25.07.2018

Mehr als Muntermacher: Kaffee-Startups aus Österreich

Zumindest diejenigen, die schon am Vormittag bei der dritten Tasse angelangt sind, wissen aus eigener Erfahrung: Der Kaffee-Markt ist groß. Auch österreichische Startups versuchen, sich darin zu behaupten - und gehen dabei neue Wege.
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Kaffe-Startups aus Österreich
(c) fotolia.com - Pixeltheater

Es ist 11:00 Uhr Vormittag. Zeit für den dritten Kaffee – oder den vierten oder fünften? Wenn Du glaubst, es mit dem Kaffeekonsum ein wenig zu übertreiben, sei an dieser Stelle informiert: Du bist nicht alleine. Einen durchschnittlichen jährlichen Pro-Kopf-Konsum von 7,8 Kilogramm Kaffee wies das Portal Statista für Österreich für das Jahr 2015 aus. 0,41 Liter werden laut dem Portal täglich pro Kopf im Nachbarland Deutschland getrunken. Rund 3,9 Milliarden Euro Umsatz machte der dortige Lebensmittelhandel im Jahr 2017 mit Kaffee.

Kaffee-Startups aus Österreich: Suche nach der Nische

Zugegeben, die deutsche Autoindustrie machte zuletzt rund 100 Mal so viel Umsatz. Aber dennoch ist klar: Kaffee ist kein Nischen-Produkt. Und der Kaffee-Markt ist kein Nischen-Markt. Bis Startups das Feld betreten. Auch in Österreich gibt es einige, die sich des alltäglichen Luxus-Produkts angenommen haben. Und sie haben – zumindest teilweise, gezielt nach Nischen im großen Feld gesucht. Wir haben einige Kaffee-Startups für euch unter die Lupe genommen.

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Kaffeetschi

Da wäre etwa Kaffeetschi aus Wien. Vor zwei Jahren startete das Unternehmen von Gründer Amar Cavic mit einem Produkt, dass sich in den USA bereits großer Beliebtheit erfreute, in Österreich aber bis dahin weitgehend unbekannt war: Cold Brew. Wie der Name nahelegt, wird der Kaffee dafür nicht heiß aufgegossen, sondern zieht in kaltem Wasser – im Fall von Kaffeetschi 20 Stunden lang. Durch das Verfahren hat das Getränk weniger Sauer- und Bitterstoffe. Mit Eiskaffee-Getränken mit hohem Milch- und Zuckeranteil will man nicht verglichen werden.

Dennoch brachte das Wiener Startup erst kürzlich zwei weitere Produkte auf den Markt, die an diese erinnern: “Kokos Latte” und “Mandel Latte”. Der Unterschied ist dann aber doch deutlich: Die zuckerfreien veganen Erfrischungsgetränke halten bei Raumtemperatur 10 Monate lang. Kaffeetschi hat inzwischen Spar, DM und Merkur als Vertriebspartner gewonnen.

Kaffee-Startups aus Österreich
(c) Kaffeetschi

25 Grams

Auch auf den Cold Brew-Zug ist 2017 ein weiteres Startup in Österreich aufgesprungen: 25 Grams. Gründer Lukas Leitsberger suchte sich dafür eine Nische in der Nische. Das Grazer Startup bringt limitierte Auflagen seines Cold Brew mit besonderen Anbaugebieten und Röstereien. Die jüngste Ausgabe, “Batch 5”, wird etwa mit fünf Wochen lang sonnengetrockneten Kaffee-Bohnen aus dem äthiopischen Hochland hergestellt, die in Amsterdam geröstet wurden. 15 Stunden lang lässt 25 Grams das Getränk ziehen. Der Name kommt von der Kaffee-Menge in der 200 ml-Flasche.

Wohl um den Lifestyle-Faktor noch zu verstärken, gibt Leitsberger einen Tipp: “Getrunken wird der Cold Brew am besten im Weinglas, so können sich die Aromen am besten entfalten” – und zwar bei 10 Grad Celsius. Auf der Homepage ist er jedoch in einem Whiskey-Glas mit Eiswürfeln abgebildet. Über Social Media versucht man es mit Kurzclips zu Kaffee-Cocktails. Der Vertrieb läuft unter anderem über den eigenen Online-Shop.

Kaffee-Startups aus Österreich
(c) therenderers: 25 Grams Gründer Lukas Leitsberger

Fabico

Stärker im Mainstream bewegt sich das Wiener Startup Fabico. Unter anderem durch einen Auftritt bei 2 Minuten 2 Millionen (mit 250.000 Euro Investment) bekannt, will es einen riesigen Markt fairer und ökologischer machen. Bereits 2016 hatten Kaffee-Kapsel und Pad-Systeme laut Statista in Österreich einen Marktanteil (am Umsatz) von 41 Prozent. Besonders die Mutter aller Kaffeekapseln, Nespresso, steht dabei unter konstanter Kritik. Denn die Aluminium-Kapseln sind im Vergleich zu anderen Kaffee-Systemen besonders umweltbelastend. Der verwendete Kaffee ist nicht fair gehandelt und Mutterkonzern Nestlé hat mancherorts ein massives Reputationsproblem.

Genau da setzt Fabico an. Die Kapseln des Wiener Startups funktionieren zwar in Nespresso-Maschinen. Sie sind aber vollständig kompostierbar (nach entsprechender Industrie-Norm) und enthalten Bio-Fairtrade-Kaffee. Zusätzlich verkauft das Startup übrigens auch Kaffee in der ganzen Bohne.

Kaffee-Startups aus Österreich
(c) Gerry Frank: Fabico-Co-Founder Alexander Benedicic bei 2 Minuten 2 Millionen

Bieder & Maier

Apropos ganze Bohne. Kaum zu glauben, aber ein Wiener Kaffee-Startup versucht es tatsächlich ganz einfach mit Kaffee – im Premium-Segment. Bieder & Maier fällt dabei vor allem durch geschicktes Branding und Marketing mit hervorgehobenem Wien-Bezug auf. Hinter dem Startup, dessen Gesicht Barista Valentin Siglreithmaier ist (auf der Page des Markennamens wegen als Valentin Maier bezeichnet), steht eine Reihe von Unternehmern.

Bekannt sind etwa Rudi Kobza, Gründer der Kobza Media Group und Niko Pelinka, Geschäftsführer der Kobza Media Group, der 2011 im Zentrum einer Kontroverse im ORF stand. Das Quintett komplett machen Alexander Hamersky und Niclas Schmiedmaier. Gemeinsam will man die Marke zu einer “internationalen Visitenkarte des modernen Österreichs” machen.

Kaffee-Startups aus Österreich
(c) Bieder & Maier: Das Gründer-Team (vlnr.) Rudi Kobza, Niclas Schmiedmaier, Alexander Hamersky, Valentin Siglreithmaier und Niko Pelinka

Vienna School of Coffee

Allen zuvor genannten ist gemeinsam, dass sie stets betonen, dass die Kaffee-Herstellung eine hohe Kunst ist. Das gilt für das Rösten natürlich ebenso wie für das Sieden. Klar also, dass man auch das “Kaffee Kochen” professionell lernen kann. Genau das bietet Gründerin Johanna Wechselberger in ihrer Vienna School of Coffee. Vom zweistündigen Kurs für 90 Euro, in dem man lernt, wie man “richtig” Filterkaffee macht, bis zum viertägigen Profi-Barista-Kurs für rund 1500 Euro reicht dabei die Angebotspalette. Auch Rösten kann man bei der Autorin und mehrfache Titelträgerin bei diversen Barista-Wettbewerben lernen.

Kaffee-Startups aus Österreich - Vienna School of Coffee
(c) Vienna School of Coffee: “Die Rösterin” Johanna Wechselberger

Bärnstein

Kaffee einmal ganz anders bringt das St. Pöltner Startup Bärnstein. Sein koffeinhaltiger Softdrink in den Geschmacksrichtungen Dirndl und Quitte enthält ein Extrakt von grünem Rohkaffee – natürlich Bio und Fairtrade. Abgesehen davon setzt man ausschließlich auf natürliche Zutaten aus Österreich. Kennengelernt habe Co-Founder Lukas Renz den grünen Kaffee bei einem Arbeitsaufenthalt in Bahrain, erfährt man auf der Page des Startups. Nun wolle man das exotische mit dem heimischen kombinieren.

Und das gelingt seit der Gründung 2015 durchaus erfolgreich – zumindest wenn man nach Preisen und Auszeichnungen geht. Beim bundesweiten i2b Businessplanwettbewerb holte man sich 2016 den dritten Platz, ebenso wie beim österreichischen Staatspreis “Marke des Jahres”. Noch wichtiger sind vielleicht die Auszeichnungen für den Geschmack: Bei falstaff erreichte man in der Blindverkostung 93 von 100 Punkten und beim Monin Cup 2016 in Paris war das Getränk Bestandteil des zweitbesten Cocktails der Welt.

Kaffee-Startups aus Österreich - Bärnstein
(c) Bärnstein: Die Gründer Martin Paul und Lukas Renz

Hut & Stiel

Ja, es ist uns bewusst, dass Hut & Stiel Pilze züchtet. Warum das Wiener Startup dennoch in dieser Liste ist? Kaffee ist für Hut & Stiel derart essenziell, dass die Bohne es sogar ins Logo schaffte. Es ist damit vielleicht das außergewöhnlichste der Kaffee-Startups aus Österreich. “In einer Kaffeebohne stecken jede Menge Nährstoffe. Beim Brühen des Kaffees wird jedoch nur etwa ein Prozent des Gewichts gelöst – die restlichen 99 Prozent bleiben als Kaffeesatz zurück”, klärt Hut & Stiel auf seiner Homepage auf.

Und diese Verschwendung nimmt man nicht hin – zumindest teilweise. 44 Tonnen Kaffeesud würden alleine in Wien täglich entsorgt. Mit dem Lastenfahrrad hole man sich einen Teil davon von Cafés, Hotels und Restaurants. Er bietet, zusammen mit ein paar weiteren “Zutaten”, den optimalen Nährboden für die Austernpilzzucht des Startups.

Kaffee-Startups aus Österreich - Hut & Stiel
(c) Hut & Stiel: Das Gründer-Team Manuel Bornbaum und Florian Hofer

Links:

⇒ Kaffeetschi

⇒ 25 Grams

⇒ Fabico

⇒ Bieder & Maier

⇒ Vienna School of Coffee

⇒ Bärnstein

⇒ Hut & Stiel

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Mit Geochamp hat Felix Olszewski, Informatikstudent an der TU Wien, eine App entwickelt, die das Lernen von Geografie spielerisch und interaktiv ermöglicht.
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(c) martin pacher | brutkasten

Ob in der Schule, an der Universität oder im beruflichen Kontext – spätestens seit der Coronakrise boomen digitale Lernformate. Auch die heimischen Startup-Szene ist auf den Zug aufgesprungen und hat in den letzten Jahren zahlreiche Lernformate für unterschiedlichste Themenbereiche entwickelt. Mit Geochamp geht nun eine neue App an den Start, die sich spezifisch dem Thema der Geografie annimmt. Hinter der App steht TU-Student Felix Olszewski.

Die Funktionen von Geochamp

Die App bietet eine Vielzahl von Lernmodi: Interaktive Karten ermöglichen es den Nutzer:innen, Länder und Hauptstädte auf der Karte zu verorten, Quiz-Formate prüfen das erworbene Wissen, und ein integrierter Algorithmus erinnert an Karteikarten-Methoden, um langfristiges Lernen zu fördern.

„Die meisten Menschen wollen zuerst die Länder der Welt lernen – wo sie auf der Karte liegen, ihre Hauptstädte oder Flaggen. Genau da setzt Geochamp an und bietet alle wichtigen Inhalte gebündelt an“, erklärt Olszewski. Besonders hebt er die Gamification hervor: “Die Schüler lieben diesen Wettbewerbscharakter. Man kann in einer Gruppe gemeinsam quizzen und so spielerisch lernen.” Unter anderem zieht er einen Vergleich zu Duolingo, das auch auf unterhaltsamem Lernen aufbaut.

Die Benutzeroberfläche | (c) Geochamp

Die Entwicklung der App

Die Idee zu Geochamp entstand vor zwei Jahren, als Olszewski die Entwicklung als Nebenprojekt begann. Seither hat er die App allein aufgebaut und ständig weiterentwickelt. „Am Anfang war es ein Hobby, dann wurde das Projekt immer größer und strukturierter“, so der TU-Student über den Entstehungsprozess.

Geochamp ist zunächst als kostenloser Download verfügbar. Für Nutzer:innen, die zusätzliche Features wie umfangreiche Quiz-Funktionen nutzen möchten, bietet Geochamp künftig ein Premium-Modell an. “Die App ist so konzipiert, dass sie ohne große laufende Kosten funktioniert. Alle Inhalte werden offline gespeichert, was uns ermöglicht, die Preise niedrig zu halten”, erklärt er. Ein Monatsabo soll künftig vier Euro, die Jahresversion 20 Euro kosten. Derzeit ist das Unternehmen aber noch in Gründung, wie Olszewski erläutert.

Die Hauptzielgruppe sieht Olszewski bei Schüler:innen im Alter von acht bis 14 Jahren, aber die App sei im Prinzip für alle Altersgruppen geeignet. “Man kann von sechs bis 99 Jahren Gefallen daran finden“, sagt er. Langfristig könnten auch andere Inhalten wie Geschichtsthemen integriert werden.

Was künftig geplant ist

Olszewski verfolgt mit Geochamp ehrgeizige Pläne. So möchte er künftig mit Schulen kooperieren, um die App einer breiteren Masse anzubieten. Derzeit konzentriert er sich darauf, die App über Empfehlungsseiten und Blogs bekannt zu machen, die Geografie-Apps vergleichen. „Ich werde alle Websites anschreiben, die Rankings von Lern-Apps veröffentlichen. Dort kommen viele Klicks auch von Lehrern, was uns helfen kann, die Reichweite zu erhöhen“, so seine Strategie.

Im nächsten Schritt plant Olszewski, potenzielle Investoren zu gewinnen und die App weiter auszubauen. „Ich möchte erst einmal zeigen, dass die App funktioniert und von Nutzern angenommen wird. Danach geht es darum, zu wachsen und die Inhalte zu erweitern“, erklärt er.


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