26.07.2018

Aktie stürzt ab – quo vadis Facebook?

Nach der Veröffentlichung der Quartalszahlen zu Q2 2018 fiel die Facebook-Aktie um rund 25 Prozent bzw. um 150 Milliarden US-Dollar. Ein Anzeichen für eine langfristige Entwicklung?
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Betriebssystem, Android, Facebook, Mark Zuckerberg, David Daneshgar, Seth Priebatsch, Nicholas Berggruen, Clive Palmer, Mark Benioff, Robert Klark Graham, Orion, VR, Apple,
(c) Facebook - Facebook-Gründer Mark Zuckerberg muss einige "Feuer" löschen.

Zuerst lassen wir mal die Kirche im Dorf. Facebook wirft unglaubliche Gewinne ab. 5,1 Milliarden US-Dollar waren es im vergangenen Quartal. Beim Quartalsumsatz gelang im Jahresvergleich eine Steigerung um satte 42 Prozent. Und noch in den vergangenen Tagen stand die Facebook-Aktie am bisherigen Allzeit-Hoch. Warum also stürzte diese nach der Veröffentlichung der Zahlen zu Q2 dennoch um 25 Prozent bzw. rund 150 Milliarden US-Dollar?

+++ Der teuflische Facebook-Algorithmus +++

Absturz der Facebook-Aktie: Stagnierende Nutzerzahlen als Grund

Es sind nicht die erwähnten Umsatz- und Gewinn-Zahlen, die viele Anleger dazu bewogen, zu verkaufen. Es sind die Zahlen der monatlich aktiven UserInnen. Diese sind zwar global im vergangenen Quartal leicht gestiegen (um etwa 30 Millionen auf 2,234 Milliarden NutzerInnen). In Europa gingen sie aber um eine Million zurück (auf 376 Mio). Die täglich aktiven UserInnen fielen hier sogar um drei Millionen auf 279 Mio. In den USA stagnieren die Zahlen bereits seit längerem.

DSGVO, Cambridge Analytica, oder etwas ganz anderes?

Zurückgeführt wird der Rückgang in Europa vielerorts auf die Auswirkungen des Inkrafttretens der DSGVO und auf den Cambridge Analytica-Skandal, der über den März hinaus weite Wellen schlug. Ein solcher Zusammenhang ist freilich nahe liegend. Dennoch kann er die Gesamtsituation nicht erklären. Man nehme nur die User-Zahlen in den USA heran. Sie stagnierten bereits vor dem Skandal, sie stagnieren weiter (und gehen trotz des Skandals nicht zurück), und mit der EU-Verordnung DSGVO haben sie wohl überhaupt nichts zu tun.

+++ Facebook und die DSGVO – Wir haben eh gefragt… +++

Marksättigung erreicht

Der erste logische Schluss ist: Zumindest in den USA ist für Facebook die Marktsättigung erreicht. Und in Europa scheint man sich ihr zu nähern. Das ist für die InvestorInnen natürlich nicht zufriedenstellend. Denn es bedeutet, dass Facebook Wege finden muss, bei gleichbleibenden Nutzerzahlen die Gewinne zu steigern. Das ist bislang gelungen – die Gewinne wuchsen im Verhältnis stärker als die Anzahl der UserInen. Das Unterfangen ist aber dennoch ungleich schwieriger, als bei steigenden Nutzerzahlen. Und wenn auch die Gewinne zu stagnieren beginnen würden, würden die risikofreudigeren AnlegerInnen von der Facebook-Aktie abspringen.

Das wäre ein durchaus normaler Vorgang. Viele Großkonzerne wachsen sehr moderat, aber ihre Aktien gelten zugleich als relativ sichere Anlage, für die es ja auch einen großen Markt gibt. Wird sich Facebook also in die Reihen der Old Economy-Konzerne einfügen und langfristig ein stabiles Dasein mit moderatem Wachstum fristen?

Das Nachwuchs-Problem

Das ist natürlich zum gegenwärtigen Zeitpunkt reine Spekulation, zumal die Gewinne ja momentan noch wachsen. Es gibt aber einen Punkt, der gegen diese These spricht. Und auch gegen jene, dass der Konzern auf Dauer seine guten Wachstumsraten halten kann: Facebook hat ein Nachwuchs-Problem – und zwar schon seit Jahren. Bereits 2014 ergaben erste Studien, dass Teenager sich immer weniger für die Plattform interessierten. Dieses Jahr soll laut einer anderen Studie die Zahl an UserInnen unter 24 Jahren allein in Großbritannien um 700.000 sinken. In Österreich nutzten 2017 laut saferinternet.at immerhin noch fast die Hälfte der 11- bis 17-jährigen das Social Network – die Zahl war im vergleich zum Vorjahr aber um 21 Prozent gesunken.

Die Oma liest mit

Die Gründe dafür, das die Plattform nur bedingt interessant für Jugendliche ist, sind wohl vielschichtig. Einer davon könnte sein, dass zugleich mit dem Rückgang an Jugendlichen die Zahl an über 55-jährigen im Netzwerk stark steigt. Die Teenager können die Freundschaftsanfragen ihrer Großeltern und auch Eltern ja nicht ablehnen. Aber was sollen sie dann auf Facebook posten, wenn diese mitlesen? Ein zweiter Grund dürfte die Komplexität der Plattform sein. Wer seit vielen Jahren dabei ist, konnte mit der ständigen Erweiterung des Funktionsumfangs “mitwachsen”. Wer neu dazu kommt, muss sich erst einmal in der Fülle an Optionen zurechtfinden. Und es stellt sich dabei für Jugendliche wohl die Frage: Wer braucht all das?

Jugend (noch) bei Konzerntöchtern

Gewiss nicht nur aus diesen Gründen verbringen die Teenager ihre Zeit lieber mit anderen Social Networks. Instagram etwa, das laut saferinternet.at-Umfrage 2017 von 68 Prozent der 11- bis 17-jährigen verwendet wurde, ist sowohl einfacher, als auch “jünger”. Am liebsten nutzte die Altersgruppe WhatsApp (93 Prozent) und YouTube (90 Prozent).

Für den Facebook-Konzern ist das recht unproblematisch, gehören ihm doch Instagram und WhatsApp. Bloß hat die Stamm-Plattform – zumindest derzeit noch – bei der Monetarisierung die Nase klar vorne. Zwar schuf der Konzern auch bei Instagram und WhatsApp in den vergangenen Jahren einige Einnahmequellen. Doch ob sich die Dienste so “ausquetschen” lassen wie Facebook, wird sich erst zeigen. Und auch, ob ein neues soziales Netzwerk auftritt, dass nicht Facebook Inc. gehört.

Geschäftsmodelle abseits sozialer Medien

Die Stamm-Plattform könnte also durch die Nachwuchs-Thematik auf Dauer schrumpfen – die Überalterung der Bevölkerung könnte ihr zugleich freilich zugute kommen. Die anderen Plattformen müssen erst beweisen, dass sie etwaige Einbußen bei Facebook mit ihren Gewinnen wettmachen können. Bei all dem ist davon auszugehen, dass der Facebook-Konzern es mit Geschäftsmodellen abseits sozialer Medien versuchen wird. Dass man in der F&E-Abteilung sehr breit gefächert forscht, ist ja bekannt. Wohin sich der Konzern entwickelt und ob die Strategie aufgeht, bleibt jedenfalls spannend. Irgendwie müssen die Anleger nun jedenfalls wieder von der Facebook-Aktie überzeugt werden.

 +++ Instagram ist das Netzwerk der Stunde – auch für Startups! +++

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Die Projektpartner:innen: von TU Wien, Forschung Burgenland. KEBA und kW-Soltions | (c) kW-Solutions

Bidirektionales Laden eröffnet für E-Autos weitreichende Möglichkeiten, die weit über die klassische Nutzung als Fortbewegungsmittel hinausgehen. Mit dieser Technologie können Elektrofahrzeuge nicht nur Energie aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherten Strom wieder zurückspeisen. Dadurch werden sie zu mobilen Energiespeichern, die flexibel in verschiedene Szenarien eingebunden werden können – so zumindest in der Theorie. In der Praxis ist bidirektionales Laden in Österreich jedoch noch Zukunftsmusik. Ein neues Forschungsprojekt, an dem das Wiener Startup kW-Solutions beteiligt ist, möchte das nun ändern.

Bidirektionales Laden: Innovationsbedarf in Österreich

Das von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) unterstützte Projekt Interoperable Communication for Bidirectional Charging (ICBC) hat sich zum Ziel gesetzt, die technischen und formalen Hürden von bidirektionalem Laden zu überwinden.

kW-Solutions-Gründer Korbinian Kasinger erläutert: “Es braucht jemanden, der den Vehicle-to-Grid-Prozess in Österreich durchmoderiert – sowohl technisch als auch formell“, so Kasinger​. Eine Herausforderung ist etwa die Zertifizierung des zurückgespeisten Stroms. “Bei einer PV-Anlage weiß man, dass es Grünstrom ist. Bei Autobatterien ist das nicht so einfach”, so der Gründer.

Technologisch ermöglicht es der Vehicle-to-Grid-Prozess (V2G), Strom aus der Batterie zu entnehmen und zurückzuverkaufen oder dem Regelenergiemarkt zur Verfügung zu stellen. Das ICBC-Projekt soll genau diese Möglichkeiten ausloten und zur Marktreife bringen​.

Das Konsortium hinter ICBC

Hinter dem ICBC-Projekt steht ein Konsortium aus kW-Solutions, der Technischen Universität Wien (TU Wien), Forschung Burgenland und KEBA​. Während die TU Wien für die Entwicklung von Kommunikationsschnittstellen sorgt, untersucht Forschung Burgenland die ökonomischen Vorteile von V2G. KEBA bringt seine Expertise in der Entwicklung von Ladeinfrastruktur-Hardware ein​.

kW-Solutions selbst arbeitet an einer flexiblen Software-Architektur, die V2G-Technologie effizient ins bestehende Netz integrieren soll. Das 2021 gegründete Startup hat sich auf die Bereitstellung intelligenter Ladelösungen für Elektrofahrzeuge spezialisiert.

Ein zentrales Produkt ist die Energiemanagement-Software “Charly”, die speziell für Mehrparteienanlagen entwickelt wurde, um ein effizientes Lastmanagement und eine automatisierte Verrechnung zu ermöglichen. 2023 konnte das Startup eine sechsstellige Finanzierungsrunde abschließen und FSP Ventures für sich gewinnen (brutkasten berichtete). Das Family Office ist an zahlreichen bekannten österreichischen Startups beteiligt, darunter Woom, Agrobiogel, Ecop Technologies oder Swimsol.

Pilotprojekte als nächster Schritt

Das ICBC-Projekt ist auf zwei Jahre angelegt und soll erste Antworten auf diese Fragen liefern. “In ein bis zwei Jahren werden wir valide Pilotprojekte in Österreich starten“, so Kasinger​. Ein flächendeckender, standardisierter Einsatz von V2G könnte allerdings noch drei bis fünf Jahre dauern​.

Das ICBC-Projekt legt laut Kasinger großen Wert auf praxisnahe Lösungen. In sechs Arbeitsbereichen werden nun Use-Cases, Schnittstellen und Systemarchitekturen entwickelt, um die Marktfähigkeit sicherzustellen​. Bidirektionales Laden könnte laut dem Gründer für Österreich nicht nur die Elektromobilität attraktiver machen, sondern auch zur Stabilisierung des Stromnetzes beitragen.


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