13.07.2021

air up-Gründerin Lena Jüngst: Von der Bowling-Bahn zu 20 Millionen Euro Umsatz

Lena Jüngst ist irgendwie in die Startup-Szene hineingerutscht. Als Produktdesignerin bei einem Konzern zog sie zu ihren Eltern zurück, um auf der Bowlingbahn Geld zu verdienen. Heute macht ihr Unternehmen air up 20 Millionen Euro Umsatz.
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Air Up, Lena Jüngst, Pods, Geschmack, Neuro, retronasales Riechen
(c) Air Up - Lena Jüngst von Air Up hatte einen außergewöhnlichen Weg ins Gründertum.

Lena Jüngst hat ein Trinksystem entwickelt, welches Wasser durch die Technologie des retronasalen Riechens Geschmack verleiht. Beim Trinken aus der air up-Flasche werden per Duft-Pod, der auf die Flasche gesteckt wird, Leitungswasser beduftete Luftblasen beigemischt, die im Rachenraum zum Riechzentrum aufsteigen und vom Gehirn als Geschmack interpretiert werden. Ihre Idee hat im frühen Stadium Investoren wie Frank Thelen und Ralf Dümmel und an Land gezogen. Auch Pepsi ist mittlerweile beim Trink-Startup eingestiegen.

Erst im Januar verkündete Jüngst eine Investitionsrunde von 20 Millionen Euro, sowie eine Verzehnfachung des Umsatzes auf ebenfalls 20 Millionen Euro im Jahr 2020 – für heuer wird eine Verdoppelung angestrebt. Mittlerweile beschäftigt air up 160 Mitarbeiter und ist aktuell in sieben Ländern aktiv. Dabei hatte die Gründerin nie den Plan Unternehmerin zu werden.

Amsterdamer Entscheidungen

Während ihres Studiums arbeitete sie gemeinsam mit dem heutigen Mitgründer Tim Jäger an einer Bachelorthesis zum Thema „Neuroscience meets Design“, in der sie zunächst Hypothesen zum retronasalen Riechen – also dar Geschmackswahrnehmung über den Mund-Rachenraum – aufstellten. Anschließend wurde die Idee von einem weiteren Freund und ebenso heutigen Mitgründer, Fabian Schlang, weiterentwickelt, der sich der Thematik in seiner Masterarbeit (Lebensmitteltechnologie) weiter annahm. Sie selbst war zu dem Zeitpunkt in Amsterdam bei Philips angestellt und hatte die Wahl. Sich selbstständig machen oder ihre Idee pitchen.

“Ich dachte mir jedoch, dass die Prozesse in einem so großen Unternehmen langsam sind und man schlussendlich wenig Einfluss auf Ideen und Werte nehmen kann”, sagt sie. “Viele Produkte sind nicht mehr zeitgemäß, befinden sich im Sinne einer geplante Obsoleszenz in der 20. Variante des Re-Designs. Es war Zeit für etwas Neues. Und das geht nur, wenn man es selber macht.”

Zurück in die Kinderstube

Jüngst brach Amsterdam ab, nennt es heute einen “Tiefpunkt” wieder Heim gezogen zu sein, und dass sie sich auf der Bowling-Bahn über Wasser halten musste. “Danach lief es aber besser. Wir haben langsam angefangen und erste Leute dazugewonnen.”

Das “Wir” beinhaltet Co-Founder und CTO Tim Jäger, der mit seiner Bachelorarbeit zu Neurowissenschaften schließlich den Grundstein dazu gelegt hat, ein physisches Produkt in dem Bereich zu entwerfen. Für die Idee Sinneswahrnehmungen zu manipulieren und zu erweitern, wurden von den beiden Gründern Anwendungsbereiche gesucht, die auf die moderne Ernährung abzielten.

“Wir konsumieren viel zu ungesund, mit schlechten Auswirkungen auf die Umwelt. Das wissen wir und haben uns gefragt, wie es wäre, wenn wir Geschmack erzeugen könnten”, so Jüngst. Sie und Jäger steckten ihre Nase in Bücher und Texte und erfuhren, dass 80 Prozent des Geschmacks über das Riechorgan aufgenommen wird. Und zeigten sich vom Prozess fasziniert.

air up nutzt retronasales Riechen

Während dem Essen werden beim kauen Aromen freigesetzt, die in die Nase aufsteigen. “Jene kann nicht unterscheiden, was im Rachenraum geschieht. Die typischen Geschmäcker, süß, sauer, salzig, bitter werden über die Zunge aufgenommen. Alles andere mit der Nase”, so Jüngst. Konkret: Durch die retronasale Wahrnehmung gelangen flüchtige, aromatischer Verbindungen aus der Mundhöhle über den Rachenraum zu den Rezeptoren im Nasenraum: “Durch diese Technik simulieren wir Geschmack und verzichten auf die 20 Prozent der Zunge.”

Erklärvideo air up

Aktuell gibt es 17 Geschmäcker, die air up anbietet. Zu den beliebtesten zählen Wassermelone, Wild Berry, Kola und Pfirsich. Auch eine Biervariante war kurz im Portfolio von air up, Hopfen-Zitrone-Geschmack. Allerdings seien, so Jüngst, Konsumenten nicht sehr experimentierfreudig und würden Geschmäcker präferieren, die sie kennen.

Österreicher trinken gerne Wasser

Österreich selbst ist der viertstärkste Markt für air up nach Deutschland, der Schweiz und Holland. “Wir haben herausgefunden, dass die Österreicher viele Trinkflaschen benutzen und besitzen und sie starke Leitungswassertrinker sind. Sowie Vorreiter beim Thema bewusster Zuckerkonsum”, erklärt Jüngst, die längst andere Märkte in ihr Blickfeld gelegt hat.

air up und die USA

“Wir wollen weitere europäische Märkte und den US-Markt erschließen. Für den Launch in den Staaten müssen wir Strukturen anpassen und aufbauen, um skalieren zu können. Die Expansion der ‘supply chain’ und Portfolio-Erweiterungen stehen ebenso auf der Agenda”, sagt die air up-Gründerin abschließend. “Darüber hinaus wollen wir noch ein Folgeprodukt entwickeln, das anders, aber nicht all zu weit weg vom ursprünglichen ist. Wir bleiben in der Getränkekategorie und überlegen stark, was für mehr Konsumenten attraktiv ist. Und wie man verantwortungsvollen Konsum mit einem attraktiven Produkt vereinen kann.”

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Zero+ Alpha Republic: v.l.n.r.: Neoh Gründerteam Adel Hafizovic, Manuel Zeller, Patrick Kolomaznik, Alexander Gänsdorfer
(c) Alpha Republic: v.l.n.r.: Neoh Gründerteam Adel Hafizovic, Manuel Zeller, Patrick Kolomaznik, Alexander Gänsdorfer

Süß, aber ohne Zucker – das Prinzip kennt man bei Softdrinks seit geraumer Zeit. Das damit einhergehende Problem auch: Cola Light schmeckt nicht wie Cola. Denn Süßungsmittel haben mitunter einen starken Eigengeschmack. Es dürfte auch daran liegen, dass sich Zuckerersatz in vielen anderen Bereichen bislang nicht im selben Ausmaß durchgesetzt hat. Einen dieser Bereiche beackert seit einigen Jahren das Wiener Startup Neoh erfolgreich: Süßigkeiten. Das Geschmacks-Problem löst das Unternehmen mit seiner selbst entwickelten Zuckerersatzformel ENSO überzeugend. Und nun hat es damit noch viel größere Pläne. Unter dem Namen Zero+ soll der Zuckerersatz direkt den B2C- und den B2B-Markt erobern.

“Zero+ ersetzt herkömmlichen Zucker 1:1”

Bereits jetzt, vor dem offiziellen Launch, kann Zero+ auf der Seite des Startups von Endkund:innen bestellt werden. Mit sechs Euro für 250 Gramm ist der Zuckerersatz signifikant teurer als handelsüblicher Rüben- oder auch Rohrzucker. Punkten soll er nicht nur mit dem bekannten Gesundheits-Argument, sondern vor allem auch mit der Usability. “Zero+ ersetzt herkömmlichen Zucker 1:1, ermöglicht einen beinahe identen Geschmack wie Zucker und hat dabei geringere Auswirkungen auf die Blutzucker-Kurve. Man kann seine liebsten Rezepte also unverändert backen bzw. kochen, indem man die angegebene Menge Zucker einfach durch Zero+ ersetzt”, heißt es in einem Statement des Startups auf brutkasten-Anfrage.

Besonders betont wird der hohe Anteil an Pflanzenballaststoffen in der Rezeptur. Dieser komme unter anderem von der Agave, der Chicorée-Wurzel und Mais. “Die Pflanzenfasern enthalten Präbiotika und unterstützen somit eine ausgewogene Darmgesundheit. Zudem hat Zero+ weniger als die Hälfte an Kalorien von Zucker, ist vegan, glutenfrei und zahnfreundlich”, heißt es vom Startup. Eine klinische Studie der Medizinischen Universität Wien belege die geringere Auswirkungen auf die Blutzucker-Kurve.

Neoh sieht “enormes Marktpotenzial” – “klarer Fokus” auf B2B

Neoh ortet mit dem neuen Produkt ein “enormes Marktpotenzial”, vor allem, weil dieses den marktführenden Produkten überlegen sei. Der Markt von bereits etablierten Zuckerersatzstoffen wie Maltit werde auf etwa drei Milliarden Euro weltweit geschätzt. “Zero+ hat gegen den aktuellen Markführer Maltit ausschließlich Vorteile”, meint man bei Neoh. Zudem könne ein genereller Trend zu deutlich weniger Zucker sowie zu mehr Ballaststoffen beobachtet werden.

Nach dem offiziellen Launch in den kommenden Wochen soll Zero+ in der 250 Gramm-Packung bereits auch im Lebensmitteleinzelhandel gelistet sein – aktuell kann man Neoh-Produkte in Österreich unter anderem bei Spar und Billa kaufen. Zudem sollen bereits Produkte anderer Unternehmen mit dem Zuckerersatz verkauft werden – wie zuletzt bereits ein Donut bei Anker, wie brutkasten berichtete. Im Firmenkundesegment sieht Neoh-Gründer und -CEO Manuel Zeller auch das größte Potenzial. “Der Fokus liegt ganz klar auf B2B. Die ersten Produkte mit Zero+ kommen auch bereits in den nächsten Wochen auf den Markt”, sagt er gegenüber brutkasten.

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