10.03.2020

“2 Minuten 2 Millionen”: Folge 6 mit einer der höchsten Bewertungen seit Show-Start

In der sechsten Folge von "2 Minuten 2 Millionen" ging es diesmal um essbare Hautpflege, Skibrillen-Schutz und einen bifacialen Solarzaun. Zudem sorgte ein ehemaliger Pop-Star für eine der höchsten Firmenbewertungen seit Bestehen der Show.
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2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) PULS 4/ Gerry Frank - Ex-Papermoon-Sänger Christof Straub sorgte für eine der höchsten Firmenbewertungen der Show-Geschichte.
kooperation

Den Anfang von “2 Minuten 2 Millionen”, Folge 6,  machten Evelyn Poteschil und Paul Weitz, Gründer von alpine vju. Dabei handelt es sich um einen Skibrillenschutz, den man über die Skibrille drüber zieht. Das Material besteht aus elastischer Mikrofaser und einem Gummiband. Bisher gibt es 20 verschiedene Designs. Auch ein Online-Konfigurator ist in Planung – bisher konnten nur B2B-Kunden das Produkt personalisieren. Die Gründer forderten 50.000 Euro für 15 Prozent.

+++ Hier gibt’s mehr zu “2min2mio zu sehen +++

Die ersten in Europa

Kaum war der letzte Atemzug des ersten Pitches gesprochen, meinte Winzer Leo Hillinger, er kenne das Produkt schon. Das Gründer-Duo gab daraufhin zu, nicht alleine in der Branche zu sein; sie seien aber die ersten in Europa, die den Schutz anbieten würden. Danach erhielten die “2 Minuten 2 Millionen”-Juroren eigens auf sie abgestimmte Skischutze.

“Ein Marketing Game”

Weitz nannte in der folgenden Diskussion sein Vorhaben, sich als Marke zu platzieren “ein Marketing-Game” und strich den Vorteil des “First Movers” hervor. Auch würde ein Ersatzglas um die 90 Euro kosten, während ihre “goggle protection” für rund zehn Euro zu erstehen sei.

Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) PULS 4/ Gerry Frank – Florian Gschwandtner beim Testen des Skibrillen-Schutzes von alpine vju.

Nicht patentierbare Idee

Ex-Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner stimmte zu, dass dieses Thema, dem sich alpine vju widmet, tatsächlich relevant sei. Er selbst habe in der letzten Skisaison zwei Brillen zerkratzt. Nachhaltigkeitsexperte Martin Rohla warf ein, dass eine der großen Ski-Hersteller das Produkt einfach kopieren könnte, ein Patent darauf sei ja nicht möglich.

Schutz kontraproduktiv

Die Gründer antworteten mit einem Vergleich: Weitz fragte, warum denn Handy-Hersteller keinen hochwertigen Schutzhüllen mitlieferten. Die Antwort: Es wäre, ähnlich wie beim Skibrillen-Hersteller, ökonomisch kontraproduktiv einen Schutz anzubieten. Man wolle ja, dass der Kunde alsbald wiederkehrt.

Ein folgenschweres Szenario

Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner verabschiedete sich als erster potentieller Investor. Er zeichnete ein Szenario für das Startup, das sich bei Erfolg folgendermaßen abspielen würde: Ein Hersteller würde sich auftun, der auf den Schutz etwas Bekanntes wie zum Beispiel “Ski Amade” darauf druckt und es um 50 Cent zur Tageskarte dazulegt.

Werbemittelfirmen als Kunden

Auch hier widersprach Weitz und drehte das Argument um. Gerade Ski Amade wäre bereits Partner und habe bei alpine vju produzieren lassen. Auch Werbemittelfirmen, die bei den großen Unternehmen unter Vertrag sind, kämen auf das Startup zu. Sogar ein großer Münchner Automobil-Hersteller kaufe bereits bei ihnen für Events ein.

Hohe Marge braucht keine Investoren?

Dieser Argumentationskette folgte Mediashop-Chefin Katharina Schneider und stimmte zu. Die STRABAG würde ja auch nicht selbst “Kugelschreiber” produzieren, sondern zukaufen. Dies ließ Haselsteiner sinnierend schweigen. Gschwandtner riet danach dazu, sich auf das aktuelle Produkt zu fokussieren und andere Pläne, wie ein Schutz für Visierhelme hintanzustellen. “Branding” und “time to market” wären in dieser Phase essentiell. Er stieg jedoch aus, weil das Startup so gut sei und Geld mit – eigenen Angaben nach – einer Marge von bis zu 70 Prozent nicht brauche.

Produkt nicht schützbar

Schneider folgte, da das Produkt nicht zu ihr passe. Nachdem auch Rohla ausgestiegen war, meinte Hillinger, er traue sich nicht “drüber”. Das Produkt sei nicht schützbar. Kein Deal für alpine vju.

98 Prozent recurring customers

Die “2 Minuten 2 Millionen”-Jury dürfte sich als zweiten Auftritt über Christian Koder, Sebastian Podesser und Maximilian Mariel von Hakuma freuen. Die drei Freunde produzieren einen Eistee, der aus Matcha, Mango, Zitrone, Ingwer und Baobab (Früchte des afrikanischen Affenbrotbaums) besteht. Das Startup kann bereits auf einen Umsatz von 1.000.000 Euro zurückblicken. Und auf eine Kundenrückkehr von 98 Prozent. Die Forderung: 100.000 Euro für fünf Prozent Beteiligung.

Fast wie ein Energy-Drink

Matcha, so die Gründer, habe eine positive Wirkung auf den Körper. Das Getränk wirke schon fast wie ein Energy Drink, aufgrund des Inhaltsstoffes Teein. Die drei Gründer setzen bei allen Zutaten auf eine biologische Herkunft.

REWE-Ticket für Hakuma bei 2 Minuten 2 Millionen

Die Investoren nannten den Pitch “perfekt” und zeigten Interesse am Produkt. Tech-Profi Gschwandtner meinte, er könne jedoch nicht helfen. Er werde Kunde, müsse aber aussteigen. Schneider schloss sich den Worten ihres Vorgängers an. Danach schaltete sich Markus Kuntke zu. Der Trendmanager hatte lobende Worte für die Gründer über und verteilte das REWE-Startup-Ticket, mit dem Hakuma bei Merkur und Billa platziert wird.

2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) PULS 4/ Gerry Frank – Hakuma konnte mit ihrem Pitch mehr als nur die Studio-Juroren begeistern.

Der hadernde Haselsteiner

Auch Rohla meinte, dass das Startup die 100.000 Euro nicht brauche. Sie wären schon sehr weit. Er ging vollen Lobes. Haselsteiner haderte mit sich selbst und murmelte in sich hinein: “Alles, nur keine Getränke”. Er attestierte dem Hakuma-Team “gut” zu sein, auch das Produkt und der Auftritt wären hervorragend. Er verabschiedete sich dennoch und ließ Hillinger über.

400.000 Euro Medien-Budget?

Als jener sich zu Wort melden wollte, wurde er von Daniel Zech von 7 Ventures unterbrochen. Jener verteilt auch heuer wieder Medien-Budget und TV-Werbezeit an ausgewählte Startups. Er forderte zehn Prozent von Hakuma für 400.000 Euro Investment.

Der zähe Zech gibt nicht auf

Nun lag es am Winzer. Er nannte die drei jungen Männer “schlüssig” und bot die gewünschte Summe ohne Verhandlung. Das Gründer-Trio nahm Hillinger sofort ins Boot. Zechs Angebot lehnten sie jedoch ab. Zehn Prozent Abgabe wären zuviel. Der Medien-Experte wollte nicht nachgeben und bot plötzlich 150.000 Euro für fünf Prozent Beteiligung. Er nannte die verminderte Bewertung einen “Rabatt”.  Schlussendlich einigte man sich auf 200.000 Euro für fünf Prozent. Zweifach-Deal plus Ticket für Hakuma.

+++ koalaa: Wärmeflaschen-Startup mit 300 Euro Produktentwicklung nun im Handel +++

Schöne Haut und Gewichtsreduktion bei 2 Minuten 2 Millionen

Nach diesem Erfolg folgte Sabine Pittner auf der “2 Minuten 2 Millionen”-Bühne. Die Gründerin hat mit my beauty Line eine vollwertige Ersatz-Mahlzeit kreiert, die zusätzlich von Innen heraus die Haut aufbauen und stärken und zusätzlich das Gewicht reduzieren soll. Die gelernte Krankenschwester forderte 100.000 Euro für 20 Prozent Anteile.

Für schöne Frauen und essende Männer?

Ein Paket kostet rund 40 Euro und enthält zehn Mahlzeiten. Pittner nannte ihr Produkt mit dem Haut-Aspekt “einen Frauenthema”, wies aber auch darauf hin, dass man my beauty Line in kurzer Zeit als Mahlzeit fertigstellen könnte. Und deshalb auch für Männer geeignet sei. Hillinger erwähnte gleich, dass er in ein Protein-Soda investiert wäre und stieg aus.

Schneider hört Haselsteiner nicht richtig

Rohla lobte den Pitch, ging aber auch als potentieller Financiers. Er habe mit Kosmetik wenig zu tun. Gschwandtner erwähnte den brutalen Markt in der Beauty-Branche und stieg ebenfalls aus. Schneider wagte daraufhin eine unpopuläre Frage zu stellen und wollte von der Gründerin ihr Alter wissen. Die 53-jährige Pittner erzählte, dass sie ihr Produkt seit fünf Monaten selbst konsumiere. Die Mediashop-Chefin zeigte sich beeindruckt vom Aussehen der Founderin und bot die 100.000 Euro für 26 Prozent Anteile. Haselsteiner wollte sich bei seiner Vorgängerin anschließen, die sich anfangs aus akustischen Gründen verwirrt zeigte.

Erneut zwei Männer, die Schneider wollen

“Ich würde gerne hälftig mitmachen, wenn sie mich einladen. Wenn sie es aber alleine machen wollen, da sie mir schon einmal einen Korb gegeben haben, dann machen sie es halt allein” sprach der Bau-Tycoon halb lächelnd und wartete ab. Rohla tat es ihm plötzlich gleich und wollte ebenfalls mitmachen. Nun lag es an der Dame des Studios, zu entscheiden.

Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) PULS 4/ Gerry Frank – Wie in der Vorwoche wollten sich zwei Investoren bei Katharina Schneider anschließen.

Die Geschäftsfrau bei 2 Minuten 2 Millionen

Schneider meinte, dass es in diesem Fall hauptsächlich um die Vertriebsunterstützung und Expertise ginge, die Mediashop alleine mit einbringen könne. Und schloss beide Herrschaften aus ihrem Angebot aus.

Der zweite Korb für Haselsteiner

Rohla versuchte sich noch scherzhaft als Testimonial zu bewerben, während Haselsteiner betonte, dies wäre bereits der zweite Korb. Pittner schritt ein, meinte sie schmeiße den beiden Investoren als Trost eine Home-Party und nahm ohne Zögern Schneiders Angebot an.

User als Musik-Aktionäre

Der vorletzte bei “2 Minuten 2 Millionen” war Christof Straub, ehemaliger Papermoon-Sänger. Mit Global Rockstars hat er eine Plattform erschaffen, bei der User “Musik-Aktionäre” werden können. Fans und andere Interessierte erhalten, wenn sie über die Seite in ein einzelnes Musikstück investieren, einen Anteil am Song. Das bedeutet, dass man für jeden bezahlten Stream, Download oder Tonträger eine kleine Summe bekommt. Und zwar für die Dauer des Copyrights, also 70 Jahre lang. Der Gründer forderte für fünf Prozent Anteile 600.000 Euro.

Der Pitch begann mit einem Lied seiner Tochter und ehemaligen Songcontest-Teilnehmerin ZOE, bei dem Moss, ein Global Rockstar-Künstler, seine Qualitäten am Keyboard und dem Schlagzeug live im Studio präsentierte. Danach zeigten sich die Juroren etwas rastlos, als sie einer der höchsten Firmenbewertungen in der Geschichte der Show hörten.

Zwei Millionen Euro ins Unternehmen gesteckt

Straub gab an, dass bis dato zwei Millionen Euro in dem Unternehmen stecken würden, man auf 160.000 registrierte User zurückblicken könne und auf der Plattform etwa automatisierte royalty-Auszahlungen implementiert habe. Alles zwei Jahre am Markt getestet. Der Umsatz belaufe sich auf 400.000 Euro seit 2017.

+++ Original+: Auch Florian Gschwandtners neuer Chef steigt bei Ski-Startup ein +++

N26-Co-Founder Tayenthal: “Global Rockstar ein digitales Label”

N26-Co-Founder und Gast-Juror Maximilian Tayenthal nannte das Unternehmen ein digitales Label und wollte wissen, warum ein Künstler überhaupt Global Rockstar nutzen solle. Straub betonte, dass im Vergleich zu anderen Plattenfirmen sein Unternehmen “wesentlich fairere” Konditionen für Musiker anbiete.

Änderung des business-Modells 2017

Gschwandtner fragte nach, was man in den fünf Jahren seit Bestehen, neben der Software-Entwicklung, sonst noch getan habe. Der Gründer gab zu, dass sie zuerst auf ein falsches Geschäftsmodell gesetzt hätten und seit 2017 Global Rockstar in der derzeitigen Form führen würden.

Show-fremder Investor vor Einstieg

Danach gab es einen AHA-Effekt, als der Gründer seine bisherige Laufbahn als Pop-Sänger erwähnte und seine Musik-Erfahrung herausstrich. Hillinger nannte den Pitch herausragend und betonte den Fairness-Aspekt gegenüber dem Künstler, den er sehr schätze. Er wäre gern dabei, aber die Forderung sei ihm zu hoch. Daraufhin erklärte Straub, dass sie zu dieser Bewertung zurzeit der Aufzeichnung ein Investment abschließen würden. Es wäre nicht möglich, etwas gänzlich Unterschiedliches zu akzeptieren.

Vorsprung vor der Konkurrenz

Daraufhin stieg der zweite Gast-Juror Heinrich Prokop ebenfalls aus. Er verstehe das Geschäftsmodell nicht wirklich. Zudem habe er Ähnliches bereits gesehen. Daraufhin schaffte es Straub, Urgenz zu erzeugen, indem er erzählte, dass Global Rockstar die ersten weltweit mit einem solchen Businessmodell seien, Nachahmer aber bereits dreist darauf drängten, auch am Markt zu starten. Jene wären aber noch nicht “live”.

Disruptives Modell und Demokratisierung der Musik

Martin Rohla nannte das Modell disruptiv und eine Demokratisierung der Musik, die es Künstlern erlaube eine “Crowd” zu finden, die die Produktion unterstütze. Er wäre dennoch aufgrund der Bewertung nicht dabei. So blieben nur noch zwei Juroren über.

Zu hohe Bewertung

Florian Gschwandtner stieg alsbald aus. Er wäre bei investierten Startups gerne Teil des Software-Teams, bei Global Rockstar sei dieses Service aber leider ausgelagert. Tayenthal zeigte sich daraufhin selbst als Künstler, der an einem Elektro-Album feile und die Art des Startups gut finde. Allerdings stieg auch er aufgrund der Bewertung aus. Kein Deal für Global Rockstar.

Photovoltaik-Zaun bei 2 Minuten 2 Millionen

Den Abschluss der sechsten Folge von “2 Minuten 2 Millionen” bildeten Bernhard Stöckl und Robert Leitinger, von Elektronik Leitinger Photovoltaik. Sie haben abseits ihres Alt-Betriebs einen Photovoltaik-Zaun erfunden, der beidseitig Strom erzeugt. Für ihren patentierten “Bifacialen Solarzaun” wollten die beiden Salzburger 200.000 Euro für 25 Prozent Beteiligung.

Baubewilligung ein Problem?

Anfänglich zeigte sich die Pitcher etwas nervös und vergaßen ihren Text. Hillinger warf danach ein, dass es mit Genehmigungen fürs Bebauen schwierig werden könnte. Stöckl entgegnete, dass – je nach Bundesland verschieden – ein Zaun unter 150 Zentimeter Höhe bewilligungsfrei sei. Ihr Produkt würde diese Kriterien erfüllen.

2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) PULS 4/ Gerry Frank -Bernhard Stöckl und Robert Leitinger haben einen beidseitigen Photovoltaik-Zaun erfunden.

Besserer Auftritt nötig

Haselsteiner nannte den Zielmarkt des Startups eine Nische und stieg aus. Gschwandtner schloss sich an. Er und Schneider rieten den Beiden, sich in Zukunft besser auf Fragen vorzubereiten. Mit der bisherigen Entwicklung könne man ruhig selbstbewusster auftreten.

Rückkehr von Abkehr bei 2 Minuten 2 Millionen

Hillinger wollte auch nicht investieren, der USP am Produkt würde fehlen. So blieb Rohla über. Der Nachhaltigkeits-Experte bot 150.000 Euro für 25,1 Prozent. Während der Beratung der Erfinder bemerkte Hillinger im Studio seinen Gedankenfehler. Der Profit der Gründer von 60.000 Euro – bei 250.000 Euro Jahresumsatz – bezog sich allein auf den Solar-Zaun-Vertrieb, nicht auf den restlichen Elektro-Betrieb, der aber zur Disposition stand. Als er dies erkannte, wollte er doch mit einsteigen, was für Verwunderung, aber keine Ressentiments bei Rohla sorgte. Stöckl und Leitinger nahmen dankend beide Investoren an Board.


⇒ alpine vju

⇒ Hakuma

⇒ my beauty Line

⇒ Global Rockstar

⇒ Elektronik Leitinger Photovoltaik

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Markus Lang im Rahmen der invest.austria conference | brutkasten / martin pacher

Die Forderung nach einem Dachfonds besteht in Österreich seit längerer Zeit. Während in anderen europäischen Ländern vergleichbare Fondsmodelle bereits etabliert wurden, fehlt es in Österreich bislang an einer solchen Struktur. Ein Dachfonds funktioniert als Fund-of-Funds, bei dem das Kapital in verschiedene Venture-Capital-Fonds investiert wird, die wiederum gezielt in heimische Startups und Technologieunternehmen investieren.

Hierzulande setzt sich invest.austria im Rahmen ihrer Vision 2030 für die Schaffung eines Dachfonds ein, um den Kapitalzugang für Startups und etablierte Unternehmen zu verbessern. Auch bei der jüngsten invest.austria-conference am vergangen Mittwoch in Wien stand dieses Thema im Zentrum der Diskussion (brutkasten berichtete).

Im Interview mit Markus Lang, Partner bei Speedinvest und Board Member von invest.austria, sprachen wir über eine mögliche Ausgestaltung eines solchen Fondsmodells und die potenziellen Auswirkungen auf das österreichische Innovationsökosystem.


brutkasten: Warum brauchen wir aus deiner Sicht einen Dachfonds in Österreich?

Markus Lang: Ein erfolgreiches Ökosystem braucht zwei Dinge: Kapital und Talent. Während Österreich zweifelsfrei über viel Talent verfügt, gibt es im Bereich Kapital noch deutlichen Aufholbedarf, insbesondere im Vergleich zu anderen europäischen Ländern und globalen Märkten. Ein Dachfonds würde institutionelle Investoren verstärkt motivieren, in Venture Capital und Private Equity zu investieren, und so mehr Kapital, das in heimische Unternehmen fließt, freisetzen. Unser zukünftiger Wohlstand wird entscheidend davon abhängen, ob wir Hightech in Österreich ausreichend finanzieren können. Dazu zählen nicht nur Startups, sondern auch etablierte Unternehmen. Ein bewährtes Mittel, wie wir im europäischen Vergleich sehen, sind diese Dachfonds-Konzepte (Fund-of-Funds). Mit staatlicher Unterstützung setzen sie einen Stimulus, damit in weiterer Folge privates Kapital in den Markt fließen kann.

Du sprichst den staatlichen Support an. Wie müsste dieser deiner Meinung nach erfolgen? 

Für mich ist entscheidend, dass ein Management-Team vorhanden ist, das nach wirtschaftlichen Kriterien weitgehend frei agieren kann. Wichtig ist, dass das Fundmanagement die Entscheidungen so treffen kann, wie institutionelle Anleger es erwarten, und dass die öffentliche Einflussnahme minimal bleibt.

Eine Möglichkeit wäre ein finanzielles Commitment der öffentlichen Hand, um diesen Fonds zu ankern, ohne ihn allein zu tragen. Ebenso wichtig wäre ein Setup, das einerseits die Interessen der Steuerzahler wahrt, andererseits aber attraktiv genug ist, um institutionelle Anleger und Fondsmanager anzuziehen. Es gibt in Europa zahlreiche erfolgreiche Beispiele – mit dem nötigen Willen und etwas Rücksicht auf österreichische Besonderheiten ließe sich so ein Modell auch hier umsetzen. Aber dafür braucht es Mut – und die Infrastruktur, also der institutionelle Rahmen, muss jedenfalls von der öffentlichen Hand gesetzt werden.

Aktuell wird sehr viel darüber diskutiert, wo dieser Dachfonds am besten angesiedelt werden soll. Unter anderem wird dabei die Austria Wirtschaftsservice (aws) ins Spiel gebracht. Wie siehst du das?

Das österreichische Startup-Ökosystem wäre nicht dort, wo es heute ist, ohne die Austria Wirtschaftsservice (aws). Sie ist zweifellos einer der wichtigsten Unterstützer für Startups in Österreich. Für mich ist es essenziell, dass das Fondsmanagement nach marktwirtschaftlichen Kriterien entscheidet. Entscheidend ist schlussendlich, dass man hier mit dem Mindset eines Fund-of-Fund-Managers herangeht und nicht wie eine Förderbank agiert. Wenn dieses Mindset und die nötige Handlungsfreiheit in der aws, der ÖBAG oder einer neuen Entity gegeben sind, dann ist der Standort egal – Hauptsache, es wird professionell und marktnah geführt.

Wie viel staatliche Einflussnahme kann ein Dachfonds vertragen?  

Eine perfekte Lösung, bei der der Staat involviert ist, aber keinerlei Einfluss nimmt, ist unrealistisch. Es ist nicht ehrlich, staatliche Unterstützung zu fordern und zugleich vollständige Unabhängigkeit zu erwarten. Ich glaube jedoch fest an ein Modell, in dem Staat und private Investoren in einer Public-Private-Partnership zusammenarbeiten, da es auf vielen Ebenen sinnvoll ist. Der Staat stellt den institutionellen Rahmen und aus meiner Sicht auch ein Ankerticket für den Dachfonds, die Mehrheit des Kapitals kommt jedoch von privaten Investoren. Wenn man ein solches Projekt richtig aufsetzt, hat es nicht nur nachhaltig positiven Einfluss auf das Tech-Ökosystem in Österreich, sondern verdient der Republik auch gutes Geld. Hierfür gibt es international unzählige Beispiele auch aus anderen kleineren europäischen Ländern wie Portugal oder den baltischen Staaten.

Was das Management angeht, ist weniger entscheidend, wo der Fonds angesiedelt ist, sondern wer ihn führt. Entscheidend ist, dass erfahrene Personen aus dem privaten oder halböffentlichen Fundmanagement das Mandat und die Freiheit haben, ihre hohen Standards zu halten, ohne in einen starren regulatorischen Rahmen zu agieren, der die Flexibilität des Fonds einschränkt.

Der European Investment Fund (EIF) ist ein hervorragendes Beispiel: Er verwaltet öffentliches Geld, hat aber unter institutionellen Anlegern einen hervorragenden Ruf und gilt als Qualitätsindikator. Bei Speedinvest haben wir erlebt, wie der Prozess mit dem EIF als Gütesiegel bei privaten Anlegern wirkt – auch wenn er manchmal langwierig ist. Diese Mischung aus öffentlichem Engagement und privatem Qualitätsanspruch ist entscheidend für den Erfolg eines solchen Fonds.

Die Grundintention eines Dachfonds in Österreich sollte die Stärkung des heimischen Startup-Ökosystems sein. Ein zu starker nationalstaatlicher Fokus könnte jedoch die Attraktivität für Investoren mindern, oder? 

Es gibt verschiedene Modelle, die die Balance finden müssen zwischen der Freiheit, die ein privater Fundmanager braucht, und den Anforderungen, die mit der Investition von staatlichen Geldern verbunden sind. Ein privater Fundmanager muss genügend Flexibilität haben, um Investoren an Bord zu holen, denn das Produkt muss attraktiv sein. Gleichzeitig ist es verständlich, dass bei einem Beteiligungsvehikel, in das auch Steuerzahlergeld fließt, ein Interesse besteht, dieses Kapital innerhalb Österreichs zu investieren.

In Europa gibt es unterschiedliche Modelle. In größeren Ländern wird ein Ansatz genutzt, bei dem ein Fondsmanager vom Dachfonds etwa zehn Millionen Euro erhält und sich im Gegenzug verpflichtet, über die Laufzeit des Fonds dieselbe Summe im jeweiligen Land zu investieren. Dies ermöglicht es Fonds aus anderen Ländern auf das Kapital zuzugreifen, solange sie eine überzeugende Investmentstrategie vorweisen und die Investition in Österreich tätigen. Gleichzeitig wird man das nicht so 1:1 in Österreich umsetzen können, weil der Markt noch sehr klein ist und eine solche Regel wohl Fondsmanager zu sehr einschränkt. Ein anderer Ansatz wäre, die “Österreich-Komponente” über den Standort der Fondsmanager zu definieren und damit Österreich als Fondsstandort zu positionieren. 

Hierbei gibt es oft unterschiedliche Ansichten: Private Fondsmanager bevorzugen ein breiter gefasstes Modell, während die Politik eher auf ein stärker Österreich fokussiertes Modell drängt. Ein Kompromiss wäre notwendig, um beide Seiten zufriedenzustellen. Den “Wachstumfsfonds Deutschland” verwaltet durch die KfW Capital könnte man aber als Blueprint heranziehen und dann mit ein paar Änderungen für die Eigenheiten des österreichischen Marktes schnell umsetzen.

Auf der invest.austria-Konferenz wurde unter anderem von erfolgreichen Dachfonds-Modellen in anderen europäischen Ländern gesprochen. Warum gibt es in Österreich bis dato noch keinen Dachfonds?

Am Ende des Tages – und das wurde auch auf der Konferenz im Panel deutlich – ist die Initialzündung für die Umsetzung eines solchen Modells eine, die von öffentlicher Seite kommen muss. Aktuell gibt es zur neuen Regierungsbildung ein positives Momentum und wir wollen auch weiterhin alles daran setzen, um das Konzept voranzutreiben. 

Ich bin überzeugt, dass eine zentrale Frage unseres wirtschaftlichen Wohlstands davon abhängt, ob wir Schlüssel-Talente im Tech-Bereich nach Österreich holen, hier halten und Unternehmen aufbauen. Es geht nicht nur um Startups, sondern auch um Innovation in etablierten Unternehmen.

Frankreich ist hier ein inspirierendes Beispiel. Innerhalb weniger Jahre ist das Land von einer Randposition zu einem der europäischen Innovationszentren geworden. Durch gezielte Maßnahmen in den Bereichen Bildung, Kapitalbereitstellung und Regulierung hat Frankreich gezeigt, dass ein starkes Ökosystem entstehen kann. Heute wollen alle, die im Tech-Bereich tätig sind, in Frankreich präsent sein. Das zeigt, dass man nicht 50 Jahre braucht, um hier Fortschritte zu erzielen – wenn man das Thema ernst nimmt und mutig ist.

Mit invest.austria lobbyiert ihr mit der Vision 2030 politisch für den Dachfonds. Welches Feedback habt ihr bisher von Seiten der Politik erhalten?

In den letzten sechs Monaten haben wir mit allen politischen Parteien gesprochen. Das gehört zu den Kern-Aufgaben von invest.austria. Ich denke, es ist sinnvoll, mit allen im Parlament vertretenen Parteien ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln. Insgesamt standen alle Parteien dem Thema offen gegenüber. Natürlich gibt es Unterschiede in der Tiefe des Verständnisses, die Parteien bringen je nach ihrer bisherigen Auseinandersetzung mit dem Thema unterschiedliche Perspektiven mit.

Grundsätzlich findet jeder das Thema spannend, aber die langfristige Bedeutung, die Investitionen in fünf oder zehn Jahren für den Wirtschaftsstandort Österreich haben können, ist noch nicht bei allen vollständig angekommen – das ist ein Punkt, den wir noch verdeutlichen müssen. Dennoch sehe ich durchweg positive Signale. Letztlich wird es darauf ankommen, wie das Regierungsprogramm aussieht und wer im Finanz- sowie im Wirtschaftsministerium sitzt.

In Europa wird vielfach das Fehlen des viel besagten IPO-Fensters beklagt. Wie bewertest du aktuell die Situation?

In Europa waren IPOs in den letzten zehn Jahren eher ein Randthema, wenn es um Liquidität und Exits geht. Erfolgreicher waren oft Unternehmensverkäufe an etablierte Unternehmen, was die wichtige Rolle von Startups für Innovation unterstreicht. Startups schaffen direkte Innovation, indem sie eigenständig wachsen und Arbeitsplätze schaffen. Gleichzeitig bringen sie durch Übernahmen Innovation in traditionelle Unternehmen, was langfristig ebenfalls zur wirtschaftlichen Dynamik beiträgt.

Ich denke, dass Trade-Sales in absehbarer Zukunft in Europa eine wesentliche Rolle spielen werden. Dennoch brauchen wir dringend harmonisierte Kapitalmärkte und eine echte Kapitalmarktunion. Es wäre großartig, wenn die neue EU-Kommission Themen wie die Kapitalmarktunion als zentrale Priorität setzt – erste Anzeichen deuten darauf hin. Es gibt enorme Hürden, etwa sprachliche und kulturelle Unterschiede, aber meine Frage ist immer: Was ist die Alternative? Aufgeben ist die schlechteste aller Alternativen und das funktioniert in einer zunehmend globalisierten Welt immer schlechter.

Die US-Wahlen sind geschlagen. Donald Trump wird der neue US-Präsident. Wie wird sich dies deiner Meinung nach auf den europäischen Wirtschafts- und Innovationsstandort auswirken?

Es ist sehr wahrscheinlich, dass Europa in Zukunft stärker auf sich selbst gestellt sein wird. Der Wahlkampf deutete bereits darauf hin, dass eine „America-first“-Politik kommen wird, die wenig weltoffen ist. Das bedeutet, dass Europa umso entschlossener, schneller und autonomer agieren muss – insbesondere in Bereichen wie Technologieführerschaft, Kapitalmarktunion und Investitionen in Technologie. Ohne solche Maßnahmen riskieren wir, als Verlierer aus dieser Entwicklung hervorzugehen. Der Druck auf Europa wird weiter steigen, und wie es heißt: „Unter Druck entstehen Diamanten.“ Vielleicht kann dieser Druck in schwierigen Zeiten dabei helfen, schneller zu Lösungen zu kommen.


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AI Summaries

“2 Minuten 2 Millionen”: Folge 6 mit einer der höchsten Bewertungen seit Show-Start

  • Den Anfang von “2 Minuten 2 Millionen” machten Evelyn Poteschil und Paul Weitz, Gründer von alpine vju, die einen Skibrillen-Schutz herstellen.
  • Die “2 Minuten 2 Millionen”-Jury dürfte sich als zweiten Auftritt über Christian Koder, Sebastian Podesser und Maximilian Mariel von Hakuma freuen, die schlussendlich mehr als nur einen Deal ergattern konnten.
  • Bei my beauty Line handelt es sich um ein Hautpfelge-Produkt, das auch als Mahlzeit dienen kann.
  • Mit Global Rockstar können User in Musikstücke investieren.
  • Elektronik Leitinger Photovoltaik kann die Jury trotz Pitch-Schwierigkeiten begeistern.

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

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  • Elektronik Leitinger Photovoltaik kann die Jury trotz Pitch-Schwierigkeiten begeistern.

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  • Den Anfang von “2 Minuten 2 Millionen” machten Evelyn Poteschil und Paul Weitz, Gründer von alpine vju, die einen Skibrillen-Schutz herstellen.
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“2 Minuten 2 Millionen”: Folge 6 mit einer der höchsten Bewertungen seit Show-Start

  • Den Anfang von “2 Minuten 2 Millionen” machten Evelyn Poteschil und Paul Weitz, Gründer von alpine vju, die einen Skibrillen-Schutz herstellen.
  • Die “2 Minuten 2 Millionen”-Jury dürfte sich als zweiten Auftritt über Christian Koder, Sebastian Podesser und Maximilian Mariel von Hakuma freuen, die schlussendlich mehr als nur einen Deal ergattern konnten.
  • Bei my beauty Line handelt es sich um ein Hautpfelge-Produkt, das auch als Mahlzeit dienen kann.
  • Mit Global Rockstar können User in Musikstücke investieren.
  • Elektronik Leitinger Photovoltaik kann die Jury trotz Pitch-Schwierigkeiten begeistern.

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  • Die “2 Minuten 2 Millionen”-Jury dürfte sich als zweiten Auftritt über Christian Koder, Sebastian Podesser und Maximilian Mariel von Hakuma freuen, die schlussendlich mehr als nur einen Deal ergattern konnten.
  • Bei my beauty Line handelt es sich um ein Hautpfelge-Produkt, das auch als Mahlzeit dienen kann.
  • Mit Global Rockstar können User in Musikstücke investieren.
  • Elektronik Leitinger Photovoltaik kann die Jury trotz Pitch-Schwierigkeiten begeistern.