2 Minuten 2 Millionen Folge 11: Der Favorit der Woche
Im Gastkommentar erklärt Martin Puaschitz, Obmann der Fachgruppe UBIT der Wirtschaftskammer Wien, warum „Lite-Soil“ sein Favorit für die elfte Folge der aktuellen Staffel von „2 Minuten 2 Millionen“ ist.
Unter den fünf Startups, die in der kommenden Sendung um die Gunst der Investoren buhlen, gibt es für mich diesmal einen klaren Favoriten. Das Unternehmen heißt Lite-Soil, hat seinen Sitz in Wien, wurde von der Oberösterreicherin Dorothea Sulzbacher und ihrem Mann Thomas Eichenauer gegründet und befindet sich mit seinen Bewässerungssystemen bereits auf weltweitem Expansionskurs.
Die beiden Gründer entwickelten umweltfreundliche Geotextilien bzw. Vliese, die in Netz- oder Streifenform in den Boden eingebracht werden, um dort wie eine künstliche Wasserader das kostbare Nass dorthin zu leiten, wo es gebraucht wird. Die Pflanzen sollen dadurch sowohl vor Überwässerung als auch vor dem Austrocknen geschützt werden. Zudem wird die Ressource Wasser sehr sparsam eingesetzt, was in manchen Weltgegenden zunehmend zur Überlebensfrage wird und in der westlichen Welt dem Umwelttrend entgegenkommt.
Lite-Soil: 2 Minuten 2 Millionen-Kandidat mit Patent
Hochgesteckte Ziele haben andere Gründer freilich auch, doch Lite-Soil scheint diese tatsächlich sukzessive und sehr professionell in die Tat umzusetzen. Davon zeugt nicht nur der Umstand, dass sie sich ihr System bereits patentieren ließen, sondern auch die Fotos im Newsbereich der Website. Sie zeigen die Geschäftsführerin bei der Entgegennahme vom Umweltpreis „Frauen in der Technik“, vom „TÜV Wissenschaftspreis 2019“ oder vom „Unternehmerinnen Award 2020“.
Auf der Website werden Vertriebspartner in mehr als einem Dutzend Länder aufgezählt, darunter auch aus sehr wasserarmen Nationen wie Israel, wo es bereits sehr viel Erfahrung mit ressourcenschonenden Bewässerungssystemen gibt. Wer dort mit seinen Produkten punkten kann, muss schon einiges draufhaben. Am österreichischen Markt wird das bekannte Unternehmen Austrosaat als Vertriebspartner genannt.
Lite-Soil mit breiter Produktpalette
Die Einsatzgebiete der Vliesstreifen sind sehr vielfältig, wobei es für die einzelnen Pflanzenarten unterschiedliche Produkte mit spezifischen Eigenschaften von Lite-Soil gibt. Die einen sind ideal für Dachbegrünungen, die anderen für Sportplätze, Stadtbäume, Hochbeete, Baumschulen oder Plantagen. Kurzum: Es klingt alles sehr vielversprechend. Freilich kann beim Pitch vor den Investoren immer noch etwas schiefgehen. Angesichts des professionellen Gesamteindrucks des Unternehmens, kommt in diesem Fall wohl eher nur eine unangemessene Preisvorstellung als möglicher Grund in Frage.
Alles in allem ist Lite-Soil für mich jedenfalls ein sehr starker Kandidat. Hier wurde eine sehr gute Idee professionell umgesetzt. Ich drücke dem Unternehmen die Daumen, dass die Investoren an Bord geholt werden können.
Anmerkung der Redaktion: Die in diesem Gastkommentar dargelegte Meinung spiegelt nicht zwingend die Meinung der brutkasten-Redaktion wider.
Über den Autor
Mag. Martin Puaschitz ist Obmann der Fachgruppe Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) der Wirtschaftskammer Wien. www.ubit.at/wien
TECH HARBOR: “Hier fand die Entwicklung vom Prototypen zur Serienproduktion statt”
TECH HARBOR bietet mit den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT Startups in Linz viel mehr als nur Office-Space. Zwei ehemalige und zwei aktuelle Mieter erzählen.
TECH HARBOR: “Hier fand die Entwicklung vom Prototypen zur Serienproduktion statt”
TECH HARBOR bietet mit den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT Startups in Linz viel mehr als nur Office-Space. Zwei ehemalige und zwei aktuelle Mieter erzählen.
Der Begriff “Co-Working-Space” wäre bei TECH HARBOR in Linz eindeutig zu kurz gegriffen. Viel zu kurz gegriffen. Denn hochwertige Büroräume für Startups gibt es an den zwei Standorten TECHCENTER und NEUE WERFT zwar durchaus. In einem üblichen Co-Working-Space würde man aber wohl sehr schnell an die Grenze stoßen, wenn man dort eine Serienproduktion für Fahrräder oder eine Produktionsstätte für hochpräzise chirurgische Geräte aufbauen wollte.
Genau das und noch viel mehr passiert in den TECH HARBOR-Standorten. Sie bieten Hardware-Startups mit komplexen technischen Anforderungen und teilweise viel Platzbedarf eine Heimat. Große Werkstattbereiche, Techlabs für Forschung und Entwicklung und Lagermöglichkeiten machen dabei den entscheidenden Unterschied.
My Esel: Vom Prototypen bis zur Serienproduktion im TECHCENTER
Ein Unterschied, der etwa dem mittlerweile einer breiten Öffentlichkeit bekannten Holzfahrrad-Startup My Esel mehr als nur die ersten Schritte ermöglichte. “In der Zeit im TECHCENTER fand die Entwicklung von den ersten Prototypen hin zur Serienproduktion statt”, erzählt Gründer Christoph Fraundorfer. 2016 sei nach einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne von dort aus der Markstart erfolgt. “Parallel wurde an der Optimierung der Rahmenkonstruktion und an den My Esel E-Bikes gearbeitet. 2019 konnten noch aus dem TECHCENTER die ersten E-Bikes ausgeliefert werden.”
Ebenfalls im Jahr 2019 Jahr zog My Esel dann um. “In Traun fanden wir in den ehemaligen Produktionsstätten der Carrera-Brillen unseren neuen Standort. Inzwischen nutzen wir hier über 800 Quadratmeter und konnten 2023 mit etwas mehr als 1.000 Bikes zirka 2.7 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften”, erzählt Fraundorfer.
Simventure: Im TECH HARBOR-Standort zum Wingsuit-Simulator
Die Räumlichkeiten im TECHCENTER blieben danach freilich nicht leer. Auch aktuell arbeiten viele spannende Startups im TECH HARBOR-Standort und schreiben die Erfolgsgeschichten der Zukunft. Einer der Mieter ist etwa Simventure. Das Startup baut Geräte, mit denen Extremsportarten vollimmersiv simuliert werden können. Das erste dieser Geräte – WingSim – simuliert den Flug in einem Wingsuit – in Realität bekanntlich ein hochriskantes Unterfangen.
“Seit dem Einzug im TECHCENTER Anfang 2023 haben wir die Hard- und Software für unseren Prototypen entwickelt. Wir haben diesen Prototypen im Techlab gebaut und umfangreich getestet. Nun können wir den Demonstrator Kunden und potentiellen Investoren vorführen. Wir haben den Firmenwert seit dem Einzug vervielfacht”, sagt Gründer Norman Eisenköck.
Das TECHCENTER biete die idealen Voraussetzungen für das Startup und seine Wachstumsherausforderungen, so der Simventure-Gründer. “Ein Startup ist während der Unternehmensgründung und dem Unternehmens-Aufbau Schwankungen im Bedarf an Büroflächen und – in unserem Fall – eines Mechatronik Labors unterworfen. Die Flexibilität des TECHCENTER hat uns geholfen, diese Schwankungen sehr gut zu berücksichtigen.” Und die Infrastruktur diene nicht nur dem Team zur Arbeit, sondern biete auch schöne Repräsentationsräume, um Partner und Kunden zu empfangen.
cortEXplore: Von der NEUEN WERFT zu Yale und MIT als Kunden
Absolute HighTech-Produkte sind auch aus dem Standort NEUE WERFT schon vielfach hervorgegangen. Bis 2024 hatte dort etwa das Startup cortEXplore seinen Sitz, das eine Technologie für Gehirn-OPs für Forschungszwecke entwickelt hat. “Wir verkaufen unsere Technologie international in die EU, die USA und China und haben Kunden wie die US-Unis Berkeley, Yale und MIT”, sagt Gründer Stefan Schaffelhofer. Diesen April wurde das Unternehmen mehrheitlich von einem internationalen Medizintechnikkonzern übernommen.
Den Grundstein dafür legte cortEXplore am TECH HARBOR-Standort. “Wir haben in der NEUEN WERFT gestartet. Wir hatten zunächst Platz für die Entwicklung, hatten aber auch später ein Lager dort und Platz für Assemblierungen unserer Produkte”, erinnert sich der Gründer. “Es ist die optimale Location in Linz. Sie ist gut für Anlieferungen und den Versand der Produkte. Und es gibt Räumlichkeiten für Veranstaltungen und die Einladung von Kunden.”
Und auch in der NEUEN WERFT kamen seitdem viele spannende Unternehmen nach, etwa Everest Carbon, das diesen Sommer eingezogen ist. “Momentan entwickeln wir unser erstes Produkt, einen digitalen Umweltsensor für die Bindung von CO2 in Projekten basierend auf dem Prozess des beschleunigten Verwitterns, und testen es in Feldern hier in der Umgebung”, erklärt Gründer Matthias Ginterseder.
In der NEUEN WERFT baue man seit dem Einzug den primären Forschungs- und Produktionsstandort auf. “Wir sind gerade dabei, unser Team in der NEUEN WERFT zu vervollständigen, um Anfang nächsten Jahres die Produktionszahlen unserer ersten Produktlinie bedeutend erhöhen zu können”, sagt der Everest Carbon-Gründer. “Unser Fortschritt dabei übertrifft unsere Erwartungen, nicht zuletzt wegen der proaktiven Unterstützung durch Georg Spiesberger und sein Team hier im TECH HARBOR.” Und auch die Location selbst sei “hervorragend” für das Startup: “Das flexible Platzangebot sowie die zahlreichen Events, helfen uns sehr dabei, unsere Bedürfnisse in verschiedenen Entwicklungsstadien zu decken”, so Ginterseder.
Große Zukunftspläne – vom TECH HARBOR in die ganze Welt
Die Voraussetzungen für große Zukunftspläne und weitere Erfolgsgeschichten, wie die oben genannten, sind damit also perfekt gegeben. Der Everest Carbon-Gründer gibt einen Einblick: “Wir wollen in naher Zukunft unser erstes Produkt am Markt etablieren und unsere Technologie als eine bahnbrechende Lösung für zukunftsträchtige Formen von negativen Emissionen etablieren.”
Auch Simventure will am TECH HARBOR-Standort noch viel erreichen, wie Gründer Norman Eisenköck erklärt: “Wir werden weiterhin sowohl die Büroflächen als auch das Techlab für die Entwicklung weiterer Bewegungsplattformen nutzen. Es ist geplant, das weitere Wachsen des Teams und der Produktlinien im TECHCENTER zu machen.” Der erste WingSim werde aber schon bald ins Ars Electronica Center übersiedelt, um dort – ganz in der Nähe – für Kundenvorführungen zur Verfügung zu stehen. “Im Techlab werden dann neue Produkte entwickelt”, so der Gründer.
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