22.06.2016

Startups für Startups: 5 Marketing-Helfer aus Österreich

Von neuen Wegen der Kundenakquise bis hin zu innovativen Formen der Kundenbindung: Im Bereich Marketing bringen österreichische Startups Ideen, von denen wiederum andere Startups profitieren können. Der Brutkasten stellt euch fünf davon vor.
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(c) Fotolia-Rawpixel/ Das beste Produkt bringt einem nichts, wenn die Kunden nicht davon erfahren.

Es ist eine Binsenweisheit in der Wirtschaft: Das Produkt kann noch so gut sein – wenn es nicht gelingt, es zu den potenziellen Kunden zu bringen, bringt es dem Erfinder – zumindest finanziell – nichts. Und es kann noch schlimmer kommen: Jemand anderem, der mehr Ahnung von Vermarktung hat,  könnte der Erfolg mit einer Kopie des Produkts gelingen. Im Laufe der Geschichte sind nicht wenige geniale Erfinder arm gestorben –  und andere sind mit ihren Innovationen reich geworden.

+++ 7 große Erfindungen, an die am Anfang niemand geglaubt hat +++

Es ist schon in der Gründungsphase essenziell, sich mit Marketing zu beschäftigen.  Und weil dafür nicht jeder gleichermaßen begabt ist, sollte man nötigenfalls professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Was in dem Bereich möglich ist, geht über klassische Consulting-Agenturen weit hinaus. Diese fünf österreichischen Startups zeigen jeweils neue Wege.

App Radar: Im App-Store ganz oben stehen

In keinem Bereich gibt es so viele Startups wie bei Apps. Das verwundert nicht, denn Apps lassen sich mitunter auch mit sehr kleinem Budget programmieren. Und viele Vorbilder aus dem In- und Ausland zeigen, dass man mit einer guten App den großen Durchbruch schaffen kann. Bloß, diesen Plan verfolgen sehr Viele. Und so finden sich in den App-Stores jede Menge Konkurrenzprodukte, die ähnliches versprechen. Am Ende wählen die User eine App, die in der Liste ganz oben steht. Hier kommt das Grazer Startup appers mit ihrem App Radar ins Spiel: Durch passende Keywords und andere Maßnahmen wird die App im Store prominenter positioniert. Dann heißt es: Wer suchet, der findet deine App.

qonnect: Kundenbindung ohne Datensammeln

Von der App zum Real-Life-Laden. Es soll ja vorkommen, dass Founder es nicht mit einer App, sondern mit einem klassischen Geschäftslokal versuchen. Gerade spezialisierte Läden mit einer neuen Idee, sind auf eine größere Reichweite angewiesen, als nur die angrenzenden Häuserblocks. Und die Kunden müssen immer wieder kommen. Um nicht vergessen zu werden, muss man also mit ihnen in Kontakt bleiben. Bloß gibt kaum jemand gerne Adresse und Telefonnummer weiter. Die Lösung: Mit qonnect kann man ein Geschäft „adden“, etwa über einen QR-Code. Ohne die eigenen Daten weitergegeben zu haben, erhält man dann Neuigkeiten zu Aktionen und Angeboten. Eine kleine Ironie am Rande: qonnect vom niederösterreichischen Startup Ikangai ist selbst natürlich schon eine App.

Unverblümt: Klartext zu Marketing und Sales

Nein, es geht nicht um einen Blumenladen, sondern um das „unverblümte“ Gespräch. Die beiden Schwestern, die das Wiener Startup Unverblümt gefoundet haben, wollen also Klartext reden. Denn nur eine scharfe Stärken-Schwächen-Analyse bringt die richtige Grundlage für ein erfolgreiches Marketing. Ihre eigene Stärke sehen die Schwestern darin, dass sie Marketing und Sales in ein gemeinsames, abgestimmtes Konzept verpacken. Auch ein passendes Design und eine Corporate Identity kann man von Ihnen bekommen. Damit schon der Einstieg gelingt, bietet Unverblümt Coachings für Startups.

Redaktionstipps

Frux: Kundenakquise leicht gemacht

Wie findet man potenzielle Kunden? Das ist eine zentrale Frage im Marketing. Und ihre Bearbeitung kann sehr mühsam werden. Denn zuerst muss definiert werden, nach wem man eigentlich sucht und dann müssen entsprechende Kontakte herausgesucht werden. Erst dann kann man an die tatsächliche Akquise gehen. Das oberösterreichische Startup Zebra New Media schafft mit ihrer Software Frux Abhilfe. Das Programm findet etwa vergleichbare Firmen und deren Kontakte und analysiert so riesige Datenmengen. Als Nutzer bekommt man dann die Kontakte mit vielen Zusatzinformationen aufgelistet. So analysiert das Programm etwa auch die Entscheidungsgründe der potenziellen Kunden.

dvel: Die Kunden von Morgen entscheiden schon Heute

Ein wenig tanzt dvel in dieser Liste aus der Reihe – denn es ist nicht primär als Marketing-Tool gedacht. Die Social-Media-App mit Ursprung in Wien bietet Usern die Möglichkeit, über zwei Fotos abstimmen zu lassen. Das klassische Beispiel: Welches Kleid soll es heute sein? dvel bietet seinen Dienst allerdings auch Firmen an. Startups können da Fragen stellen, wie: Welches Design gefällt euch besser? Welches Logo sollen wir wählen? Auf diese Art kann schon in einer frühen Phase Aufmerksamkeit erregt werden. Die Bindung zu potenziellen Kunden wird erhöht, indem man sie in wichtige Entscheidungen einbindet.

+++ Dossier: Von Startups für Startups +++

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Grafiken zur Startup Entwicklung Österreich
Eigene Grafiken, Karte Rechts (c) ASM
mit Visuals

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Es ist das Jahr 2014, brutkasten wurde soeben gegründet. Im September launcht Bitpanda, damals noch unter dem Namen Coinimal, Runtastic bringt ein Fitnessarmband auf den Markt und Shpock steht kurz vor der Übernahme durch den norwegischen Medienkonzern Schibsted. Die Startup-Szene boomt.

Das alles ist heute zehn Jahre her. Eine lange Zeit, in der in der österreichischen Startup-Szene einiges passiert ist – Erfolgsstorys von großen Exits werden geschrieben, Investor:innen stecken Millionenbeträge in junge Unternehmen, staatliche Gesellschaften wie die FFG vergeben jährlich 100 Millionen Euro für Projekte von Startups. Aber auch Krisen wie die Covid-19-Pandemie erschütterten die Wirtschaft – immer wieder werden Startups insolvent.

All diese Veränderungen versucht der Austrian Startup Monitor (ASM) festzuhalten, hinter dem das Austrian Institute of Technology (AIT) steht. Durch jährliche Umfragen erhebt die Forschungseinrichtung wichtige Daten, die einen Überblick über die Welt der Startups liefern. Diese Daten wurden brutkasten exklusiv zur Verfügung gestellt. Wir haben uns an – gesehen, was sich in den letzten zehn Jahren in der österreichischen Startup-Szene verändert hat.

Gründungsland Österreich

Beginnen wir mit den Neugründungen. Insgesamt 277 Startups wurden 2014 – im Entstehungsjahr von brutkasten gegründet. Anschließend stieg die Anzahl der Gründungen jährlich, bis der Wert 2017 mit 379 Startups seinen bisherigen Höhepunkt erreichte.

Was die Daten des ASM ebenfalls zeigen, ist ein kleiner Rückgang im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie. Doch die Startup-Szene erholt sich schnell, bereits 2021 befinden sich die Neugründungen wieder auf Vorkrisenniveau. Aufgrund der vom AIT ausgewählten Suchstrategien, scheinen neu gegründete Startups erst mit einer zeitlichen Verzögerung bis zu zwei Jahren in den Daten auf. Doch für 2022 bis heute wird, ähnlich der Werte aus Deutschland, eine stabile Anzahl an Neugründungen erwartet  – wenn auch mit einem leichten Rückgang.

Investments: Mehr Deals, Gesamtsumme aber zuletzt rückläufig

Dass Startups über die Jahre vor allem wirtschaftlich immer relevanter werden, zeigen auch die Daten des jährlich erscheinenden EY Start-up-Barometer. Die Studie verrät, dass die Anzahl der Investments für österreichische Startups im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreicht hat. Noch nie zuvor wurden so viele Deals abgeschlossen.

Hier lohnt sich jedoch der Blick auf die Gesamtsumme der Investments. Denn 2023 waren die Investmentbeträge zum zweiten Mal rückläufig. Wie die Daten von EY zeigen, wurden 2023 zwar weit mehr Investments abgeschlossen als jemals zuvor, allerdings gab es keinen einzigen Großdeal im Umfang über 100 Millionen Euro.

2021 war die Anzahl an Investments zwar noch um einiges niedriger als 2023, allerdings katapultierte die Anzahl an Großdeals - wie etwa jene von Bitpanda oder GoStudent - die Summe in eine noch nie da gewesene Höhe. Über 1,2 Milliarden Euro wurde damals in Startups investiert  – mehr als die Hälfte davon alleine durch Großdeals.

Startups werden immer höher bewertet

Neben der Anzahl an Investments steigt auch die Bewertungen der Startups kontinuierlich. Aus den Daten des ASM geht hervor, dass die Investor:innen 2019 noch den Großteil der Startups mit weniger als 2,5 Millionen Euro bewertet haben. Doch bereits im Jahr darauf hat sich alles geändert: Mehr als die Hälfte der Startups erhielt eine Bewertung über dem Schwellwert. 

Seitdem sind die Bewertungen jährlich gestiegen. Im vergangenen Jahr kamen 44 Prozent der heimischen Startups auf eine Bewertung von mehr als fünf Millionen Euro  –  so hoch war der Wert noch nie. Einige Startups haben Bewertungen von über 100 Millionen Euro erreicht.

Startup-Gründung: eine Frage des Geldes

Insgesamt steigt zwar die Anzahl der Investments und auch die Bewertungen. Doch auf welche Finanzierungsformen setzen österreichische Startups überhaupt in welchem Ausmaß?

Die Daten zeigen: Bootstrapping bleibt nach wie vor häufigste Finanzierungsform. Zwei von drei Founder:innen finanzieren ihr Startup aus eigenen Mitteln. Allerdings ist der prozentuale Anteil an eigenfinanzierten Startups seit 2018 stark zurückgegangen. Vor sechs Jahren wurden noch 81 Prozent der Startups gebootstrappt - letztes Jahr waren es nur noch 66 Prozent.

Auch hier zeigt sich, dass öffentliche Förderungen aktuell wieder häufiger werden. Rund die Hälfte der Startups erhielt nationale Unterstützungen. Auch gaben mehr als ein Viertel der Startups an, sich aus dem Cashflow zu finanzieren. Daneben hat gut jedes vierte Startup einen Business Angel hinter sich. Hingegen spielen Finanzierungsmethoden wie Crowdfunding nur mehr eine sehr geringe eine Rolle.

Beliebte Branchen

Vor zehn Jahren war Künstliche Intelligenz noch weitaus weniger verbreitet als heute. Doch die Grundsteine waren bereits gelegt. Aus den Fortschritten im maschinellen Lernen gingen die ersten Pioniere hervor: 2014 übernahm Google das Startup DeepMind und bald danach wurde auch OpenAI gegründet - das Unternehmen hinter der beliebtesten KI ChatGPT. Es sollte aber noch einige Jahre dauern, bis KI auch die österreichische Startup-Szene umkrempelt.

Was aus der Grafik hervorgeht ist, dass IT & Software prozentual gesehen nach wie vor die dominierende Branche bleibt. Startups in der Branche der Life Sciences bekamen in den vergangenen Jahren starken Zuwachs. Ein Rückgang hingegen gab es bei den Anteilen an Hardware-Startups. Sie verlieren über die Jahre immer mehr an Bedeutung – verhältnismäßig setzen sich auch immer weniger Jungunternehmen in der industriellen Technologie an.

Dass Life-Science-Startups beliebter werden, zeigt sich auch bei den Gründungsformen. Akademische Startups, also Unternehmen, die als Spin-Off an einer Universität oder an einer Fachhochschule entstanden sind, machen heute knapp ein Viertel aller Gründungen aus. Aber dennoch: Mehr als jedes zweite Startup wird weiterhin unabhängig gegründet.

Frauen in den Gründungen

Auch der Frauenanteil in den Gründungsteams verändert sich. Nach den Daten des ASM waren vor sechs Jahren nur rund zwölf Prozent der Gründer:innen Frauen, während insgesamt 29 Prozent der österreichischen Gründungsteams zumindest eine Frau im Team hatten.

Bis 2022 stieg der Frauenanteil in den Gründungsteams auf rund 39 Prozent, bevor er vergangenes  Jahr wieder leicht zurückging. Der Anteil der Gründerinnen insgesamt hat sich bei etwa 17 Prozent eingependelt – auch dieser Wert ist leicht rückläufig.

Startups-Teams wachsen

Anhand der Anzahl der Mitarbeiter:innen zeigt sich: Startups wachsen. Vor sechs Jahren, also 2018, waren durchschnittlich 8,2 Mitarbeitende pro Startups angestellt. Nur drei Jahre später, 2021, waren es mit 12,3 Mitarbeiter:innen bereits um die Hälfte mehr. Auch im vergangenen Jahr waren durchschnittlich wieder 12,3 Mitarbeitende pro Startup angestellt.

In welchen Bereichen werden Mitarbeitenden eingesetzt? Am meisten gefragt ist nach wie vor IT und Softwareentwicklung. Jährlich gaben mehr als 40 Prozent der heimischen Startups an, dass sie hierbei Probleme in der Besetzung haben – 2022 war es sogar die Hälfte aller Startups.

Auch Positionen im Sales und in der Produktentwicklung sind gefragt – mehr als ein Viertel der Startups sucht ergiebig nach Angestellten.

Finanzielle Realität

Doch wie viel Umsatz machen die Startups am Ende des Jahres wirklich? Die Antwort wirkt etwas ernüchternd: Nach wie vor geben etwas mehr als ein Viertel der heimischen Startups an, keinen Umsatz zu machen. Ein weiteres Viertel hingegen äußert, dass sie einen Umsatz bis 50.000 Euro hatten – auch dieser Wert bleibt über die Jahre unverändert.

Immerhin kann die andere Hälfte von sich behaupten, einen Umsatz zu erwirtschaften, der darüber liegt. Nicht nur das, auch gibt mehr als jedes zehnte Startup an, bereits einen Umsatz über einer Million Euro zu haben.

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Die Daten, die wir für diesen Artikel verwenden, wurden dem brutkasten vom Austrian Startup Monitoring (ASM) zur Verfügung gestellt, sowie vom EY Start-up Investment Barometer Österreich 2023 abgerufen. Das ASM wird vom Austrian Institute of Technology (AIT) an der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt. Jährlich befragt die Forschungseinrichtung die österreichische Startup-Szene empirisch. https://austrianstartupmonitor.at/


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