17.08.2016

Hello Mrs. Founder: Diese drei Frauen sind erfolgreiche Entrepreneurinnen

Frauen sind unter den Gründern europaweit in der Minderheit. Gerade deshalb ist es besonders wichtig, Role-Models zu etablieren. Das Berliner Startup the Hundert hat 100 Gründerinnen portraitiert und sie nach ihren persönlichen Geschichten gefragt. Auch in Österreich haben einige Frauen den Einstieg ins Startup-Business erfolgreich geschafft. Wir stellen euch drei von ihnen vor.
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(c) The Hundert: Karoli Hindriks

Der Anteil an Frauen in der österreichischen Gründerszene ist besorgniserregend gering. Nur 13 Prozent aller österreichischen Startups wurden von Frauen gegründet, der europäische Schnitt liegt bei 15 Prozent. Dass Startups in weiblichen Händen aber genauso erfolgreich sein können, wie Konkurrenzunternehmen, die von Männern geführt werden, das zeigen zahlreiche Beispiele. So präsentiert etwa das Startup-Projekt the Hundert aus Berlin in seiner aktuellen Ausgabe 100 erfolgreiche Gründerinnen aus 40 europäischen Ländern. Die Porträts zeigen die Vielfalt des Gründungsgeschehens und sollen auch andere Frauen dazu inspirieren, eigene Unternehmen aufzubauen. Von den spannenden Geschichten inspiriert, stellen wir euch hier drei österreichische Gründerinnen vor, von denen wir in der Zukunft sicher noch viel hören werden.

Pia Baurek-Karlic (Beavit)

(c) Baurek-Karlic (Facebook)
(c) Baurek-Karlic (Facebook)

Wie man auch als Mutter erfolgreich ein Startup führen kann, das weiß Pia Baurek-Karlic (28). Seit Sommer 2013 ist sie Geschäftsführerin des Apotheken-Lieferservice Beavit. Über die Plattform beavit.at können nicht-rezeptpflichtige Medikamente bestellt werden, die im Anschluss direkt vor die Haustüre geliefert werden. Seit 2015 ist Baurek-Karlic außerdem Mutter eines Sohnes. Der Spagat zwischen Selbständigkeit und Mutter-Dasein ist eine Herausforderung. Auch während der Karenz hat sie einige Aufgaben nicht aus der Hand gegeben und kümmerte sich zum Beispiel weiter um die Gehaltsabrechnungen ihrer Mitarbeiter oder den Kontakt mit wichtigen Geschäftspartnern. Kind und Karriere zu verbinden, funktioniert für sie hauptsächlich aufgrund moderner Arbeitsmodelle wie flexibler Zeiteinteilung und das Arbeiten im Homeoffice. Dass ein Kind für eine Frau zwangsläufig ein Karriere-Killer ist, glaubt Baurek-Karlic aber nicht. „Nach Abschluss der Familienplanung relativiert sich das alles wieder“, sagt sie.

Verena Mai (UniSpotter)

(c) Verena Mai (Facebook)
(c) Verena Mai (Facebook)

Für Verena Mai (27) war es nach der Matura gar nicht so einfach, das richtige Studium auszuwählen. In ihrer Familie hatte zuvor niemand studiert und auch in ihrem Bekanntenkreis befanden sich kaum Studenten. Schließlich entschied sie sich für das Bachelor Studium International Management, es folgte ein Entrepreneurship-Master in Frankreich. Bei einem Gründer-Workshop traf die gebürtige Vorarlbergerin dann auf ihren heutigen Co-Founder Christoph Trost. Auch er kannte die Schwierigkeiten der Studiensuche. 2016 brachten die beiden gemeinsam mit Roger Kerse UniSpotter auf den Markt. Die App soll nach Tinder Prinzip dabei helfen, das richtige Studienprogramm auszuwählen. Jetzt schon hat das Unternehmen einen Sitz in Wien und einen in Tallinn. Nach einem 200.000 Euro Investment im August sind Mai und ihre Co-Founder derzeit dabei, nach Deutschland zu expandieren.

(c) Anna Banicevic (Facebook)
(c) Anna Banicevic (Facebook)

Anna Banicevic (Zizoo)

Anna Banicevic hatte bereits sieben Jahre im Sales-Team von Google gearbeitet, als sie 2013 die online Bootsvermittlungsplattform Zizoo gründete. Zuvor hatte sie an der University of Leeds Politikwissenschaft studiert. Erst im Juli konnte das Startup aus der Schmiede das Axel Springer Plug and Play Accelerator eine Finanzierungsrunde in Millionenhöhe abschließen. Derzeit ist Zizoo in fünf Ländern aktiv und beschäftigt Menschen aus unterschiedlichsten Nationen. Diversität im Team ist Gründerin Banicevic besonders wichtig. „Die verschiedenen Hintergründe und Erfahrungen ergänzen sich in der Zusammenarbeit wunderbar“, sagt sie. Als Frau ein eigenes Unternehmen zu gründen, wäre ein Herausforderung gewesen. Umso mehr freute sich Banicevic, später auch weibliche Investoren mit an Bord holen zu können.

Die PDF-Version von the Hundert gibt’s hier.

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Lanbiotic: Grazer Startup entwickelt Pflegeprodukte für Neurodermitis und expandiert

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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