin da mit Herz und Seele dabei, aber ich bin nicht verkrampft darin”. Schiffner mache “Business mit Herz und nicht nur aus Geldgründen. Das ist der Grund, weshalb das [Startup] so erfolgreich werden kann, genauso wie die Personal Brand”.


Aus dem Archiv: Lisa Marie Schiffner bei brutkasten Spotlight (März 2023):

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