19.03.2019

2Min2Mio: Intimrasur-Pitch zum “genieren” und überzeugende Brote

In der siebten Folge der aktuellen Staffel der Startup-TV-Show "2 Minuten 2 Millionen" gab es herbe Kritik an einer Geschäftsidee für den Intimbereich, Lob für Pilze auf Kaffesatz und ein Investment von allen Investoren in ein Linzer Startup.
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(c) Gerry Frank - Florian Hoffmanns Online Shop simply Bread weckte die Lust aller Investoren an ein Investment.

Die siebte Folge der aktuellen Staffel von “2 Minuten 2 Millionen” wurde von Martin Konrad, Klemens Stutzenstein und Max Walchshofer eröffnet. Ihr Startup Viita Watches stellt die Smartwatch Viita Active HRV her. Das Health-Wearable misst den Wasserhaushalt des Körpers, Stress, die körpereigene Regeneration und zeigt zudem Trainingsempfehlungen an, die individuell angepasst sind. In die Entwicklung des Produktes wurden von den Gründern bereits mehr als eineinhalb Millionen Euro gesteckt.

+++ 2Min2Mio: Wiener Startup schnappt sich alle Investoren +++

2 Millionen-Forderung für 25,1 Prozent

Der einstudierte Pitch hob die Vorteile der smarten Uhr hervor, darunter 100 Meter Wasserdichte, eine bis zu zweiwöchige Akkulaufzeit, GPS, ein mitlernender Algorithmus und ein Materialverbau aus Titan und Saphirglas. Die Founder wollten für 25,1 Prozent Unternehmensanteile zwei Millionen Euro.

Mehr als 300 Händler gewonnen

Wenig verwunderlich drehte sich alles nach der Vorstellung um die Firmenbewertung. Wein-Experte Hillinger meinte spaßeshalber, er müsse dafür ein Drittel seiner Firma verkaufen, Hans Peter Haselsteiner warf ein, dass diese Forderung wohl mehr auf Bedarf, denn auf Überzeugung fuße. Die Gründer blieben ruhig und diskutierten mit der Jury über ihre USP und die lange Laufzeit. Sie brachten den Umsatz von knapp 1,2 Millionen Euro in drei Monaten als Argument. Zudem wies das Trio auf den eigenen Online-Shop hin und betonte, dass bereits mehr als 300 Händler als Vertriebspartner gewonnen wurden.

Smart-Watch-Markt zu riskant für Investoren

Haselsteiner war es aber “zu riskant” zu investieren, da es sich um einen “Wahnsinns-Markt” handele. Media-Shop-Chefin Katharina Schneider schloss sich an. Auch Martin Rohla stimmte in den Chor seiner Vorredner ein und stieg aus. Wunsch-Partner Florian Gschwandtner, der sich aus seiner Zeit bei Runtastic durchaus mit der Arbeit und der “Engineering-Power” der Gründer identifizieren konnte, war der Hardware-Bereich ebenfalls zu risikoreich. Er bot allerdings seine Hilfe an, Kontakte zu knüpfen.

Hillinger als Fan der Viita Watch

Leo Hillinger offenbarte, dass er das Produkt bereits kenne, da er Sportler sei. Er wisse um die zahlreichen Möglichkeiten der Uhr, die einem etwa auch sage, wie viel man trinken müsse. Sichtlich geknickt, meinte der Juror, er wäre sehr gerne dabei, aber die Forderung sei für ihn zu hoch. Kein Deal für Viita Watches bei “2 Minuten 2 Millionen”.

Drei Gründerinnen, eine Pilzart

Pitch zwei kam von Mercedes Springer. Ihr Unternehmen Pilzkiste spezialisiert sich auf die Produktion und Weiterverarbeitung von aus Kaffeesatz gezüchteten Austernpilzen. Neben einer zu 95 Prozent aus Austernpilzen bestehenden (essbaren) Pilzcreme, bietet das Startup auch Grow-Kits an. Die Gründerin forderte mit ihren Co-Founderinnen Jasmin Kabir und Nina Bercko 125.000 Euro für 15 Prozent Anteile.

(c) Gerry Frank – Pilzkisten-Gründerinnen Jasmin Kabir, Mercedes Springer, und Nina Bercko verhandelten gleich mit zwei Investoren.

Pilzkiste als Franchise?

Nach kurzer Verwirrung rund um die Produkte, Produktion und Klärung des Umsatzes von 57.000 Euro für 2018 zeigte Impact Investor Rohla Interesse. Er brachte eine Franchise-Idee ins Spiel, die von den Damen als möglich bezeichnet wurde. Gschwandtner freute sich über Frauen als Gründerinnen, habe aber mit Pilzen nichts am Hut. Er stieg aus. Hillinger war einmal mehr die Bewertung zu hoch, während Schneider zwar kein Investment, aber zukünftige Gespräche in Aussicht stellte.

Zwei Investoren bei “2 Minuten 2 Millionen” für die Pilzkiste

Nachhaltigkeits-Experte Rohla war voll des Lobes und bot 100.000 Euro für zwanzig Prozent Beteiligung. Haselsteiner indes stellte die geforderte Summe in Aussicht, verlangte aber 25,1 Prozent und wünschte sich eine Partnerschaft mit Rohla. Das Gegenangebot des Trios lautete 20 Prozent für 125,000 Euro für beide Investoren. Haselsteiner weigerte sich ein Minderheits-Beteiligter zu sein und bot mit Rohla nach Diskussionen gemeinsam 140.000 Euro für weiterhin 25,1 Prozent. Die Gründerinnen nahmen an.

(Scham)haarige Angelegenheit

Peter Weider und Dean Matijevic versuchen es im Feld der Intim-Rasur. Mit Shavyx bieten sie sowohl maskuline als auch feminine Intimrasurschablonen an. Dabei handelt es sich um eine Art Pflaster, das auf die bevorzugte Stelle geklebt wird. Das Duo wollte für zehn Prozent 300.000 Euro.

Wütender Haselsteiner: “Jetzt können sie sich genieren”

“Jetzt können sie sich genieren”. So lautete die Reaktion von Haselsteiner auf diese Forderung von Weider und Matijevic. Der Investor erregte sich weiter über die mangelnde Ernsthaftigkeit in einer Startup-Show und nannte die Firmenbwertung “a pflanz”. Er verabschiedete sich entschieden als möglicher Investor für das bisher umsatzlose Startup.

Doch noch ein Happy End?

Selbst der sonst ruhige Florian Gschwandtner ließ sich etwas von der Aufregung im Studio anstecken und hielt eine Mini-Keynote in Sachen richtiger Pitch mit richtigen Firmenzahlen. Auch er stieg, wie der Rest aus. Als Haselsteiner die beiden schockierten Gründer mit einem wirschen “Wiederschaun” aus dem Studio schicken wollte, meldete sich Daniel Zech von Seven Ventures zu Wort, der auch heuer wieder Media-Budget an Startups verteilt. Er erwähnte die Mehrheitseigentümerschaft beim Erotik-Shop Amorelie.com und bot eine Listung auf der Plattform an. Die Gründer nahmen an.

(c) Gerry Frank – Mit ihrer Idee von Intimrasur-Schablonen konnten Gründer Peter Weider und Dean Matijevic zwar kein Investment, dafür aber eine Listung bei Amorelie ergattern.

Individuelle Brotmischungen per Mausklick

In Florian Hoffmanns Online-Shop simply Bread können Kunden individuelle Brot-Backmischungen konfigurieren und bestellen. Jeder kann seine gewählte Basismischung mit vier weiteren Komponenten aus über 30 Zutaten zusammenstellen und per Mausklick zu sich nachhause liefern lassen. Back-Utensilien und ein handelsübliches Backrohr würden genügen, um das Wunschbrot in zwei Minuten teigfertig zu machen und in weiteren 45 Minuten zu backen. Er bot 15 Prozent für 100.000 Euro.

Ein Investoren-Angebot und ein Startup-Ticket

Im ersten Jahr konnte das Linzer Unternehmen ohne viel Marketing 5.000 Stück verkaufen, fürs zweite Jahr sind 11.000 eingeplant, was einen prognostizierten Umsatz von 40.000 Euro ergibt. Einer intensiven Fragerunde zum Userbestellverhalten folgte die Kostprobe. Danach startete Haselsteiner mit dem Angebot von 25,1 Prozent für 100,000 Euro. Hillinger wiederum rief Markus Kunkte auf den Plan, der nicht lange auf sich warten ließ. Kuntke ist heuer wieder für BIPA, Merkur und BILLA bei “2 Minuten 2 Millionen” mit dabei und verteilt “Startup-Tickets”, die maßgeschneiderte Coachings von Verkaufs- und Marketingprofis der REWE-Group umfassen. Der simply Bread-Gründer nahm selbstverständlich das Angebot an.

Das Investoren-Triumvirat

Doch es ging weiter. Rohla konkurrierte mit Haselsteiner und wollte ebenfalls 25,1 Prozent für 110,000 Euro Investment. Auch Kathrina Schneider wollte einsteigen und stellte einen breiten Vertrieb in Aussicht. Sie wollte sich Haselsteiner anschließen, als Hillinger daraus ein Investoren-Triumvirat machte. Gschwandtner dagegen sah das Unternehmen als digitales Business und hatte Abo-Modelle im Sinn. Er wollte mit der Runde gehen oder allein 100.000 Euro für 30 Prozent bieten.

(c) Gerry Frank – Florian Hoffmanns Online Shop simply Bread weckte die Lust aller Investoren an ein Investment.

Erfolg auf ganzer Linie

Dieses allgemeine “Herumschlawienern” über mögliche Beteiligungsmodelle wollte Leo Hillinger auflösen, indem er meinte, Hofmann würde alle fünf Investoren mit 100,000 Euro Investment für 25,1 Prozent bekommen. Daraufhin überlegte Haselsteiner laut, sein “überlegenes” Kapital einzusetzen, ließ sich aber auf den fünffach-Deal ein. Der Gründer nahm an.

Elektrische Freunde

Den Abschluss in der siebten Folge von “2 Minuten 2 Millionen” bildete eFriends Energy von Fritz und Klara Dimmel sowie Matthias Katt. Diese Plattform soll Privatpersonen ermöglichen, sowohl Öko-Strom anzubieten als auch kaufen zu können. Das Jungunternehmen hat für ihre Idee aus Hard- und Software eine eigene Technologie entwickelt. Über eine App werden Anbieter und Interessenten miteinander verbunden. So sollen User, die etwa per Photovoltaik-Anlage Strom produzieren und nicht alles nutzen, mit anderen Personen über einen “eFriends Cube” vernetzt werden. Die Founder forderten 200.000 Euro für zehn Prozent Anteile.

Bis zu vier Leute anschließen

Es folgte eine harte Fragerunde über Modalitäten und den Nutzen für den User. Katt wusste auf jede Frage eine Antwort und argumentierte damit, dass ein Photovoltaik-Anlagen-Besitzer im Schnitt nur rund ein Drittel des erzeugten Stroms nutze. Mit dem Cube könne er bis zu vier Leuten den überschüssigen Strom verkaufen. 100 Pilot-Kunden würde es in Österreich bereits geben.

Florian Hoffmanns Online Shop
(c) Gerry Frank – Das Startup eFriends möchte mit seinem Cube ein neues Bewusstsein für Stomverbrauch entfachen.

Ein Investor plus nahezu einer

Rohla bot für zehn Prozent 150.000 Euro, was Hillinger auf den Plan rief. Auch er stellte die selbe Summe für die gleiche Beteiligung in Aussicht, forderte aber vorher ein Arbeitsmeeting zwischen den Gründern und einem ihm bekannten Photovoltaik-Experten. Die Founder nahmen die Option des Wein-Experten an und schlugen zudem mit Rohla gleich ein.


⇒ Viita Watches

⇒ simply Bread

⇒ Shavyx

⇒ Pilzkiste

⇒ eFriends Energy

⇒ Puls4/2Min2Mio

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Cocoon Capital Advisory Sebastian Kurz - Startups und Beteiligungen - Dream Security
Sebastian Kurz | (c) EVP via Wikimedia Commons

Vor gut zwei Jahren co-gründete der österreichische Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz das Cybersecurity-Startup Dream Security. Mit an Bord ist Shalev Hulio, Ex-CEO der Spionagefirma NSO. Bereits zum Start holte sich das Unternehmen 20 Millionen US-Dollar Kapital. Kurz hielt danach ein Drittel der Anteile.

Investment an Gaza-Grenze

Im November 2023 holte sich Dream ein neues Investment in Höhe von 33,6 Millionen US-Dollar. Kurz hielt danach noch rund 20 Prozent der Anteile. Das Kapital kam primär von den Bestandsinvestoren Aleph und Group 11 – beide aus Israel. Kurz darauf bezifferte das Wall Street Journal die Bewertung der Kurz-Startups mit rund 200 Millionen US-Dollar.

“Die heutige Cyberlandschaft erfordert innovative Ansätze, um aktuellen Bedrohungen effektiv und zielgerichtet zu begegnen. Dank dieser Finanzierungsrunde sind wir in der Lage, weiterhin rasch zu wachsen”, kommentierte der Ex-Kanzler in einem Statement, das brutkasten damals erhielt.

Seither zeigt der eskalierte Gaza-Konflikt Auswirkungen auf Dream Security. So war CEO Shalev Hulio zum Zeitpunkt des letztjährigen Investments selbst als Reservist in der israelischen Armee tätig. Unterschrieben wurde der damalige Investment-Vertrag von Hulio in Uniform an der Grenze zu Gaza.

125 Millionen US-Dollar Umsatz

Im November 2023 zählte das Unternehmen noch 70 Mitarbeiter:innen – 60 davon in Israel. Mittlerweile sei die Belegschaft auf 150 Mitarbeitende gewachsen. “Ihr seid der Grund dafür, dass wir heute dort stehen, wo wir sind”, so der Ex-Kanzler in einem seiner jüngsten LinkedIn-Postings. Gedankt wird auch den bisherigen Investor:innen, darunter Dovi Frances, der Group 11 und Michael Eisenberg, Partner bei Aleph. Überdies verkündet Ex-Kanzler Kurz, mit Dream bereits “über 125 Millionen US-Dollar Umsatz in Europa, dem Nahen Osten und Asien” erreicht zu haben.

Party in der Wüste

Darüber hinaus schreibt Kurz auf LinkedIn: “Für uns als Österreicher war es eine neue Erfahrung, eine Party in der Wüste zu feiern, und dazu noch dem Thema entsprechend gekleidet zu sein… das hat auf jeden Fall eine Menge Spaß gemacht!” Gefeiert wurden die genannten Meilensteine laut dem Posting im Rahmen eines “Tribe-Events”.

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