31.03.2020

“2 Minuten 2 Millionen” Folge 9: Fünf Investoren für Musik-Startup Gitanova

In der neunten Folge der aktuellen Staffel von "2 Minuten 2 Millionen" ging es ums Erbrechen, Knoblauch-Nudeln und Sticker, die vor UV-Strahlung warnen. Zudem konnte ein Startup aus Linz alle fünf Investoren nicht nur begeistern, sondern gleich für sich gewinnen.
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Gitanova, 2 Minuten 2 Millionen Hillinger, Gschwandtner, Schneider, Haselsteiner, Rohla, Kuntke, Zech, REWE, Startup
(c) PULS 4/ Gerry Frank - Die Gitarren-Alternative Gitanova sorgte für große Begeisterung unter den TV-Investoren.
kooperation

Den Anfang der neunten Folge von “2 Minuten 2 Millionen” machte Vomito, ein Startup aus Linz. Die Chemiker Matthias Kaltenberger, Christian Zuschrader und die angehende Molekularbiologin Clarissa Eibl haben ein Pulver entwickelt, das unangenehme Flüssigkeiten, wie Urin, Blut oder Erbrochenes, bindet. Die Ekel-Gerüche sollen damit rasch unterbunden, die pulvrig gewordenen Flüssigkeiten danach einfach aufgewischt, aufgekehrt oder aufgesaugt werden. Die Gründer forderten: 50.000 Euro für zehn Prozent Beteiligung.

+++ Horus Case bei 2Min2Mio: „Nach dem Pitch dachte ich, jetzt zerreißen sie uns“ +++

Angeekelter 2 Minuten 2 Millionen-Investor

Das Produkt unterscheidet sich zur Konkurrenz, so Eibl, im Duft (Beeren) und darin, dass durch das blaue Pulver die Optik vom Erbrochenem verschwindet. Nach dem Pitch und einer Demonstration mit “Test-Kotze” – und der Erkenntnis, dass sich Nachhaltigkeits-Experte Martin Rohla allein beim Reden über Erbrochenes ekelt – verkündete Winzer Leo Hillinger seine Entscheidung.

Ein Winzer passt nicht zum Produkt

“Ich kann nicht Wein verkaufen und Speibmittel” sagte er und verabschiedete sich als möglicher Partner. Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner folgte mit großem Lob, während Rohla nicht bereit war, ein Angebot abzugeben. Er war vom Startup deutlich beeindruckt, das Thema stoße ihn aber derart ab, sodass er an seine Kollegen weitergab.

2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) PULS 4/ Gerry Frank – Mit blauem Pulver gegen Ekel-Gerüche wie von Urin oder Erbrochenem: Vomito.

Startup-Ticket bei “2 Minuten 2 Millionen”

Kurz darauf kam es zu einem “Schweige-Showdown” zwischen Mediashop-Chefin Katharina Schneider und Hans Peter Haselsteiner, der durch Markus Kuntke unterbrochen wurde. Der REWE-Trendmanager lobte das Logo – ein Einhorn, das einen Regenbogen erbricht – und meinte, wenn Schneider das Startup unterstütze, würde er das Produkt gerne bei BIPA listen.

Doppel-Date für Vomito?

Haselsteiner stieg in mitein: “Wenn die Katharina euch hilft, dann helfe ich auch”, sagt er  und bot 50.000 Euro für 13 Prozent. Unter der Voraussetzung, dass Schneider ebenfalls den gleichen Anteil für die selbe Summe übernehme.

Nicht “sexy”

Die bisher ruhige Unternehmerin meinte, ihr Kanal liebe Problemlöser, die Menschen begeistern. Vomito wäre aber “unsexy”, da täte sie sich schwer. Dennoch wollte sie investieren und stimmte Haselsteiners Vorschlag zu: insgesamt 100.000 Euro für 26 Prozent. Deal für Vomito.

Gitanova: Ein Gitarre für unmusikalische Menschen

Der zweite bei “2 Minuten 2 Millionen” war Michael Kainberger mit Gitanova. Dabei handelt es sich um ein neuartiges Musikinstrument, das im Prinzip wie eine Gitarre funktioniert – allerdings befindet sich jeder Akkord auf einem Knopf. Neo-Musikerinnen und -Musiker müssen daher keine komplizierten Griffmuster lernen, sondern können ohne Gitarrenunterricht begleitende Töne spielen – so die Idee. Der Gründer forderte 170.000 Euro für 25,1 Prozent.

Eine Kinder-Version

Nach einem äußerst musikalischem Pitch zeigte sich Haselsteiner interessiert und fand heraus, dass Gitanova vertriebstechnisch noch am Anfang steht. Hillinger warf ein, ob man eine Kinder-Version angedacht habe.

Das Instrument besteht aus Knöpfen, mit denen man auf der linken Seite Akkorde spielen kann, und verkürzten Gitarren-Saiten rechts. Eine “Zero”-Variante, die besonders für ältere Menschen – und auch für Kinder – gedacht sei, käme sogar gänzlich ohne Schlagsaiten aus, so die Antwort.

Gschwandtner: “Hat was”

Als Gschwandtner nachhakte, wie und wie lange man das Instrument erlernen müsste, um es zu spielen, bat ihn der Gründer gleich nach vorne, um es zu demonstrieren. Keine zwei Minuten später meinte der Investor, das Produkt “hat was”.

2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) PULS 4/ Gerry Frank – Großes Interesse an Gitanova seitens der Investoren wie Leo Hillinger und Katharina Schneider.

Bieterreigen bei 2 Minuten 2 Millionen

Hillinger ließ es sich auch nicht nehmen, Hand am rund 500 Euro teuren Produkt anzulegen und stand stellvertretend für die gesamte Riege der Juroren, die an Gitanova Interesse zeigten. Haselsteiner eröffnete den Bieterreigen, indem er die gewünschte Summe für die angebotene Beteiligung bot.

Einer nach dem anderen

Hillinger wollte wissen, ob der Bauherr an Partnern interessiert wäre und bot sich an. Auch Gschwandtner ließ durchblicken, dass er äußerst erstaunt über Gitanova sei. Rohla sprach von “Spaß am gesamten Auftritt” des Gründers und Schneider erzähle von ihrem fehlenden Talent beim Musizieren. Auch sie wäre dabei.

Als Hillinger ansetzte, den Gründer nach seinen Wünschen zu befragen, wenn alle fünf Investoren mitmachen wollten, unterbrach ihn Haselsteiner. Da er der erste mit Angebot gewesen wäre, würde er nun auch mitsteigern. Und er machte, stellvertretend für alle Juroren, ein neues Angebot: 200.000 Euro für 30 Prozent. Deal für Gitanova.

saferSUN: UV-Sticker bei “2 Minuten 2 Millionen”

Werner Schörkhuber und Richard Leitner haben mit saferSUN kleine Sticker mitgebracht, die auf der Haut angebracht werden und signalisieren, ob ein Sonnenschutz erforderlich oder noch ausreichend ist. Der Sticker wird auf die Haut aufgeklebt, danach kann der herkömmliche Sonnenschutz aufgetragen werden. Sobald die Schutzleistung nachlässt und UV-Licht darauf scheint, zeigt dies der Sticker durch Farbveränderung an. Die Gründer forderten von der “2 Minuten 2 Millionen”-Jury eine halbe Million Euro für 25 Prozent Anteile.

Reine Vertriebsfirma

Haselsteiner sorgte nach dem Pitch mit seinen Fragen und Anmerkungen für eine schlechte Stimmung bei den Gründern, als er feststellte, dass saferSUN eine reine Vertriebsfirma für das in Kanada hergestellte Produkt ist. Und dass der weltweit patentierte Sticker von ihnen nur in Europa verkauft werden dürfte, die Hersteller aber eine andere Firma für den asiatischen Vertrieb wählen dürften.

 Hillinger, Gschwandtner, Schneider, Haselsteiner, Rohla, Kuntke, Zech, REWE, Startup
(c) PULS 4/ Gerry Frank – Safer Sun konnte sich mit seinem UV-Warnungs-Sticker ein Startup-Ticket sichern.

“Eine Million Euro Umsatz zugesichert”

Die Gründer entgegneten, dass sie die Marke entwickelt hätten und der Name saferSUN nur für Europa gelte. Zudem seien ihnen andere Märkte “nicht verboten”. Das Startup habe auch für die kommende Saison durch Platzierung im Handel “eine Million Euro Umsatz vertraglich zugesichert”.

Hohe Firmenbewertung

Haselsteiner nannte das Produkt der Gründer nützlich, machte aber bei der hohen Firmenbewertung kein Angebot. Wo Haselsteiner Nützlichkeit sah, erkannte Gschwandtner Benutzerfreundlichkeit, stieg aber ebenso aus.

Ein glücklicher Winzer bei “2 Minuten 2 Millionen”

Der nächste, der sich zurückzog war Martin Rohla, gefolgt von Katharina Schneider, wodurch am Ende Winzer Hillinger überblieb. Der zeigte sich erfreut, dass bisher keine Investoren eingestiegen waren – und meinte, saferSUN könne die Welt revolutionieren: 300.000 Euro für 25,1 Prozent, so sein Angebot. Als die Gründer antworten wollten, schaltete sich erneut Markus Kuntke ins Studio zu. Die Folge: Das Startup erhielt das BIPA-Startup-Ticket. Und auch Hillinger wurde in die saferSUN-Family hereingenommen.

Pastafani: Chilli- und Knoblauch-Nudeln bei 2 Minuten 2 Millionen

Der vierte, der seine Idee bei “2 Minuten 2 Millionen” vorstellte, war Jürgen Ebert. Mit den Nudeln seines Startups Pastafani bietet er Gewürznudeln aus Österreich, die regional aus natürlichen Zutaten hergestellt werden. Das Sortiment enthält Teigwaren in verschiedensten Geschmacksrichtungen wie etwa Chilli oder Knoblauch. Der Gründer forderte 150.000 Euro für 20 Prozent Firmenanteile.

Das Bio-Problem

Pastafani ist beim Umsatz innerhalb von drei Jahren von 70.000 Euro auf 230.000 Euro gewachsen und in Handelsketten wie ADEG oder Nah & Frisch bereits vertreten. Gast-Juror Heinrich Prokop wies darauf hin, dass der regionale Aspekt noch zu schwach dargestellt wäre, während Rohla nachhakte, warum das Unternehmen nicht Bio produziere.

Bio-Herstellung wäre zu teuer, so die Antwort des Gründers. Dies störte Rohla und Prokop, die schlussendlich meinten, es müssten noch mehr Bio-Produkte in die Regale. Haselsteiner ging danach als erster, Gschwandtner folgte als nächster. Der Tech-Profi empfahl den Online-Vertrieb zu verstärken und sich ein Abo-Modell zu überlegen.

 Hillinger, Gschwandtner, Schneider, Haselsteiner, Rohla, Kuntke, Zech, REWE, Startup
(c) PULS 4/ Gerry Frank – Pastafani bietet Gewürznudeln aus Österreich aus regionalen und natürlichen Zutaten.

Kein Verhandeln mit Hillinger

Rohla zog sich, wie er bereits angedeutet hatte, ebenfalls zurück. Hillinger bot danach 100.000 Euro für 26 Prozent. Prokop empfahl dem Gründer, das Angebot des Winzers anzunehmen. Jener verhandelte allerdings und wollte für die genannte Summe “bloß” 20 Prozent der Firma hergeben. Dies verneinte Hillinger und behielt die Oberhand. 26 Prozent von Pastafani für den Wein-Experten.

Persönliche Blumenwiese bei “2 Minuten 2 Millionen”

“Meine Blumenwiese” von Jennifer und Thomas Kraus war das letzte Startup in dieser Folge von “2 Minuten 2 Millionen”. Bei diesem können Blumenwiesen für einen Euro pro Quadratmeter erworben werden. Nach der Bestellung erfolgt die Aussaat auf alten Ackerböden. Die gekauften Wiesenstücke können im Anschluss von den Kunden auch besucht werden. Der genaue Ort seiner ganz persönlichen Blumenwiese kann über die Website aufgerufen werden. Die Gründer forderten 40.000 Euro für 20 Prozent.

Lebensraum für Kleintiere schaffen

Mit “Meine Blumenwiese” sollen sich die Kunden nicht nur an einer Wiese voller Blumen erfreuen, sondern damit auch einen wichtigen Lebensraum für Kleintiere und Insekten sichern. Wenn man sich ein paar der Blumen mit nach Hause nehmen möchte, wird auf jeder Blumenwiese ein eigener Pflückstreifen gepflanzt. Zudem kann beim Kauf auch zusätzlich ein biologisches, nachhaltiges Produkt aus der Region als Geschenkpaket gewählt werden. Auch Firmen können sich im Sinne der CSR beim Startup melden, so die Gründer.

2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) PULS 4/ Gerry Frank – Mit einem Patent auf eine Blumenwiese Lebensraum für Insekten sichern.

Kein rundes Paket

Haselsteiner meinte er würde Kunde werden, jedoch nicht investieren. Gschwandtner schloss sich an. Es gebe noch zu viele Fragezeichen und kein rundes Paket. Katharina Schneider meinte, sie würde prüfen lassen, inwieweit sie und ihr Unternehmen sich anderweitig beteiligen könnten. Sie und auch Rohla investierten nicht.

Hillinger empfand das Projekt extrem spannend, sah es jedoch auch nicht als Investment-Case. Kein Deal für “Meine Blumenwiese”.


⇒ Vomito

⇒ Gitanova

⇒ Safer Sun

⇒ Pastafani

⇒ Meine Blumenwiese

⇒ PULS 4/2min2mio

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Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Spätestens mit dem Sieg von Donald Trump bei den US-Wahlen und der angekündigten Rückkehr seiner „America First“-Politik ist die Debatte über die Technologiesouveränität in Europa neu entfacht. Unter dem Motto „Drill, baby, drill!“ hat Trump zudem angekündigt, die Förderung fossiler Energieträger wie Öl und Gas massiv ankurbeln zu wollen. Gleichzeitig ist Europa in zentralen Industrien wie der Solar- und Batterietechnologie stark von China abhängig. Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die Frage, welche Marktchancen europäische Climate-Tech-Startups im geopolitischen Spannungsfeld zwischen den USA und China künftig haben.

Diese Frage beleuchten wir aus Investorensicht im Gespräch mit Lukas Püspök und Laurenz Simbruner – sie sind Founding Partner des Wiener Venture-Capital-Fonds Push, der gezielt in Health-Tech- und Climate-Tech-Startups investiert. Püspök leitet zudem das gleichnamige Familienunternehmen, das einer der größten Windkraftbetreiber Österreichs ist.


Wie schätzt ihr die aktuelle Finanzierungslage für Startups aus Investorensicht ein?

Laurenz Simbruner: Die erwartete deutliche Verbesserung bei Dealchancen blieb 2024 aus. Viele hatten die Hoffnung, dass der Markt wieder stärker anzieht, aber das war eher eine vorsichtige Prognose als Realität. Stattdessen erlebten wir ein Jahr, das stark im Zeichen selektiver Investments stand – Flight to Quality und ein klarer Fokus auf Unit Economics und den Weg zur Rentabilität. Besonders Top-Teams und Serial Entrepreneurs hatten es beim Fundraising leichter. Im Bereich Climate-Tech war weiterhin Finanzierung da, vor allem von neueren Fonds, die bereits 2021 und 2022 geraist wurden. Doch auch hier gab es erste Anzeichen von Ernüchterung.

Wie äußern sich diese Anzeichen der Ernüchterung im Climate-Tech-Sektor?

Lukas Püspök: Noch vor zwei Jahren waren die Erwartungen hoch – viele Pitch Decks gingen von extremen Energiepreisen aus, und selbst kleine Einsparungen durch Softwarelösungen wurden als äußerst wertvoll angesehen. Heute sind die Energiepreise in Europa zwar leicht erhöht, aber weitgehend normalisiert. Das führt zu einer gewissen Normalisierung der Nachfrage nach spezifischen Lösungen. Doch der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt: Lösungen im Kampf gegen die Klimakrise sind weiterhin dringend notwendig, und das Potenzial für neue Technologien ist groß. Besonders Boom-Technologien wie Batterien bleiben gefragt. Allerdings erschweren die wirtschaftliche Situation in Europa und der geopolitische Druck zwischen China und den Vereinigten Staaten die Entwicklungen in der Clean-Tech- und Climate-Tech-Branche.

Der Megatrend Climate-Tech bleibt intakt.

Laurenz Simbruner: Interessant ist auch die Entwicklung bei den Investitionsvolumina: Nach einem Anstieg über drei Quartale gab es zuletzt wieder einen Rückgang. Besonders Deals im Bereich künstliche Intelligenz ziehen hier Aufmerksamkeit auf sich, da viele Mega-Rounds ein Drittel des Investitionsvolumens in Anspruch nehmen. Unsere beiden Bereiche Klima und Gesundheit bleiben jedoch noch immer unter den Top-Verticals. Der Fokus im Climate-Tech-Bereich verschiebt sich hin zu echten Herausforderungen der Energiewende und Industrie. ESG-Monitoring oder reine Energiemonitoring-Lösungen reichen nicht mehr aus – es geht darum, die großen Probleme anzugehen. Beispielsweise spielt die Steuerung zwischen Energieproduzenten, Speichern und Abnehmern eine zentrale Rolle, und hier kann Software Effekte erzielen.

Lukas Püspök: Die Komplexität im Energiebereich steigt enorm, die neue Energiewelt ist wesentlich vielschichtiger und dynamischer als früher. Das schafft ein ideales Umfeld für neue Technologieunternehmen, die mit ihrer Agilität und Innovationskraft Lösungen bieten können, die traditionelle Akteure oft nicht schnell genug umsetzen. In diesem Feld ergeben sich fast zwangsläufig große Wachstumschancen für neue Technologieunternehmen. Die Herausforderungen und Möglichkeiten sind so groß, dass es fast nicht anders kommen kann.

Welche Chancen bestehen für Startups im Energiebereich angesichts der dominanten Marktposition Chinas im Hardwarebereich?

Lukas Püspök: Ja, tatsächlich sind die meisten wesentlichen Technologien mittlerweile fest in chinesischer Hand. Bei Wärmepumpen könnte Europa noch eine kleine Chance haben, aber auch hier zeigt sich ein ähnliches Bild wie bei den Wechselrichtern: Vor einigen Jahren hatten auch die europäischen Hersteller noch eine gewisse Relevanz am Weltmarkt, heute spricht jedoch fast jeder nur noch über Huawei und ein paar andere, die ihre Dominanz klar ausbauen konnten.

Diese Entwicklung wird sich in den nächsten Jahren nicht einfach aufhalten lassen. China hat ein enormes Production-Know-how aufgebaut. Die Unternehmen dort sind in Forschung und Entwicklung sowie im Bau großer Produktionsanlagen extrem stark geworden. In Europa wird es sehr schwierig, dieses Niveau schnell zu erreichen.

Die USA gehen einen anderen Weg: Mit dem Inflation Reduction Act fließt viel Kapital in den Aufbau von Produktionskapazitäten, was den USA möglicherweise Vorteile verschafft. In Europa fehlen vergleichbar starke Investitionsanreize und langfristige Strategien, wie sie in China und den Vereinigten Staaten umgesetzt werden.

Historisch gesehen sind industrielle Erfolge eng an günstige Energiepreise gebunden.

Das bedeutet jedoch nicht, dass es für europäische Startups im Energy-Tech-Bereich keine Chancen gibt. Es gibt zahlreiche Felder, in denen sie erfolgreich sein können – von der Ausgleichsenergie über das Energiekostenmanagement bis zur Batterieoptimierung und Implementierung, um nur ein paar zu nennen. Hier bieten sich viele Möglichkeiten zur Wertschöpfung.

Wenn jedoch jemand in Europa eine neue Solarzelle entwickeln möchte, ist Skepsis angebracht, ob eine solche Entwicklung hier wirklich konkurrenzfähig in die Massenproduktion gehen kann. Deshalb liegt unser Fokus ohnehin nicht auf Hardware. Sie kann zwar eine Rolle spielen, aber der Hauptwert sollte immer aus der Softwarekomponente kommen – auch wenn das im Energy-Tech-Bereich manchmal herausfordernd ist.

Welchen Investitionsfokus verfolgt Push im Energiebereich?

Lukas Püspök: Unser Fokus liegt immer auf Asset-Light-Ansätzen, selbst bei Projekten mit Hardwarekomponenten. Wir sind offen, auch Hardware anzusehen, aber der wesentliche Wert wird in Europa öfter durch Software geschaffen, seltener durch herausragende Hardwareentwicklung und Produktion.

Laurenz Simbruner: Das liegt auch daran, dass wir als Tech-Investoren darauf achten, wie leicht Folgefinanzierungen gesichert werden können. Bei reinen Hardware-Investments stoßen wir auf Widerstände: Rund drei Viertel der potenziellen Investoren sagen bei „Hardware only“ Nein. Das erhöht das Risiko, dass eine Anschlussfinanzierung scheitert oder man alternative Finanzierungsquellen wie strategische Investoren oder Family Offices anstreben muss.

Was muss Europa tun, um im Energiebereich Technologiesouveränität zu erlangen?

Lukas Püspök: Europa kann nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn es langfristige, klare Policies ähnlich wie die anderen großen Wirtschaftsräume umsetzt. China hat mit seinen Fünfjahresplänen schon vor Langem begonnen, grüne Technologien und Batterien strategisch zu fördern, und unterstützt seine Unternehmen auf vielen Ebenen. Die USA setzen auf den Inflation Reduction Act, der klare Impulse für die Industrie bietet. Im Vergleich dazu wirkt Europa mit seinen Initiativen wie dem Green Industrial Deal fast zurückhaltend und politisch fragmentiert, was große Schritte erschwert.

Wir brauchen diese Klarheit in der europäischen Politik, um unsere Industrie zu halten und wettbewerbsfähige, günstige Energie zu sichern. Historisch gesehen sind industrielle Erfolge eng an günstige Energiepreise gebunden, und auch für Europa ist der massive Ausbau erneuerbarer Energien alternativlos. Manche Stimmen sprechen sich zwar für mehr Kernenergie aus, aber der gänzlich fossilfreie Ausbau bleibt das Ziel; besonders, da Europa keine großen natürlichen Ressourcen besitzt. Wir müssen so viel wie möglich selbst in Europa erneuerbar produzieren.

Der Fokus im Climate-Tech-Bereich verschiebt sich hin zu echten Herausforderungen der Energiewende und Industrie

Donald Trump hat die US-Wahlen gewonnen und setzt sich für fossile Energieträger ein. Inwiefern ist das eine Gefahr für den europäischen Climate-Tech-Sektor?

Lukas Püspök: Die aktuellen Entwicklungen in den USA stellen für den europäischen Climate-Tech-Sektor aus meiner Sicht keine allzu große Gefahr dar. Wenn die USA erneut aus dem Klimaabkommen austreten und die Schiefergas- und Schieferölproduktion steigern, wird dies zwar Auswirkungen haben, doch Europa wird weiterhin konsequent auf Zukunftstechnologien setzen. Diese klare Haltung stärkt das europäische Ökosystem und zeigt eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber globalen politischen Veränderungen. Insgesamt halte ich den Wahlausgang für die Klimabemühungen für sehr bedauerlich – für die Chancen der europäischen Climate-Tech-Unternehmen aber nicht für eine fundamentale Gefährdung.

Laurenz Simbruner: Viele Climate-Tech-Lösungen dienen primär der Kostenreduktion und der Produktivitätssteigerung. Der Kundennutzen steht dabei im Vordergrund, z. B. durch geringeren Verbrauch oder höhere Effizienz. Die Entscheidung für solche Innovationen ist oft wirtschaftlich motiviert und nicht rein ideologisch. So spielt auch in den USA der wirtschaftliche Nutzen eine entscheidende Rolle – und erneuerbare Technologien wie Photovoltaik setzen sich langfristig durch, wenn sie wirtschaftlich sinnvoll sind.

Lukas Püspök: Letztlich zeigt sich: Technologien setzen sich dauerhaft nur dann durch, wenn sie einen entsprechenden Kundennutzen bringen. In vielen Fällen sind aber Anschubfinanzierungen notwendig, um Technologien wie Photovoltaik zu etablieren und günstige, nachhaltige Lösungen weltweit zu fördern. Der große Photovoltaikboom auf österreichischen Dächern begann weniger aus Umweltgründen oder weil plötzlich jeder grünen Strom wollte; vielmehr wollen wir uns im Lichte der hohen Kosten und der Abhängigkeit von Importen wirtschaftlich absichern. Dieses Prinzip zeigt sich auch in den USA: Zwar könnte man mehr Öl und Gas fördern, und in gewissem Umfang wird das leider auch passieren, aber in vielen Fällen ergeben andere Energieformen wirtschaftlich mehr Sinn. Auch die USA werden PV, Windkraft und Batterien weiter stark ausbauen, hauptsächlich, weil sie in der Stromproduktion zu fast konkurrenzlos günstigen Technologien geworden sind.


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AI Summaries

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