02.04.2019

Co-Founder Markus Linder verlässt Wiener Startup Zoovu

Markus Linder zieht sich beim von Wiener Studenten gegründeten Startup Zoovu aus dem operativen Geschäft zurück. Rob Mullen soll als CEO das Unternehmen weiter skalieren.
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(c) Markus Linder

Markus Linder, Co-Founder von Zoovu (vormals bekannt unter dem Namen SMARTASSISTANT), zieht sich 13 Jahre nach dessen Gründung aus der operativen Leitung des Unternehmens zurück. Linder ist jedoch weiterhin im zweistelligen Prozentbereich an Zoovu beteiligt und bleibt somit größer individueller Shareholder.

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„Bei einer Wachstumsrate von mehr als 100 Prozent habe ich mich dazu entschlossen, die Führung des Unternehmens an einen erfahrenen Scale-up CEO zu übergeben“, sagt Linder. Bereits im März 2018 hatte Rob Mullen die CEO-Rolle im Unternehmen übernommen. Laut Linder weist Mullen einen außergewöhnlichen Track Record im Hochskalieren von SaaS Businesses auf – was unter anderem in zwei IPOs mit einer gemeinsamen Markt-Kapitalisierung von mehr als 2,5 Milliarden Dollar und zahlreichen Private Sales mündete.

Zoovu investiert und expandiert

Auch bei Zoovu wird Mullen sich wohl mit dem Hochskalieren beschäftigen: Im Rahmen einer kürzlich erfolgten, 14 Millionen Dollar schweren  Series B Finanzierungsrunde wurde öffentlich gemacht, dass das Geld primär für Wachstum, Expansion in Richtung Asia-Pacific, sowie Investments in AI und Behavioral Analytics verwendet werden wird.

Zoovu hat sich inzwischen von einem Team aus ein paar motivierten Wiener Studenten zu einem globalen Unternehmen mit knapp 150 Mitarbeitern an den Standorten New York, London, dem polnischen Ort Wroclaw und Wien entwickelt. Insgesamt hat das Unternehmen 25 Millionen Dollar Kapital geraised.

Die Lösungen mit dem digitalen Sales Assistant wird nun in 80 Ländern und 40 unterschiedlichen Sprachen verwendet. Zu den Kunden gehören laut Linder unter anderem bekannte Marken wie Amazon, Microsoft, Canon, Whirlpool und Unilever.

Sabbatical für Zoovu-Gründer

Nach den 13 intensiven Jahren wird Linder selbst sich bis Jahresende einem Sabbatical widmen. „Das heißt, hier stehen erst mal einige längere Urlaube mit meiner Familie am Plan – worauf ich mich schon sehr freue“, sagt er: „Gleichzeitig vergeht natürlich kaum eine Woche, in der ich nicht über eine spannende Geschäftsidee stolpere, die danach schreit umgesetzt zu werden. Ich habe mir jedoch fix vorgenommen diese Jahr noch kein neues Gründungsprojekt anzugehen.“

Auch sagt er, dass ihm in letzter Zeit regelmäßig interessante Startups vorgestellt wurden, die ihn um Input im Hinblick auf ihre Unternehmensstrategie und den Markt ersuchten. „Und das mache ich natürlich sehr gerne, da es sehr spannend ist, das Gelernte einzusetzen, um andere Geschäftsmodelle durchzudenken und zu optimieren“, sagt Linder: „Und wenn mir sehr spannende Projekte über den Weg laufen, bei denen ich überzeugt bin, zusätzlich zum eingebrachten Kapital auch einen echten Mehrwert bieten zu können, bin ich gerne bereit, auch gemeinsam mit anderen Angels zu investieren.“


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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


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