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“Es ist nicht so als wären wir von Erfolg zu Erfolg gehüpft, aber wir waren nicht schlecht unterwegs”, sagt Michael Prünner. Der Co-Founder des burgenländischen E-Commerce-Startups 9Weine und sein Mitgründer Herbert Zerche haben ein paar turbulente Monate hinter sich. “Unsere Strategie war auf Wachstum ausgerichtet und wir haben mit einem Folgeinvestment unserer Bestandsinvestoren gerechnet. Doch die Investoren waren sich nicht einig. Die einen wollten Kapital nachschießen, die anderen wollten Konsolidierung statt Wachstum”, erzählt Prünner.
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“Da bist du Beifahrer, wirst zum Spielball”
Er habe sich in der Situation nahezu machtlos gefühlt. “Da bist du Beifahrer, wirst zum Spielball”, sagt er rückbezüglich. Als es dann absehbar gewesen sei, dass man so nicht weitermachen könne, sah man sich nach einem Käufer um. “Wir hatten auch zwei Interessenten, aber die wurden von unseren Verbindlichkeiten abgeschreckt”, erzählt der Gründer. Unter den Gläubigern sind etwa auch 340 Crowdinvestoren aus einer Conda-Kampagne im Jahr 2017.
Sanierungsplan ging durch
Im vergangenen Dezember brachte 9Weine schließlich selbst einen Insolvenzantrag ein. Auch Mitarbeiter mussten entlassen werden. Ans Aufgeben hätte man aber dennoch nicht gedacht, erzählt Prünner. “Wir haben gleich die Sanierung beantragt”. Und es ging gut. Der Sanierungsplan ging nun durch. “Ein Teil der Verbindlichkeiten muss dabei sofort abgezahlt werden. Das ist von unserer Seite bereits passiert. Der Rest wird nun über die kommenden Jahre hinweg an die Gläubiger ausgezahlt”, erzählt der Gründer. Einerseits seien dabei gute Umsätze im Dezember dienlich gewesen. Letztlich ermöglicht hätten es aber die neuen Mehrheitseigentümer.
niceshops übernimmt knappe Mehrheit von 9Weine
Denn auf einen der zuvor genannten Interessenten kam man zurück, als die Möglichkeiten der Sanierung ausgelotet wurden: niceshops. Die steirische E-Commerce-Gruppe, die inzwischen mehr als 35 Online-Shops betreibt, sicherte sich mit knapp über 50 Prozent die Mehrheit an 9Weine. Sämtliche Altinvestoren, darunter etwa Klaus Hofbauer, Markus Ertler und startup300 wurden dabei herausgekauft. “Überzeugt hat uns das einzigartige Team. Wir sehen damit eine Chance, im Weinmarkt mitmischen zu können”, erklärt niceshops-Co-Geschäftsführer Christoph Schreiner im Gespräch mit dem brutkasten. “Der Weinmarkt ist ziemlich groß. 9Weine hat es anders gemacht, als alle anderen, und gemeinsam werden wir es nochmal anders und noch besser machen”.
Michael Prünner und Christoph Schreiner im Video-Talk
+++ Hintergrund +++ Neun Weine-Co-Founder Michael Prünner und Niceshops Co-Geschäftsführer Christoph Schreiner über die (Teil-)Akquisition und große Zukunftspläne.
Gepostet von DerBrutkasten am Donnerstag, 7. März 2019
“Komme mir vor wie ein Neanderthaler neben einem Rennwagenfahrer”
Für 9Weine ergäben sich durch die Teilübernahme komplett neue Rahmenbedingungen, sagt Prünner. “Bis auf die Brand wird praktisch alles von niceshops übernommen. Auch wir als Team. Wir können jetzt die gesamte Infrastruktur nutzen”. Und die habe es in sich. “Wir hatten ja auch unsere Shop-Lösung selbst gebaut. Aber hier komme ich mir vor wie ein Neanderthaler neben einem Rennwagenfahrer”, scherzt der Gründer. Nun könne man alles umsetzen, was eigentlich bereits geplant gewesen sei.
niceshops als “Technologie- und Logistik-Unternehmen”
Genau mit der genannten Infrastruktur will niceshops generell punkten. 9Weine ist eine von mehreren (Teil)Akquisitionen in den vergangenen Monaten und Jahren. “Wir sehen uns selbst als Technologie- und Logistik-Unternehmen”, sagt Schreiner. Den Online-Vertrieb “nebenbei” aufzubauen, würde von vielen Shop-Gründern unterschätzt. “Logistik, Technologie und Payment müssen aber auch nicht zur Kernkompetenz von in diesem Fall zwei Weinexperten gehören”, sagt Schreiner. Er fasst zusammen: “Das Team soll sich ums Produkt kümmern, wir kümmern uns um unsere Technologie”.
15 Sprachen für die Internationalisierung
Mit Hilfe dieser Technologie soll sich nun auch die Expansion von 9Weine beschleunigen. niceshops bildet etwa derzeit 15 Sprachen ab. In denen soll auf Dauer auch der Wein-Shop verfügbar sein, auch wenn man in der Internationalisierung vorerst auf Deutschland fokussieren will. Das Ziel sei aber die ganze Welt, sagt Schreiner. “Wir liefern überall hin, außer vielleicht nach Nordkorea”.