11.01.2023

2 Minuten 2 Millionen: Hillinger, Ohswald und Maderthaner steigen als Investoren aus

Die Startup-Show von Puls4 verliert drei ihrer Investoren. Promi-Winzer Leo Hillinger, GoStudent-Gründer Felix Ohswald und Kampagnenexperte Philipp Maderthaner sind in der neuen Staffel nicht mehr dabei. brutkasten hat Statements von den drei Investoren erhalten.
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Leo Hillinger, Felix Ohswald, Philipp Maderthaner
Leo Hillinger, Felix Ohswald, Philipp Maderthaner | Fotos: © Wolfgang Prummer Photography/ brutkasten - Schauer-Burkart/GoStudent

Dass sich Investor:innen aus der Startup-TV-Show “2 Minuten 2 Millionen” wieder verabschieden, ist nicht weiter ungewöhnlich. Das Format hat immerhin schon neun Staffeln hinter sich, die zehnte wird gerade gedreht – und die Zusammensetzung der TV-Investor:innen hat sich über die Jahre immer wieder geändert. Dass nun aber gleich drei Investoren ausstiegen, kommt dennoch etwas überraschend. Mit Leo Hillinger verabschiedet sich einer der längstdienenden TV-Investoren des Formats. Auch GoStudent-Gründer Felix Ohswald und Kampagnen-Experte Philipp Maderthaner werden in der neuen Staffel nicht mehr mit dabei sein, wie der brutkasten erfuhr.

Wer die drei ersetzen wird, ist vorerst noch nicht bekannt. Im Frühjahr 2023 werde man “mit bekannten und neuen Gesichtern in die Jubiläumsstaffel” starten, weitere Details dazu würden in den kommenden Wochen folgen, teilte Puls 4 dem brutkasten in einer schriftlichen Stellungnahme mit. Bei den drei scheidenden Investoren bedankt sich der Sender für die jahrelange Zusammenarbeit und das Einbringen ihrer Expertise. Das Investor:innenteam werde “anlässlich des zehnjährigen Bestehens adaptiert”.

In Stellungnahmen gegenüber dem brutkasten führten die drei Investoren unterschiedliche Gründe für ihren jeweiligen Abschied an. Leo Hillinger verweist auf die lange Dauer, die er bereits Teil der Sendung war: “Ich bin ausgestiegen, weil ich acht Jahre dabei war. Eine schöne, eine interessante Zeit, aber irgendwann einmal muss es vorbei sein, sonst wird man inflationär. Das möchte ich auf keinen Fall”, sagte Hillinger. Der Promi-Winzer war seit der zweiten Staffel mit dabei, die im Februar 2015 gestartet war. Gleichauf mit Hans Peter Haselsteiner war er damit bisher der längstdienende Investor in der Sendung.

Maderthaner: 2023 wieder eigene Unternehmen und Projekte im Vordergrund

Bei “Campaigning Bureau”-Chef Philipp Maderthaner war es nicht ganz so lange – aber immerhin doch auch zwei Staffeln. Er war im September 2021 zu den TV-Investor:innen gestoßen. Gegenüber dem brutkasten begründet Maderthaner seinen Abschied damit, sich wieder stärker auf andere Dinge konzentrieren zu wollen: “Ich bleibe großer Fan des Formats und war extrem gerne für zwei Staffeln dabei. Dieses Jahr sollen wieder meine eigenen Unternehmen und Projekte im Vordergrund stehen. Ich hab viele neue Ideen, die ich in Angriff nehmen will”.

Ohswald: Nicht mehr die zeitliche Kapazitäten für “2 Minuten 2 Millionen”

Felix Ohswald wiederum war seit Februar 2022 als Investor bei der TV-Show involviert. Sein Engagement war ein besonderer Coup für die Sendung – immerhin ist Ohswald einer der wenigen Unicorn-Gründer in Österreich. Sein EduTech-Scaleup GoStudent hatte erst einige Monate zuvor – im Juni 2021 – eine Milliardenbewertung und damit den Unicorn-Status erreicht. Nach einer Staffel “2 Minuten 2 Millionen” verabschiedet sich nun auch Ohswald wieder aus dem Investoren-Team.

Gegenüber dem brutkasten begründet der GoStudent-CEO seinen Abgang vor allem mit Zeitmangel: “Die Sendung war eine tolle Erfahrung für mich. Sie leistet einen wichtigen Beitrag, um das Unternehmertum in Österreich zu stärken. Allerdings habe ich nicht ausreichend zeitliche Kapazitäten für die Drehtage und die dann ebenfalls notwendigen Follow-ups mit den Startups”.

GoStudent hatte im Dezember bestätigt, das zweite Mal innerhalb weniger Monate Jobs abzubauen. Man müsse das Unternehmen umstrukturieren, hieß es in einer Stellungnahme. Dies dürfte nun auch die vollen zeitlichen Kapazitäten von CEO Ohswald erfordern.

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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