14.04.2020

„2 Minuten 2 Millionen” Folge 11: Haselsteiner-Flaschen-Attacke auf Schneider

In dieser Folge der Startup-Show gab es eine hypermoderne Trinkflasche, eine kritisierte Spar-App und "ungewickelte" Schokolade. Zudem kam es zu zwei Besonderheiten in der Sendung, als ein Gründer quasi die Investoren um eine Firmenbewertung bat und die einzige Dame im Feld Opfer einer nicht beabsichtigten Milliardärs-Attacke wurde.
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2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) Puls 4 / Gerry Frank - Investor Hans Peter Haselsteiner muss Katharina Schneider um Vergebung bitten.
kooperation

Die erste in der elften Folge der aktuellen Staffel von 2 Minuten 2 Millionen war Dorothea Sulzbacher. Mit Lite-Soil arbeitet die Gründerin gegen das Austrocknen oder Überwässern von Pflanzen. Egal, ob in der patentierten Netzform oder mittels ebenfalls geschützter einzelner Streifen, die Geotextilien des Startups dienen als unterirdische Bewässerungsanlage und leiten das Wasser, wie eine Wasserader, dorthin, wo es gebraucht wird. Pflanzen sollen dadurch nachhaltig zum Wachsen gebracht und zudem soll im Landschafts- und Gartenbau Wasser gespart werden. Die Forderung: 300.000 Euro für zehn Prozent.

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Lite-Soil: 2020 eine Million Umsatz geplant

Sulzenbacher war während des Pitch äußerst nervös und vergaß ihren Text. Nach Zuspruch der Jury weiterzumachen, fand die Founderin aber schnell ihre Souveränität wieder. Sie erklärte ihr Produkt, das bereits weltweit am Markt sei, mit dem sie 2019 rund 200.000 Euro Umsatz erwirtschaftet habe. Für 2020 sei die Umsatz-Million angedacht.

Bereits Kooperation mit STRABAG

Danach sah man andächtig überlegende Investoren, die nochmal auf das Patent zu sprechen kamen. Nachdem Sulzbacher versichert hatte, dass ihre Patente breit gefächert wären, wollte es Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner näher wissen und erfuhr, dass Lite Soil bereits mit der STRABAG beim Sportstättenbau kooperiert.

2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) Puls 4 / Gerry Frank – Dorothea Sulzbacher möchte mit Lite-Soil das Austrocknen oder Überwässern von Pflanzen verhindern.

Lieber B2b statt B2C

Nachhaltigkeitsexperte Martin Rohla führte seine mangelnde Kenntnis beim Thema an und stieg aus. Winzer Leo Hillinger meinte, mit einer derartigen Kompetenz müsse die Gründerin nicht nervös sein. Allerdings war ihm die Bewertung zu hoch. Er bot stattdessen eine Kooperation an. Ex-Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner dachte, dass der B2B-Bereich im Vergleich zu B2C der lukrativere wäre, er könne jedoch dem Startup nicht helfen.

Letzte Hoffnung Schneider bei “2 Minuten 2 Millionen”

Haselsteiner fürchtete, dass die Konkurrenz das verwendete Material kopieren könnte – zwar nicht in Streifen- oder Netzform, aber als Granulat. Er stieg aus und ließ Mediashop-Chefin Katharina Schneider als letzte Hoffnung zurück. Die Investorin meinte, ihr Unternehmen plane den Gartenbereich zu erweitern und bot 75.000 Euro für fünf Prozent Beteiligung. Eine Halbierung der Firmenbewertung. Dennoch Deal für Lite Soil.

Feuerwasser: Keine Forderung für fünf Prozent?

Der zweite Auftritt bei “2 Minuten 2 Millionen” gebührte Martin Auer mit seinem Startup Feuerwasser. Dabei handelt es sich um beheizbare Badefässer und Wannen. Diese bestehen aus Holz und Edelstahl und verfügen über einen integrierten Ofen, über den der Wasserinhalt in rund 45 Minuten erwärmt wird. Der Gründer wollte fünf Prozent seines Unternehmens abgeben und forderte dafür vorerst mal gar nichts.

Suche nach dem fairen Angebot der 2 Minuten 2 Millionen-Juroren

Der junge Mann erklärte, er stehe am Anfang seiner unternehmerischen Laufbahn und tue sich schwer, seine Firma zu bewerten: “Macht’s ma a faires Angebot”, sagte er und ließ Juroren-Lachen durchs Studio erschallen.

Mit Edelstahl zum USP

Danach ging es um Herstellungskosten (1800 Euro fürs Badefass bei 3900 Euro Verkaufspreis) und darum, dass es ähnliche Produkte bereits gebe. Martin Rohla erzählte, er besitze bereits so etwas Ähnliches im Garten. Auer erklärte, ihm wäre bewusst, dass es Konkurrenz gibt, er hebe sich aber durch die Edelstahlwanne vom Rest der Branche ab.

 Hillinger, Gschwandtner, Schneider, Haselsteiner, Rohla, Kuntke, Zech, REWE, Startup
(c) Puls 4 / Gerry Frank – Feuerwasser-Gründer Martin Auer kam ohne Firmenbewertung ins Studio zu “2 Minuten 2 Millionen”

Hill-Chalets mit Feuerwasser?

Auf Nachfrage Gschwandtners berichtete der Gründer von insgesamt acht verkauften Fässern in zwei Monaten, was ihm ein “läuft” vom Juror Gschwandtner einbrachte. Hillinger erwähnte daraufhin, dass er über “Hill-Chalets” nachdenke. Er könne sicherlich dem Gründer weiterhelfen, müsse aber noch in sich gehen. Allerdings wären fünf Prozent Anteile zu wenig.

Kontakt zum E-Commerce-Anbieter für Pools

Dann gesellte sich Daniel Zech dazu. Im Namen von 7 Ventures verteilt er auch heuer wieder Medienbudget an ausgewählte Startups. Sein Unternehmen ist an der “Niceshops-Holding” beteiligt, die diverse E-Commerce-Verticals abdeckt. Eines davon ist ein Onlineshop für Pools und Zubehör. Zech versprach, dorthin einen Kontakt herzustellen.

Hillinger überbietet Rohla

Auch Tech-Experte Gschwandtner bot seine Hilfe an, etwa beim Aufsetzen einer Homepage. Rohla platzte dann plötzlich mit einem 50.000 Euro Angebot für 25,1 Prozent heraus. Haselsteiner meinte kurz danach, Auer brauche kein weiteres Angebot. Was aber Hillinger nicht störte, der seinen Kollegen zu überbot: 70.000 Euro für 25,1 Prozent.

Ein Wein-Experte in Geberlaune

Unmittelbar danach lud der Winzer den Nachhaltigkeitsexperten ein, mitzumachen. Dieser fragte, warum Hillinger das Angebot erhöht habe? Des Winzers überraschende Antwort lautete: “Er (Anm. Auer) als Jungunternehmer kann das Geld gebrauchen und wir können es uns leisten”.

Ein Viertel der Firma für schnelles Wachstum

Dem Gründer allerdings war die prozentuelle Forderung zu hoch. Daraufhin argumentierte Hillinger die Vorteile eines schnellen Wachstums mit ihrer Hilfe, die die Abgabe eines Viertels des Unternehmens mehr als wett machen würden.

Bist ein Tiroler, bist … stur?

Auch Gschwandtner riet zum Angebot beider Investoren, da noch unglaublich viel Arbeit auf Auer zukommen würde. Da wäre die Expertise von Rohla und Hillinger eine gute Grundlage. Haselsteiner indes warnte die Juroren, je mehr sie den Gründer bearbeiten würden, desto sturer würde er werden: “Er ist nämlich Tiroler”, sagte er. Allerdings sei es nicht die beste Idee, so eine Unternehmung alleine anzugehen.

“Cojones” bei “2 Minuten 2 Millionen”

Nach schwerem Ringen mit sich lehnte der stolze Gründer ab. Maximal zehn Prozent Abgabe war seine Maxime gewesen, an die sich Auer bis zum Schluss hielt. “Der Bursche hat Cojones”, schwärmte Rohla beim Abschied. Kein Deal für Feuerwasser.

Schoko-Christkind statt Schoko-Weihnachtsmann

Wolfgang Mitterbäck möchte mit seinem Schoko-Christkind die Tradition und süße Erinnerungen festhalten und gießt Schokolade in Christkind-Form. Alles in einer 3D-Aluminium-Verpackung, die passgenau angefertigt ist. Vorder- und Rückseite sind dabei individuell bedruck- und gestaltbar. Für sein bisher einzigartiges Produkt forderte der Gründer 50.000 Euro für 25,1 Prozent.

Zu wenig Gewinn

Dem Gründer war bewusst, dass es sich bei seiner FairTrade-Schokolade um ein Saisonprodukt handelt und man wenig Zeit hat, das Produkt an den Mann zu bringen. Die Verpackung dafür kommt aus Deutschland, von einem Hersteller, der sich dieses Verfahren patentieren hat lassen. Rohla bezeichnete die Gewinnspanne bei Produktionskosten von 1,80 Euro und einem Verkaufspreis von 3,29 Euro für 150 Gramm als ziemlich gering.

 Hillinger, Gschwandtner, Schneider, Haselsteiner, Rohla, Kuntke, Zech, REWE, Startup
(c) Puls 4 / Gerry Frank – Wolfgang Mitterbäck möchte mit seinem Startup Schoko-Christkind die Vorherrschaft des Weihnachtsmannes im Supermarkt beenden.

Branding als Chance

Zuhörer erfuhren in Folge, dass übliche Weihnachtschokolade-Produkte bei der Verpackung auf die Wickeltechnik zurückgreifen, während sich das Schoko-Christkind der Bördeltechnik (Verbindungstechnik in der Blechverarbeitung) bedient. Dies hätte den Vorteil, alle möglichen Verpackungen “branden” und mit Logos versehen zu können, so der Gründer.

Österreichische Spezialität fördern?

Für Hillinger war es dennoch kein Investment-Case. Der Winzer tat sich schwer, abzusagen, sah aber keine Chancen auf Erfolg. Haselsteiner schlug vor, dass alle Juroren in Kooperation fünfmal 6000 Euro anbieten, um eine österreichische Spezialität zu befördern. Dies stieß jedoch auf wenig Gegenliebe: “Geh bitte, na”, sagte Schneider und auch Gschwandtner meinte, er glaube nicht an die Idee.

Auch Emotionen zulassen

Als die Stimmung im Studio relativ unangenehm wurde, löste sie der Bau-Tycoon auf und bot dem Gründer 30.000 Euro als Darlehen. Haselsteiner war schon am Weg Hände zu schütteln, als Rohla meinte, er würde auch gerne noch etwas sagen. Der Nachhaltigkeitsexperte empfand das Projekt “nicht allzu fern der Profitabilität” und manchmal müsse man Emotionen auch zulassen. Weihnachtsmänner würden ihn zudem nerven. So teilten sich zwei Investoren das Darlehen. Erfolg für’s Schoko-Christkind.

GA Shake: Hohe Bewertung für Trinkflasche

Den vorletzten Auftritt bei “2 Minuten 2 Millionen” hatte Gazwan Avakhti mit seinem GA Shake. Hierbei handelt es sich um eine Multifunktions-Trinkflasche mit Features wie etwa einer Smartphone- oder Kreditkarten-Halterung und einem Magneten, mit dem man die Flasche an metallischen Geräten befestigen kann. Das Produkt lässt sich online individuell gestalten. Der Gründer forderte 300.000 Euro für 15 Prozent Beteiligung.

Über eine halbe Million Umsatz

Gschwandtner meinte, er verstehe die Problemlösung des Gründers, er hätte beim Trainieren ähnliche Probleme mit dem Ablegen von Dingen im Fitnesscenter. Bisher hat das Startup einen Umsatz von 550.000 Euro im ersten Jahr gemacht und sei kurz davor, das Patent auf das Produkt zu erhalten.

Kopfsache bei “2 Minuten 2 Millionen”

Als der Gründer die Trinkflaschen zur näheren Inspektion verteilte, geschah ein Unglück. Ex-Politiker Haselsteiner hatte ein Problem mit dem schwarzen GA Shaker und verlangte eine andere Farbe. Als ihn auch weiß wenig zufriedenstellte und er die pinkfarbene Flasche erhielt, entledigte er sich des ersten Trinkbehältnisses in Richtung Hillinger und traf Katharina Schneider am Kopf.

2 Minuten 2 Millionen, Martin Rohla, Leo Hillinger, Katharina Scheider, Hans Peter Haselsteiner, Florian Gschwandtner
(c) Puls 4 / Gerry Frank – Gazwan Avakhti konnte mit seiner Multifunktions-Trinkflasche die Investoren sichtlich beeindrucken.

Nach unbeabsichtigter Flaschen-Attacke: eine Beule und ein Handkuss

Da aber Haselsteiner ein Gentleman der alten Schule ist, ging er sofort mit Handkuss auf ein Knie und bat um Vergebung für die Flaschen-Attacke. “Die wird aber groß, die Beule”, meinte Rohla, während die Investorin hoffte, die “Maske” könne die Verletzung kaschieren.

Kunden gewonnen

Als es dann wieder um das Produkt ging, erklärte der Gründer, dass beim GA Shaker eine Metallplatte als Gegenstück dabei sei, die man in der Hülle beim Smartphone anbringen müssen, damit es auch hält. Rohla als passionierter Fitness-Verweigerer zog sich als erster zurück. Haselsteiner würde ein Investment erst erwägen, wenn das Patent durchgeht, sagt er. Er würde aber gerne GA Shaker mit dem STRABAG—Logo versehen und Kunde werden.

Verhandlungssache bei “2 Minuten 2 Millionen”

Hillinger war die Bewertung “zu gefährlich”, während Schneider meinte, sie sehe das Produkt nicht bei Mediashop. Gschwandtner dachte hingegen bereits an Erweiterungen wie “Wireless Charging” und bot 100.000 Euro für zehn Prozent, falls das Patent durchgeht. Haselsteiner und Hillinger würden sich mit dieser Offerte anschließen, wie sie unmittelbar danach erklärten. Avakhti jedoch kam mit einem Gegenangebot zurück: 150.000 Euro für zehn Prozent. Die Juroren kamen ihm auf 120.000 Euro entgegen. Deal für GA Shaker.

Monkee: Financial Health bei “2 Minuten 2 Millionen”

Die letzten bei “2 Minuten 2 Millionen” waren Martin Granig und Christian Schneider von Monkee Rocks. Das Duo hat eine App entwickelt, die Menschen beim Sparen helfen soll. Dabei steht der Begriff “financial health” im Vordergrund, wie der brutkasten berichtete. Die Forderung der Gründer: 400.000 Euro für zehn  Prozent Firmenanteile.

Instant Gratification

Um Menschen dazu zu motivieren, dem Drang nach “Instant Gratification” zu widerstehen und mehr Geld für die Zukunft zu sparen, hat das Monkee-Team in der App vier Elemente miteinander vereint. Erstens: Der Nutzer ist befähigt, konkrete Ziele selbst zu definieren. Hier unterstützt Monkee durch Vorschläge, die Ziele von “ähnlichen” Usern aufzeigen.

Partnerbank hinter dem Startup

Beim zweiten Element von Monkee, das beim Rücklagen-Bilden helfen soll, handelt es sich um ein Interface, mit dem auch Kleinbeträge im Alltag mit zwei Klicks gespart werden können. “Es muss in der App nur einmal das bestehende Konto (Anm.: von jeder Bank möglich) angebunden werden. Jeder Sparbeitrag wir anschließend bei unserer Partnerbank sicher für den Nutzer verwahrt”, erklärt Schneider.

 Hillinger, Gschwandtner, Schneider, Haselsteiner, Rohla, Kuntke, Zech, REWE, Startup
(c) Puls 4 / Gerry Frank – Monkee Rocks von Martin Granig und Christian Schneider musste sich harte Kritik gefallen lassen.

Finanzcoach

Element Nummer 3, der Finanzcoach, soll helfen, Gewohnheiten zu formen, um kontinuierlich für die gesetzten Ziele zu sparen. Dabei bricht die App längerfristige Ziele auf Wochen-Ziele herunter und versucht durch Erinnerungen, Feedback zum Sparerfolg oder “Call-to-Actions” bei der Erreichung dieser kleineren Ziele zu unterstützen. Der Algorithmus lerne zudem mit der Zeit wann und wie der Nutzer erreicht werden müsse, um die Wahrscheinlichkeit für einen Sparbetrag zu erhöhen.

Gemeinsam Sparen

Der letzte und vierte Punkt des Element-Pakets zur Spar-Motivation lautet Social Saving. Hier können mit Monkee Familienmitglieder oder Freunde dazu eingeladen werden, einzelne Sparziele mit kleinen Beiträgen zu unterstützen, oder gemeinsam für ein Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenk zusammenzulegen. Die Basis-Version der App ist kostenlos.

Ein kritischer Investor

Besonders Martin Rohla ging kritisch mit dem FinTech um. Er verstand anfänglich das Konzept des Unternehmens nicht; auch die Bewertung mit bisher 4000 Usern stieß manchem Juror schwer auf. Der Nachhaltigkeitsexperte ging als erster ziemlich verärgert.

Ein Sparverein 2.0?

Winzer Leo Hillinger hingegen kannte sich in diesem Bereich aus und wusste, dass es Konkurrenz gibt. Haselsteiner verglich die Technologie mit einem Sparverein. Beide Juroren verabschiedeten sich als potentielle Investoren. Auch Schneider ging aufgrund der Bewertung.

Auftritt ging daneben

Florian Gschwandtner kannte ähnliche Modelle aus den USA und verstand die Idee der Gründer. Allerdings meinte er, das Duo hätte den Pitch ein wenig “verhaut”. Man müsse so eine hohe Bewertung auf den Punkt genau erklären und darlegen, wie der Business-Plan für die nächste Zeit aussehe, um sie zu rechtfertigen. Auch er stieg aus. Kein Deal für Monkee.


⇒ Lite Soil

⇒ Feuerwasser

⇒ GA Shaker

⇒ Schoko-Christkind

⇒ Monkee

⇒ PULS 4/2min2mio

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Andreas Buchta-Kadanka, stellvertretender Sektionsleiter in der Sektion III - öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation, Leitung der Gruppe III/C (c) BMKÖS 2024

Sie ist ein Trainingslager für Innovation. Sie steht für Wertschätzung und Anerkennung und hebt die Arbeit von Innovator:innen ins Rampenlicht. Und sie zeigt, wie gut sich Innovation hands-on umsetzen lässt. Die Rede ist von der Innovate 2024 – der jährlich stattfindenden Innovationskonferenz des öffentlichen Sektors.

Am 28. November 2024 dreht sich auf der Konferenz für Verwaltungsinnovation alles um die nächste Generation: “nextGen – Wer gestaltet die Zukunft der Verwaltung?” ist das Motto, unter dem diskutiert, gebrainstormed, vernetzt und gemeinsam gestaltet wird.

Im Vorfeld dazu haben wir mit Andreas Buchta-Kadanka gesprochen – tätig in der Sektion III – öffentlicher Dienst und Verwaltungsinnovation, Leitung der Gruppe III/C, die sich unter anderem mit dem wirkungsorientierten und innovativen Verwaltungsmanagement befasst.

Im Interview mit brutkasten erwähnt er einige Aspekte, warum die “nextGen” in das Rampenlicht der Verwaltungsinnovation gehört und wie es jungen Menschen gelingen kann, den öffentlichen Sektor zu transformieren.


brutkasten: Sehr geehrter Herr Buchta-Kadanka, letztes Jahr hat die Verwaltungsinnovation ihr 100-jähriges Jubiläum gefeiert. Mit welchen Erkenntnissen startet die Verwaltung nun in das nächste Jahrhundert?

Andreas Buchta-Kadanka: Ich glaube, die vielleicht charakteristischste Entwicklung der letzten 100 Jahre war der Wandel von einem Durchsetzen der Obrigkeit hin zu einer immer stärker bürgerzentrierten Verwaltung. Der Dienstleistungsgedanke hat sich sehr stark durchgesetzt. Die Verwaltung ist Dienstleister der Bevölkerung. Und die Bevölkerung nimmt das Verwaltungshandeln nicht einfach hin, sondern verdient Transparenz, Erklärung und das proaktive Beseitigen von Widersprüchen. Diese Entwicklung ist eine entscheidende in unserer Geschichte.

Welche Herausforderungen muss sich die Verwaltung angesichts dessen stellen?

Ich glaube, eine wesentliche Challenge für die Verwaltung und das Regieren generell ist die schnellere Taktzahl, die höhere Geschwindigkeit unseres Apparates. Das beginnt schon bei der Erwartungshaltung von Bürger:innen: Wir versuchen, Transparenz und Schnelligkeit so gut es geht in unser Handeln zu integrieren. Das optimieren wir auch kontinuierlich, wie internationales Benchmarking zeigt.

Das heißt: Je schneller die Verwaltung reagiert, desto besser?

Jein. Ich würde sagen, so korrekt und schnell wie möglich. Grundsätzlich besteht die mediale Erwartungshaltung, dass zu verwaltungspolitischen Themen sehr schnell Stellung genommen wird. Sei es durch Politiker:innen oder durch die Verwaltung selbst. Diese Schnelligkeit ist zumindest meiner Meinung nach eine der größten Herausforderungen: Schnell und korrekt reagieren und bei all der Schnelligkeit Qualität zu sichern. Gerade dafür wollen wir auf innovative Lösungen der nextGen setzen.

Inwiefern könnte diese Umsetzung aussehen?

Konkret geht es darum, abzuwägen: Wie schnell müssen wir sein, was wollen wir transformieren oder digitalisieren und wie machen wir das richtig. Wir wollen schlechte Prozesse nicht einfach digital machen, sondern digitalisieren und optimieren. Wir wollen “Arbeit” anders denken und technologische Vorteile mitnehmen.

Inwiefern glauben Sie, dass Ihnen die diesjährige Innovate Antworten auf diese Fragen liefert?

Ganz klar ist es der Austausch und die Inspiration voneinander. Das physische Zusammenbringen von Innovator:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, der Zivilgesellschaft und Verwaltung. Das Lernen voneinander, das Bilden eines Netzwerkes. Das sind Dinge, die man nicht rein online oder bilateral macht. Dafür braucht es Veranstaltungen wie die Innovate.

Wie passieren Fortschritt und Innovation?

Ich bin davon überzeugt, Innovation passiert vor allem aufgrund des informellen Austausches. Netzwerken ist etwas Persönliches. Inspiration und das Diskutieren darüber, was funktioniert und was nicht, das hat eine ganz starke zwischenmenschliche Komponente. Und diese Art von Innovation braucht keinen Frontalvortrag und keine Jubelbroschüre, sondern persönlichen Austausch.

Der persönliche Austausch soll dieses Jahr ja vor allem mit der nextGen – also der nächsten Generation – passieren. Was will die diesjährige Innovate damit bewirken?

Für uns ist das ein sehr naheliegendes Thema. Wir stehen vor massiven demografischen Umwälzungen. In den nächsten 13 Jahren werden 44 Prozent des Personals in der Verwaltung in Pension gehen. Fachkräfte am Arbeitsmarkt sind ja ohnehin schon gefragt. Es besteht bei uns großer Rekrutierungsbedarf.

Inwiefern könnte die Verwaltung mit der Pensionswelle umgehen?

Indem wir weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber sind und unsere Stellung kontinuierlich verbessern. Auf der Nachfrageseite, aber auch für unser bestehendes Personal. Wir wollen für den Bund begeistern und personalwirtschaftliche Themen sehr stark mit dem Innovationsaspekt verbinden. Wir schauen stark darauf, Innovation nicht nur in klassischen personellen Disziplinen wie Bezahlung, Arbeitszeit und New Work zu verankern. Wir stellen als Arbeitgeber auch sicher, unser Personal aktiv in den Innovationsprozess einzubinden und generationenübergreifende Bedürfnisse zu erfüllen. Und dafür bietet die Innovate eine hervorragende Bühne.

Das heißt, auf der Innovate können Teilnehmende die Verwaltung aktiv mitgestalten?

Ganz richtig. Innovation heißt, wir sind für alle Ideen offen und wollen das auch im Personalkontext fördern. Bei der diesjährigen Innovate geht es deshalb primär um das Thema demografischer Wandel, Wissensmanagement, Recruiting und Führung. Unser Schwerpunkt ist die nextGen – und wir befassen uns intensiv damit, wie man altes Wissen sichern, weitergeben und mit den gegenwärtig verfügbaren Mitteln (Stand der Technik) aufbereiten kann.

Das klingt nach einem sehr universellen Thema.

In der Tat. Wir decken damit nicht nur die Bedürfnisse der Verwaltungscommunity, sondern auch jene der Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Wir wissen, dass Wissenstransfer und Modernisierung nicht nur Herausforderungen in unserem Feld sind, sondern sektorenübergreifend stattfinden müssen.

Welche Themenbereiche rücken zukünftig noch weiter ins Zentrum?

Ein ganz wichtiges Thema, mit dem wir uns dieses Jahr auch befassen, ist die Sinnhaftigkeit im Arbeiten. Diese Komponente ist gerade für die nextGen besonders wichtig. Junge Menschen wollen in ihrem Wirken die Möglichkeit haben, einen nachhaltigen Beitrag für Österreich und die Gesellschaft leisten zu können- und das tun sie bei der Verwaltung.

Wo braucht es besonderen Innovationsbedarf?

Kompetenzen und Skills ständig ändern. Wir wissen, Kompetenzorientierung ist auch auf europäischer Ebene ein großes Thema. Da gilt es, heute schon die Kompetenzfelder von morgen ausfindig zu machen und Entwicklungen bestmöglich zu antizipieren. Denn wenn wir jetzt falsch ausbilden oder schlecht rekrutieren, sind wir auch schlecht für die Zukunft aufgestellt.

So ganz Hals über Kopf darf man sich allerdings nicht ins Wasser stürzen. Gerade in der Verwaltung ist es uns sehr wichtig, das Vertrauen der Bürger:innen zu halten und nicht durch zu riskante Neuerung zu verspielen. Sei es in puncto Datenschutz, Rechtsstaatlichkeit, Rechtssicherheit, Fairness oder Gleichbehandlung. Wenn man in diesen Bereichen schlechte Produkte produziert, kann das Vertrauen der Bevölkerung erodieren.

Das heißt, lieber langsam und sicher als zu schnell und zu riskant?

Das Vertrauen in Institutionen ist ein derzeit sehr wichtiges Thema. Insofern muss man sich bei innovativen Prozessen als Staat schon etwas vorsichtiger und mit klaren Guidelines – auch aus ethischer Sicht – bewegen. Als konkretes Beispiel der Einsatz von KI: Wenn ich auf meiner Spotify-Playlist einen unpassenden Vorschlag erhalte, ist das etwas anderes, als wenn das bei einem Gerichtsurteil der Fall wäre – das hat eine ganz andere Dramatik.

Welche Highlights bietet die Innovate dieses Jahr?

Die Innovate soll ja nicht nur so heißen, sondern auch so sein, dass wir nicht nur Vorträge halten, sondern auch ein gestaltendes Element einbringen. Wir haben dafür heuer ein neues Format: Den sogenannten Innovate Sprint, einen interaktiven Workshop, der sich mit dem Thema nexGen & Verwaltung befasst.

Und beim Innovate Sprint können Teilnehmende aktiv “mit sprinten”?

Genau. Der Innovate Sprint ist ein Workshop-Format, bei dem Teilnehmer:innen in interdisziplinäre Teams aufgeteilt werden. So kommen viele unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven zusammen. Die Teams entwickeln dann je eine Idee, die mit künstlicher Intelligenz visualisiert wird. Über die beste Idee wird dann im Zuge der Innovate und mit unserer Verwaltungs-Community abgestimmt und der Sieger wird prämiert.

Was bekommen die Sieger:innen des Innovate Sprint?

Die Siegergruppe wird die Möglichkeit haben, mit uns nächstes Jahr zum Creative Bureaucracy Festival nach Berlin zu fahren. Das ist eines der weltweit größten Veranstaltungen im Bereich der Verwaltungsinnovation.

Das klingt nach einem tollen Siegerpreis! Und nach einem großen Mehrwert für die Verwaltung Österreichs.

Die Teilnehmer:innen der Innovate Sprint können mit ihren Ideen Einiges bewirken. Wichtig ist uns dabei auch, dass wir als wertbasierte Verwaltung das Vertrauen in staatliche Strukturen aufrechterhalten. Das ist eine unserer Kernfunktionen.

Warum ist gerade die Innovate der richtige Ort, um diesen gemeinsamen Fortschritt zu erzielen?

Die Innovate ist wie ein Trainingslager: Natürlich kann ich meinen Sport alleine betreiben und ich kann darin alleine besser werden. Aber ich finde, es ist das Mindeste, einmal im Jahr gemeinsam zu “trainieren”, sich auszutauschen und sich gemeinsam auf zukünftige Challenges vorzubereiten.

Die Innovate ist also quasi ein Trainingslager für die Zukunft der Verwaltung?

Nicht nur: Die Innovate stellt alle, die über das Jahr an Innovation, Sicherheit und digitalem Fortschritt arbeiten, ins Rampenlicht. Die Innovate ist auch ein Stück weit ein Dankeschön für all die Arbeit, die geleistet wird. Und sie zeigt, dass tolle Konferenzen nicht nur etwas für die Privatwirtschaft sind, sondern dass es innovatives Denken und gemeinsames Schaffen auch im Bundeskontext gibt.

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AI Summaries

„2 Minuten 2 Millionen” Folge 11: Haselsteiner-Flaschen-Attacke auf Schneider

  • Mit Lite-Soil soll das Austrocknen oder Überwässern von Pflanzen ein Ende haben.
  •  Martin Auers Startup Feuerwasser zu Anfang noch ohne Bewertung.
  • GA Shaker als moderne Fitness-Center-Halterung aus der man trinken kann.
  • Das Schoko-Christkind möchte den Weihnachtsmann verdrängen.
  • Monkee Rocks möchte die finanzielle Gesundheit der User verbessern und erntet Kritik

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

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  • Mit Lite-Soil soll das Austrocknen oder Überwässern von Pflanzen ein Ende haben.
  •  Martin Auers Startup Feuerwasser zu Anfang noch ohne Bewertung.
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