20.09.2016

Interview mit Peter Hackmair: Von Fußball und Selbstständigkeit

Der ehemalige Fußballprofi und Bestseller-Autor Peter Hackmair hält eine Keynote-Speech beim Jungunternehmertag am 4. Oktober. Dem Brutkasten hat er erzählt, was Fußball und Unternehmertum verbindet und wie es sich für ihn angefühlt hat, sich in ein komplett neues Feld zu stürzen.
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(c) Michael Inmann: Peter Hackmair
kooperation

Der Jungunternehmertag am 4. Oktober findet unter dem Motto: “Auf zu neuen Ufern” statt. Und Peter Hackmair hat zu diesem Thema einiges zu sagen. Bis vor vier Jahren war er Fußballprofi, spielte in der Bundesliga und wurde mit dem U20-Nationalteam WM-Vierter. Nach einem Kreuzbandriss beschloss er sich umzuorientieren. Er schrieb sein erstes Buch, das zu einem Bestseller wurde. Ein zweites folgte. Er wurde Experte beim ORF, Redner und begann in einer Fußballschule mitzuarbeiten, die er auf professionelle Beine stellen will.

+++ 26. Jungunternehmertag: “An einem Tag alles erledigt” +++


Bekannt wurdest du als Fußball-Profi. Danach hast du einen Bestseller geschrieben und wurdest Experte beim ORF. Wie kommst du zum Jungunternehmertag?

Ich habe das Unternehmertum in die Wiege gelegt bekommen. Ich komme aus einer Familie, in der alle Unternehmer sind. Mein Vater betreibt schon in zweiter Generation einen Baustoffhandel, mein Onkel führt mehrere Intersportfilialen in Österreich. In unserer Familie ist Selbstständigkeit generell ein großes Thema. Nicht nur das selbstständige arbeiten, sondern das selbstständig sein an sich. Als Fußballer war ich bis vor vier Jahren zwar mehr oder weniger Angestellter. Es ist aber auch ein Unternehmen, eine Profikarriere als Fußballer anzustreben. Denn in Wahrheit bist du auch innerhalb der Mannschaft ein Ein-Mann-Betrieb. Es geht um deine Karriere, darum dass du den Sprung schaffst.

Nach meiner Fußballer-Karriere wurde ich dann auch auf dem Papier selbstständig: als Autor, als Vortragender und Moderator. Dazu kommt ein persönlich wichtiges Projekt: Eine Fußballschule, bei der ich seit einiger Zeit mitmache. Ob man sie als Startup bezeichnen kann, weiß ich nicht, aber wir machen gerade große Schritte, was das Geschäftsmodell betrifft und es fühlt sich an wie eine Neugründung. Das macht mir extrem Spaß, weil ich da sehr selbstständig arbeiten kann und etwas, wo ich viel Know-How habe, verpacken und nach außen tragen kann.

“Um erfolgreich zu sein, muss man gemeinsam in eine Richtung gehen.”

Für deinen Auftritt am Jungunternehmertag hast du dir sicher eine schöne Fußball-Metapher zum Thema Firmengründung überlegt…

Es geht bei beidem um das Miteinander, um das Teamwork. Es ist für mich das Schöne am Mannschaftssport, dass du deine Position im Unternehmen „Meister werden“, oder was auch immer das Ziel der Mannschaft ist, finden musst. Deswegen habe ich mich als Jugendlicher auch für den Mannschaftssport entschieden. Ich habe bis ich 13 war auch sehr intensiv Tennis trainiert und war gut genug, um eine Profi-Karriere anzustreben. Aber im Team hat es mir einfach mehr Spaß gemacht. Um erfolgreich zu sein, muss man gemeinsam in eine Richtung gehen. Im Fußball sind es gemeinsam Tore schießen und das Tor verteidigen. Auch im Unternehmen muss man gemeinsam Ziele verfolgen, gemeinsam gewinnen und verlieren können.

+++ Startups, i werd narrisch: Wie man mit Fußball eine Firma erklärt +++

Der Jungunternehmertag hat ja das Motto „Auf zu neuen Ufern“. Was war für dich das Härteste daran, das Alte zurückzulassen?

Es war mein größter Lebenstraum. Ich habe, seit ich mich erinnern kann, Fußball gespielt. Ich habe 20 Jahre lang alles diesem Traum untergeordnet, jede freie Minute investiert, um mein Ziel zu erreichen. Mit 23 musste ich dann feststellen: Es ist nicht mehr mein Weg. Das dann loszulassen war eine riesige Challenge. Nicht nur, weil ich so viel Zeit investiert hatte, sondern weil ich auch gar nicht gewusst habe, was ich sonst überhaupt kann. Für mich war es davor nie ein Thema, mich mit etwas anderem auseinanderzusetzen, obwohl ich immer einer derjenigen war, die versuchen über den Tellerrand hinauszublicken. Aber egal ob es Profifußball oder irgendein anderer Bereich ist. Wenn du richtig gut darin werden willst, dann musst du dich voll darauf fokussieren. Das war für mich die spannende Frage, die mich auch sehr zweifeln hat lassen und wo ich viel Angst hatte: Was kann ich überhaupt? Und gibt es noch etwas in meinem Leben, was mich so sehr begeistern kann, wie der Fußball? Ich habe dann auch einige Zeit lang gebraucht. Ich habe mir die Entscheidung aufzuhören nicht leicht gemacht und mir einige Monate Zeit zum Nachdenken gelassen.

“Loslassen macht immer Sinn, wenn es sich richtig anfühlt”

Ich habe Tagebuch geschrieben und viele schlaflose Nächte verbracht. Als ich dann meine Karriere beendet hatte, habe ich immer noch Monate lang gebraucht, den Prozess abzuschließen. Ich war dann auf Weltreise und habe erst da wirklich abgeschlossen. Das war für mich ein genialer Coup zwischen zwei Lebensabschnitten. Das Spannende war dann: Wenn du eine Tür zumachst, gehen auf einmal alle anderen auf. Obwohl ich mir ein halbes Jahr vorher noch gar nicht vorstellen hatte können, dass ich überhaupt irgendetwas anderes mache, habe ich plötzlich gesehen: Da ist ein Talent fürs Schreiben, da ist eine Begeisterung dafür, meine Geschichte zu erzählen, dafür Moderator zu sein und noch mehr. Dann ist auch noch das Coachen in der Fußballschule dazugekommen. Das waren sie schönen Ergebnisse daraus. Aber der Moment wirklich loszulassen ist ganz, ganz schwer. Und deswegen verstehe ich auch, dass viele im Hamsterrad feststecken und sich das nicht trauen. Ich versuche dann immer meine Geschichte zu erzählen und zu sagen, dass Loslassen immer Sinn macht, wenn es sich richtig anfühlt.

Was war der Moment, als du dich im Neuen angekommen gefühlt hast?

Es war für mich sehr greifbar mit der Veröffentlichung meines ersten Buchs. Es war wichtig für mich, dass ich schon eineinhalb Monate nach meinem Karriereende das Buch in Händen gehalten habe. Es ist ja nicht das Naheliegendste, dass du vom Fußballprofi zum Autor wirst. Da habe ich auch mit vielen Widerständen gekämpft – sowohl in mir drinnen, als auch in meinem Umfeld. Da haben Leute gesagt: „Wie soll das gehen. Ein Fußballer kann keine drei geraden Sätze schreiben. Wer soll dir das abkaufen?“. Dann tatsächlich in der Druckerei zu stehen und das fertige Buch in Händen zu halten, in dem wirklich jeder Satz von mir ist – da war ich hundertprozentig angekommen.

Was das dann noch verstärkt hat war, als ich einige Wochen später mein Buch bei Thalia im Bestseller-Regal gesehen habe. Da war mir endgültig klar, ich bin am richtigen Weg. Nicht nur, weil sich das Buch gut verkauft hat, sondern weil ich die Bestätigung für das Projekt bekommen habe, in das ich all mein Herzblut gesteckt hatte. Denn ich hatte davor ja auch selbst meine Zweifel. Das war für mich der Beweis, dass man sich sehr schnell verändern kann, wenn man begeistert ist, und man in allem gut werden kann, wenn es einen wirklich interessiert.

+++ Diese 9 Sport-Stars haben in Startups investiert +++

“Eine App, die recht witzig ist, aber einen Monat später niemanden mehr interessiert, weil sie nichts bringt, wird nicht nachhaltig funktionieren.”

Unter welchen Umständen würdest du ein Startup gründen?

Im Prinzip fühle ich mich schon als Gründer, weil ich gerade mithelfe, die Fußballschule zu einer Firma zu machen. Wir bringen das Know-How ein, das wir gesammelt haben, um einen großen Schritt zu machen, auch über die Grenzen hinaus. Grundsätzlich würde ich jedem raten ein Startup anzugehen, wenn zwei Punkte erfüllt sind: Erstens muss es dein Thema sein, das dich begeistert, wo du wirklich gut darin bist. Zweitens muss es aber auch Sinn machen. Denn ich verfolge die Szene schon ein paar Jahre lang mit und merke: 90 Prozent scheitern, weil sie nicht fragen: „Braucht das die Welt überhaupt?“. Es ist gerade cool ein Unternehmen zu gründen, aber nachhaltig funktioniert es nur, wenn es wirklich dein Thema ist und einen Mehrwert für die Welt bringt. Eine App, die recht witzig ist, aber einen Monat später niemanden mehr interessiert, weil sie nichts bringt, erfüllt das nicht.

⇒ Hier geht’s Website des Jungunternehmertags

 

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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