20.11.2023

6 Sportstrategien, die jede Führungskraft kennen sollte

Ferry Fischer, Wirtschafts-Coach und Sport-Mentaltrainer, erklärt im Gastbeitrag, was Führungskräfte sich aus dem Sport abschauen können.
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Ferry Fischer Sportstrategien Führungskräfte
Sportstragien lassen sich auch im Unternehmensalltag erfolgreich anwenden | Foto beigestellt

Im Spitzensport ist jede Woche Matchday – Höchstleistung ist Standard. Im Büro jedoch wird oft nur “gearbeitet” statt gespielt, Potenziale bleiben ungenutzt. Was, wenn wir das ändern könnten? Was, wenn auch der Büroalltag zur Arena unserer besten Leistungen wird? Hier sind sechs Tipps, die den Sportsgeist ins Business bringen:


1. Spiel deine Stärken – jederzeit!

Was im Sport die Basis des Erfolgs ist wird im Büroalltag oft vernachlässigt, das Bewusstmachen und Einsetzen eigener Stärken. Reflexion und das Festhalten dieser Stärken in Schriftform sind unerlässlich. Als Führungskraft, der “Coach” des Teams, solltest du die Stärken deiner Teammitglieder kennen und fördern. Dadurch entfaltet das Team sein volles Potenzial. 

Umsetzungs-Tipp: Wieso nicht für jede Stärke Karten schreiben und übergeben? Ich habe das bei den österreichischen Tischtennis-Spielern im Nationalteam vor einigen Jahren beobachtet. Die haben sich selbst die Karten im Training geschrieben und auch gegenseitig auf die Stärken aufmerksam gemacht. Diese Karten (in einer Box gesammelt) sind dann für den/die Mitarbeiter:in jederzeit sichtbar und auch für mich als Vorgesetzte:n. Die Karten machen es „offiziell“ und somit werden Stärken permanent zum Thema!

2. High Fives für die Seele – positives Feedback

Hast du schon von Teams gehört, die über sich hinauswachsen, weil sie in einer Atmosphäre der Wertschätzung agieren? Dies entsteht nicht zufällig, sondern wird bewusst kultiviert. Positives Feedback zu geben, auch bei Kleinigkeiten, sollte eine ständige Übung sein. Es motiviert, bietet Orientierung und bildet die Grundlage für ein Umfeld, in dem jeder bereit ist, sich voll einzubringen. Vergiss nicht: Energie folgt der Aufmerksamkeit!

Umsetzungs-Tipp: Eine der besten Übungen, die sowohl in Sport-Teams als auch in Business-Teams funktionieren, ist die folgende: Speed-Dating mit Wertschätzung: Jeweils 1 und 1 sitzen sich gegenüber in zwei Reihen. 45 Sekunden spricht der/die eine, darüber, was er/sie am anderen schätzt. Dann 45 Sekunden in die andere Richtung und dann Platz im Uhrzeigersinn wechseln, sodass jeder/r mit jeder/m spricht. Das hebt enorm die Stimmung und ist oft ein Ice-Breaker in die gewünschte Richtung. Ich habe das mit Hockeyspielern vor entscheidenden Spielen in der Champions-League durchgeführt und es hat unmittelbar danach im Spiel die positiven Effekte gezeigt. Es ist aber auch eine meiner Lieblingsübungen in Teambuildings, ganz besonders in Projekt-Teams.

3. Kenne deine Position – Klarheit über Rollen und Erwartungen

In jedem Meisterschaftsteam kennt jede:r Spieler:in seine/ihre Rolle. Dies zu gewährleisten, ist deine Aufgabe als Führungskraft. Rollen und Erwartungen müssen klar kommuniziert werden, denn nur wenn jeder im Team seine und die Rolle der anderen versteht, kann das Team funktionieren – besonders unter Druck. Stelle sicher, dass diese Rollenklarheit besteht und ständig aktualisiert wird, um im “Spiel” des Business zu bestehen. 

Umsetzungs-Tipp: Jede:r im Team schreibt alle seine/ihre Rollen/Verantwortungen nach dem eigenen Verständnis auf Post-Its. (Da ist die Visualisierung, wie so oft, besonders wichtig). Ein Post-It pro Rolle/Verantwortung. Dann präsentiert jede:r die eigenen Rollen und die anderen können Fragen stellen. Bei Bedarf können Rollen oder Verantwortungen getauscht werden, weil ich damit nicht glücklich bin und der/die andere das besser könnte. Perfekt, denn dadurch steigt nicht nur die Performance, sondern auch die Zufriedenheit mit dem Job. Auf jeden Fall entsteht dadurch aber Klarheit für alle. 

4. Der Countdown läuft – setze klare Ziele

Jahresziele sind gut, Wochen- und Monatsziele sind besser. Sie sind wie die unmittelbaren Spielzüge, die zum Sieg führen. Fragen wie “Was kann ich diese Woche beitragen?” halten das Spiel am Laufen. Unterstütze als Führungskraft die laufende Planung und die Festlegung von kurzfristigen Zielen, um den “Zug aufs Tor” zu verstärken.

Umsetzungs-Tipp: Es klingt mühsam, sich Wochenziele zu setzen. Professionelle Sportler kennen das nicht anders, denn jede Woche zählt in der Vorbereitung. Es zahlt sich aus, denn es bringt mir Klarheit, zu wissen, was ich diese Woche beitragen soll für den Erfolg, den ich nächsten Monat anstrebe. Es motiviert vor allem, auf der Erledigt-Liste die durchgeführten Punkte abzuhaken. Das OKR-System (Objectives and Key-Results) funktioniert genau nach diesem Prinzip und hat Unternehmen wie Amazon, Google und viele andere erfolgreich gemacht. Probier es für ein Monat aus und beobachte die Wirkung! Oder vereinbare einen Test-Monat mit deinem Team wo alle, inkl. dir, das machen und neugierig auf die Effekte sind. 

5. Teamgeist im Tackling – Unterstützung und Improvisation

Das wahre Gesicht eines Teams zeigt sich in der Bewältigung von Herausforderungen. Nicht immer läuft alles nach Plan, und hier ist die Fähigkeit zur Improvisation und zur gegenseitigen Unterstützung gefragt. Profisportler/innen wissen, dass es keinen Perfektionismus gibt, nur die nächste Chance, das Beste zu geben. Diese Einstellung macht den Unterschied – sowohl auf dem Spielfeld als auch im Büro.

Umsetzungs-Tipp: In diesem Fall ist das Mindset im Problem-Fall gefragt: “Bin mal gespannt, wie ich/wir das trotzdem noch schaffen werden” versus “Immer passiert uns das”. Der Erfolg wird als umso größer erlebt, je mehr Schwierigkeiten ich/wir auf dem Weg bewältigt haben. Menschen lieben im Normalfall Herausforderungen und du als Führungskraft solltest das immer wieder herausstreichen, dass die besten Teams – im Sport, wie in der Wirtschaft – die sind, die Unerwartetes bewältigen, weil sie ihre Stärken kennen und einsetzen, weil sie zusammenhalten und sich nicht von Schwierigkeiten entmutigen lassen. 

6. 5-Phasen Recovery – das Comeback nach dem Hinfallen

Die Sportwelt lehrt uns, mit Herausforderungen professionell umzugehen. 

  1. Akzeptiere die aktuelle Situation (“face the brutal facts”), 
  2. Entscheide rasch (“keine Entscheidung ist die schlechteste”), 
  3. Nutze deine Stärken (siehe oben, am besten jetzt die laufend gesammelten Karten ansehen), 
  4. Definiere den nächsten Schritt (und nur den nächsten!) und 
  5. Gib dein Bestes (vertraue auf die Prozessdynamik, d.h. wenn du im nächsten Schritt dein Bestes gibst wird etwas entstehen, das neue Möglichkeiten eröffnet und dann setzt du den nächsten Schritt darauf usw.) 

Diese 5-Phasen Recovery ist ein bewährtes Muster, das im Business ebenso Gold wert ist. Je öfter es geübt wird, desto routinierter wird das Team im Umgang mit Schwierigkeiten.

Umsetzungs-Tipp: Im Golf ist da oft der Caddy zuständig, den/die Golfer:in auf das Recovery aufmerksam zu machen, damit der Fokus wieder da ist. Im Business kann das die Führungskraft, aber auch die Team-Kolleg:innen sein. Oder noch besser, wenn hier die Rollen klar sind, über ein Buddy-System: Da wäre dann jede:r eine Art Caddy für jemand anderen im Team und sorgt dafür, dass der/die andere nicht die Nerven schmeißt, sondern das Recovery sauber anwendet. 


Dieser Artikel ist nicht nur ein Appell an die Führungskräfte da draußen – er ist ein Weckruf für alle, die im Büroalltag mehr erreichen wollen. Teile ihn, diskutiere ihn, lebe ihn! Denn am Ende ist es die gemeinsame Performance, die zählt. Bist du bereit für das Spiel?

Zum Autor

Seit über 25 Jahren begleitet Ferry Fischer Menschen und Teams auf ihrem Weg, ihr volles Potenzial zu entfalten. Sein Motto lautet dabei: “Da geht mehr!” – und das mit einer positiven Grundhaltung. Als erfahrener Experte teilt er sein Wissen aus über 25 Jahren Führung, Coaching in der Wirtschaft und Mentaltraining aus dem Sport. 

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Verdea, CSRD
(c) Verdea - Sebastian Reich (l.) und Shane Devane von Verdea.

Während seines Studiums in Mailand hat Sebastian Reich, der das Compliance-Startup Verdea gemeinsam mit Shane Devane aus Irland gegründet hat, bei freiwilligen Beratungsprojekten leider hautnah erfahren, wie langsam und ineffizient Compliance in der EU – von Nachhaltigkeit bis Cybersicherheit – noch abläuft. Und welchen Wettbewerbsnachteil dies gegenüber den USA bedeutet.

Verdea arbeitet mit Knowledge Graphs

Der Wiener wurde anschließend in das Antler-Accelerator-Programm aufgenommen, wo er seinen Co-Founder fand, dessen letztes Startup unter anderem auch von Google gefunded worden war. “Gemeinsam haben wir uns intensiv mit neuen EU-Richtlinien auseinandergesetzt und diese so strukturiert, dass eine KI sie besser verstehen kann (Anm.: Knowledge Graphs)”, sagt er. Um mit ihrer Lösung Unternehmen dort zu unterstützen, wo Prozesse noch langsam und unübersichtlich sind. Dafür erhielt man nun ein sechsstelliges Investment.

An der Finanzierungsrunde beteiligen sich die Investoren Techsoft Invest, Daniel Wülbern, und ein weiterer Business Angel. Mit dem neuen Kapital plant Verdea, sein Angebot weiterzuentwickeln und den europäischen Markt gezielt zu adressieren. Auch soll heuer noch ein Produkt für die NIS2-Richtlinie und die AIFMD gelauncht werden.

Indexierung auf Aufbereitung von Daten

Verdea strukturiert konkret EU-Richtlinien in jene Knowledge Graphs, sodass eine KI die Anforderungen besser verstehen soll. Unternehmen könnten so verschiedene Daten mit Verdea teilen, die dann indexiert und gemäß den Anforderungen der Richtlinie aufbereitet werden. Dies erfolgt mithilfe von “Retrieval-Augmented Generation” (RAG)-Modellen.

Zusätzlich fine-tuned Verdea Open-Source-KI-Modelle, die automatisch erkennen, wo noch Daten eingesammelt werden sollten und wie diese zu finden sind.

Verdea und das Problem der Daten

Die “Corporate Sustainability Reporting Directive” (CSRD) betrifft etwa 50.000 Unternehmen in der EU, die relativ komplexe Anforderungen erfüllen und enorme Datenmengen aufbereiten müssen.

“Das grundlegende Problem vieler Unternehmen ist, überhaupt zu verstehen, welche Daten aus einem unstrukturierten Daten-Dschungel für die verschiedenen Compliance-Prozesse relevant sind”, erklärt Reich. “Eine vollständige Automatisierung durch KI ergibt hier wenig Sinn. Aber gezielte Unterstützung, etwa beim Lesen von tausenden Seiten Unternehmensberichten und CSV-Dateien und deren Aufbereitung gemäß den Richtlinien, kann KI sehr gut und effizient leisten.”

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