30.03.2021

„2 Minuten 2 Millionen“: Wettbieten um „Hogwarts“-Startup

In dieser Folge von "2 Minuten 2 Millionen" konnte eine Online-Zauberschule brillieren, ein Brot-Brösel-Unternehmen gleich mehrfach zuschlagen und ein Wartezeitverkürzer für Arztpraxen sich vorstellen.
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2 Minuten 2 Millionen, Magic School
(c) PULS 4/Gerry Frank - Martin Pospischil und Andreas Raith wollten mit der Magic School die Investoren verzaubern.
kooperation

Die ersten bei „2 Minuten 2 Millionen“ waren Michael Preiss und Benedikt Baratsits-Gruber, die langen Wartezeiten beim Arzt in Warteräumen entgegenwirken wollen. Aus der eigenen Not heraus entwickelten die Gründer die Idee zu ihrem Digitalisierungsprodukt Tickety. Mit dem intelligenten Ticketsystem ist es möglich mittels App oder Web „Warte-Tickets“ zu lösen. Die Patienten können den Fortschritt der Wartezeit live mitverfolgen und werden auf dem Laufenden gehalten. Die Folge: Wartezeiten in den Warteräumen werden verkürzt und Patienten sind nicht mehr dem erhöhten Infektionsrisiko ausgeliefert. Das Startup hat bereits ein Investment von 600.000 Euro zu einer vier Millionen-Bewertung erhalten. Die Forderung an die Investoren: 200.000 Euro für zehn Prozent.

Keine weitere Software nötig

Für den Arzt fällt keine zusätzliche Software an. Er muss sich einmal auf der Webseite des Startups anmelden und die Seite einfach offen halten. Zudem ist es möglich die Ticketverteilungszeiten individuell einzustellen. Die einzige Pflicht der Ordination ist es, eine Taste zu drücken, sobald ein Patient den Behandlungsraum verlässt und der nächste dran ist. So wird das System aktuell gehalten.

Einschub dringender Fälle möglich

Tickety hat auch eine Möglichkeit etabliert, dass in dringenden Fällen Patienten ohne Ticket vorgeschoben werden können. User werden bei Verzögerungen rechtzeitig informiert. Auch bei plötzlichen Ausfällen von Nutzern, die ein Ticket haben und dennoch nicht kommen: Das System misst, wie oft jemand ein Ticket zieht und nicht erscheint. Kommt es öfter vor, wird er automatisch gesperrt.

Ticktety
(c) PULS 4/Gerry Frank – Michael Preiss und Benedikt Baratsits-Gruber haben ein Wartezeit-Verkürzungs-System für Ärzte entwickelt.

Bisher testen 400 Ärzte in Deutschland Tickety (bei zehn Euro netto im Monat Kosten pro Mediziner), weitere 1.000 stehen auf einer Warteliste. Nach der Fragerunde stieg Mediashop-Chefin Katharina Schneider aus. Sie gratulierte aber zum guten Pitch. Auch Hotelier Bernd Hinteregger ging ohne Angebot.

Haselsteiner dagegen

Bau Tycoon Hans Peter Haselsteiner meinte, es passe ihm überhaupt nicht, dass Menschen mit Werbung „überschüttet“ werden, was Kundenakquise betrifft. Ihm war das System des Startups unsympathisch und „zuwider“, auch wenn er zugab, dass das Geschäft funktionieren könnte. Vom alten Hasen der Runde kam kein Angebot.

Rohla kein „App-Man“

Nachhaltigkeitsexperte Martin Rohla widersprach seinem Vorredner und sah ein, dass Manches finanziert gehört. Das gehe nun mal am leichtesten über Reklame. Er wollte dennoch nicht einsteigen, weil er prinzipiell in keine Apps investiere. Die letzte Hoffnung Alexander Schütz brachte diverse Features ins Spiel, etwa eine Erinnerungsfunktion für Untersuchungen. Diese Pläne bejahten die Gründer und hörten ein Angebot von 200.000 Euro für 25,1 Prozent. Deal für Tickety.

Wien und Graz im Brotvergleich

Die zweiten auf der „2 Minuten 2 Millionen“-Bühne waren Sarah Lechner und Michael Berger mit Brüsli. Dabei handelt es sich um hochwertiges und nicht verkauftes Brot aus der Bäckerei, Früchte, Karamellsirup, Gewürze und um Nüsse, die zu einem Granola-Knuspermüsli kombiniert werden. Bewegt hat die beiden, dass Wien täglich so viel Brot Weg wegschmeißt, wie die Stadt Graz konsumiert. Dies im Hinterkopf haben die Gründer das Ziel der Verschwendung von Brot entgegenzuwirken und bis 2024 17.000 Tonnen Brot zu retten. Die Forderung: 400.000 Euro für 21 Prozent Beteiligung.

Brüsli
(c) PULS 4/Gerry Frank – Sarah Lechner und Michael Berger auf Brotrettungsmission.

Das Brot der Bäckereien wird dem Startup kostenlos zugestellt, Brüsli wird zudem noch in den Backstuben ins Sortiment aufgenommen. Nach dieser Info meldete sich Markus Kuntke zu Wort. Dem Trendmanager gefiel das nachhaltige Projekt und er verteilte das Billa-Startup-Ticket.

„Wichtiger Zugang gegen Verschwendung“

Schneider stieg als erste aus, sie können im Food-Bereich nicht helfen. Schütz schätzte die Idee des Brot-Recyclings, ging aber auch ohne Angebot. Haselsteiner nannte das Startup einen wichtigen Zugang gegen die Verschwendung und erbat sich Nachdenkzeit. Hinteregger zeigte sich trotz Lob nicht vollends überzeugt, bot aber doch 40.000 Euro für zehn Prozent- deckungsgleich wie ein bestehender Angel-Investor von Brüsli.

„Wunschgetriebene Bewertung“

Rohla nannte die Bewertung „wunsch-“ und nicht „zahlengetrieben“. Er kopierte das Angebot von Hinteregger. Haselsteiner stieg daraufhin aus. Danach meldete sich Daniel Zech von 7 Ventures. Die Gründer erhielten daraufhin zusätzlich zum Startup-Ticket eine Verkaufsfläche im Startup-Village im Donauzentrum und der Shopping City Süd in Wien.

Alle guten Dinge sind drei…

Als sich das Founder-Duo bereits zur Beratung zurückziehen wollte, ergriff Haselsteiner erneut das Wort. Er lud seine beiden Kollegen, die bereits ein Angebot gemacht hatten dazu ein, mit insgesamt 120.000 Euro für 25,1 Prozent in Brüsli einzusteigen. Jene waren einverstanden. Die Gründer auch. Tripple-Deal.

Magie bei „2 Minuten 2 Millionen“

Die nächsten bei „2 Minuten 2 Millionen“ waren Martin Pospischil und Andreas Raith. Sie gründeten gemeinsam die Magic School. Dort bieten sie online Live-Kurse für Kinder an, in denen spielend Zaubern gelehrt werden kann. Die Zaubertricks können mit Alltagsgegenständen nachgemacht werden. Doch damit nicht genug: Ihre Vision ist es zusätzlich zu den Kursen auch eigene dazu passende Zauberkoffer zu vertreiben. Bisher stecken 90.000 Euro in dem Startup. Die Forderung: 50.000 Euro für 15 Prozent Anteile.

Zauberei im Studio

Die fünf Kurstage pro gekaufter Session kostet 24,90 Euro. Dabei dauert eine Einheit 45 Minuten, in denen ein Zaubertrick Kindern beigebracht wird. Nach der knackigen Erklärung, wie das ganze abläuft, führten die Gründer im Studio einen ihrer Tricks vor. Es handelte sich um die altbekannte Zauberkunst von der Münze, die man von Außen in eine geschlossene Flasche bringt.

2 Minuten 2 Millionen, Magic School,
(c) PULS 4/Gerry Frank – Gründer Martin Pospischil beim Zaubern in der Startup-Show.

Die Gründer gaben danach zu Protokoll, dass sie weitere Geschäftsideen hätten, etwa Accessoires oder weitere Zauberutensilien anzubieten. Auf Nachfrage von Medienunternehmer und Aufsichtsrat des SOS-Kinderdorfs Stefan Piëch meinte das magische Duo, man könnte jetzt schon für einen Sender, wie ihn der Juror besitze, 25 Folgen a 30 bis 45 Minuten produzieren.

Hillinger nicht erlaubt

Winzer Leo Hillinger freute sich besonders über die Bewertung, konnte aber nicht weiterhelfen. Katharina Schneider allerdings sah eine Möglichkeit mit Piëch zu kooperieren und die geforderte Summe gemeinsam mit ihrem Kollegen zu bieten. Schütz gefiel die Idee und wollte auch mitmachen, verlangte aber mindestens 25,1 Prozent Anteile. Auch Hillinger sah plötzlich seine Chance gekommen sich im Konvolut zu beteiligen, wurde aber prompt von der Dame des Hauses in die Schranken gewiesen: „Vielleicht wollen wir nicht“, sprach sie.

Taktieren vorbei bei „2 Minuten 2 Millionen“

Haselsteiner übernahm in einer folgenden und taktischen Schweigerunde die Initiative und bot 70.000 Euro für 26 Prozent. Er würde gerne mit Schütz oder Schneider teilen. Piëch indes warb für sich und seine Affinität zum Thema, warf Werbezeit in das Angebot und bot die 50.000 Euro plus 100.000 Euro Medien-Budget.

Fronten kristallisieren sich heraus

Daraufhin drängte sich Schneider charmant auf und schloss sich Piëch an, als sich Daniel Zech von 7 Ventures zu Wort meldete. Er bot 200.000 Euro TV-Werbung in Kombination mit Schütz, Hillinger und Haselsteiner. Konkret hieß das: 70.000 Euro für 25,1 Prozent Anteile plus Zechs Medienbudget.

Als die zwei Fronten geklärt waren, ging Schneider in den Angriffsmodus über und stellte forsch die Frage, wer denn die Produktexpertise innehätte, wenn nicht sie. Auch Piëch vermerkte, dass Zech keinen Kindersender zur Verfügung habe. Und Schneider auf über 170 TV-Stationen vertreten wäre. Jener entgegnete, dass am Ende des Tages Eltern Dinge für die Kinder kaufen würden. Es half nichts: Deal für Magic School mit Schneider und Piëch.

Tortenmotive im Supermarkt per Smartphone ausdrucken

Der vierte bei „2 Minuten 2 Millionen“ war Christoph Brabec, der es mit LD Print (Lion-Decor) ermöglicht, Torten mit diversen essbaren Bildern zu bedrucken. Das Startup ist ein Tochterunternehmen des in Siebenhirten ansässigen Konditoreibetriebs „Süße Kunststube“ und plant im gängigen Supermarkt Displayautomaten zu platzieren, an denen man seine eigenen Motive per Smartphone für eine Fototorte nutzen kann. Ein Lebensmitteldrucker drucke das gewünschte Bild im Backshop aus, während man den Rest seines Einkaufs erledige.

Veganes Esspapier

Das Esspapier ist vegan, koscher, halal und glutenfrei. Für den internationalen Ausbau des Geschäftsfeldes forderte der Gründer 750.000 Euro für 49 Prozent. Brabec generierte seit 2017 jährlich über 200.000 Euro Umsatz. Zwar solle der Onlineshop weiterlaufen, doch das Ziel wäre es mit LD Print in den Handel zu gelangen. Sämtliche Geräte würden zur Verfügung gestellt werden.

2 Minuten 2 Millionen, LD, Lion Decor
(c) PULS 4/Gerry Frank – Christoph Brabec möchte dem Handel die Möglichkeit geben, individuelle und essbare Tortenmotive in kurzer Zeit zu drucken.

Der USP des Startups sei, wie der Gründer erklärte, der von ihm eigens entwickelte Drucker, der das Esspapier aus behandelten Kohlehydraten mit Lebensmittelfarbe in knapp unter einer Minute auswirft. Der Feuerwehrmann machte insgesamt einen guten Eindruck und verstand es seine Unternehmung im Vergleich zur Konkurrenz gut in Szene zu setzen.

Falscher Bereich für Schneider

Dennoch zweifelte Schütz am Geschäftsmodell und stieg aus. Der Gründer würde Dinge wie das Service für die Maschinen unterschätzen. Auch Haselsteiner enttäuschte den Feuerwehrmann. Schneider fand die Idee der Personalisierung toll, war aber die falsche Investorin für den Bereich Handel. Sie hätte lieber in den Onlinebereich investiert.

Kein Deal für LD bei „2 Minuten 2 Millionen“

Auch Dagmar Grossmann, CEO von Grossmann Jet Service, blieb ohne Angebot, sodass nur Bernd Hinteregger zur letzten Hoffnung wurde. Der Tourismusexperte zeigte allerdings auch kein Interesse daran zu investieren. Kein Deal für LD-Print.

Schwungradtechnologie bei „2 Minuten 2 Millionen“

Die letzten bei „2 Minuten 2 Millionen“ waren Andrei Daniel und Alex Serban Andrei aus Kufstein. Sie präsentierten ein patentiertes Trainingsgerät namens YoRoller. Die portable Trainingsstation basiert auf dem Prinzip der Fliehkraft und weckte auch schon 2019 das Interesse der NASA, woraus zurzeit der Aufzeichnung von einer Kooperation die Rede war. Die Gewichtsscheibe wiegt bloß zwei Kilogramm und erzielt eine ähnliche Trainingsleistung, wie 100 Kilogramm schwere Geräte. Für die Schwungradtechnologie forderten die Gründer 400.000 Euro für zehn Prozent Beteiligung.

Konkurrent geklagt

Zu Pitchbeginn präsentierte Andrei wortlos ein paar Trainingsmöglichkeiten. Was dazu führte, dass sowohl Schütz und Hillinger sich selbst am Gerät betätigten. Danach mussten die Gründer ihre Firmenbewertung verteidigen. Was ihnen schwerfiel, da sie bisher wenige zehntausend Euro an Umsatz vorzuweisen hatten. Sie erklärten sogar, dass ein ehemaliger Investor ihre Idee nachahmen würde und damit Millionenumsätze mache. Er wurde bereits geklagt und habe marktverbot in Deutschland.

(c) PULS 4/Gerry Frank – Andrei Daniel und Alex Serban Andrei haben ein auf Schwungtechnologie basierendes Trainingsgerät namens YoRoller entwickelt.

Ein weiteres Problem war, dass es bisher keine konkreten Aufträge für den YoRoller gibt. Bloß Interessenten.. Haselsteiner und Hillinger stiegen als erster aus. Die Bewertung wäre „unmöglich“. Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner meinte, er würde nicht in ein Unternehmen einsteigen, das ein anderes klagt. Zudem wäre ihm das Gerät zu groß, um wirklich portabel zu sein. Danach ging auch Schneider ohne Angebot. Schütz gefiel das Produkt. Jedoch wollte er zu dieser Bewertung nicht investieren. Er würde allerdings einen YoRoller kaufen. Kein Deal.

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Food-Startups: „In Österreich fehlt es an spezialisierten Investoren“

Die österreichische Food-Startup-Szene hat in den letzten Jahren an Dynamik gewonnen und das Land entwickelt sich zunehmend zu einem Innovations-Hotspot, insbesondere in den Bereichen Nachhaltigkeit, pflanzenbasierte Ernährung und Regionalität. Dennoch bestehen nach wie vor strukturelle Herausforderungen, die das nachhaltige Wachstum und die internationale Wettbewerbsfähigkeit dieser Startups stark behindern. Laurenz Hoffmann, Gründer von Alimentastic, teilt seine Expertise und erklärt die Hürden, denen österreichische Food-Startups sich entgegenstehen sehen.
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Food-Startups, Food, NEOH, Hürden
© zVg - Laurenz Hoffmann von der Alimentastic Food GmbH.

Laurenz Hoffmann ist seit April 2023 CEO & Stakeholder von Alimentastic Food Innovation, deren Anspruch es ist, durch deren nachhaltige Lebensmittel Mehrwert für Konsumenten und die Umwelt zu schaffen. Er bringt über 20 Jahre Erfahrung im Lebensmittelhandel mit – u.a. als Group Buying Direktor bei Hofer KG und Group Director International Buying bei ALDI SÜD, Managing Director International Buying bie Kaufland Foundation & Co KG sowie CEO und Shareholder bei dean&david Smartfood GmbH. Jede Station hat ihn gelehrt, wie wichtig es sei, Trends frühzeitig zu erkennen, flexibel auf Marktanforderungen zu reagieren und dabei immer die gesamte Wertschöpfungskette im Blick zu behalten. Heute hat er u.a. die Verantwortung für mehr als 20 Startup-Beteiligungen und konzernübergreifende Marken.

Beteiligungen bei österreichischen Food-Startups

Neben seiner Rolle als Gründer von Alimentastic agiert Hoffmann über eben jene Alimentastic Food GmbH (Tochtergesellschaft der Schmidbauer Management Holding GmbH) als strategischer Partner für innovative Lebensmittel- und Supplement-Marken. Die Unternehmensgruppe hält Beteiligungen an einer Reihe von Marken und Unternehmen sowie strategische Partnerschaften, die in den Bereichen funktionale Ernährung, pflanzenbasierte Produkte und gesunde Lebensmittel aktiv sind – auch mit einem Schwerpunkt auf die österreichische FoodTech- und Ernährungslandschaft. Hier eine Auswahl:

  • Mucki Protein (Wien)
    Produzent proteinreicher Getränke für Sport und bewusste Ernährung
  • Revo Foods (Wien)
    Produzent pflanzenbasierter Fischalternativen
  • Kasnudl/Stadtküche (Wien)
    produziert traditionelle Kasnudeln und weitere österreichische Spezialitäten in Premiumqualität
  • Neoh (Wien)
    Startup für zuckerarme, funktionale Snacks und Riegel mit Fokus auf Health & Taste
  • Benjamin Gut (Salzburg)
    Hersteller biologischer Milchprodukte mit starkem Fokus auf Nachhaltigkeit und Regionalität.
  • PhytonIQ (Oberwart, Burgenland)
    Innovator im Vertical Farming – produziert hochwertige Pflanzenrohstoffe unter kontrollierten Bedingungen

Zudem erhalten noch Pure & Fun (Healthy Kids), ein Anbieter von nachhaltigen Bio-Snacks für Kinder, Rauers Sprösslinge, ein Produzent von Sprossen und Keimlingen für gesunde Ernährung und Hermann Bio GmbH aus Wien als eigenverantwortliche Marken Vertriebsunterstützung von der Alimentastic Food Innovation GmbH.

Mehrere Hürden

Die Investments von Hoffmann sind meist nicht nur finanzieller Natur – oft bringt er sich auch strategisch ein, mit Know-how zu Branding, Vertrieb, Produktentwicklung und Datenanalyse. Mit dem Ziel, Unternehmen aufzubauen und zu begleiten, die Impact schaffen. Zur österreichischen Food-Szene meint er, man stehe in der Republik im internationalen Vergleich vor mehreren Hürden, die Wachstum und Skalierung erschweren: „Dazu gehören vor allem regulatorische Rahmenbedingungen, der Zugang zu Kapital, fehlende Exportförderung und die schwierige Integration in den Handel“, sagt er. „Während Länder wie die Niederlande, Israel oder die USA gezielt Risikokapital in Food-Innovationen investieren, fehlt es in Österreich an spezialisierten Investoren. Viele Startups kämpfen mit hohen Finanzierungshürden und sind auf Banken oder Förderprogramme angewiesen, die oft bürokratisch und schwer zugänglich sind.

Weiters seien regulatorische Herausforderungen ein Problem der hiesigen Food-Szene: „Die Zulassung neuer Lebensmittel ist in der EU besonders komplex. Novel-Food-Verfahren dauern oft mehrere Jahre, was Innovationen ausbremst. Während in den USA oder Singapur alternative Proteine wie kultiviertes Fleisch bereits Marktzugang erhalten, sind in der EU die regulatorischen Hürden oft schwer kalkulierbar“, so Hoffmann weiter.

LEH-Eintritt für Food-Startups schwierig

Zudem würden viele österreichische Handelsunternehmen zwar Startup-Programme anbieten, doch der Eintritt in den Lebensmitteleinzelhandel bleibe schwierig. Startups werden, Hoffman nach, oft wie große Konzerne behandelt, müssten hohe Listungs-Gebühren zahlen und das Risiko von Auslistungen tragen.

„In anderen Ländern gibt es hingegen gezielte und vor allem ernstzunehmende Unterstützungsprogramme für nachhaltige oder innovative Lebensmittelprodukte“, sagt der Food-Experte. „Österreich ist ein kleiner Markt, weshalb viele Startups auf internationale Expansion angewiesen sind. Während Länder wie Dänemark oder Deutschland gezielte Exportförderungen für junge Unternehmen anbieten, fehlt es in Österreich an vergleichbaren Strukturen, die Startups den Zugang zu globalen Märkten erleichtern.“

Laurenz Hoffmann sieht sich als Vordenker einer modernen Food-Tech-Bewegung und sagt, er habe früh erkannt, dass die Lebensmittelindustrie vor enormen Herausforderungen steht – von Ressourcenknappheit bis hin zu veränderten Verbraucherwünschen. Im Vergleich zu Österreich habe er mehrere Fallbeispiele gesehen, wo die Food-Szene international besser funktioniert.

Best-Case-Beispiele

Die Niederlande etwa haben sich als Innovationsführer in der Lebensmittelindustrie etabliert. Das Food Valley in Wageningen bietet Startups direkten Zugang zu Forschungsinstituten, Investoren und Pilotanlagen. Unternehmen wie Meatable (kultiviertes Fleisch) oder Protix (Insektenprotein) profitieren von einem starken Netzwerk und gezielten Förderprogrammen.

Auch Israel fördert Food-Startups durch eine enge Verzahnung von Wissenschaft, Risikokapital und staatlicher Unterstützung. Unternehmen wie Redefine Meat (3D-gedrucktes Fleisch) konnten sich dank großzügiger Förderprogramme und schneller Marktzulassung international etablieren.

In den USA haben Unternehmen wie Beyond Meat oder Impossible Foods durch starken Investorensupport und eine offene Verbraucherhaltung gegenüber Innovationen rasch an Marktanteil gewonnen, weiß Hoffmann. Hier würden der direkte Zugang zu Finanzierungen und eine innovationsfreundliche Gesetzgebung eine entscheidende Rolle spielen.

Singapur indes – Vorreiter für alternative Proteine – hat als erstes Land der Welt kultiviertes Fleisch zugelassen und durch gezielte Regulierungen schnelle Markteinführungen neuer Lebensmittel ermöglicht.

Kapital und Gesetzgebung

„Österreich hat großes Potenzial, eine führende Rolle im Bereich nachhaltiger Lebensmittelinnovationen einzunehmen. Dafür braucht es jedoch bessere Finanzierungsmöglichkeiten, gezielte Exportförderung und eine innovationsfreundlichere Gesetzgebung“, betont Hoffmann. „Diese Best-Practice-Beispiele zeigen, dass ein starkes Ökosystem aus Wissenschaft, Investoren und politischer Unterstützung essenziell für den Erfolg von Food-Startups ist. Nur mit einer gezielten Strategie kann Österreich seine Innovationskraft in der Lebensmittelbranche auch international ausspielen.“

11.04.2025

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Food-Startups, Food, NEOH, Hürden
© zVg - Laurenz Hoffmann von der Alimentastic Food GmbH.

Laurenz Hoffmann ist seit April 2023 CEO & Stakeholder von Alimentastic Food Innovation, deren Anspruch es ist, durch deren nachhaltige Lebensmittel Mehrwert für Konsumenten und die Umwelt zu schaffen. Er bringt über 20 Jahre Erfahrung im Lebensmittelhandel mit – u.a. als Group Buying Direktor bei Hofer KG und Group Director International Buying bei ALDI SÜD, Managing Director International Buying bie Kaufland Foundation & Co KG sowie CEO und Shareholder bei dean&david Smartfood GmbH. Jede Station hat ihn gelehrt, wie wichtig es sei, Trends frühzeitig zu erkennen, flexibel auf Marktanforderungen zu reagieren und dabei immer die gesamte Wertschöpfungskette im Blick zu behalten. Heute hat er u.a. die Verantwortung für mehr als 20 Startup-Beteiligungen und konzernübergreifende Marken.

Beteiligungen bei österreichischen Food-Startups

Neben seiner Rolle als Gründer von Alimentastic agiert Hoffmann über eben jene Alimentastic Food GmbH (Tochtergesellschaft der Schmidbauer Management Holding GmbH) als strategischer Partner für innovative Lebensmittel- und Supplement-Marken. Die Unternehmensgruppe hält Beteiligungen an einer Reihe von Marken und Unternehmen sowie strategische Partnerschaften, die in den Bereichen funktionale Ernährung, pflanzenbasierte Produkte und gesunde Lebensmittel aktiv sind – auch mit einem Schwerpunkt auf die österreichische FoodTech- und Ernährungslandschaft. Hier eine Auswahl:

  • Mucki Protein (Wien)
    Produzent proteinreicher Getränke für Sport und bewusste Ernährung
  • Revo Foods (Wien)
    Produzent pflanzenbasierter Fischalternativen
  • Kasnudl/Stadtküche (Wien)
    produziert traditionelle Kasnudeln und weitere österreichische Spezialitäten in Premiumqualität
  • Neoh (Wien)
    Startup für zuckerarme, funktionale Snacks und Riegel mit Fokus auf Health & Taste
  • Benjamin Gut (Salzburg)
    Hersteller biologischer Milchprodukte mit starkem Fokus auf Nachhaltigkeit und Regionalität.
  • PhytonIQ (Oberwart, Burgenland)
    Innovator im Vertical Farming – produziert hochwertige Pflanzenrohstoffe unter kontrollierten Bedingungen

Zudem erhalten noch Pure & Fun (Healthy Kids), ein Anbieter von nachhaltigen Bio-Snacks für Kinder, Rauers Sprösslinge, ein Produzent von Sprossen und Keimlingen für gesunde Ernährung und Hermann Bio GmbH aus Wien als eigenverantwortliche Marken Vertriebsunterstützung von der Alimentastic Food Innovation GmbH.

Mehrere Hürden

Die Investments von Hoffmann sind meist nicht nur finanzieller Natur – oft bringt er sich auch strategisch ein, mit Know-how zu Branding, Vertrieb, Produktentwicklung und Datenanalyse. Mit dem Ziel, Unternehmen aufzubauen und zu begleiten, die Impact schaffen. Zur österreichischen Food-Szene meint er, man stehe in der Republik im internationalen Vergleich vor mehreren Hürden, die Wachstum und Skalierung erschweren: „Dazu gehören vor allem regulatorische Rahmenbedingungen, der Zugang zu Kapital, fehlende Exportförderung und die schwierige Integration in den Handel“, sagt er. „Während Länder wie die Niederlande, Israel oder die USA gezielt Risikokapital in Food-Innovationen investieren, fehlt es in Österreich an spezialisierten Investoren. Viele Startups kämpfen mit hohen Finanzierungshürden und sind auf Banken oder Förderprogramme angewiesen, die oft bürokratisch und schwer zugänglich sind.

Weiters seien regulatorische Herausforderungen ein Problem der hiesigen Food-Szene: „Die Zulassung neuer Lebensmittel ist in der EU besonders komplex. Novel-Food-Verfahren dauern oft mehrere Jahre, was Innovationen ausbremst. Während in den USA oder Singapur alternative Proteine wie kultiviertes Fleisch bereits Marktzugang erhalten, sind in der EU die regulatorischen Hürden oft schwer kalkulierbar“, so Hoffmann weiter.

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Laurenz Hoffmann sieht sich als Vordenker einer modernen Food-Tech-Bewegung und sagt, er habe früh erkannt, dass die Lebensmittelindustrie vor enormen Herausforderungen steht – von Ressourcenknappheit bis hin zu veränderten Verbraucherwünschen. Im Vergleich zu Österreich habe er mehrere Fallbeispiele gesehen, wo die Food-Szene international besser funktioniert.

Best-Case-Beispiele

Die Niederlande etwa haben sich als Innovationsführer in der Lebensmittelindustrie etabliert. Das Food Valley in Wageningen bietet Startups direkten Zugang zu Forschungsinstituten, Investoren und Pilotanlagen. Unternehmen wie Meatable (kultiviertes Fleisch) oder Protix (Insektenprotein) profitieren von einem starken Netzwerk und gezielten Förderprogrammen.

Auch Israel fördert Food-Startups durch eine enge Verzahnung von Wissenschaft, Risikokapital und staatlicher Unterstützung. Unternehmen wie Redefine Meat (3D-gedrucktes Fleisch) konnten sich dank großzügiger Förderprogramme und schneller Marktzulassung international etablieren.

In den USA haben Unternehmen wie Beyond Meat oder Impossible Foods durch starken Investorensupport und eine offene Verbraucherhaltung gegenüber Innovationen rasch an Marktanteil gewonnen, weiß Hoffmann. Hier würden der direkte Zugang zu Finanzierungen und eine innovationsfreundliche Gesetzgebung eine entscheidende Rolle spielen.

Singapur indes – Vorreiter für alternative Proteine – hat als erstes Land der Welt kultiviertes Fleisch zugelassen und durch gezielte Regulierungen schnelle Markteinführungen neuer Lebensmittel ermöglicht.

Kapital und Gesetzgebung

„Österreich hat großes Potenzial, eine führende Rolle im Bereich nachhaltiger Lebensmittelinnovationen einzunehmen. Dafür braucht es jedoch bessere Finanzierungsmöglichkeiten, gezielte Exportförderung und eine innovationsfreundlichere Gesetzgebung“, betont Hoffmann. „Diese Best-Practice-Beispiele zeigen, dass ein starkes Ökosystem aus Wissenschaft, Investoren und politischer Unterstützung essenziell für den Erfolg von Food-Startups ist. Nur mit einer gezielten Strategie kann Österreich seine Innovationskraft in der Lebensmittelbranche auch international ausspielen.“

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