04.02.2020

2 Minuten 2 Millionen, Folge 1: Der Favorit der Woche

Im Gastkommentar erklärt Martin Puaschitz, Obmann der Fachgruppe UBIT der Wirtschaftskammer Wien, wie er zu seinem Favoriten für die erste Folge der aktuellen Staffel 2 Minuten 2 Millionen kommt.
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Sneakers123 bei 2 minuten 2 milllionen
(c) PULS 4 / Gerry Frank

Mein klarer Favorit in der 1. Sendung der neuen Staffel heißt Sneakers123 (www.sneakers123.com). Vor der näheren Begründung möchte ich aber mit jeweils einem Satz auch kurz darauf eingehen, warum mich die anderen Startups vergleichsweise weniger faszinieren:

Bei Refished (www.refished.at), das modische Taschen aus wiederverwerteten asiatischen Materialsäcken herstellt, habe ich bereits ähnliche Geschäftsmodelle gesehen, die es schon seit Jahren gibt, etwa mit alten LKW-Planen als “Rohstoffquelle”. Die Knick Box (www.knickbox.com) ist zwar auf den ersten Blick eine sinnvolle Idee, ist im Grunde genommen aber nichts anderes als ein Tetra-Packerl, das bequem faltbar ist und wo man den Füllstand ablesen kann. Man kann diese Boxen allerdings nicht direkt an Endkonsumenten vertreiben, sondern müsste sich an Tetrapack oder einen großen Abfüller von Flüssigkeiten wenden.

Dann gibt es noch die nachhaltigen Küchen, die gebaut sind, um ein Leben lang zu halten (www.kitchentokeep.com). Ich glaube allerdings nicht, dass man sich in einem Menschenleben viel mehr als zwei Küchen kauft, daher ist es für mich fraglich, ob das ein Business-Case ist. Auch Soundhorn, das personalisierte Namenslieder anbietet, fasziniert mich eher weniger (www.soundhorn.at).

+++2 Minuten 2 Millionen: Live Stream und alle Hintergründe+++

Sneakers123: funktionell, bewährtes Modell, skalierbar

Die größten Erfolgschancen hat für mich das Startup Sneakers123. Das Such- und Vergleichsportal ähnelt einer Flugsuche oder ähnlichen Geschäftsmodellen. Nur liegt der Fokus eben auf Sneakers. Ich glaube, dass die 150 Shops, die bei der Suche nach dem passenden Sneaker einbezogen werden, eine überschaubare Größe sind, die noch skalierbar ist. Man könnte beispielsweise in Zukunft weltweit expandieren oder zumindest die großen Märkte abdecken. Das Geschäftsmodell scheint ein bewährtes Provisionsmodell zu sein, wie es auch in anderen Bereichen längst üblich ist. Die Website ist sehr hübsch und gleichzeitig auch funktionell. Kurz gesagt: Sie erfüllt alle Erwartungshaltungen an einen Shop. Man kann die favorisierten Marken, Farben oder die Schuhgrößen kinderleicht auswählen.

Nachhaltigkeit als Erweiterungschance

Im Zuge der Durchsicht der anderen Projekte ist mir im Übrigen aufgefallen, dass das alles nachhaltige Projekte sind, nur Sneakers123 nicht. Eventuell könnten die Gründer die Überlegung anstellen, was ihre Kunden mit ihren alten Sneakers machen. Sie könnten sie zurückgeben und einem guten Zweck zuführen. Oder sie könnten das Geschäftsmodell vertikal erweitern. Sie könnten die alten Sneakers zurücknehmen und daraus wieder neue Schuhe erzeugen. Dann hätte man das Geschäftsmodell von Refished quasi auf die Schuhe umgemünzt. Man könnte den Sneakers-Lifestyle: “kaufen, tragen, zurückgeben” mit den Vorteilen eines Vergleichsportals kombinieren.

Alles in allem tippe ich darauf, dass Sneakers123 am meisten Venture Capital von den Investoren erhalten wird.


Anmerkung der Redaktion: Die in diesem Gastkommentar dargelegte Meinung spiegelt nicht zwingend die Meinung der brutkasten-Redaktion wider.

 


Über den Autor

Martin Puaschitz
(c) Fotostudio Weinwurm

Mag. Martin Puaschitz ist Obmann der Fachgruppe Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) der Wirtschaftskammer Wienwww.ubit.at/wien

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Das Gründerteam von Kern Tec | (c) Kern Tec
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Der Marketed Innovation Prize, verliehen von EIT Food, wählt Startups aus der Lebensmittelbranche aus, die „den Übergang zu einem gesünderen und nachhaltigeren Lebensmittelsystem unterstützen“. Insgesamt wurden Preisgelder in Höhe von 55.000 Euro vergeben. EIT Food wird vom Europäischen Innovations- und Technologieinstitut (EIT) gefördert, einer Einrichtung der Europäischen Union.

Eines der ausgezeichneten Startups ist das niederösterreichische Unternehmen Kern Tec. Es verwandelt Obstkerne, die normalerweise als Abfall gelten, in hochwertige Zutaten für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Diese finden zudem auch Anwendung in kosmetischen und industriellen Produkten.

Kern Tec: “Die Anerkennung bestärkt uns in unserer Mission”

Luca Fichtinger, Co-Gründer von Kern Tec, freut sich gemeinsam mit seinem Team über den Marketed Innovation Prize. Er sagt: „Die Anerkennung bestärkt uns in unserer Mission, Lebensmittelabfälle in wertvolle, nachhaltige Produkte umzuwandeln. Indem wir Aprikosenkerne zu nahrhaften Snacks aufwerten, wollen wir Abfälle reduzieren und gleichzeitig ein zirkuläreres und nachhaltigeres Lebensmittelsystem fördern. Dieser Preis bestätigt nicht nur unsere Bemühungen, sondern inspiriert uns auch, weiterhin innovative und skalierbare Lösungen zu entwickeln, die zu einem besseren Lebensmittelsystem für alle beitragen“.

Preise für “innovative Lebensmittel-Startups”

Insgesamt vergab EIT Food acht Preise an europäische Startups im Bereich Lebensmittelinnovationen. Mit dem Preis sollen „innovative und einflussreiche Agrar- und Lebensmittel-Startups“ ausgezeichnet werden, die „wirkungsvolle Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt” brachten, wie die Organisation erklärt.

„Diese Gewinner des Marketed Innovation Prize führen den Wandel in unserem gesamten Lebensmittelsystem an, von der Förderung der Proteindiversifizierung bis hin zur Entwicklung KI-gestützter landwirtschaftlicher Lösungen. Sie bieten den Verbrauchern spannende, gesündere Alternativen und geben Lebensmittelproduzenten innovative und nachhaltige Techniken an die Hand, um Effizienz und Produktivität zu steigern“, betont Richard Zaltzman, CEO von EIT Food.

2023: Kern Tec erhielt Investment von 12 Mio. Euro

Kern Tec rund um Gründer-Team Michael Beitl, Luca Fichtinger, Sebastian Jeschko und Fabian Wagesreither startete 2019 mit einer Technologie, um Öle und Proteine aus Obstkernen zu gewinnen. Dabei verwendete man Obstkerne von Marillen, Kirschen und Zwetschken – typische Abfallprodukte der heimischen Obstindustrie. Inzwischen brachte das Startup pflanzliche Alternativen von Milch, Joghurt, Eis und Käse auf Basis von Obstkernen auf den Markt.

Im vergangenen Jahr sicherte sich Kern Tec in einer Series-A-Finanzierungsrunde ein Investment von 12 Millionen Euro – brutkasten berichtete. Die Finanzierungsrunde wurde von Telos Impact angeführt, mit Beteiligung des PeakBridge Growth 2 Fonds und des European Innovation Council (EIC) Fonds. Mit diesem Kapital plante das Unternehmen, international zu expandieren und seine Produktpalette weiter auszubauen.

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