05.05.2020

100 Mio. US-Dollar Investment für N26 – “Rettung” oder Expansionsboost?

Wie die Challenger-Bank N26 nun bekanntgab, holte sie sich weitere "mehr als" 100 Millionen US-Dollar von ihren Bestandsinvestoren. Dabei handle es sich um eine weitere Erweiterung der Series D-Runde von Anfang 2019 zur selben Bewertung von 3,5 Milliarden US-Dollar. Das lässt einige Fragen offen.
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Tamás Künsztler: Die N26-Gründer Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf - Swarovski steigt ein N26-Rückzug aus den USA
© Tamás Künsztler: Die N26-Gründer Maximilian Tayenthal und Valentin Stalf

Auch an der von den Wiener Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gegründeten Berliner Challenger-Bank N26 ist die Coronakrise bislang nicht ganz spurlos vorbeigegangen. Schon Ende März sprach Stalf im brutkasten-Talk von ersten spürbaren Rückgängen im Transaktionsvolumen und anderen Bereichen. Im April kündigte das FinTech Kurzarbeit für 150 Mitarbeiter an – rund ein Zehntel der weltweiten Belegschaft. In der begleitenden Presseaussendung wurde, neben anderen Umständen, abermals das gesunkene Transaktionsvolumen als Grund angeführt. Andererseits habe man seit Beginn der Coronakrise eine stark erhöhte Nachfrage nach rein digitalen Banking-Produkten verzeichnet, gab die Challenger-Bank bekannt. Eine nun kommunizierte Finanzierungsrunde über “mehr als” 100 Millionen US-Dollar lässt also einige Fragen offen.

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Erweiterung der N26-Serie D-Runde zur selben Bewertung

Konkret wird das Kapital ausschließlich von Bestandsinvestoren bereitgestellt. Es handle sich um eine Erweiterung der Serie D-Runde (auf nun insgesamt 570 Millionen US-Dollar) zur selben Bewertung von 3,5 Milliarden US-Dollar, heißt es von N26. Die Runde war erstmals Anfang 2019 mit 300 Millionen US-Dollar kommuniziert worden. Bereits im Juli 2019 hatte es die erste Erweiterung um 170 Millionen US-Dollar gegeben.

Keine Down-Round – keine “Rettung”?

Einerseits legen diese Modalitäten – eine “Erweiterung” nach fast eineinhalb Jahren, die noch einmal kleiner ausfällt, als eine bereits erfolgte – nahe, dass der Kapitalbedarf eher kurzfristig entstanden ist. Anderseits deutet die Tatsache, dass es sich bei der Kapitalrunde nicht um eine “Down-Round” handelt (also die Bewertung nicht gesunken ist) darauf hin, dass N26 nicht “gerettet” werden musste. Ein Liquiditätsengpass wegen des plötzlichen Umsatzeinbruchs ist freilich trotzdem denkbar. Schließlich sind die Kosten bei mehr als 1500 Mitarbeitern an fünf Standorten in drei Kontinenten nicht zu unterschätzen. Bisher war das FinTech aufgrund seiner offensiven Expansionsstrategie stets deutlich in den roten Zahlen. Es könnte sich bei der aktuellen Kapitalrunde also um eine Überbrückungsfinanzierung handeln.

Stalf: “N26 gestaltet Wandel maßgeblich mit”

Anders liest sich freilich die offizielle Begründung für die Finanzierungsrunde in der Presseaussendung der Challenger-Bank: “Mit den zusätzlichen 100 Millionen US-Dollar wird N26 seine Produktentwicklung noch schneller vorantreiben und das Wachstum in den Kernmärkten weiter ausbauen”, heißt es dort. Neben 24 europäischen Märkten wolle man auch in den USA weiter investieren. Zudem bemühe man sich derzeit um eine FinTech-Lizenz in Brasilien. Und CEO Stalf kommentiert: “Digitales Banking hat in den vergangenen Wochen einen enormen Schub erfahren. (…) Dieser Trend wird sich weiter fortsetzen. Als eine der weltweit führenden mobilen Banken gestaltet N26 diesen Wandel maßgeblich mit. Wir sind davon überzeugt, dass Europa mit N26 die digitale Innovation im Bankenbereich weltweit führen kann”.

Investor Valar: “zuvor schon gut finanziert”

Die Message ist also klar: Man will das Kapital nutzen, um sich als Krisengewinner zu positionieren. Co-Founder Tayenthal verstärkt diese Ansage: “Unsere Teams haben schnell reagiert und neue Produktfeatures für die neuen Bedürfnisse geschaffen, wie zum Beispiel virtuelle Kartenversionen, welche sofort nach der Kontoeröffnung genutzt werden können – schon vor der Lieferung der physischen Karte”. Und auch James Fitzgerald von Investor Valar Ventures kommentiert entsprechend: “Gerade in diesen bewegten Zeiten ist digitales Banking nicht mehr länger Zukunftsmusik, sondern Teil des Alltags. Mit über fünf Millionen Kunden steht N26 am Anfang der Reise, globales Banking grundlegend zu verändern. Mit der aktuellen Erweiterung ist das bereits zuvor schon gut finanzierte und erfolgreiche Unternehmen nun in der Lage, auf der Pole Position zu stehen, wenn sich nun immer mehr Menschen für digitales Banking entscheiden”. Wie die aktuelle Finanzierungsrunde tatsächlich zu bewerten ist, lässt sich von außen wohl erst mit einem gewissen zeitlichen Abstand bzw. nach der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für 2020 beurteilen. Es gilt also noch zu warten.

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Getuschel. Hinter vorgehaltener Hand wird geflüstert, Gespräche erst fortgesetzt, wenn die Führungskraft außer Hörweite ist. Man mutmaßt, man nimmt an. Man glaubt, dass die Firma Probleme hat und sich womöglich von Leuten trennen muss. Die Sorge wächst und man fürchtet, dass es einen treffen könnte. Und an die Arbeit zu denken, ist mit einem solchen Gefühl nur schwer möglich. So ähnlich geht es zu Krisenzeiten in Unternehmen zu, weiß Lolyo Co-Founder und CEO Thomas Mörth, der auch gemeinsam mit Martin Guess Geschäftsführer von cycoders ist. Er möchte mit seiner App Ängste von Mitarbeiter:innen lindern.

Lolyo mit direktem Draht

Die Idee dazu kam ihm vor ein paar Jahren, als er in seiner Werbeagentur kundenseitig den Wunsch verspürte, eine verbesserte digitale und interne Kommunikation zu entwickeln. “Es gab am Markt bereits einige Lösungen, aber die waren zu teuer oder zu kompliziert”, erzählt er. “Also haben wir entschieden, das wir uns der Sache annehmen.”

Heraus kam Lolyo, eine Mitarbeiter:innen-Mitmach-App als Kommunikationstool, das man aufs eigene Smartphone laden kann und so direkten Zugang zum Führungsteam erhält.

“Wenn man Mitarbeiter binden möchte, mitteilen, was man alles tut, dann war das bisher mit klassischen Kanälen schwierig”, so Mörth weiter. “So ein Tool ist heutzutage jedoch unverzichtbar und funktioniert nicht bloß einseitig, sondern auch umgekehrt. Es ist ein direkter Draht zur Unternehmensführung.”

Das Zeitalter der Verunsicherung

Gerade jetzt, wo Unternehmen Personal abbauen müssen oder zumindest die Gefahr dazu groß sei, herrsche in der Regel große Verunsicherung, weiß der Founder. “Das schlägt sich negativ in der Produktivität nieder, denn ängstliche Personen können nicht motiviert arbeiten.”

Die Folgen dieser negativen Gefühle können für alle Seiten verheerend sein: Die Arbeitsmoral verschlechtert sich und eine sinkende Produktivität, erhöhter Stress und Burnout-Gefahr schleichen sich ein und lähmen den täglichen Betrieb.

Mit den psychischen Folgen für die verbleibenden Mitarbeiter:innen hat sich Alexander Ahammer mit seinem Team vom VWL-Institut der Johannes Kepler Universität Linz in einer Studie beschäftigt. Eine der Erkenntnisse: Innerhalb eines Zeitraums von eineinhalb Jahren nach dem Personalabbau der untersuchten Firmen erfolgten 6,8 Prozent mehr Medikamentenverschreibungen sowie 12,4 Prozent mehr Krankenhaustage, erwähnte der Ökonom 2022 in einem APA-Gespräch. Dass diese Ängste Arbeitgeber:innen viel Geld kosten können, wurde auch in einer Studie der FH Köln aus dem Jahr 2000 belegt, wie Mörth erwähnt. “Diese Angst kann man aber mit den richtigen Instrumenten wegnehmen.”

Lolyo als mobiles Intranet

Lolyo ist im Detail ein mobiles Intranet, das Mitarbeitende miteinander vernetzt. Die drei primären Kanäle – News, Pinnwand und Chat – sollen dabei einen optimalen Informationsfluss garantieren. Zudem enthält die App eine Vielzahl an Features, die das Engagement erhöhen und interne formelle Abläufe wesentlich vereinfachen soll. Im Idealfall soll sie für alle Mitarbeitenden den Zugang zu allen digitalen Services des Unternehmens anbieten.

Insgesamt gibt es 30 verschiedene Features, die von Terminen, Formularen, Umfragen über automatische Übersetzung bis hin zum Start eines eigenen Podcast-Kanals verschiedene Angebote parat halten. Der Mitmach-Booster von Lolyo ist zudem als Anreiz gedacht, aktiv zu bleiben. Wenn man sich Nachrichten durchliest, liked oder kommentiert, erhält man Punkte, die dann in einem vom Unternehmen aufgesetzten “Goodies Store” eingelöst werden können. “Das ist unser USP”, sagt Mörth. “Wir haben diese Art von ‘Gamification’ von Anfang an integriert.”

300 Kunden

Seit dem Beginn im Jahre 2018 konnte Lolyo 300 Kunden (Anm.: darunter Liebherr, Efco, Recheis, Wutscher Optik) aus 15 Ländern für sich gewinnen. “Corona war für uns ein glücklicher Fall, denn die Unternehmen mussten umdenken”, erinnert sich Mörth. “Der Bedarf nach guter Kommunikation hat sich ja damals plötzlich erhöht.”

Auch die Mundpropaganda war für das 16-Personen starke Team wesentlich. “Wir sind ein kleines Unternehmen und nicht investorengetrieben”, erklärt der Founder. “Und haben keine Millionen an Marketing-Budget. Der Erfolg kam über unsere ‘Word of Mouth-Taktik’. Damit konnten wir bisher unseren Umsatz jährlich verdoppeln.”

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100 Mio. US-Dollar Investment für N26 – “Rettung” oder Expansionsboost?

  • Auch an der von den Wiener Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gegründeten Berliner Challenger-Bank N26 ist die Coronakrise bislang nicht ganz spurlos vorbeigegangen.
  • Schon Ende März sprach Stalf im brutkasten-Talk von ersten spürbaren Rückgängen im Transaktionsvolumen und anderen Bereichen.
  • Im April kündigte das FinTech Kurzarbeit für 150 Mitarbeiter an – rund ein Zehntel der weltweiten Belegschaft.
  • Eine nun kommunizierte Finanzierungsrunde über “mehr als” 100 Millionen US-Dollar lässt also einige Fragen offen.
  • Es handle sich um eine Erweiterung der Serie D-Runde zur selben Bewertung von 3,5 Milliarden US-Dollar, heißt es von N26.
  • Offiziell dient das Kapital der weiteren Expansion, die durch die Coronakrise sogar begünstigt werde – es ist aber nicht auszuschließen, das es sich um eine Überbrückungsfinanzierung handelt.

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  • Schon Ende März sprach Stalf im brutkasten-Talk von ersten spürbaren Rückgängen im Transaktionsvolumen und anderen Bereichen.
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  • Es handle sich um eine Erweiterung der Serie D-Runde zur selben Bewertung von 3,5 Milliarden US-Dollar, heißt es von N26.
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  • Auch an der von den Wiener Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gegründeten Berliner Challenger-Bank N26 ist die Coronakrise bislang nicht ganz spurlos vorbeigegangen.
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